(Washington) Die Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz der USA wird mit großer Spannung erwartet, seit bekannt wurde, daß über ein mögliches Kommunionverbot für Abtreibungspolitiker entschieden werden soll. Die Brisanz von weltweiter Bedeutung liegt darin, daß ein solches Verbot in erster Linie auf US-Präsident Joe Biden abzielt.
Der seit vergangenem Januar amtierende US-Präsident präsentiert sich, so auch besonders im Wahlkampf, als „frommer Katholik“, vertritt aber in der Gesellschaftspolitik eine linke Agenda (Abtreibung, Homosexualisierung, Gender-Ideologie), die mit der kirchlichen Morallehre unvereinbar ist. Diesen Widerspruch halten viele Katholiken, aber auch Bischöfe in den USA für unerträglich. Daher drängen sie auf eine Klärung.
Die Vollversammlung der Bischöfe wird wegen der Corona-Maßnahmen vom 16. bis 18. Juni als Videokonferenz stattfinden. Eine progressive Minderheit unter der Führung der Kardinäle Blase Cupich (Chicago) und Joseph Tobin (Newark), die politisch der Demokratischen Partei und kirchlich Santa Marta nahesteht, versucht eine Entscheidung zu torpedieren. Dafür wurde auch bei Papst Franziskus interveniert, der die Glaubenskongregation mobilisierte.
In einem Schreiben vom 7. Mai an den Vorsitzenden der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof José Horacio Gómez von Los Angeles, übermittelte Glaubenspräfekt Luis Kardinal Ladaria SJ „Empfehlungen“ für die Entscheidungsfindung, die so viele Hindernisse in den Weg legen, daß eine Entscheidung für ein Kommunionverbot unmöglich wird. Anders ausgedrückt: Papst Franziskus eilt US-Präsident Biden zu Hilfe, um ihn vor einem öffentlichen Ansehensverlust zu retten.
Zur Rettungsaktion gehört der Brief von 60 der 274 Bischöfe der US-Bischofskonferenz an Erzbischof Gómez, auf eine Entscheidung in der Frage zu verzichten.
Am 8. Juni bekräftigte die Pressestelle des Generalsekretariats der Bischofskonferenz in einer Erklärung, daß die Frage eines Kommunionverbots für Abtreibungspolitiker weiter auf der Tagesordnung steht. Mehr noch: Die Frühjahrsvollversammlung werde auf der Internetseite der Bischofskonferenz und sozialen Netzwerken übertragen. Unter sechs Themen wird das brennende Kommunionverbot an fünfter Stelle genannt. Offiziell lautet es: „Genehmigung des Entwurfs einer formellen Erklärung über die Bedeutung der Eucharistie im Leben der Kirche“.
Dem Anliegen der 60 Bischöfe wurde damit nicht entsprochen. Der Druck, der von Rom und der McCarrick-Fraktion ausgeübt wird, ist groß. Es ist daher noch nicht gesagt, daß das Kommunionverbot tatsächlich behandelt wird. Und selbst wenn es behandelt werden sollte, steht noch nicht fest, daß es zu einer Entscheidung über die von einer eigens eingesetzten Kommission vorbereiteten Erklärung kommen wird.
Im Episkopat der USA findet ein Tauziehen statt, das von Bedeutung für die gesamte Weltkirche ist.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons