
Der Theologe und Pfarrer Don Alfredo Morselli spricht mit gewohnter Offenheit über die Götzendienerei im Vatikan und regt einen Exorzismus an, um den Vatikan zu reinigen. La Fede Quotidiana führte mit ihm ein Interview.
FQ: Teilen Sie den Appell von Katholiken, die götzendienerische Handlungen während der Amazonassynode beklagen. Betrachten auch Sie sie als solche?
Don Morselli: Ich wüßte nicht, wie man Kulthandlungen zur Anbetung von Realitäten, die nicht Gott sind, sonst nennen sollte.
FQ: Einige bestreiten es, z.B. Bischof Felipe Arizmendi Esquivel, der emeritierte Bischof von San Cristobal de las Casas in Mexiko.
Don Morselli: Ich weiß: Er sagte, daß „sie keine Göttinnen sind; es hat keine götzendienerische Anbetung gegeben. Sie sind Symbole der amazonischen Realitäten und Erfahrungen, mit kulturellen und auch religiösen Begründungen, aber keine Anbetung, weil die nur Gott zukommt“. Das erinnert mich an einen bestimmten Priester, der am Freitag zum Abendessen eingeladen war. Als ihm Fleisch serviert wurde, segnete er – um seine Gastgeber nicht in Verlegenheit zu bringen – das Gericht mit den Worten: „Ich taufe dich Kabeljau“. Genau das ist jetzt geschehen: Sie haben die Götzen „Kabeljau“ getauft.
FQ: Warum handelt es sich um Götzendienst?
Don Morselli: Der heilige Thomas von Aquin definiert als Anbetung eine Kulthandlung, bei der man seinen Körper einsetzt, um Gott zu verehren, und da wir aus zwei Naturen bestehen, einer intellektuellen und einer gefühlsmäßigen, müssen wir Gott eine doppelte Anbetung entgegenbringen: die spirituelle, die in der ganzen Hingabe der Seele besteht; und die körperliche, die in der äußeren Demütigung des Körpers besteht (S. Th. II–IIae q. 84 a. 2 co.). In den Vatikanischen Gärten haben sie sich mit dem Gesicht auf den Boden geworfen, mit dem Hinterteil in der Luft: Das war eindeutig eine „äußere Demütigung des Körpers“ (und eine Demütigung der Augen der Zuschauer), das war eine Handlung der Anbetung. Im Petersdom wurde sie in Prozession mit Liedern und Gebeten herumgetragen…
FQ: Kann man es nicht, wie Bischof Arizmendi Esquivel, als „Symbol einer Erfahrung“ und daher nicht als Götzen betrachten?
Don Morselli: Um Götzendiener zu sein, muß man nicht einen Götzen, den man verehrt, für einen Götzen halten. Es genügt, etwas anzubeten, was nicht Gott ist. Jesus befahl dem Teufel: „Du wirst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen“(Mt 4,10; Lk 4.8) Ihm allein! Die Pachamama, man nenne sie „Göttin“, nenne sie „Erfahrung“, nenne sie „Wert“, aber es ist nicht „Er allein“. Man wirft sich nicht davor nieder!
FQ: Don Bux sagte, daß der Petersdom exorziert werden sollte. Was denken Sie darüber?
Don Morselli: Wie könnte ich einem so herausragenden Gelehrten widersprechen? Zudem sagt die Heilige Schrift: „Die Götter der Nationen sind Dämonen“ (Ps 95,5). Und: „Sie opferten Geistern, die keine Gottheiten sind, und Göttern, die sie früher nicht kannten, Neulingen, die erst vor kurzem gekommen waren, vor denen eure Väter sich nicht fürchteten“(Dt 32,17). In jedem Fall, wenn wir die verschiedenen Skandale betrachten, dann braucht es nicht nur einen Exorzismus: Es wäre angebracht, das Regenwasser zu segnen, wenn es in Rom regnet. Damit geht es schneller und es wird der ganze Vatikan exorziert und nicht nur der Petersdom. Ich spreche – damit es klar ist – vom menschlichen Elend einiger Kirchenmänner und nicht von der Heiligen Kirche. Und ich glaube, daß die Kirchengeschichte immer, wie Johannes Paul II. sagte, eine „Geschichte der Heiligkeit“ ist – auch heute.
FQ: Könnte man die Pachamama-Rituale nicht als einen Akt der Inkulturation des Glaubens sehen?
Don Morselli: Kardinal Biffi sagte, Kultur kommt von kultivieren, und kultivieren ist eine Sache, die gut und ordentlich zu machen ist. Es ist nicht alles Zivilisation, was ein Volk an Kultur hervorbringt, sondern nur, wenn ein Volk sich selbst gemäß der Wahrheit kultiviert. Nur Gott „hat alles gut gemacht“ (Mk 7,37), aber der Mensch kann infolge der Erbsünde und der Einwilligung zu den teuflischen Verführungen sündige Handlungen hervorbringen, die sich in den allgemeinen Praktiken eines Volkes niederschlagen können. Und das ist nicht Zivilisation: Götzendienst und Pantheismus können nicht als solche betrachtet werden.
FQ: Rechnen sie damit, zum wiederholten Male als Feind des Papstes beschuldigt zu werden?
Don Morselli: Ich habe den Geist der Dubia von Kardinal Caffarra geerbt: Dem Papst kann man Fragen vorlegen, aber man setzt ihn nicht ab und bekämpft ihn nicht. So wie man in der Politik, als man keine Argumente mehr hatte, jene „Faschisten“ nannte, die keine Kommunisten waren, so schreit man heute „Feind des Papstes“. Aber ich bin ein Freund des Papstes, aller Päpste, von Petrus bis Franziskus, im Gegensatz zu jenen, die in der Vergangenheit gegen Johannes Paul II. und Benedikt XVI. rebelliert haben und jetzt Franziskus auf den Schild heben. Man kann nicht den Papst mit dem Papst austreiben und das ordentliche Lehramt in einem Geist des Bruchs lesen. Die Glaubensdoktrin ist in ihrer widerspruchslosen Gesamtheit anzunehmen.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
„Die Götter der Nationen sind Dämonen.“