(Washington) Am vergangenen Montag, dem 1. März, fand das erste, zumindest virtuelle Treffen zwischen US-Präsident Joe Biden und Mexikos Bundespräsident Andrés Manuel López Obrador statt. Biden bekundete dabei am Ende seine Verehrung für Unsere Liebe Frau von Guadalupe (siehe Video). Die Reaktionen darauf fielen gemischt aus.
Mexikos Bischöfe veröffentlichten eine Erklärung, von der katholische Kommentatoren in den USA meinen, es wäre besser gewesen, sie hätten sie nicht abgegeben. Ein US-Bischof wagte noch deutlichere Worte.
Biden erzählte Obrador, 2012, als er Vizepräsident der USA war, das Marienheiligtum von Guadalupe besucht zu haben. Obrador war damals linker Oppositionsführer im mexikanischen Bundesparlament. Er bewahre, so Biden, immer noch einen der Rosenkränze auf, die einer seiner Söhne für dessen Bruder gekauft hatte, der an Krebs erkrankt war und später daran gestorben ist. Den Kauf tätigte Hunter Biden für seinen Bruder Beau Biden, der damals Justizminister und Generalstaatsanwalt des Staates Delaware war.
Die Mexikanische Bischofskonferenz zeigt sich in einer Erklärung stolz darüber, daß die Verehrung der Jungfrau von Guadalupe „in verschiedenen Kulturen so weit verbreitet“ sei. Zudem äußerten Mexikos Bischöfe die Hoffnung, daß „alle, die ein öffentliches Amt innehaben, von unserer Mutter in ihrer Art zu leben und zu dienen erleuchtet werden“.
Ganz anders reagierten US-amerikanische Prälaten, darunter Bischof Rick Stika von Knoxville in Tennessee. Auf Twitter schrieb er:
„Es ist sehr traurig, daß der Präsident gerne seinen Rosenkranz herausnimmt und seine Verehrung Unserer Lieben Frau von Guadalupe herumzeigt, während er einen ihrer Titel vergißt: ‚Unsere Liebe Frau des Lebens‘. Er zeigt seinen katholischen Hintergrund gerne, wenn es ihm paßt. Sehr unehrlich!“
In einem weiteren Tweet beklagte Bischof Stika:
„Wie können Sie die Bindung anderer zur katholischen Kirche beurteilen? Wir beurteilen nicht ihre Worte, sondern ihre Taten: Herr Biden fördert die uneingeschränkte Abtreibung, doch was macht er? Er erwähnt bei einem Treffen mit dem mexikanischen Präsidenten die Gottesmutter von Guadalupe und zeigt den Rosenkranz.“
Der amerikanische Präsident war bereits vom Erzbischof von Kansas City, Joseph Naumann, nachdrücklich gerügt worden, sich nicht mehr als „frommer Katholik“ zu bezeichnen, und ermahnt, nicht vorzutreten, „um die heilige Kommunion zu empfangen“. Bischof Naumann ist Vorsitzender des Pro-Life Activities Committee der Amerikanischen Bischofskonferenz, das für Fragen und Initiativen zum Schutz ungeborener Kinder zuständig ist:
„Wenn er [Biden] sagt, er sei ein frommer Katholik, haben wir Bischöfe die Verantwortung, ihn zu korrigieren. Obwohl die Menschen diesem Präsidenten Macht und Autorität gegeben haben, kann er nicht definieren, was es heißt, katholisch zu sein, und was katholische moralische Lehre ist.
Was er jetzt tut, ist die Rolle der Bischöfe an sich zu reißen und die Menschen zu verwirren. Er erklärt, daß er katholisch ist und die Menschen zwingen wird, die Abtreibung durch ihre Steuergelder zu unterstützen. Die Bischöfe müssen ihn korrigieren, da der Präsident gegen den katholischen Glauben handelt.“
Beide Präsidenten sind politisch links angesiedelt. Obrador, dem Biden sein Katholischsein ausbreitete, ist seit 2018 im höchsten Staatsamt. Sein Linksbündnis hat gute Aussichten, im kommenden Herbst die Parlamentswahlen zu gewinnen. Wie Biden fördert auch Obrador die Tötung ungeborener Kinder durch Legalisierung der Abtreibung (siehe dazu sinnigerweise Der schwarze Tag von Guadalupe).
Im Oktober 2020 schrieb der mexikanischen Staats- und Regierungschef Papst Franziskus einen Brief. Darin forderte er Franziskus im Sinne des antikolumbianischen Amerikanismus auf, die Kirche solle sich bei den „ursprünglichen Völkern“ entschuldigen. Damit stellte er implizit die ie Christianisierung des Kontinents nach der Entdeckung Amerikas in Frage. Eine Antwort des Papstes ist nicht bekannt. Nur wenige Wochen zuvor nannte Obrador Franziskus „einen der besten Päpste in der Geschichte der Kirche“.
Text: Giuseppe Nari
Bild: Youtube (Screenshot)