Pastorale Willkür statt lehramtlicher Treue – der deutsche Sonderweg eskaliert

Fiducia (supplicans) contra fidem


Homo-Agenda

Die jüngst ver­öf­fent­lich­te pasto­ra­le Hand­rei­chung „Segen gibt der Lie­be Kraft – Seg­nun­gen für Paa­re, die sich lie­ben. Hand­rei­chung für Seelsorger*innen“ hat abge­se­hen von der schon für sich skan­da­lös ent­lar­ven­den Ent­stel­lung der deut­schen Spra­che einen neu­en Kon­flikt zwi­schen der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz (DBK) und dem römi­schen Dik­aste­ri­um für die Glau­bens­leh­re ent­facht – obwohl bei­de Sei­ten beto­nen, zuvor in Kon­takt gestan­den zu haben. 

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Das Doku­ment ent­hält pasto­ra­le Richt­li­ni­en zur Seg­nung von Paa­ren, die nicht sakra­men­tal ver­hei­ra­tet sind – dar­un­ter auch Homo-Paa­re. Es wur­de von der soge­nann­ten „Gemein­sa­men Kon­fe­renz“ ver­ab­schie­det, einem Gre­mi­um aus zehn Bischö­fen und zehn Ver­tre­tern des Zen­tral­ko­mi­tees der deut­schen Katho­li­ken (ZdK), das rechts­wid­rig den Anspruch erhebt, eine Art deut­sches Kir­chen­par­la­ment zu bil­den. Laut der am 23. April 2025 ver­öf­fent­lich­ten Mit­tei­lung rich­tet sich der Text als Emp­feh­lung an die Diö­ze­san­bi­schö­fe; sei­ne Umset­zung liegt im Ermes­sen des jewei­li­gen Ordinarius.

Der Prä­fekt des Glau­bens­dik­aste­ri­ums, Kar­di­nal Víc­tor Manu­el „Tucho“ Fernán­dez – selbst Autor des höchst umstrit­te­nen Doku­ments Fidu­cia sup­pli­cans, mit dem Papst Fran­zis­kus Seg­nun­gen für Homo-Paa­re aus­drück­lich erst ermög­lich­te –, hat­te bereits im Vor­feld sei­ne Vor­be­hal­te gegen­über dem ursprüng­li­chen Ent­wurf der deut­schen Hand­rei­chung schrift­lich geäußert.

In einem Schrei­ben vom 18. Novem­ber 2024 an Bischof Ste­phan Acker­mann, Koor­di­na­tor der Arbeits­grup­pe, for­mu­lier­te der Kar­di­nal zwei zen­tra­le Ein­wän­de: Zum einen erwecke der Text den Ein­druck, nicht-ehe­li­che Ver­bin­dun­gen kirch­lich zu legi­ti­mie­ren; zum ande­ren ent­hal­te er ritua­li­sier­te For­men der Seg­nung, die mit den Vor­ga­ben der Fidu­cia sup­pli­cans nicht ver­ein­bar seien.

Wor­um geht es also, wenn ein Befür­wor­ter von Homo-Seg­nun­gen ande­ren Befür­wor­tern von Homo-Seg­nun­gen auf die Fin­ger klopft? Die deut­schen Bischö­fe, im Gleich­schritt mit dem ZdK, agie­ren als Ramm­bock. Papst Fran­zis­kus folg­te ihrer Spur, woll­te jedoch selbst Ton und Tem­po bestim­men – was unter den im Geist Gleich­ge­sinn­ten an Rhein und Tiber zu stän­di­gen Rei­bun­gen führ­te. Um die­se macht- und ein­fluß­po­li­ti­schen Fra­gen dreht sich letzt­lich auch der jüng­ste Streit. Nicht um Leh­re, nicht um Wahrheit.

Man erin­ne­re sich: Als Kar­di­nal Luis Lada­ria Fer­rer – der Vor­gän­ger von Fernán­dez und letz­ter Prä­fekt der damals noch Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on genann­ten Behör­de – gegen die deut­schen Bestre­bun­gen zu Seg­nun­gen für Homo-Paa­re inter­ve­nie­ren woll­te, wur­de er von Papst Fran­zis­kus zurück­ge­pfif­fen (sie­he auch: Die von Papst Fran­zis­kus gedul­de­te deut­sche Rebel­li­on). Kein Wun­der also, wenn den Mehr­heit­lern unter den deut­schen Bischö­fen der Kamm immer wei­ter schwillt.

Obwohl – wie Quel­len aus dem Umfeld des Dik­aste­ri­ums gegen­über der theo­lo­gi­schen Fach­zeit­schrift Com­mu­nio äußer­ten – zu kei­nem Zeit­punkt eine aus­drück­li­che Bil­li­gung aus Rom erfolgt sei, behar­ren die deut­schen Bischö­fe dar­auf, der Text sei „in Kon­sul­ta­ti­on“ mit dem Hei­li­gen Stuhl erar­bei­tet wor­den. DBK-Vor­sit­zen­der Bischof Georg Bät­zing erklär­te bei der Eröff­nung der Herbst­voll­ver­samm­lung der Bischofs­kon­fe­renz in Ful­da im Sep­tem­ber, man habe „in Abstim­mung“ mit dem Dik­aste­ri­um gear­bei­tet, und die Hand­rei­chung stel­le eine pasto­ral ange­paß­te Umset­zung der Fidu­cia sup­pli­cans im deut­schen Kon­text dar.

Als Reak­ti­on auf die Ein­wän­de von Fernán­dez sei­en im end­gül­ti­gen Text eini­ge Ände­run­gen vor­ge­nom­men wor­den: Die For­mu­lie­rung „offi­zi­el­le Rege­lung“ wur­de durch „all­ge­mei­ne Ori­en­tie­rung“ ersetzt, und ein Ablauf­plan für eine Segens­fei­er mit Begrü­ßung, Lesun­gen und Gebe­ten gestri­chen. Den­noch ent­hält das Doku­ment wei­ter­hin Hin­wei­se auf „Akkla­ma­ti­on, Gebet und Gesang“ sowie auf einen „Segens­ri­tus“ mit Ele­men­ten des Lobes, des Dan­kes und der Fürbitte.

Meh­re­re Diö­ze­sen in Deutsch­land haben seit der Ver­öf­fent­li­chung mit der Ver­brei­tung und Umset­zung der Hand­rei­chung begon­nen. Die DBK selbst äußer­te sich bis­lang nicht öffent­lich dazu, ob die end­gül­ti­ge Fas­sung den Rück­halt Roms besitzt.

Mög­lich wur­de die­ser lan­ge geplan­te Son­der­weg frei­lich nur, weil Papst Fran­zis­kus mit Tucho Fernán­dez das Doku­ment Fidu­cia sup­pli­cans selbst autorisierte.

Der Papst gegen die Handreichung?

Papst Leo XIV. äußer­te sich in einem Inter­view kurz vor der Voll­ver­samm­lung in Ful­da kri­tisch zur Ver­öf­fent­li­chung soge­nann­ter „Ritua­le zur Seg­nung von Men­schen, die sich lie­ben“ in Nord­eu­ro­pa. Die­se stün­den, so der Papst, im offe­nen Wider­spruch zum Geist von Fidu­cia sup­pli­cans, das ledig­lich spon­ta­ne, kur­ze Seg­nun­gen erlaubt – nicht aber ritua­li­sier­te For­men, die lit­ur­gi­schen Fei­ern ähneln.

Doch da beißt sich der Hund in den eige­nen Schwanz.

Eine Grup­pe halb­rei­fer Brand­stif­ter plant das Feu­er. Doch es war Fran­zis­kus selbst, der zur Fackel griff. Und nun ver­sucht sein Nach­fol­ger, die Flam­men zu löschen – mit Ver­weis auf jenes Streich­holz, mit dem sein Vor­gän­ger das Feu­er ent­zün­de­te? Ein Para­dox, das kei­nen Raum mehr läßt für eine Lösung im Sin­ne des über­lie­fer­ten Lehr­amts oder der katho­li­schen Morallehre.

In der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land geht der Ent­ste­hungs­pro­zeß der Hand­rei­chung – wie könn­te es anders sein – auf einen Beschluß des Syn­oda­len Weges vom 10. März 2023 zurück. Die Initia­ti­ve wur­de einer der sechs Arbeits­kom­mis­sio­nen der besag­ten „Gemein­sa­men Kon­fe­renz“ über­tra­gen – einer kir­chen­recht­lich nicht exi­sten­ten Struk­tur ohne jede Ent­schei­dungs­kom­pe­tenz. Im Okto­ber 2024 wur­de das Ergeb­nis Kar­di­nal Fernán­dez über­mit­telt, beglei­tet von dem Hin­weis, man stre­be kei­ne for­mel­le Zustim­mung an, son­dern wol­le ledig­lich über die pasto­ra­le Ent­wick­lung in Deutsch­land informieren.

Im Klar­text: Die deut­schen Bischö­fe erklär­ten, selbst­herr­lich Ent­schei­dun­gen tref­fen zu wol­len – nicht nur im Wider­spruch zur kirch­li­chen Moral­leh­re, son­dern auch ent­ge­gen gel­ten­dem Kir­chen­recht. Und sie mach­ten zugleich deut­lich, daß die Auto­ri­tät des Pap­stes für sie offen­bar nur noch fakul­ta­ti­ven Cha­rak­ter habe. 

Doch auch hier stellt sich die Fra­ge: War es nicht Papst Fran­zis­kus selbst, der ger­ne zu ver­ste­hen gab, er wol­le ledig­lich einen „Vor­sitz in der Lie­be“ aus­üben? Frei­lich nur in eine Rich­tung – näm­lich die pro­gres­si­ve. Wer in die ande­re Rich­tung dach­te, erleb­te einen Papst, der nicht zöger­te, mit abso­lu­ti­sti­scher Will­kür den Knüp­pel zu schwingen.

Am 4. April 2025 wur­de der Text schließ­lich mit Mehr­heit von der „Gemein­sa­men Kon­fe­renz“ ange­nom­men – einem Gre­mi­um, das kir­chen­recht­lich weder exi­stiert noch Ent­schei­dungs­be­fug­nis besitzt – und zur Ver­öf­fent­li­chung sowie Anwen­dung emp­foh­len. Der Stän­di­ge Rat der DBK hat­te das Doku­ment bereits im Janu­ar „zur Kennt­nis“ genom­men und sei­ne Mit­glie­der ermu­tigt, es in besag­tem Gre­mi­um zu unter­stüt­zen, ohne jedoch selbst einen bin­den­den Beschluß zu fas­sen. Ein Lehr­buch­fall orga­ni­sier­ter Heuchelei.

Aus Rom wird unter­des­sen – laut Com­mu­nio – wei­ter­hin betont, daß das Glau­bens­dik­aste­ri­um kei­ner Ver­si­on des Doku­ments sei­ne Zustim­mung erteilt habe. Künf­ti­ge natio­na­le Pasto­ral­struk­tu­ren bedür­fen in jedem Fall der ent­spre­chen­den reco­gni­tio durch den Hei­li­gen Vater.

Und so spie­len sich homo­phi­le Prä­la­ten gegen­sei­tig den Ball zu – und kei­ner will die Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Denn schließ­lich, wie es von bei­den Sei­ten heißt, wol­le man den „Dia­log fortsetzen“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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3 Kommentare

  1. Bät­zing hat öffent­lich die Unwahr­heit gesagt und bleibt Vor­sit­zen­der der DBK? Wie wenig For­mat kann so ein „Bischof“ noch haben!!

  2. „Wor­um geht es also, wenn ein Befür­wor­ter von Homo-Seg­nun­gen ande­ren Befür­wor­tern von Homo-Seg­nun­gen auf die Fin­ger klopft?“ fra­gen Sie. Ähn­lich fra­ge ich bei einem kath. Theo­lo­gen – einem, der sich als super-kath. ver­steht -, selbst homo­se­xu­ell ist u. dies immer wie­der sicht­bar vor sich her­trägt, der aber GEGEN sämt­li­ches kirch­li­ches „Ent­ge­gen­kom­men“ Homo­sex. gegen­über wie die Seg­nung ihrer „Lie­be“ erstaun­li­cher­wei­se Posi­ti­on bezieht… Und sich dann aber wie­der­um in Kom­men­ta­ren über Gläu­bi­ge lustig macht, die Hom­o­ak­ti­vi­tä­ten von den bibli­schen Schrif­ten her als falsch bezeich­nen u. die ableh­nen­de Hal­tung Got­tes, wie sie in Lev 18 aus­ge­führt wird, zitie­ren… Ja, da bei­ßen sich sämt­li­che Hun­de in ihren eige­nen Schwanz… Einer ein Abbild des ande­ren! Oder die betref­fen­den Theo­lo­gen ins eige­ne, irre gewor­de­ne Gehirn…

  3. Sie wer­den die­sen Kom­men­tar nicht freischalten,müssen auch nicht aber die der schon zwei­te Kom­men­tar von Julia­na Bau­er gegen Dr. Ber­ger. Die glei­che Julia­na Bau­er hat mehr­mals hef­tig im Iner­net den Prie­ster­zö­li­bat ange­grif­fen, wäh­rend der glei­che Dr.Berger in einem Inter­view für das rech­te und nicht reli­giö­se Com­pact Maga­zin 2019 den Prie­ster­zö­li­bat hef­tig ver­tei­digt hat gegen den Miss­brauchs­ver­dacht und die Leh­re der katho­li­schen Kir­che für Zöli­bat und <homo­se­xua­li­tät. ..Julia­na Bau­er bevor­zugt das Modell der Ost­kir­che und hat ihre Mei­nung nicht geän­dert.. David Ber­ger hat im hei­li­gen Schein eine ande­re Mei­nung ver­trte­ten, die er seit­her geän­dert hat. Obwohl mich der Arti­kel von Feli­zu­tas Küb­le über Ber­gers Kon­ver­si­on und sein Leser­kom­men­ta rdar­un­ter sehr bewegt haben, bin auch ich der Mei­nung, das sei­ne Bekeh­rung nikcht weit genug geht.
    Julia­na bau­er und David ber­ger im Vergleich

    Julia­na Bauer
    Noch eine wah­re Zöli­bats-Geschich­te – die Geschich­te einer Narrerei.
    (Ich glau­be, ich erzähl­te sie schon einmal).
    In Stamm­ers­dorf im Wie­ner Bezirk u. dem Erz­bis­tum Wien zuge­hö­rig ver­lieb­te sich der kath. Prie­ster. Er hei­ra­te­te – u. muss­te dann, wie üblich u. zum gro­ßen Leid­we­sen sei­ner Gläu­bi­gen, sein Prie­ster­amt aufgeben.
    Die Pfarr­ge­mein­de bekam nach eini­ger Zeit einen neu­en Pfar­rer. Und – - – der Pfar­rer kam – - – mit Ehe­frau u. Kin­dern…! Er war ein kath. Ost-Kir­chen-Prie­ster! (Einen ande­ren fand Kar­di­nal Schön­born offen­bar nicht… Zumal er auch Bischof für die Ost­kir­chen­pfar­rer in Öster­reich ist).
    Und nun? Ein Nar­ren­spiel kle­ri­ka­ler Art!
    Vie­le Gläu­bi­ge füh­len sich, wie ich erst kürz­lich las, heu­te noch, nach mehr als 12, 13 Jah­ren, an der Nase herumgeführt…
    Was meint ihr dazu?
    24 Wo.
    Julia­na Bauer
    Pro­ble­me wird es bei den Men­schen immer geben. In jedem Stand. So wie es auch viel Schö­nes u. viel Freu­de gibt. Man soll­te da mal mit den katho­li­schen Ost-Kir­chen-Prie­stern spre­chen. Bei denen zu 90% ein ver­hei­ra­tet Prie­ster­tum exi­stiert – ich hör­te da fast nur posi­ti­ve Stimmen.
    Dort ist es nicht der Prie­ster allei­ne, son­dern das Prie­ster­ehe­paar, das sich gemein­sam für Chri­stus u. Got­tes Reich enga­giert. Und Prie­ster erzähl­ten, dass ihre Frau oft die erste Ansprech­part­ne­rin der Gläu­bi­gen in den Pfarr­häu­sern sei. Ein wei­te­rer, häu­fi­ger berei­chern­der Aspekt: nicht weni­ge Söh­ne wer­den auch wie­der Prie­ster. Was also will Rom mehr?

    In den kath. Ost­kir­chen konn­te sich der ver­pflich­ten­de Prie­ster­zö­li­bat der latei­ni­schen Kir­che nie behaup­ten. Der übri­gens unter vie­len Dro­hun­gen u. unter mas­si­ver Gewalt im 11. u. dann defi­ni­tiv im 12.Jh. von den Reform­päp­sten durch­ge­peitscht wur­de – eine Tat­sa­che, die sehr vie­le Katho­li­ken nicht wis­sen u. ich selbst erst, auf­grund histo­ri­scher fun­dier­ter Recher­chen, seit 4 Jah­ren weiß u. die mich schockier­te. Auch vom sogen. Zöli­bats-Krieg in Mai­land u. Ober­ita­li­en erfuhr ich in die­sem Zusam­men­hang (1063–75), wäh­rend dem vie­le ver­hei­ra­te­te Prie­ster u. ihre Fami­li­en von Zöli­bats­fa­na­ti­kern unter Dul­dung durch die Päp­ste Alex­an­der II. u. Gre­gor VII. umge­bracht wur­den. Auch das schockier­te mich total, genau­so wie der sexu­el­le Miss­brauch an Kin­dern. Aber davon spricht uns kein Papst, kein Bischof. Davon sprach kein Bene­dikt XVI., kein Johan­nes Paul II., kein Paul VI. Im Grun­de wer­den wir seit Jahr­hun­der­ten für dumm ver­kauft. Wer­den uns rosa­ro­te Bil­der über den „hei­li­gen“ Zöli­bat, die­sen „strah­len­den Edel­stein“ (Paul VI.) vorgegaukelt.

    Der Zöli­bat ist zum Teil schon das Pro­blem für den Prie­ster­man­gel. Ich kann­te als jun­ge Frau sehr vie­le Prie­ster­kan­di­da­ten in Frei­burg. Von denen sich nach etwa 2 Jah­ren gut 50% gegen das Prie­ster­tum ent­schie­den – sie woll­ten hei­ra­ten. Prie­ster der Ost­kir­chen hin­ge­gen hör­te ich schon berich­ten, dass bei ihnen der Prie­ster­man­gel nicht so ekla­tant sei.

    Und ja – der erzwun­ge­ne, auf­ok­troy­ier­te Zöli­bat ist Miss­ach­tung ele­men­ta­rer Men­schen­rech­te. Vor allem, wenn Sie sich vor­stel­len, dass er mit Gewalt durch­ge­peitscht wur­de. Jesus selbst for­der­te ihn nicht u. auch nicht Pau­lus. Die­se sahen in ihm ein Cha­ris­ma – wie auch die Ehe. Übri­gens gab es vehe­men­te Wider­stän­de zahl­rei­cher Prie­ster im 11.Jh., auch Wider­stän­de bei Bischö­fen u. Äbten. In Pas­sau z.B. muss­te sich der Bischof nach der Ver­kün­di­gung des geplan­ten Zöli­bats-Geset­zes vor sei­nen auf­ge­brach­ten Prie­stern in Sicher­heit brin­gen, in Erfurt ent­stand ein Tumult – die Prie­ster woll­ten Erz­bi­schof Sieg­fried bei­na­he “lyn­chen“, in Rouen u. Paris herrsch­te Auf­ruhr. In Rouen jag­ten die Prie­ster den Erz­bi­schof Jean mit
    https://www.facebook.com/domradio.de/videos/z%C3%B6libat-abschaffen-wie-realistisch-ist-das-wirklich-gibts-im-kardinalskollegium-/685364387237

    https://​phi​lo​so​phia​-peren​nis​.com/​2​0​1​9​/​0​4​/​1​9​/​m​i​s​s​b​r​a​u​c​h​-​i​n​-​d​e​r​-​k​i​r​c​h​e​-​d​i​e​-​o​p​f​e​r​-​w​e​r​d​e​n​-​i​n​s​t​r​u​m​e​n​t​a​l​i​s​i​e​r​t​-​u​m​-​d​e​r​-​k​i​r​c​h​e​-​z​u​-​s​c​h​a​d​en/

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    Miss­brauch in der Kir­che: Die Opfer wer­den instru­men­ta­li­siert, um der Kir­che zu schaden
    David Berger
    By
    David Berger
    19. April 2019
    5124
    (David Ber­ger) Durch eini­ge angeb­li­che aktu­el­le Äuße­run­gen von Papst Bene­dikt XVI. ist das The­ma des Miss­brauchs in der Kir­che aus einer ganz ande­ren Per­spek­ti­ve erneut in die Tages­de­bat­ten zurückgekehrt.

    Wer die Aus­füh­run­gen des eme­ri­tier­ten Pap­stes liest, stellt ganz schnell fest. dass er die Sexu­al­mo­ral der ‚68er eben nicht (wie kol­por­tiert) als Ursa­che der Ver­feh­lun­gen ansieht, son­dern er beschreibt das Umfeld – den auch heu­te sehr wirk­sa­men Zeit­geist – der die Gesell­schaft, in der die Kir­che agier­te, und die­se auch sel­ber ver­än­der­te. Ins­ge­samt wur­den sei­ne 20seitigen Aus­füh­run­gen von Spie­gel & Co stark ver­kürzt und inhalt­lich ver­fälscht wiedergegeben.

    Miss­brauch in Kir­che ist nicht skan­da­lö­ser als in ande­ren Bereichen
    Zur The­ma­tik habe ich bereits vor eini­gen Mona­ten dem Com­pact-Maga­zin ein Inter­view zu dem The­men­kom­plex gege­ben, das hier nun – mit Erlaub­nis von Jür­gen Elsäs­ser – zweit­ver­öf­fent­licht wird:

    Das Maga­zin schreibt: „Zur Ver­tie­fung des The­mas lesen Sie nach­fol­gend das span­nen­de wie auf­schluss­rei­che Inter­view mit dem bekann­ten Blog­ger und Her­aus­ge­ber von Phi­lo­so­phia peren­nis, Dr. David Ber­ger, Theo­lo­ge und frü­he­rer Mit­ar­bei­ter des Hei­li­gen Stuhls, aus unse­rem aktu­el­len Maga­zin „Gre­ta nervt“:

    Herr Dr. Ber­ger, war sexu­el­ler Miss­brauch in der katho­li­schen Kir­che schon wäh­rend Ihrer Zeit im Vati­kan ein Thema?

    Als Dog­ma­ti­ker an der Päpst­li­chen Tho­mas-Aka­de­mie und Mit­ar­bei­ter der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, der theo­lo­gi­sche Zeit­schrif­ten auf ihre Recht­gläu­big­keit geprüft hat, hat­te ich mit den Kol­le­gen, die Ver­feh­lun­gen im geist­li­chen Amt behan­deln, sel­ber nichts zu tun. Es gab aber eine eige­ne Abtei­lung dafür, sodass man sich durch­aus inten­siv mit die­sem The­ma aus­ein­an­der­ge­setzt hat.

    Das war vor zehn, fünf­zehn Jah­ren. Der Papst hat aber erst jetzt dazu ein Gip­fel­tref­fen einberufen…

    Man hört oft den Vor­wurf, dass die­se Sache bewusst ver­schleppt wur­de, um etwa sicher­zu­stel­len, dass die Prie­ster, die in sol­che Taten ver­wickelt waren, schon tot sind. In Rom dau­ert aber alles etwas län­ger. Das war übri­gens auch so, als ich bei der Tho­mas-Aka­de­mie raus­ge­wor­fen wur­de. Dafür hat man sie­ben Mona­te gebraucht.

    Man darf den Vati­kan nicht mit einem deut­schen Amt ver­glei­chen, wo mor­gens etwas aus­ge­ar­bei­tet wird und abends die Ergeb­nis­se vor­lie­gen. Ich hat­te sogar den Ein­druck, dass man bei den Miss­brauchs­fäl­len spä­te­stens seit 2011, als die Kla­gen in den USA anhän­gig waren, Tem­po gemacht hat, um den Bank­rott gan­zer Diö­ze­sen zu verhindern.

    Fran­zis­kus hat in sei­ner Erklä­rung Ende Febru­ar sexu­el­len Miss­brauch in der Kir­che als «noch schwer­wie­gen­der und skan­da­lö­ser» als in ande­ren Tei­len der Gesell­schaft bezeich­net, weil die­ser «im Gegen­satz zu ihrer mora­li­schen Auto­ri­tät und ihrer ethi­schen Glaub­wür­dig­keit» stehe.

    Für mich stellt sich die Fra­ge, ob es über­haupt ange­mes­sen ist, das zu sagen.

    War­um?

    Ein Schul­lei­ter hat genau­so mora­li­sche Ansprü­che. Ich bin nicht der Mei­nung, dass Kin­des­miss­brauch in einem Inter­nat wie der Oden­wald­schu­le oder in einer ande­ren nicht­kirch­li­chen Insti­tu­ti­on weni­ger schlimm ist. Ja, er kann, in fami­liä­ren Ver­hält­nis­sen aus­ge­übt, für das Opfer noch schwer­wie­gen­de­re Fol­gen haben. Aber Papst Fran­zis­kus neigt dazu, zuerst auf die katho­li­sche Kir­che und sei­ne eige­nen Leu­te einzuschlagen.

    Die­se Taten wur­den nun mal im kirch­li­chen Kon­text begangen.

    Ich bin weit davon ent­fernt, hier irgend­was ver­harm­lo­sen zu wol­len. Es gibt aber schon die Ten­denz, dass das, was katho­li­sche Prie­ster gemacht haben, beson­ders skan­da­li­siert wird. Über­le­gen Sie doch bit­te mal, was in Ber­lin pas­siert ist:

    Da hat­ten die Grü­nen, damals noch Alter­na­ti­ve Liste, in den 1980er Jah­ren in Kreuz­berg ihren berüch­tig­ten Falcken­stein-Kel­ler, wo über Tau­send Jungs miss­braucht wor­den sind. Dar­aus wird kein jah­re­lan­ger Skan­dal gemacht. Genau­so kommt Kin­des­miss­brauch in Moscheen vor. Doch dar­über gibt es kaum Berichte.

    Das kann man aber nicht dem Papst anlasten.

    Nein, aber durch sei­ne Erklä­rung ver­stärkt er ja die Ten­denz, Miss­brauch in der Kir­che als skan­da­lö­ser als in ande­ren Insti­tu­tio­nen dar­zu­stel­len. Das ist aber typisch für Fran­zis­kus: Er han­delt aus einem Schuld­kom­plex heraus.

    Wie­so macht er das?

    Ich hal­te ihn zum einen für nicht beson­ders intel­li­gent, zum ande­ren ist er inkon­se­quent. Er sagt an einem Tag dies und am ande­ren Tag jenes. Im Grun­de sagt er immer das, was in den Medi­en gut ankommt. Mer­kel hat erklärt, sie habe die Gren­zen 2015 geöff­net, um unschö­ne Bil­der zu ver­hin­dern. Von einem sol­chen Zuschnitt ist auch der jet­zi­ge Papst.

    „Der Abschaf­fung des Zöli­bats ste­he ich hin­ge­gen eher skep­tisch gegenüber“
    Wenn Kri­ti­ker also in der Insti­tu­ti­on Kir­che, ihren Struk­tu­ren und ihrer Leh­re die Ursa­chen für den sexu­el­len Miss­brauch suchen, lie­gen sie falsch?

    Teils, teils. Natür­lich ist das auch ein struk­tu­rel­les Pro­blem der Kir­che. Es gibt Stu­di­en, die besa­gen, dass die Miss­brauchs­tä­ter in der katho­li­schen Kir­che oft gar nicht wirk­lich pädo­phil ver­an­lagt sind, son­dern dass es bestimm­te inter­ne Ursa­chen dafür gibt, dass sie dann zu pädo­phi­len Hand­lun­gen nei­gen. Eine die­ser Ursa­chen ist – und da haben die Kri­ti­ker durch­aus recht –, dass vie­le Kle­ri­ker kein natür­li­ches Ver­hält­nis zur Sexua­li­tät ent­wickeln kön­nen. Das betrifft beson­ders die Gene­ra­tio­nen, die jetzt in die Miss­brauchs­fäl­le ver­wickelt sind. In den Prie­ster­se­mi­na­ren hat man die­ses The­ma immer pein­lich ver­mie­den, oder es kam ledig­lich in Form dum­mer Gags vor, sodass die­se Leu­te, was das The­ma Sexua­li­tät betrifft, emo­tio­nal auf dem Stand eines Grund­schü­lers waren. Dass sie dann ihre Sexua­li­tät mit «Gleich­alt­ri­gen», also wirk­li­chen Min­der­jäh­ri­gen, aus­le­ben, ist lei­der eben­so nach­voll­zieh­bar wie die Tat­sa­che, dass sie kein ech­tes Schuld­be­wusst­sein für die­sen extre­men Bruch mit der Moral ent­wickeln konn­ten, bei dem man in Kauf nimmt, dass Kin­der ihr Leben lang geschä­digt sein werden.

    Eine wei­te­re struk­tu­rel­le Ursa­che liegt in der extre­men Macht­be­tont­heit, die aber in vie­len Insti­tu­tio­nen vor­herrscht, nicht nur in der Kir­che. Sexu­el­ler Miss­brauch hat für mich weni­ger mit Sexua­li­tät zu tun, son­dern ist gewalt­sa­mer Aus­druck von Macht­aus­übung. Sig­mund Freud hat ein­mal gesagt, dass Sexua­li­tät, Gewalt und Reli­gi­on die drei Grund­trie­be des Men­schen sind, die erst durch die Zivi­li­sa­ti­on dome­sti­ziert wer­den. In der katho­li­schen Kir­che kom­men alle drei Fak­to­ren zusam­men. Wer ver­hei­ra­tet ist und drei Kin­der hat, der denkt in der Regel nicht den gan­zen Tag über Sexua­li­tät nach, son­dern sie gehört ein­fach zum nor­ma­len Leben dazu. Wenn aber jemand, der sehr viel Umgang mit Men­schen hat, stän­dig dar­auf acht­ge­ben muss, dass er sich mög­li­chen Sexu­al­part­nern nicht zu sehr nähern darf, dann spielt das – zudem auch noch dämo­ni­sier­te – The­ma Sexua­li­tät eine viel grö­ße­re Rol­le als bei ande­ren Leuten.

    Dem­nach müss­te ja der Zöli­bat als erstes auf den Prüfstand…

    In erster Linie muss man genau schau­en, wen man zum Prie­ster weiht. Und denen muss deut­lich gemacht wer­den, was dies für ihr Leben bedeu­tet. Dazu gehört auch, dass man die The­men Sexua­li­tät und Sexu­al­ver­bot ganz offen anspricht. Der Abschaf­fung des Zöli­bats ste­he ich hin­ge­gen eher skep­tisch gegen­über. Wer Prie­ster wer­den möch­te, soll sich das gut über­le­gen und muss sich dar­über im Kla­ren sein, wel­che Kon­se­quen­zen sich dar­aus erge­ben. Die katho­li­sche Kir­che wird nicht dadurch wie­der attrak­ti­ver, dass man sie zu einer pro­te­stan­ti­schen Unter­grup­pe macht.

    Aber besteht hier nicht die Gefahr, dass die Pro­ble­me fortexistieren?

    Laut Freud gibt es die Mög­lich­keit, sei­ne Trie­be zu sub­li­mie­ren. Genau das steht ja auch hin­ter der Idee des Zöli­bats: Der Sexu­al­trieb soll durch Fröm­mig­keit sub­li­miert wer­den. Wenn Sie ein­mal das The­ma Homo­se­xua­li­tät neh­men, so fin­den Sie im Kate­chis­mus die Aus­sa­ge, dass die Ver­an­la­gung von Schwu­len und Les­ben völ­lig in Ord­nung ist und dass man ihnen mit Takt und Respekt begeg­nen soll. Aber: Sie dür­fen ihre Sexua­li­tät nicht aus­le­ben. Sie unter­lie­gen also im Grun­de auch einer Art «Zöli­bat», ohne Prie­ster zu sein. Im einen wie im ande­ren Fall wird erwar­tet, dass man dies durch beson­de­re Loya­li­tät zum Glau­ben ausgleicht.

    Glau­ben Sie, dass die Miss­brauchs­fäl­le von bestimm­ter Sei­te instru­men­ta­li­siert wer­den, um die Kir­che ins­ge­samt zu schädigen?

    Natür­lich gibt es sol­che Bestre­bun­gen. Ich habe das selbst erlebt, als ich 2010 mein Buch Der hei­li­ge Schein ver­öf­fent­licht und dar­in die Kir­che wegen ihrer Hal­tung zur Homo­se­xua­li­tät kri­ti­siert habe. Die­ses Buch war noch kei­ne fünf Stun­den auf dem Markt, da bin ich zur ersten Talk­show ein­ge­la­den wor­den. Und das ging dann meh­re­re Wochen so wei­ter. Wenn ich etwas Kri­ti­sches über den Homo-Hass im Islam geschrie­ben hät­te, wäre das ganz anders gewesen.

    Das Schlim­me aber ist, dass eine sol­che Instru­men­ta­li­sie­rung auch in der Kir­che selbst statt­fin­det – und zwar von bei­den Sei­ten: Die Kon­ser­va­ti­ven instru­men­ta­li­sie­ren den Miss­brauch, indem sie die­sen mit Homo­se­xua­li­tät kom­plett gleich­set­zen, um dann zu errei­chen, dass die Kir­che in ihrer Hal­tung zu die­ser Fra­ge noch extre­mer wird. Die weit­aus grö­ße­re Grup­pe der Libe­ra­len, die Fran­zis­kus auf ihrer Sei­te haben, wol­len die Sache auf ande­re Wei­se instru­men­ta­li­sie­ren, indem sie – ver­ein­facht – sagen: Wir müs­sen im Bereich der ein­ver­nehm­li­chen Sexua­li­tät alles frei­ge­ben. Bei­de Sei­ten ver­su­chen also, ein­fach nur ihre Agen­da durch­zu­set­zen. Ich habe lei­der den Ein­druck, dass man an den Opfern des Miss­brauchs und an der Ver­hin­de­rung neu­er Opfer kaum inter­es­siert ist.

    Sie haben vor­hin gesagt, die katho­li­sche Kir­che dür­fe nicht zu einer Unter­grup­pe des Pro­te­stan­tis­mus wer­den. Wie kann sie wie­der attrak­ti­ver wer­den für die Gläubigen?

    Indem sie wie­der ihr Label belegt, das sie schon seit 2.000 Jah­ren hat. Je mehr die Kir­che das nach außen prä­sen­tiert, was sie gar nicht ist, desto mehr macht sie sich über­flüs­sig. Genau das pas­siert, wenn man sich der Moder­ne und dem Zeit­geist anpasst.

    Wenn eine Reli­gi­ons­ge­mein­schaft rele­vant sein will, muss sie eine Gegen­welt zum Pro­fa­nen bie­ten, muss die Welt des Sakra­len reprä­sen­tie­ren. Und das bedeu­tet auch, Gegen­ent­wür­fe anzu­bie­ten und Sta­chel im Fleisch zu sein.

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