(Mexiko-Stadt) Msgr. Felipe Arizmendi, der emeritierte Bischof der Problemdiözese San Cristobal de las Casas im mexikanischen Chiapas, meldete sich erneut zu Wort, um – mit Blick auf die bevorstehende Amazonassynode – die Einführung eines verheirateten Priestertums zu verteidigen. Die Zusammenhänge offenbaren die Bedeutung dieser Wortmeldungen, die ihm aller Wahrscheinlichkeit die persönliche Ernennung zum Synodalen durch Papst Franziskus einbringen werden.
In seiner jüngsten Kolumne in der Tageszeitung Diario de Yucatan vom 27. Juni paßt sich Msgr. Arizmendi der „Parteilinie“ an, wie sie derzeit in Rom ausgegeben wird. Er vermittelt zunächst den Eindruck einer leidenschaftlichen Verteidigung des Zölibats, um dann aber herauszustreichen, daß die Zulassung verheirateter Männer zur Priesterweihe eine „notwendige Ausnahme“ nur für ein „bestimmtes Gebiet“ sei.
„Nur“ eine begrenzte Zölibatsabschaffung
Die faktische Abschaffung des Zölibats für Priester des Amazonas-Regenwaldes öffne daher, so Bischof Arizmendi, keineswegs die Tore für die Einführung eines verheirateten Priestertums in anderen Teilen der Kirche.
Doch damit beginnt die Argumentationsführung ins Stottern zu geraten. Die Ausweitung der „Sondererlaubnis“ über das umrissene „Sondergebiet“ hinaus ist von Anfang an geplant, wie Aussagen von Synodenorganisatoren, päpstlichen Vertrauten und Papst Franziskus selbst belegen. Die Rede war wiederholt vom Amazonas-Tiefland und „ ähnlichen“ Gebieten. Ausdrücklich genannt wurden dabei das Kongo-Becken und die Südsee. Die Erweiterung betrifft aber nicht nur spezielle geographische Exotica (siehe auch Talisman-Wörter von Papst Franziskus). Ihnen wurde nachweislich die Bedarfsfrage hinterhergeschoben. Die „Sondererlaubnis“, so die Absicht, könne durch die örtlichen Bischofskonferenzen auf weitere Gebiete ausgeweitet werden, in denen durch „Priestermangel“ ein „Notstand“ herrsche. Um es im Klartext zu sagen: Die angebliche „Sondererlaubnis“ ist theoretisch bereits für die ganze Welt angelegt.
Die Dezentralisierung, die ein erklärtes Wesensmerkmal des derzeitigen Pontifikats ist, betont, keine generellen Gesetze für die Weltkirche einführen oder ändern zu wollen. Die einzelnen Bischofskonferenzen könnten nach Bedarf entscheiden. Rom ermögliche „nur“, diese „neuen Wege“ zu gehen, ohne sie selbst einzuführen. Für diese Strategie wurde Papst Franziskus bereits scharf kritisiert. Es wird ihm eine unehrliche Haltung vorgeworfen, die mit Zweideutigkeiten und Verschleierung arbeite.
Die Wirklichkeit dieser Strategie wurde am Beispiel des umstrittenen nachsynodalen Schreibens Amoris laetitia sichtbar. Papst Franziskus schrieb, geradezu verstohlen, die von Kardinal Walter Kasper diktierte, progressive Agenda in eine Fußnote und selbst dort verschleiert. Deutlichere Worte waren auch nicht notwendig, wenn man sich unter Seinesgleichen versteht. Die progressiven Bischöfe verstanden. Der Papst erteilte ihnen grünes Licht. Seither gibt es Länder, in denen die progressive Agenda durch faktische Anerkennung von Scheidung und Zweitehe gilt, und Länder, in denen an der überlieferten Ehelehre festgehalten wird. Und alles unter dem Dach der einen, katholischen Kirche.
Kaspers Primat der Praxis
Die Strategie wird von kritischen Stimmen, selbst im Vatikan, mit dem Wort „Hinterhältigkeit“ beschrieben. Die Modernisten, die in den vergangenen 55 Jahren mit einem Teil ihrer Agenda gescheitert sind, vermeiden die direkte Konfrontation, die eine Änderung von Lehre und Gesetz der Kirche mit sich brächte – und ein erneutes Scheitern wahrscheinlich machen würde. Der Primat der Praxis über die Theorie – warum ein Gesetz ändern, wenn durch die stillschweigende, faktische Änderung der Praxis dasselbe Ergebnis erzielt werden kann –, wie ihn Kardinal Kasper, der Spiritus rector des aktuellen Pontifikats, vertritt, schafft unausgesprochen, vollendete Tatsache, weil seine Verfechter Schlüsselpositionen einnehmen. Die alles entscheidende Voraussetzung zur Umsetzung dieser Strategie war jedoch die Eroberung der Cathedra Petri, was nach dem „langen Pontifikat“ von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in den Augen der alt gewordenen kirchlichen 68er schon gar nicht mehr möglich schien, aber durch den überraschenden Amtsverzicht von Benedikt XVI. im allerletzten Augenblick doch noch möglich wurde. Dieser „letzte Drücker“ wird wiederum emblematisch an der Gestalt von Kardinal Kasper deutlich. Der deutsche Kardinal konnte durch eine seltsame Gunst der Stunde, wegen läppischer drei Tage – obwohl zu Konklave-Beginn bereits 80 Jahre alt – doch noch an der Papst-Wahl teilnehmen und seinen entscheidenden Einfluß, wie sich zeigen sollte, geltend machen konnte.
Neben der Öffnung der Tür zur faktischen Anerkennung von Scheidung, Zweitehe und Homosexualität soll nun die Abschaffung des priesterlichen Zölibats und die „Öffnung“ des Weihesakraments für Frauen folgen. Diese Agenda ist nicht neu. Sie stammt bereits aus den 60er Jahren. Alle Hauptexponenten sind deshalb auch schon 75 und älter. Erst gestern kritisierte Kardinal Walter Brandmüller die Agenda der Amazonassynode als eine „Neuauflage des klassischen Modernismus“ (siehe auch die Analyse von Prof. Roberto de Mattei).
Msgr. Arizmendi, der seit seiner Emeritierung die Anpassung an die progressive Agenda offenbart, relativiert selbst seine einschränkenden Worte zur Tragweite der „begrenzten“ Zölibatsabschaffung. Es gehe, so der Bischof sinngemäß, auch gar nicht um das Aufstoßen von Türen, denn „es gibt seit Jahrhunderten verheiratete Priester in der orthodoxen Kirche, die so katholisch sind wie wir“.
Die Anspielung gilt den mit Rom unierten Ostkirchen. Die Frage, warum die orthodoxen Kirchen im Gegensatz zur römischen Kirche das zölibatäre Priestertum nicht durchgehalten haben, wird ebensowenig gestellt, wie a priori der orthodoxe Weg als der anscheinend bessere Weg angenommen wird. Warum dem aber so sein sollte, und daß beide so unterschiedlichen Wege nicht gleichwertig sein können, wird nicht thematisiert. Mit gutem Grund. Genau dieser Auseinandersetzung soll ja aus dem Weg gegangen werden.
Gescheitertes Chiapas-Experiment für Franziskus Referenzpunkt für den Amazonas
Warum aber spielen die jüngsten Wortmeldungen von Msgr. Arizmendi im fernen Mexiko eine Rolle für die Amazonassynode und die Zölibatsfrage?
Weil Papst Franziskus das Bistum San Cristobal de las Casas, das Msgr. Arizmendi bis vor kurzem leitete, in der Frage der Zulassung verheirateter Männer zum Priestertum als Bezugspunkt nannte – erstmals im April 2014, als er den österreichischen Missionsbischof und Zölibatsgegner Erwin Kräutler in Audienz empfing. Kräutler erwähnte anschließend in einem Zeitungsinterview, der Papst habe „ein mexikanisches Bistum“ als Referenzpunkt genannt. Und hier schließt sich der Kreis. Die Audienz für Kräutler ist der erste faßbare Auftakt zur Amazonas-Agenda.
Das Besondere am Bistum San Cristobal de las Casas, das Papst Franziskus zu interessieren scheint und vor ihm schon viele Modernisten faszinierte, reicht in die Zeit des Vorgängers von Bischof Arizmendi zurück. Der 2000 verstorbene Bischof und Befreiungstheologe Samuel Ruiz Garcia setzte in der indianisch geprägten und vom marxistischen Guerilla-Aufstand zerrütteten Diözese das sogenannte Chiapas-Experiment um. Die Förderung von Priesterberufungen vernachlässigte er und baute stattdessen das verheiratete Diakonat aus, samt einer kuriosen Einbindung der Ehefrauen in die Ordinierung der Männer. Am Ende seiner Amtszeit war der Priesterstand im Bistum heillos überaltert, dafür kamen auf jeden Diözesanpriester 14 verheiratete Diakone (dazu noch ihre irgendwie „mitordinierten“ Frauen). Ihre Ausbildung erfolgte über ein theologisches Schmalspurprogramm. Spät aber doch setzte Rom Mitte der 90er Jahre dem marxistisch geprägten Umbau des Bistums ein Ende. Zum Nachfolger wurde Msgr. Arizmendi ernannt und die Weihe von verheirateten Diakonen durch Rom verboten.
Die Förderung von Priesterberufungen unter Arizmendi, wie vom Vatikan verordnet, zeitigte bald Erfolge, die Ruiz Garcia immer für ausgeschlossen erklärt hatte, weil den Indios angeblich der Zugang zum zölibatären Priestertum fehle. Die gleichen Behauptungen sind seit Jahren im Zusammenhang mit den Amazonas-Indios zu hören. Als Arizmendi das Bistum übernahm, war von 66 Priestern keiner indianischen Abstammung. Als er emeritiert wurde, waren es unter 107 Priestern bereits 15 Indios. Im Priesterseminar gab es anfangs kaum noch Seminaristen, heute sind es 63. Die Hälfte von ihnen Indios.
Allerdings zeigt sich im nachhinein, daß Msgr. Arizmendi zwar die römischen Vorgaben erfüllte, selbst aber anderen Geistes Kind ist. Papst Franziskus hob das für das Bistum geltende Verbot, „viri probati“ zu Diakonen zu weihen, wieder auf. Arizmendi, nun emeritiert, verteidigt zwar sein Wirken als Bischof von San Cristobal de las Casas. Und obwohl er innerhalb weniger Jahre die Argumente, mit denen sein Vorgänger Ruiz Garcia ein „anderes“ Priestertum anstrebte, widerlegen konnte, unterstützt er heute für den Amazonas, wenn auch „nur dort“, den falschen Weg seines Vorgängers.
„Die Bedingungen in der Amazonas-Region sind sehr verschieden [vom Chiapas]. Aus diesem Grund ist es möglich, daß man dort diese Ausnahme [eines verheirateten Priestertums] gewährt, die nur für sie wäre.“
Arizmendi brachte sich mit der gestern veröffentlichten Kolumne auf „Parteilinie“, indem er den Ausnahmecharakter einer auf den Amazonas beschränkten Sondererlaubnis herausstrich. Diese Betonung erfolgt derzeit verstärkt und scheint taktischen Überlegungen geschuldet, um die aufkommende Unruhe in der Kirche wegen der Amazonassynode kontrollieren zu können.
Wie die „Sondergenehmigungen“ der progressiven Agenda enden, ist durch das Beispiel der Handkommunion ausreichend bekannt.
So darf eine Vorhersage gewagt werden. Bischof Felipe Arizmendi dürfte von Papst Franziskus persönlich zum Synodalen der Amazonassynode ernannt werden. Man wird seine Erfahrung, die er derzeit über seine ständige Kolumne im Diario de Yucatan zum Besten gibt, nicht missen wollen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Diario de Yucatan (Screenshot)
Auch in der ev. ‚Kirche‘ wurde der Zölibat offiziell nie abgeschafft.
Der Titel dieses Artikels hat mich sehr zum Schmunzeln gebracht.
Oder so: „Nein, er soll nicht abgeschafft werden, aber auch nicht beibehalten werden.“ Zu erwartender Fußnotenteil: nicht unbedingt, nicht in jedem Falle, nicht generell, optional, im Einzelfall, nach Erfordernis, nicht mit ganzer Härte, nur zur Erprobung, divers, bereichernd, gemäß einer sich verändernden Welt … ]
Das wäre dann so ziemlich genau O‑Ton von P. Franziskus.
Oder so:
„Nein, er soll nicht abgeschafft werden.“ (Gesagtes)
Er ‚wird‘ abgeschafft. (Gemeintes, Umgesetztes)
Das Gemeinte wird nicht in Worte gefasst, es wird nur umschrieben; aber eben konkret umgesetzt. So will man die gesamte alte Kirche zu Fall bringen.
Genau so ist es. Dogmen und Kirchenrecht bleiben textlich unverändert, aber unbeachtet. Sie verstauben unbeachtet im Regal, formen real die Lebenswirklichkeit in der Kirche nicht mehr, dies erledigen „Aktivisten“, die „mutig“ nach „vorn“ preschen, schmunzelnd geduldet vom Episkopat. Natürlich kann man an seinen Bischof schreiben und protestieren, man bekommt (wenn überhaupt) dann eine Standartantwort, die aus Textbausteinen besteht – irgendwann werden’s schon mit dem Beschweren aufhör’n, die Leut‘…
Natürlich darf auch zukünftig jeder Priester zölibatär leben – keine Frage – er setzt sich dann halt nur dem Verdacht aus, etwas seltsam zu sein und nicht mehr „den Geruch der Herde“ zu haben (Motto: „Kann er wirklich die Sorgen und Nöte von Eltern und Ehepaaren verstehen?“). Mithin wird der zukünftige Priester generell heiraten (wen auch immer, wir wollen doch niemanden diskriminieren, nicht wahr?), schon, um nicht etwa bei „engagierten Lai*inn*en“ als verschrobener, skurriler Schrat zu gelten, dem sein Bischof leider keine Gemeinde anvertrauen kann…
„Abschaffen“ ist auch so ein Wort menschlich selbstgefälliger Mächtigkeit. Sie kennen gar kein Gesetz und keinen Gott mehr.
Konnotation 1: „Deutschland schafft sich ab.“
Konnotation 2: „Wir schaffen das.“
Es werden in diesem Zusammenhang immer nur *Nachteile* des Zölibats thematisiert.
Indessen sollte man auch mehr die *Vorteile* in den Blick fassen.
Die in einer Privat-Offenbarung aus der Heiligen Stadt dargelegt bei:
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https://www.wiwi.uni-siegen.de/merk/stilling/downloads/nachtod_theo_jst/zoelibat_nutzen.pdf
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Man darf sich das für private Zwecke anonym und kostenlos downloaden.
Die Lösung des Mangels ist nicht die Abschaffung ausgerechnet des Zölibats, sondern die Abschaffung der akademischen Ausbildung als Vorraussetzung zum Priesteramt. Die Theologie unserer zeitgenössischen Prägung hat für den Glauben und seine Vermittlung längst keinen Mehrwert oder Nutzen mehr.
Jetzt bei der Aufhebung des Zölibats schreit man wieder.
Frage, wo waren alle als in Assisi Jesus Christus so massiv verraten wurde ?
Als Joh Paul den Koran geküßt hat und und und ….. ?
Das alles ist doch jetzt nur der beschleunigte Untergang, sonst nichts.
Die vielen unsittlich lebenden Menschen mit bis zu 7 Lebensabschnitts-Intimpartnern können sich ein Leben ohne Ausübung der Sexualität gar nicht mehr vorstellen. Bei diesem Thema werden sie aggressiv und unterstellen den Priestern ein ebenso unsittliches Leben, wie sie selbst es führen, nur eben versteckter. Ich habe den Eindruck, aus Ihnen spricht der pure Neid, dass es Männer gibt, die sich nicht haben sex-süchtig, sex-abhängig machen lassen.
Wo ist denn der Intimverkehr immer pure Hingabe an den Ehepartner? In meinem Freundes- und Bekanntenkreis fühlen sich die Frauen oft eher benutzt. Der Individualismus, den man heute so hochschätzt ist oft nichts weiter als der reinste Egoismus. Die Gespräche selbst der Ehepartner sind erschreckend oberflächlich, flach – weit, sehr weit entfernt von gegenseitiger Hilfe zum Heiligwerden.
Und dann das dümmliche Argument „Wie kann einer Ehepartner beraten, der selbst nichts vom Intimverkehr weiß?“ Natürlich kann ich Selbstmordkandidaten beraten und selbstverständlich nur dann, wenn ich selbst noch nicht aus dem 10.Stockwerk gesprungen bin.