Papst Franziskus erlaubt Homo-Segnungen – durch die Hintertür

Der Vatikan segnet die Sünde


Nach keinen elf Jahren seines Pontifikats drückt Franziskus die Kirche vor der Homo-Lobby auf die Knie. Archivbild von Franziskus im Januar 2015 auf den Philippinen.
Nach keinen elf Jahren seines Pontifikats drückt Franziskus die Kirche vor der Homo-Lobby auf die Knie. Archivbild von Franziskus im Januar 2015 auf den Philippinen.

Seit dem Früh­jahr 2021 wird gerät­selt über die Hal­tung von Papst Fran­zis­kus zu Homo-Seg­nun­gen. Heu­te kam die Ant­wort, und sie kam wie immer durch die Hin­ter­tür. Ein Beleg, daß San­ta Mar­ta, wie Kri­ti­ker seit Jah­ren sagen, eine „ver­steck­te Agen­da“ ver­folgt. Katho​li​sches​.info frag­te bereits im März 2021: „Wann bricht der bela­ger­te Hei­li­ge Stuhl in der Homo-Fra­ge ein?“ Nach zehn Jah­ren, neun Mona­ten und fünf Tagen des Pon­ti­fi­kats von Fran­zis­kus seg­net der Vati­kan die Sünde. 

Anzei­ge

Vor bald drei Jah­ren unter­nah­men deut­sche Bischö­fe einen Vor­stoß, dem die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, damals noch unter Prä­fekt Luis Kar­di­nal Lada­ria SJ, mit einem Respon­sum einen Rie­gel vor­schob. Die Ant­wort der Kon­gre­ga­ti­on lau­te­te kurz und bündig:

Auf das vor­ge­leg­te Dubi­um:
Hat die Kir­che die Voll­macht, Ver­bin­dun­gen von Per­so­nen glei­chen Geschlechts zu seg­nen?
wird geant­wor­tet:
Nein.

Bes­ser gesagt: Die Kon­gre­ga­ti­on woll­te einen Rie­gel vor­schie­ben, doch Papst Fran­zis­kus ging schnell auf Distanz zu sei­nem eige­nen Dik­aste­ri­um. Das sorg­te für Ver­wir­rung, denn die Klar­stel­lung der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on konn­te nicht ohne päpst­li­che Zustim­mung erfolgt sein. Auf wes­sen Zuruf also ruder­te Papst Fran­zis­kus so schnell wie­der zurück?

Jede Wochen emp­fängt Fran­zis­kus Homo- und Trans­se­xu­el­le im Vati­kan. Es ist kein Bei­spiel bekannt, daß er bei einer Gele­gen­heit die katho­li­sche Leh­re zur Homo­se­xua­li­tät erwähnt, in Erin­ne­rung geru­fen oder ein­ge­mahnt hätte

Seit­her wur­de auf „fromm“ abge­wie­gelt: Der Papst habe kei­ne „Öff­nung“ voll­zo­gen und es gebe „kei­ne“ Seg­nun­gen“ für Homo­se­xu­el­le. Der­glei­chen wur­de auch jüngst nach dem dies­jäh­ri­gen Teil der Syn­oda­li­täts­syn­ode wie­der­holt. Doch die­sem Nar­ra­tiv ste­hen eine gan­ze Rei­he ande­rer Signa­le ent­ge­gen. Nur ein sol­ches Signal sei erwähnt. Im ver­gan­ge­nen März ent­hüll­te der bel­gi­sche Bischof Johan Bon­ny auf der letz­ten Ver­samm­lung des deut­schen Syn­oda­len Wegs, daß Papst Fran­zis­kus im Novem­ber 2022 beim Ad-Limi­na-Besuch der flä­mi­schen Bischö­fe in Rom auf ihre Plä­ne zur Ein­füh­rung eines eige­nen Homo-Seg­nungs-Ritu­als lapi­dar geant­wor­tet habe:

„Es reicht, wenn ihr alle ein­ver­stan­den seid.“

Der Weih­bi­schof von Her­zo­gen­busch atte­stier­te sei­nen bel­gi­schen Mit­brü­dern, daß bei ihrem Vor­stoß „der Hei­li­ge Geist nicht im Spiel ist“. Spä­te­stens damit war die homo­phi­le Legen­den­bil­dung in der Kir­che ent­larvt. Die angeb­li­che päpst­li­che Ent­schlos­sen­heit, kei­ne Homo-Seg­nun­gen zuzu­las­sen, reich­te nur soweit, bis jemand ihm sag­te, daß er es den­noch tue. Ein­zi­ge Vor­aus­set­zung dafür, so Fran­zis­kus, sei nur, daß „alle ein­ver­stan­den sind“ (gemeint sind alle Bischö­fe) eines gewis­sen Welt­spren­gels.

Frü­her, als von vie­len erwar­tet, hat die Welt heu­te erfah­ren, war­um des Pap­stes Lieb­lings-Pro­te­gé Vic­tor Manu­el „Tucho“ Kar­di­nal Fernán­dez heu­te von Fran­zis­kus in Audi­enz emp­fan­gen wur­de: Fran­zis­kus erteil­te sei­nem im Sep­tem­ber ein­ge­setz­ten neu­en Glau­bens­prä­fek­ten die Ermäch­ti­gung, eine Erklä­rung zu ver­öf­fent­li­chen, mit der die Homo-Seg­nun­gen akzep­tiert wer­den. Die über­zeug­te Berg­o­glia­ne­rin und per­sön­li­che Freun­din des Pap­stes Sr. Lucia Caram, eine Argen­ti­nie­rin wie Fran­zis­kus und Kar­di­nal Fernán­dez, die in Kata­lo­ni­en lebt, brü­ste­te sich im Fern­se­hen, daß Fran­zis­kus gera­de einen „schwu­len Mann zum Prä­fek­ten eines sehr wich­ti­gen vati­ka­ni­schen Dik­aste­ri­ums ernannt“ hat­te. Die ein­zi­ge Ernen­nung zu der Zeit war jene von „Tucho“ Fernán­dez zum Glau­bens­prä­fek­ten und sei­ne Erhe­bung in den Kar­di­nals­rang. Das Video mit der Sen­dung von Sr. Caram wur­de inzwi­schen auf You­tube gelöscht. Die Infor­ma­ti­on und die Zusam­men­hän­ge blei­ben jedoch bestehen. Und sie zei­ti­gen Fol­gen, sehr schnell sogar.

Die heu­te ver­öf­fent­lich­te Erklä­rung trägt den Titel „Fidu­cia sup­pli­cans, über die pasto­ra­le Sinn­ge­bung von Seg­nun­gen“ und wur­de bis­her nur im täg­li­chen Bul­le­tin des Pres­se­am­tes vom 18. Dezem­ber 2023 ver­öf­fent­licht. Der Erklä­rung liegt, wie es nicht anders sein kann, eine von „Tucho“ unter­zeich­ne­te Vor­stel­lung bei.

Vati­can­News, deut­sche Redak­ti­on, titel­te sogleich: „Vati­kan erlaubt Seg­nung ‚irre­gu­lä­rer Paa­re‘ “. Die For­mu­lie­rung ist ein Offen­ba­rungs­eid, wenn auch ver­steckt hin­ter Tarn­be­grif­fen, in die­sem Fall „irre­gu­lä­re Paa­re“. Es ist dabei bezeich­nend, daß der Begriff von Vati­can­News unter Anfüh­rungs­zei­chen gesetzt wur­de. In der Tat erfolg­te die Revo­lu­ti­on des umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­bens Amo­ris lae­ti­tia von 2016 genau über die­sen Begriff. Den „irre­gu­lä­ren Situa­tio­nen“ ist das berüch­tig­te Ach­te Kapi­tel gewid­met, wobei sich – ein fata­ler Irr­tum – die Dis­kus­si­on, auch die Kri­tik, auf die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen kon­zen­trier­te, aber über­se­hen wur­de, daß auch Homo-Paa­re zu den „irre­gu­lä­ren Situa­tio­nen“ oder „irre­gu­lä­ren Paa­ren“ gehören…

Papst Fran­zis­kus erlaub­te 2016 mit Amo­ris lae­ti­tia bereits den Kom­mu­ni­on­zu­gang für Homo­se­xu­el­le, trotz der zum Him­mel schrei­en­den Sün­de, und mit Fidu­cia sup­pli­cans nun auch ihre Segnung.

Hier der voll­stän­di­ge Wort­laut der Erklä­rung der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on in der offi­zi­el­len deut­schen Übersetzung:

Erklärung
Fiducia supplicans
über die pastorale Sinngebung von Segnungen

Präsentation

Die­se Erklä­rung berück­sich­tigt ver­schie­de­ne Anfra­gen, die sowohl in den ver­gan­ge­nen Jah­ren als auch in jüng­ster Zeit an das Dik­aste­ri­um her­an­ge­tra­gen wur­den. Für ihre Aus­ar­bei­tung wur­den, wie üblich, Exper­ten kon­sul­tiert, ein sorg­sa­mer Redak­ti­ons­pro­zess durch­ge­führt und der Ent­wurf auf dem Kon­gress der dok­tri­nä­ren Sek­ti­on des Dik­aste­ri­ums dis­ku­tiert. Wäh­rend der Aus­ar­bei­tung des Doku­ments fehl­te nicht der Aus­tausch mit dem Hei­li­gen Vater. Die Erklä­rung wur­de schluss­end­lich dem Hei­li­gen Vater vor­ge­legt, der die­ser mit sei­ner Unter­schrift die Appro­ba­ti­on gewährt hat.

Im Lau­fe der Unter­su­chung des Behand­lungs­ge­gen­stan­des die­ses vor­lie­gen­den Doku­ments wur­de die Ant­wort des Hei­li­gen Vaters auf die Dubia eini­ger Kar­di­nä­le bekannt, die wich­ti­ge Klar­stel­lun­gen für die hier vor­ge­leg­ten Über­le­gun­gen dar­ge­bo­ten hat und die zugleich ein ent­schei­den­der Fak­tor für die Arbeit des Dik­aste­ri­ums dar­stellt. Da „die Römi­sche Kurie in erster Linie ein Instru­ment des Dien­stes am Nach­fol­ger Petri ist“ (Apost. Konst. Prae­di­ca­te Evan­ge­li­um, II, 1), muss unse­re Arbeit neben dem Ver­ständ­nis der bestän­di­gen Leh­re der Kir­che die Rezep­ti­on der Leh­re des Hei­li­gen Vaters fördern.

Wie in der bereits erwähn­ten Ant­wort des Hei­li­gen Vaters auf die Dubia zwei­er Kar­di­nä­le bleibt die­se Erklä­rung fest bei der über­lie­fer­ten Leh­re der Kir­che über die Ehe ste­hen und lässt kei­ne Art von lit­ur­gi­schem Ritus oder die­sem ähn­li­che Seg­nun­gen zu, die Ver­wir­rung stif­ten könn­ten. Der Wert die­ses Doku­ments besteht jedoch dar­in, einen spe­zi­fi­schen und inno­va­ti­ven Bei­trag zur pasto­ra­len Bedeu­tung von Seg­nun­gen zu bie­ten, der es in enger Ver­bin­dung mit einer lit­ur­gi­schen Per­spek­ti­ve ermög­licht, das klas­si­sche Ver­ständ­nis von Seg­nun­gen zu erwei­tern und zu berei­chern. Die­se theo­lo­gi­sche Refle­xi­on, die sich auf die pasto­ra­le Visi­on von Papst Fran­zis­kus stützt, beinhal­tet eine wirk­li­che Wei­ter­ent­wick­lung über das hin­aus, was vom Lehr­amt und in den offi­zi­el­len Tex­ten der Kir­che über die Seg­nun­gen gesagt wur­de. Dies erklärt, war­um der Text die Form einer „Erklä­rung“ ange­nom­men hat.

Und gera­de in die­sem Zusam­men­hang wird es ver­ständ­lich, Paa­re in irre­gu­lä­ren Situa­tio­nen und gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re seg­nen zu kön­nen, ohne deren Sta­tus offi­zi­ell zu kon­va­li­die­ren oder die bestän­di­ge Leh­re der Kir­che über die Ehe in irgend­ei­ner Wei­se zu verändern.

Die­se Erklä­rung soll auch ein Geschenk an das gläu­bi­ge Volk Got­tes sein, das den Herrn mit so vie­len Gesten des tie­fen Ver­trau­ens in sei­ne Barm­her­zig­keit anbe­tet und mit die­ser Hal­tung immer wie­der die Mut­ter Kir­che um den Segen bittet.

Víc­tor Manu­el Card. FERNÁNDEZ
Prä­fekt

Einführung

1. Das fle­hen­de Ver­trau­en des gläu­bi­gen Got­tes­vol­kes emp­fängt das Geschenk des Segens, der aus dem Her­zen Chri­sti durch sei­ne Kir­che fließt. Papst Fran­zis­kus erin­nert uns mit Nach­druck dar­an: „Got­tes gro­ßer Segen ist Jesus Chri­stus, er ist das gro­ße Geschenk Got­tes, sein Sohn. Er ist ein Segen für die gan­ze Mensch­heit, er ist ein Segen, der uns alle geret­tet hat. Er ist das ewi­ge Wort, mit dem uns der Vater geseg­net hat, ‚als wir noch Sün­der waren‘ (Röm 5,8), so sagt der hei­li­ge Pau­lus: ‚Das Wort, das Fleisch gewor­den ist und für uns am Kreuz geop­fert wur­de‘“[1].

2. Gestützt auf die­se gro­ße und tröst­li­che Wahr­heit hat die­ses Dik­aste­ri­um meh­re­re for­mel­le und infor­mel­le Fra­gen über die Mög­lich­keit der Seg­nung gleich­ge­schlecht­li­cher Paa­re sowie die Mög­lich­keit geprüft, ange­sichts der väter­li­chen und pasto­ra­len Hal­tung von Papst Fran­zis­kus neue Klar­stel­lun­gen zum Respon­sum ad dubi­um[2] vor­zu­neh­men, das von der vor­ma­li­gen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on for­mu­liert und am 22. Febru­ar 2021 ver­öf­fent­licht wor­den ist.

3. Das oben erwähn­te Respon­sum hat zahl­rei­che und unter­schied­li­che Reak­tio­nen her­vor­ge­ru­fen. Eini­ge haben die Klar­heit die­ses Doku­ments und sei­ne Über­ein­stim­mung mit der bestän­di­gen Leh­re der Kir­che gelobt; ande­re waren damit nicht ein­ver­stan­den oder hiel­ten es in sei­ner For­mu­lie­rung und den in der beglei­ten­den Erläu­te­rung ange­führ­ten Grün­den nicht für klar genug. Um letz­te­ren in brü­der­li­cher Lie­be zu begeg­nen, scheint es ange­bracht, das The­ma erneut auf­zu­grei­fen und einen Ein­blick dar­zu­le­gen, der lehr­mä­ßi­ge Aspek­te mit pasto­ra­len Aspek­ten kohä­rent ver­bin­det, denn „jede Unter­wei­sung in der Leh­re muss in einer Hal­tung der Evan­ge­li­sie­rung gesche­hen, die durch die Nähe, die Lie­be und das Zeug­nis die Zustim­mung des Her­zens weckt“[3].

I. Der Segen in Verbindung mit dem Sakrament der Ehe

4. Die jüng­ste Ant­wort von Papst Fran­zis­kus auf die zwei­te der fünf Fra­gen, die von zwei Kar­di­nä­len[4] gestellt wur­den, bie­tet die Gele­gen­heit, die­se Fra­ge, ins­be­son­de­re ihre pasto­ra­len Aspek­te, näher zu beleuch­ten. Es geht dar­um zu ver­mei­den, „dass etwas, was nicht der Fall ist, als Ehe aner­kannt wird“[5]. Daher sind Riten und Gebe­te, die Ver­wir­rung stif­ten könn­ten zwi­schen dem, was für die Ehe kon­sti­tu­tiv ist, näm­lich die „aus­schließ­li­che, dau­er­haf­te und unauf­lös­li­che Ver­bin­dung zwi­schen einem Mann und einer Frau, die von Natur aus offen ist für die Zeu­gung von Kin­dern“[6], und dem, was dem wider­spricht, unzu­läs­sig. Die­se Über­zeu­gung grün­det sich auf die bestän­di­ge katho­li­sche Leh­re von der Ehe. Nur in die­sem Zusam­men­hang fin­den die sexu­el­len Bezie­hun­gen ihren natür­li­chen, ange­mes­se­nen und voll­stän­dig mensch­li­chen Sinn. Die Leh­re der Kir­che hält an die­sem Punkt unver­än­dert fest.

5. Dies ent­spricht dem Ver­ständ­nis der Ehe, das das Evan­ge­li­um vor­legt. Des­halb hat die Kir­che das Recht und die Pflicht, in Bezug auf Seg­nun­gen jede Art von For­men zu ver­mei­den, die die­ser Über­zeu­gung wider­spre­chen oder zu Ver­wir­rung füh­ren könn­ten. Dies ist auch der Sinn des Respon­sums der vor­ma­li­gen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, in dem es heißt, dass die Kir­che nicht befugt ist, gleich­ge­schlecht­li­chen Ver­bin­dun­gen den Segen zu erteilen.

6. Es gilt zu beto­nen, dass es sich gera­de bei der Fei­er des Ehe­sa­kra­ments nicht um irgend­ei­nen Segen han­delt, son­dern um einen dem geweih­ten Amts­trä­ger vor­be­hal­te­nen Gestus han­delt. In die­sem Fall ist der Segen des geweih­ten Amts­trä­gers unmit­tel­bar mit der beson­de­ren Ver­bin­dung eines Man­nes und einer Frau ver­bun­den, die durch ihren gegen­sei­tig erklär­ten Ehe­wil­len einen aus­schließ­li­chen und unauf­lös­li­chen Bund schlie­ßen. Auf die­se Wei­se lässt sich die Gefahr einer Ver­wechs­lung zwi­schen dem Segen für eine belie­bi­ge ande­re Ver­bin­dung und dem dem Ehe­sa­kra­ment eige­nen Ritus bes­ser verdeutlichen.

II. Die Bedeutung der verschiedenen Segnungen

7. Die oben erwähn­te Ant­wort des Hei­li­gen Vaters lädt uns hin­ge­gen ein, uns zu bemü­hen, die Bedeu­tung der Seg­nun­gen wei­ter zu fas­sen und zu bereichern.

8. Die Seg­nun­gen kön­nen als eines der am wei­te­sten ver­brei­te­ten und sich stän­dig wei­ter­ent­wickeln­den Sakra­men­ta­li­en betrach­tet wer­den. Sie laden näm­lich dazu ein, die Gegen­wart Got­tes in allen Ereig­nis­sen des Lebens zu erfas­sen, und erin­nern dar­an, dass der Mensch auch im Gebrauch der geschaf­fe­nen Din­ge auf­ge­for­dert ist, Gott zu suchen, ihn zu lie­ben und ihm treu zu die­nen[7]. Aus die­sem Grund rich­ten sich Seg­nun­gen an Men­schen, Gegen­stän­de für Got­tes­dienst und Andacht, sakra­le Bil­der, Orte des täg­li­chen Lebens, der Arbeit und des Lei­dens, die Früch­te der Erde und der mensch­li­chen Arbeit sowie an alle geschaf­fe­nen Wirk­lich­kei­ten, die auf den Schöp­fer ver­wei­sen und ihn mit ihrer Schön­heit loben und preisen.

Die lit­ur­gi­sche Bedeu­tung der Segnungen

9. In streng lit­ur­gi­scher Sicht erfor­dert die Seg­nung, dass das, was geseg­net wird, dem Wil­len Got­tes ent­spricht, wie dies in der Leh­re der Kir­che zum Aus­druck kommt.

10. Seg­nun­gen wer­den in der Tat kraft des Glau­bens gefei­ert und sind hin­ge­ord­net auf das Lob Got­tes und den geist­li­chen Nut­zen sei­nes Vol­kes. Wie das Ritua­le Roma­num erklärt, „damit dies deut­li­cher zum Aus­druck kommt, haben gemäß alter Tra­di­ti­on die Segens­for­meln als Bestim­mung, Gott für sei­ne Gaben zu prei­sen, sei­ne Wohl­ta­ten zu erbit­ten und die Macht des Bösen in der Welt zu besiegen“[8]. Die­je­ni­gen, die durch die Kir­che den Segen Got­tes erfle­hen, sind daher ein­ge­la­den, „ihre Gesin­nung durch den Glau­ben zu stär­ken, durch den alles mög­lich ist“ und auf „die Lie­be zu ver­trau­en, die zur Ein­hal­tung der Gebo­te Got­tes antreibt“[9]. Des­halb besteht einer­seits „immer und über­all die Mög­lich­keit, Gott durch Chri­stus im Hei­li­gen Geist zu loben, anzu­ru­fen und ihm zu dan­ken“, ande­rer­seits gilt es dar­auf zu ach­ten, „dass es sich nicht um Din­ge, Orte oder Zufäl­lig­kei­ten han­delt, die dem Gesetz oder dem Geist des Evan­ge­li­ums wider­spre­chen“[10]. Dies ist ein lit­ur­gi­sches Ver­ständ­nis von Seg­nun­gen, inso­weit sie zu offi­zi­el­len von der Kir­che vor­ge­leg­ten Fei­ern werden.

11. Aus­ge­hend von die­sen Über­le­gun­gen erin­nert die Nota expli­ca­ti­va zum oben genann­ten Respon­sum der vor­ma­li­gen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on dar­an, dass, wenn bestimm­te mensch­li­che Bezie­hun­gen durch einen beson­de­ren lit­ur­gi­schen Ritus geseg­net wer­den, das, was geseg­net wird, den in die Schöp­fung ein­ge­schrie­be­nen und von Chri­stus, dem Herrn, voll­stän­dig geof­fen­bar­ten Plä­nen Got­tes ent­spre­chen muss. Da die Kir­che seit jeher nur sol­che sexu­el­len Bezie­hun­gen als sitt­lich erlaubt ansieht, die inner­halb der Ehe gelebt wer­den, ist sie nicht befugt, ihren lit­ur­gi­schen Segen zu ertei­len, wenn die­ser in irgend­ei­ner Wei­se einer Ver­bin­dung, die sich als Ehe oder außer­ehe­li­che sexu­el­le Pra­xis aus­gibt, eine Form der sitt­li­chen Legi­ti­mi­tät ver­lei­hen könn­te. Der Inhalt die­ser Erklä­rung wur­de vom Hei­li­gen Vater in sei­ner Ant­wort auf die Dubia von zwei Kar­di­nä­len bekräftigt.

12. Wir müs­sen zugleich die Gefahr ver­mei­den, die Bedeu­tung des Segens allein auf die­sen Gesichts­punkt zu redu­zie­ren, denn das wür­de dazu füh­ren zu bean­spru­chen, für einen ein­fa­chen Segen die­sel­ben mora­li­schen Bedin­gun­gen zu ver­lan­gen, wie sie für den Emp­fang der Sakra­men­te gefor­dert wer­den. Die­ses Risi­ko ver­langt ein Aus­wei­ten die­ser Per­spek­ti­ve. Es besteht näm­lich die Gefahr, dass eine so gelieb­te und weit ver­brei­te­te seel­sor­ger­li­che Geste all­zu vie­len Vor­aus­set­zun­gen mora­li­scher Art unter­wor­fen wird, die unter dem Vor­wand von Kon­trol­le die bedin­gungs­lo­se Kraft der Lie­be Got­tes in den Schat­ten stel­len könn­ten, auf der jedoch die Geste des Segens beruht.

13. Gera­de in die­ser Hin­sicht for­dert Papst Fran­zis­kus uns auf, „die pasto­ra­le Für­sor­ge nicht zu ver­nach­läs­si­gen, die alle unse­re Ent­schei­dun­gen und Hal­tun­gen durch­drin­gen muss“ und zu ver­mei­den, „Rich­ter zu sein, die nur ver­nei­nen, ableh­nen und aus­gren­zen“[11]. Ant­wor­ten wir also auf sei­nen Vor­schlag, indem wir ein umfas­sen­de­res Ver­ständ­nis der Seg­nun­gen entwickeln.

Seg­nun­gen in der Hei­li­gen Schrift

14. Um über die Seg­nun­gen nach­zu­den­ken und ver­schie­de­ne Gesichts­punk­te zu sam­meln, müs­sen wir uns vor allem von der Stim­me der Hei­li­gen Schrift erleuch­ten lassen.

15. „Der Herr seg­ne dich und behü­te dich. Der Herr las­se sein Ange­sicht über dich leuch­ten und sei dir gnä­dig. Der Herr wen­de sein Ange­sicht dir zu und schen­ke dir Frie­den“ (Nm 6,24–26). Die­ser „prie­ster­li­che Segen“, den wir im Alten Testa­ment, ins­be­son­de­re im Buch Nume­ri, fin­den, hat einen „abstei­gen­den“ Cha­rak­ter, denn er stellt die Anru­fung des Segens dar, der von Gott auf den Men­schen her­ab­kommt: Er ist einer der älte­sten Tex­te über den gött­li­chen Segen. Dann gibt es noch eine zwei­te Art von Segen, die wir in der Bibel fin­den, näm­lich den, der von der Erde zum Him­mel, zu Gott „auf­steigt“. Seg­nen ist dem­nach gleich­be­deu­tend, mit Gott zu loben, zu fei­ern, ihm zu dan­ken für sei­ne Barm­her­zig­keit und Treue, für die Wun­der, die er geschaf­fen hat, und für alles, was durch sei­nen Wil­len gesche­hen ist: „Prei­se den Herrn, mei­ne See­le, und alles in mir sei­nen hei­li­gen Namen“ (Ps 103,1).

16. Gott, der seg­net, ihm ant­wor­ten auch wir mit einem Seg­nen. Mel­chise­dek, der König von Salem, seg­ne­te Abra­ham (vgl. Gen 14,19); Rebek­ka wird von ihren Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen geseg­net, kurz bevor sie die Frau Isaaks wird (vgl. Gen 24,60), der sei­ner­seits sei­nen Sohn Jakob seg­ne­te (vgl. Gen 27,27). Jakob seg­ne­te den Pha­rao (vgl. Gen 47,10), sei­ne Enkel Efra­im und Manas­se (vgl. Gen 48,20) und alle sei­ne zwölf Söh­ne (vgl. Gen 49,28). Mose und Aaron seg­ne­ten die Gemein­de (vgl. Ex 39,43; Lev 9,22). Die Fami­li­en­ober­häup­ter seg­nen ihre Kin­der bei der Hoch­zeit, vor einer Rei­se oder bei einem bevor­ste­hen­den Todes­fall. Die­se Seg­nun­gen erschei­nen somit als ein über­rei­ches und bedin­gungs­lo­ses Geschenk.

17. Der Segen im Neu­en Testa­ment hat im Wesent­li­chen die glei­che Bedeu­tung wie im Alten Testa­ment. Wir fin­den wie­der die gött­li­che Gabe, die „her­ab­steigt“, die Dank­sa­gung des Men­schen, die „auf­steigt“, und den Segen, der vom Men­schen aus­geht und sich auf sei­ne Mit­men­schen „erstreckt“. Zacha­ri­as, der sei­ne Spra­che wie­der­erlangt hat, preist den Herrn für sei­ne wun­der­ba­ren Taten (vgl. Lk 1,64). Der alte Sime­on, der den neu­ge­bo­re­nen Jesus in sei­nen Armen hält, seg­net Gott dafür, dass er ihm die Gna­de gewährt hat, den ret­ten­den Mes­si­as zu betrach­ten, und seg­net dann sei­ne Eltern Maria und Josef (vgl. Lk 2,34). Jesus seg­net den Vater in dem berühm­ten, an ihn gerich­te­ten Lob- und Jubel­ge­sang: „Ich prei­se dich, Vater, Herr des Him­mels und der Erde“ (Mt 11,25).

18. In Kon­ti­nui­tät mit dem Alten Testa­ment ist der Segen bei Jesus nicht nur auf­stei­gend und bezieht sich auf den Vater, son­dern auch abstei­gend und wird als Geste der Gna­de, des Schut­zes und der Güte auf ande­re aus­ge­gos­sen. Jesus selbst hat die­se Pra­xis umge­setzt und geför­dert. Er seg­ne­te zum Bei­spiel die Kin­der: „Und er nahm die Kin­der in sei­ne Arme; dann leg­te er ihnen die Hän­de auf und seg­ne­te sie“ (Mk 10,16). Und das irdi­sche Leben Jesu endet genau mit einem letz­ten Segen, der den Elf vor­be­hal­ten ist, kurz bevor er zum Vater auf­steigt: „Dort erhob er sei­ne Hän­de und seg­ne­te sie. Und es geschah, wäh­rend er sie seg­ne­te, ver­ließ er sie und wur­de zum Him­mel empor­ge­ho­ben“ (Lk 24,50–51). Das letz­te Bild Jesu auf Erden sind sei­ne erho­be­nen Hän­de beim Segnen.

19. In sei­nem Myste­ri­um der Lie­be teilt Gott sei­ner Kir­che durch Chri­stus die Segens­voll­macht mit. Der Segen, den Gott den Men­schen gewährt und der von ihnen an ihre Näch­sten wei­ter­ge­ge­ben wird, ver­wan­delt sich in Inte­gra­ti­on, Soli­da­ri­tät und Stif­tung von Frie­den. Er ist eine posi­ti­ve Bot­schaft des Tro­stes, der Für­sor­ge und der Ermu­ti­gung. Der Segen drückt die barm­her­zi­ge Umar­mung Got­tes und das Mut­ter­sein der Kir­che aus, die die Gläu­bi­gen ein­lädt, ihren Brü­dern und Schwe­stern gegen­über die glei­che Her­zens­hal­tung wie Gott zu haben.

Ein pasto­ral­theo­lo­gi­sches Ver­ständ­nis von Segnungen

20. Wer um den Segen bit­tet, zeigt, dass er der heil­brin­gen­den Gegen­wart Got­tes in sei­ner Geschich­te bedarf, und wer die Kir­che um den Segen bit­tet, erkennt die Kir­che als ein Sakra­ment jenes Heils, das Gott dar­bie­tet. Das Ver­lan­gen nach einem Segen sei­tens der Kir­che bedeu­tet anzu­er­ken­nen, dass das kirch­li­che Leben dem Schoß der Barm­her­zig­keit Got­tes ent­springt und uns hilft, vor­wärts zu gehen, bes­ser zu leben, und um dem Wil­len des Herrn zu entsprechen.

21. Um uns zu hel­fen, den Wert eines eher pasto­ra­len Ansat­zes im Umgang mit den Seg­nun­gen zu ver­ste­hen, hat Papst Fran­zis­kus uns auf­ge­for­dert, mit einer Hal­tung des Glau­bens und väter­li­cher Barm­her­zig­keit die Tat­sa­che zu betrach­ten, dass, „wenn um einen Segen gebe­ten wird, drückt man eine Bit­te um Got­tes Hil­fe aus, eine Bit­te, bes­ser leben zu kön­nen, das Ver­trau­en auf einen Vater, der uns hel­fen kann, bes­ser zu leben“[12]. Die­se Bit­te soll­te in jeder Hin­sicht wert­ge­schätzt, beglei­tet und mit Dank­bar­keit auf­ge­nom­men wer­den. Men­schen, die spon­tan kom­mend um einen Segen bit­ten, zei­gen mit die­ser Bit­te ihre auf­rich­ti­ge Offen­heit für die Tran­szen­denz, das Ver­trau­en ihres Her­zens, dass sie nicht nur auf ihre eige­ne Kraft ver­trau­en, ihr Bedürf­nis nach Gott und ihren Wunsch, aus den engen Gren­zen die­ser in ihren Beschrän­kun­gen ein­ge­schlos­se­nen Welt auszubrechen.

22. Wie uns die hei­li­ge The­re­se vom Kin­de Jesu lehrt, „allein das Ver­trau­en, ‚nichts ande­res‘, kein ande­rer Weg führt zu jener Lie­be, die alles schenkt. Mit dem Ver­trau­en fließt die Quel­le der Gna­de in unse­rem Leben über […]. Die ange­mes­sen­ste Hal­tung ist daher, das Ver­trau­en unse­res Her­zens außer­halb von uns selbst zu ver­an­kern: in der unend­li­chen Barm­her­zig­keit eines Got­tes, der gren­zen­los liebt […]. Die Sün­de der Welt ist uner­mess­lich, aber nicht unend­lich. Die barm­her­zi­ge Lie­be des Erlö­sers hin­ge­gen ist wahr­haft unend­lich“[13].

23. Wer­den die­se Aus­drucks­for­men des Glau­bens außer­halb eines lit­ur­gi­schen Rah­mens betrach­tet, fin­det man sich in einem Bereich grö­ße­rer Spon­ta­nei­tät und Frei­heit wie­der, aber „die Wahl­frei­heit im Bereich der Andachts­übun­gen darf jedoch nicht so ver­stan­den wer­den, als ob sie gering geschätzt oder gar weni­ger geach­tet wer­den soll­ten. Der rich­ti­ge Weg ist jener, der dazu führt, die gro­ßen Schät­ze der Volks­fröm­mig­keit rich­tig und wei­se zu erschlie­ßen und die in ihnen ruhen­den Kräf­te zu ent­fa­chen“[14]. Die Segen wer­den so zu einer pasto­ra­len Res­sour­ce, die es zu nut­zen gilt, und nicht zu einem Risi­ko oder Problem.

24. Aus der Sicht der Volks­seel­sor­ge sind Seg­nun­gen als Akte der Fröm­mig­keit zu bewer­ten, die ihren Platz „außer­halb der Eucha­ri­stie und außer­halb der ande­ren Sakra­men­te ihren Ort haben[…]. Spra­che, Rhyth­mus, Ver­lauf und theo­lo­gi­sche Akzen­te volks­from­mer Übun­gen unter­schei­den sich von jenen lit­ur­gi­scher Hand­lun­gen“. Aus dem­sel­ben Grund „soll ver­mie­den wer­den, Fei­er­for­men der ‚lit­ur­gi­schen Fei­er‘ in Andachts­übun­gen hin­ein­zu­tra­gen, die ihren eige­nen Stil, ihre Schlicht­heit und ihre eige­ne Spra­che bewah­ren sol­len “[15].

25. Die Kir­che muss sich im Übri­gen davor hüten, ihre pasto­ra­le Pra­xis auf die Festig­keit „ver­meint­li­cher dok­tri­nel­ler oder dis­zi­pli­na­ri­scher Sicher­heit“ zu stüt­zen, vor allem wenn das „Anlass gibt zu einem nar­ziss­ti­schen und auto­ri­tä­ren Eli­te­be­wusst­sein, wo man, anstatt die ande­ren zu evan­ge­li­sie­ren, die ande­ren ana­ly­siert und bewer­tet, und anstatt den Zugang zur Gna­de zu erleich­tern, die Ener­gien im Kon­trol­lie­ren ver­braucht“[16]. Wenn also Men­schen einen Segen erbit­ten, soll­te eine umfas­sen­de mora­li­sche Ana­ly­se kei­ne Vor­be­din­gung für die Ertei­lung des Segens sein. Und auch darf von ihnen kei­ne vor­he­ri­ge mora­li­sche Voll­kom­men­heit ver­langt werden.

26. In die­ser Hin­sicht trägt die Ant­wort des Hei­li­gen Vaters dazu bei, die von der vor­ma­li­gen Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re im Jahr 2021 for­mu­lier­te Erklä­rung aus pasto­ra­ler Sicht zu ver­tie­fen, da sie tat­säch­lich auf­for­dert zu einer Unter­schei­dung bezüg­lich der Mög­lich­keit von Seg­nungs­for­men, „die von einer oder meh­re­ren Per­so­nen erbe­ten wer­den und die nicht eine fal­sche Vor­stel­lung von der Ehe ver­mit­teln“[17], und die auch der Tat­sa­che Rech­nung tra­gen, dass in Situa­tio­nen, die aus objek­ti­ver Sicht mora­lisch inak­zep­ta­bel sind, „die­sel­be pasto­ra­le Für­sor­ge von uns ver­langt, ande­re Men­schen, deren Schuld oder Ver­ant­wor­tung durch ver­schie­de­ne Fak­to­ren, die die sub­jek­ti­ve Schuld­fä­hig­keit beein­flus­sen, gemil­dert wer­den kann, nicht ein­fach als ‚Sün­der‘ zu behan­deln“[18].

27. In der ein­gangs zitier­ten Kate­che­se hat Papst Fran­zis­kus die­se Art von Segen vor­ge­schla­gen, der allen gespen­det wer­den kann, ohne etwas zu ver­lan­gen. Es lohnt sich, mit offe­nem Her­zen die­se Wor­te zu lesen, die uns hel­fen, die pasto­ra­le Bedeu­tung des bedin­gungs­los ange­bo­te­nen Segens zu ver­ste­hen: „Es ist Gott, der seg­net. Auf den ersten Sei­ten der Bibel fin­den wir eine stän­di­ge Abfol­ge von Segen. Gott seg­net, aber auch die Men­schen brin­gen ihren Lob­preis zum Aus­druck, und bald erkennt man, dass der Segen eine beson­de­re Kraft besitzt, die den, der ihn emp­fängt, sein Leben lang beglei­tet und das Herz des Men­schen dafür bereit macht, sich von Gott ver­än­dern zu las­sen […]. Wir sind also für Gott wich­ti­ger als alle Sün­den, die wir bege­hen kön­nen, denn Er ist Vater, Er ist Mut­ter, Er ist rei­ne Lie­be, Er hat uns für immer geseg­net. Und er wird nie auf­hö­ren, uns zu seg­nen. Es ist eine kraft­vol­le Erfah­rung, die­se bibli­schen Segens­tex­te in einem Gefäng­nis oder in einer Reha­bi­li­ta­ti­ons­ge­mein­schaft zu lesen. Den Men­schen, die trotz ihrer schwe­ren Feh­ler geseg­net blei­ben, zu ver­mit­teln, dass ihr himm­li­scher Vater fort­fährt, trotz ihrer schwer­wie­gen­den Feh­ler, wei­ter­hin ihr Wohl zu wol­len und zu hof­fen, dass sie sich schluss­end­lich dem Guten öff­nen. Auch wenn ihre eng­sten Ver­wand­ten sie ver­las­sen haben, weil sie sie für unver­bes­ser­lich hal­ten, für Gott sind sie immer noch sei­ne Kin­der“[19].

28. Es gibt ver­schie­de­ne Anläs­se, bei denen Men­schen spon­tan um einen Segen bit­ten, sei es auf Wall­fahr­ten, an Wall­fahrts­or­ten oder sogar auf der Stra­ße, wenn sie einem Prie­ster begeg­nen. Als Bei­spiel dafür sei hin­ge­wie­sen auf das lit­ur­gi­sche Buch De Bene­dic­tion­i­bus, das eine Rei­he von Seg­nungs­fei­ern für älte­re Men­schen, Kran­ke, Teil­neh­mer an der Kate­che­se oder an einem Gebets­tref­fen, Pil­ger, Rei­sen­de, Frei­wil­li­gen­grup­pen und ‑ver­ei­ne usw. vor­sieht. Sol­che Seg­nun­gen sind an alle gerich­tet, nie­mand darf aus­ge­schlos­sen wer­den. In der Ein­lei­tung zur Fei­er der Seg­nung älte­rer Men­schen heißt es zum Bei­spiel, dass der Zweck der Seg­nung dar­in besteht, „den älte­ren Men­schen ein brü­der­li­ches Zeug­nis der Ach­tung und Dank­bar­keit aus­zu­spre­chen und dem Herrn gemein­sam mit ihnen für die Wohl­ta­ten zu dan­ken, die sie von ihm emp­fan­gen haben, und für die guten Taten, die sie mit sei­ner Hil­fe voll­bracht haben“[20]. In die­sem Fall ist der Gegen­stand des Segens die Per­son des älte­ren Men­schen, für den und mit dem man Gott für das Gute, das er getan hat, und die Wohl­ta­ten, die er emp­fan­gen hat, dankt. Nie­mand kann an die­ser Dank­sa­gung gehin­dert wer­den, und jeder Mensch, auch wenn er in Situa­tio­nen lebt, die nicht dem Plan des Schöp­fers ent­spre­chen, besitzt posi­ti­ve Ele­men­te, für die er den Herrn loben kann.

29. Aus der Per­spek­ti­ve der auf­stei­gen­den Dimen­si­on, wenn man sich der Gaben des Herrn und sei­ner bedin­gungs­lo­sen Lie­be bewusst wird, selbst in Situa­tio­nen der Sün­de, ins­be­son­de­re wenn ein Gebet erhört wird, erhebt das Herz des Gläu­bi­gen sein Lob und sei­nen Segen zu Gott. Die­se Form des Segens ist nie­man­dem ver­wehrt. Jeder kann – ein­zeln oder in Gemein­schaft mit ande­ren – sei­nen Lob­preis und sei­ne Dank­bar­keit zu Gott erheben.

30. Aber der volks­tüm­li­che Sinn von Seg­nun­gen schließt auch den Wert von ‚abstei­gen­den‘ Seg­nun­gen ein. Auch wenn es „nicht ange­bracht ist, dass eine Diö­ze­se, eine Bischofs­kon­fe­renz oder irgend­ei­ne ande­re kirch­li­che Struk­tur auf Dau­er und offi­zi­ell Ver­fah­ren oder Riten für alle mög­li­chen Ange­le­gen­hei­ten geneh­migt“[21], könn­ten Klug­heit und pasto­ra­le Weis­heit – unter Aus­schluss schwe­rer For­men des Skan­dals oder der Ver­wir­rung unter den Gläu­bi­gen – es nahe­le­gen, dass der Prie­ster oder ein ande­rer Amts­trä­ger der Kir­che sich dem Gebet die­ser Per­so­nen anschließt, die, obwohl sie sich in einer Ver­bin­dung befin­den, die in kei­ner Wei­se mit der Ehe ver­gli­chen wer­den kann, sich dem Herrn und sei­ner Barm­her­zig­keit anver­trau­en, sei­ne Hil­fe erfle­hen und zu einem bes­se­ren Ver­ständ­nis sei­nes Plans der Lie­be und der Wahr­heit geführt wer­den wollen.

III. Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren

31. In dem hier umris­se­nen Hori­zont liegt die Mög­lich­keit der Seg­nung von Paa­ren in irre­gu­lä­ren Situa­tio­nen und von gleich­ge­schlecht­li­chen Paa­ren, deren Form von den kirch­li­chen Auto­ri­tä­ten nicht ritu­ell fest­ge­legt wer­den darf, um kei­ne Ver­wechs­lung mit dem dem Ehe­sa­kra­ment eige­nen Segen her­vor­zu­ru­fen. In die­sen Fäl­len wird ein Segen gespen­det, der nicht nur einen auf­stei­gen­den Wert hat, son­dern auch die Anru­fung eines her­ab­stei­gen­den Segens von Gott selbst für die­je­ni­gen ist, die sich als mit­tel­los und sei­ner Hil­fe bedürf­tig erken­nen und nicht die Legi­ti­ma­ti­on ihres eige­nen Sta­tus bean­spru­chen, son­dern dar­um bit­ten, dass alles, was in ihrem Leben und ihren Bezie­hun­gen wahr, gut und mensch­lich gül­tig ist, durch die Gegen­wart des Hei­li­gen Gei­stes berei­chert, geheilt und erhöht wird. Die­se For­men des Segens sind Aus­druck der Bit­te an Gott, jene Hil­fen zu gewäh­ren, die aus den Anre­gun­gen sei­nes Gei­stes her­vor­ge­hen – die die klas­si­sche Theo­lo­gie „hel­fen­de Gna­den“ nennt –, damit die mensch­li­chen Bezie­hun­gen in der Treue zur Bot­schaft des Evan­ge­li­ums rei­fen und wach­sen, sich von ihren Unvoll­kom­men­hei­ten und Schwä­chen befrei­en und sich in der immer grö­ße­ren Dimen­si­on der gött­li­chen Lie­be aus­drücken können.

32. Got­tes Gna­de wirkt in der Tat im Leben der­je­ni­gen, die nicht behaup­ten, gerecht zu sein, son­dern sich demü­tig als Sün­der wie alle ande­ren beken­nen; sie ist in der Lage, alles nach den geheim­nis­vol­len und unvor­her­seh­ba­ren Plä­nen Got­tes zu len­ken. Des­halb nimmt die Kir­che mit uner­müd­li­cher Weis­heit und Müt­ter­lich­keit all jene auf, die sich Gott mit einem demü­ti­gen Her­zen nähern, und beglei­tet sie mit jenen geist­li­chen Hil­fen, die es jedem ermög­li­chen, den Wil­len Got­tes in sei­ner Exi­stenz voll­stän­dig zu ver­ste­hen und zu ver­wirk­li­chen[22].

33. Es han­delt sich um einen Segen, der zwar nicht Teil eines lit­ur­gi­schen Ritus[23] ist, aber das Gebet der Für­bit­te mit der Anru­fung der Hil­fe Got­tes durch die­je­ni­gen ver­bin­det, die sich demü­tig an ihn wen­den. Gott weist nie jeman­den ab, der sich an ihn wen­det! Schließ­lich bie­tet der Segen den Men­schen ein Mit­tel, um ihr Ver­trau­en in Gott zu stär­ken. Die Bit­te um einen Segen drückt die Offen­heit für die Tran­szen­denz, die Fröm­mig­keit, die Nähe zu Gott in tau­send kon­kre­ten Lebens­um­stän­den aus und nährt sie, und das ist kei­ne Klei­nig­keit in der Welt, in der wir leben. Die­se ist ein Same des Hei­li­gen Gei­stes, den es zu näh­ren und nicht zu behin­dern gilt.

34. Die Lit­ur­gie der Kir­che selbst lädt uns zu die­ser ver­trau­ens­vol­len Hal­tung ein, selbst inmit­ten unse­rer Sün­den, unse­rer Unzu­läng­lich­kei­ten, unse­rer Schwä­chen und Ver­wir­run­gen, wie die­ses schö­ne Tages­ge­bet aus dem Römi­schen Mess­buch bezeugt: „All­mäch­ti­ger und ewi­ger Gott, du gibst uns in dei­ner Güte mehr, als wir ver­die­nen, und Grö­ße­res, als wir erbit­ten. Nimm weg, was unser Gewis­sen bela­stet, und schen­ke uns jenen Frie­den, den nur dei­ne Barm­her­zig­keit geben kann“ (27. Sonn­tag im Jah­res­kreis). Wie oft kön­nen die Men­schen in der Tat durch einen ein­fa­chen Segen eines geist­li­chen Hir­ten, der in die­ser Geste nicht den Anspruch erhebt, irgend­et­was zu sank­tio­nie­ren oder zu legi­ti­mie­ren, die Nähe des Vaters „über jedes Begeh­ren und jedes Ver­dienst hin­aus“ erfahren.

35. Daher soll­te die seel­sor­ge­ri­sche Sen­si­bi­li­tät der geweih­ten Amts­trä­ger auch dar­in geschult wer­den, spon­tan Seg­nun­gen aus­zu­spre­chen, die nicht im Bene­dik­tio­na­le zu fin­den sind.

36. In die­sem Sin­ne ist es uner­läss­lich, das Anlie­gen des Pap­stes zu ver­ste­hen, auf dass die­se nicht ritua­li­sier­ten Seg­nun­gen nicht auf­hö­ren, eine ein­fa­che Geste zu sein, die ein wirk­sa­mes Mit­tel ist, um das Gott­ver­trau­en der Bit­ten­den zu stär­ken, und dass sie den­noch nicht zu einem lit­ur­gi­schen oder halblit­ur­gi­schen Akt wer­den, der einem Sakra­ment ähnelt. Eine sol­che Ritua­li­sie­rung wür­de eine schwer­wie­gen­de Ver­ar­mung dar­stel­len, denn sie wür­de eine Geste von gro­ßem Wert für die Volks­fröm­mig­keit einer über­mä­ßi­gen Kon­trol­le unter­wer­fen und die Seel­sor­ger der Frei­heit und Spon­ta­nei­tät in ihrer seel­sor­ge­ri­schen Beglei­tung des Lebens der Men­schen berauben.

37. In die­sem Zusam­men­hang kom­men mir die fol­gen­den – teil­wei­se schon zitier­ten – Wor­te des Hei­li­gen Vaters in den Sinn: „Ent­schei­dun­gen, die unter bestimm­ten Umstän­den Teil der pasto­ra­len Klug­heit sein kön­nen, müs­sen nicht not­wen­dig zur Norm wer­den. Das heißt, es ist nicht ange­bracht, dass eine Diö­ze­se, eine Bischofs­kon­fe­renz oder irgend­ei­ne ande­re kirch­li­che Struk­tur auf Dau­er und offi­zi­ell Ver­fah­ren oder Riten für alle mög­li­chen Ange­le­gen­hei­ten geneh­migt […]. Das Kir­chen­recht soll und kann nicht alles abdecken, und auch die Bischofs­kon­fe­ren­zen mit ihren ver­schie­de­nen Doku­men­ten und Pro­to­kol­len kön­nen dies nicht tun, da das Leben der Kir­che durch vie­le Kanä­le neben den nor­ma­ti­ven fließt“[24]. So erin­ner­te Papst Fran­zis­kus dar­an, dass alles, „was Teil einer prak­ti­schen Unter­schei­dung ange­sichts einer Son­der­si­tua­ti­on ist, nicht in die Kate­go­rie einer Norm erho­ben wer­den kann“, weil dies „nur Anlass zu einer uner­träg­li­chen Kasu­istik gäbe“.[25]

38. Des­halb soll man die Seg­nung von Paa­ren, die sich in einer irre­gu­lä­ren Situa­ti­on befin­den, weder för­dern noch ein Ritu­al dafür vor­se­hen, aber man soll­te auch nicht die Nähe der Kir­che zu jeder Situa­ti­on ver­hin­dern oder ver­bie­ten, in der die Hil­fe Got­tes durch einen ein­fa­chen Segen gesucht wird. In dem kur­zen Gebet, das die­sem spon­ta­nen Segen vor­aus­ge­hen kann, könn­te der geweih­te Amts­trä­ger um Frie­den, Gesund­heit, einen Geist der Geduld, des Dia­logs und der gegen­sei­ti­gen Hil­fe für sie bit­ten, aber auch um Got­tes Licht und Kraft, um sei­nen Wil­len voll erfül­len zu können.

39. In jedem Fall, gera­de um jed­we­de Form von Ver­wir­rung oder Skan­dal zu ver­mei­den, wenn ein sol­ches Segens­ge­bet von einem Paar in einer irre­gu­lä­ren Situa­ti­on erbe­ten wird und dies außer­halb der von den lit­ur­gi­schen Büchern vor­ge­schrie­be­nen For­mu­la­re geschieht, wird ein sol­cher Segen nie­mals im direk­ten Zusam­men­hang mit einer stan­des­amt­li­chen Fei­er oder sonst in irgend­ei­ner Ver­bin­dung damit erteilt wer­den kön­nen. Dies gilt auch für die Klei­dung, die Gesten und die Wor­te, die Aus­druck für eine Ehe sind. Das­sel­be gilt, wenn die Seg­nung von einem gleich­ge­schlecht­li­chen Paar erbe­ten wird.

40. Ein sol­cher Segen kann statt­des­sen in ande­ren Kon­tex­ten sei­nen Platz fin­den, etwa beim Besuch eines Hei­lig­tums, bei einer Begeg­nung mit einem Prie­ster, bei einem Gebet, das in einer Grup­pe oder wäh­rend einer Pil­ger­rei­se gespro­chen wird. Mit die­sen Seg­nun­gen, die nicht in den ritu­el­len For­men der Lit­ur­gie, son­dern als Aus­druck des müt­ter­li­chen Her­zens der Kir­che erteilt wer­den, ähn­lich wie die Seg­nun­gen, die dem Kern der Volks­fröm­mig­keit ent­sprin­gen, soll in der Tat nichts legi­ti­miert, son­dern viel­mehr das eige­ne Leben für Gott geöff­net wer­den, um sei­ne Hil­fe für ein bes­se­res Leben zu erbit­ten und auch den Hei­li­gen Geist anzu­ru­fen, damit die Wer­te des Evan­ge­li­ums mit grö­ße­rer Treue gelebt wer­den können

41. Was in die­ser Erklä­rung über die Seg­nung gleich­ge­schlecht­li­cher Paa­re gesagt wird, ist aus­rei­chend, um die umsich­ti­ge und väter­li­che Unter­schei­dung der geweih­ten Amts­trä­ger in die­ser Hin­sicht zu lei­ten. Über die oben genann­ten Hin­wei­se hin­aus soll­ten daher kei­ne wei­te­ren Ant­wor­ten über mög­li­che Art und Wei­sen zur Nor­mie­rung von Details oder prak­ti­schen Aspek­ten in Bezug auf Seg­nun­gen die­ser Art erwar­tet wer­den[26].

IV. Die Kirche ist das Sakrament (das Heilszeichen) der unendlichen Liebe Gottes

42. Die Kir­che fährt fort, jene Gebe­te und Bit­ten zu erhe­ben, die Chri­stus selbst in den Tagen sei­nes irdi­schen Lebens mit lau­tem Schrei­en und unter Trä­nen vor­brach­te (vgl. Hebr 5,7) und die gera­de des­halb eine beson­de­re Wirk­sam­keit ent­fal­ten. Auf die­se Wei­se „übt die kirch­li­che Gemein­schaft nicht nur durch die Lie­be, das Bei­spiel und die Wer­ke der Buße, son­dern auch durch das Gebet ihre müt­ter­li­che Funk­ti­on aus, die See­len zu Chri­stus zu füh­ren“[27].

43. Die Kir­che ist so das Sakra­ment der unend­li­chen Lie­be Got­tes. Des­halb kann man, auch wenn die Bezie­hung zu Gott durch die Sün­de getrübt ist, immer um einen Segen bit­ten, indem man die Hand nach dem Herrn aus­streckt, wie Petrus es im Sturm tat, als er zu Jesus rief: „Herr, ret­te mich“ (Mt 14,30). Einen Segen zu erbit­ten und zu emp­fan­gen, kann in man­chen Situa­tio­nen das mög­li­che Gut sein. Papst Fran­zis­kus erin­nert uns dar­an, dass „ein klei­ner Schritt inmit­ten gro­ßer mensch­li­cher Begren­zun­gen Gott wohl­ge­fäl­li­ger sein kann als das äußer­lich kor­rek­te Leben des­sen, der sei­ne Tage ver­bringt, ohne auf nen­nens­wer­te Schwie­rig­kei­ten zu sto­ßen“[28]. Auf die­se Wei­se „ist das, was leuch­tet, die Schön­heit der heil­brin­gen­den Lie­be Got­tes, die sich im gestor­be­nen und auf­er­stan­de­nen Jesus Chri­stus offen­bart hat[29].

44. Jede Seg­nung ist eine Gele­gen­heit für eine erneu­te Ver­kün­di­gung des Keryg­mas, eine Ein­la­dung, der Lie­be Chri­sti immer näher zu kom­men. Papst Bene­dikt XVI. lehr­te: „Wie Maria ist die Kir­che Mitt­le­rin des Segens Got­tes für die Welt: Sie emp­fängt den Segen, da sie Jesus auf­nimmt, und sie teilt ihn mit, indem sie Jesus bringt. Jesus ist die Barm­her­zig­keit und der Frie­de, den sich die Welt aus sich her­aus nicht geben kann und den sie immer und viel mehr als das täg­li­che Brot braucht“[30].

45. Unter Berück­sich­ti­gung des oben Gesag­ten und im Ein­klang mit der maß­geb­li­chen Leh­re des Hei­li­gen Vaters Fran­zis­kus möch­te die­ses Dik­aste­ri­um schließ­lich dar­an erin­nern, dass „das die Wur­zel der christ­li­chen Sanft­mut ist, die Fähig­keit, sich geseg­net zu wis­sen und die Fähig­keit zu seg­nen […]. Die­se Welt braucht Segen, und wir kön­nen Segen geben und Segen emp­fan­gen. Der Vater liebt uns, und alles, was uns bleibt, ist die Freu­de, Ihn zu lob­prei­sen und Ihm zu dan­ken und von Ihm zu ler­nen, wie man seg­net und lob­preist“[31]. Auf die­se Wei­se wird jeder Bru­der und jede Schwe­ster spü­ren kön­nen, dass sie in der Kir­che immer Pil­ger, immer Bett­ler, immer geliebt und trotz allem immer geseg­net sind.

Víc­tor Manu­el Card. FERNÁNDEZ
Prä­fekt

Msgr. Arman­do MATTEO
Sekre­tär für die dok­tri­nä­re Sektion

Ex Audi­en­tia Die 18. Dezem­ber 2023

Fran­zis­kus

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[1] Fran­zis­kus, Kate­che­se über das Gebet: Der Segen (2. Dezem­ber 2020), L’Osservatore Roma­no, 2. Dezem­ber 2020, p. 8.

[2] Cfr. Con­gre­ga­tio pro Doc­tri­na Fidei, «Respon­sum» ad «dubi­um» de bene­dic­tione unio­nem per­so­na­rum eius­dem sexus et Nota expli­ca­ti­va, AAS 113 (2021), 431–434.

[3] Fran­zis­kus, Ap. Exhort. Evan­ge­lii gau­di­um (24. Novem­ber 2013), n. 42, AAS 105 (2013), 1037–1038.

[4] Cfr. Fran­zis­kus, Ant­wort auf die ‚Dubia‘, vor­ge­legt von zwei Kar­di­nä­len (11. Juli 2023).

[5] Ibi­dem, Fra­ge 2, c.

[6] Ibi­dem, Fra­ge 2, a.

[7] Cfr. Ritua­le Roma­num ex decre­to Sacro­sanc­ti Oecu­me­ni­ci Con­ci­lii Vati­ca­ni II instau­ra­tum auc­to­ri­ta­te Ioan­nis Pau­li PP. II pro­mul­ga­tum, De Bene­dic­tion­i­bus, Edi­tio typi­ca, Prae­not­an­da, Typis Poly­glot­tis Vati­ca­nis, Civi­ta­te Vati­ca­na 1985, n. 12.

[8]Ibid., n. 11: “Quo autem cla­ri­us hoc pateat, anti­qua ex tra­di­tio­ne, for­mu­lae bene­dic­tion­um eo spec­tant ut impri­mis Deum pro eius donis glo­ri­fi­cent eius­que impet­rent bene­fi­cia atque mali­g­ni pote­statem in mun­do compescant”.

[9] Ibi­dem, n. 15: “Qua­re illi qui bene­dic­tion­em Dei per Eccle­si­am expo­stu­lant, dis­po­si­tio­nes suas ea fide con­fir­ment, cui omnia sunt pos­si­bi­lia; spe inni­tan­tur, quae non con­fun­dit; cari­ta­te prae­ser­tim vivi­fi­cen­tur, quae man­da­ta Dei ser­van­da urget.”

[10] Ibi­dem, n. 13: “Sem­per ergo et ubi­que occa­sio prae­be­tur Deum per Chri­s­tum in Spi­ri­tu Sanc­to lau­dan­di, invo­can­di eique gra­ti­as red­den­di, dum­mo­do aga­tur de rebus, locis, vel adi­unc­tis quae nor­mae vel spi­ri­tui Evan­ge­lii non contradicant.”

[11] Fran­zis­kus, Ant­wort auf die ‚Dubia‘, vor­ge­legt durch zwei Kar­di­nä­le, Fra­ge 2, d.

[12] Ibi­dem, Fra­ge 2, e.

[13] Fran­zis­kus, Ap. Exhort. C’est la Con­fi­ance (15. Okto­ber 2023), nn. 2, 20, 29.

[14] Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Dis­zi­plin der Sakra­men­te, Direk­to­ri­um über Volks­fröm­mig­keit und Lit­ur­gie. Prin­zi­pi­en und Ori­en­tie­run­gen (17. Dezem­ber 2001), Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz, Ver­laut­ba­run­gen des Apo­sto­li­schen Stuh­les 160 (Bonn 2001), n. 12.

[15] Ibi­dem, n. 13.

[16] Fran­zis­kus, Ap. Exhort. Evan­ge­lii gau­di­um (24. Novem­ber 2013), n. 94, AAS 105 (2013), 1060.

[17] Fran­zis­kus, Ant­wort auf die ‚Dubia‘, vor­ge­legt durch zwei Kar­di­nä­le, Frage2, e.

[18] Ibi­dem, Fra­ge 2, f.

[19] Fran­zis­kus, Kate­che­se über das Gebet: Der Segen (2. Dezem­ber 2020), L’Osservatore Roma­no, 2. Dezem­ber 2020, p. 8.

[20] De Bene­dic­tion­i­bus, n. 258: “Haec bene­dic­tio ad hoc ten­dit ut ipsi senes a fra­tri­bus testi­mo­ni­um acci­piant rever­en­tiae grat­aeque men­tis, dum simul cum ipsis Domi­no gra­ti­as red­di­mus pro bene­fi­ci­is ab eo accep­tis et pro bonis ope­ri­bus eo adi­uvan­te peractis.”

[21] Fran­zis­kus, Ant­wort auf die ‚Dubia‘, vor­ge­legt durch zwei Kar­di­nä­le, Fra­ge 2, g.

[22] Cfr. Fran­zis­kus, Nach­syn­od. Ap. Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia (19. März 2016), n. 250, AAS 108 (2016), 412–413.

[23] Cfr. Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Dis­zi­plin der Sakra­men­te, Direk­to­ri­um über Volks­fröm­mig­keit und Lit­ur­gie. Prin­zi­pi­en und Ori­en­tie­run­gen, n. 13: „Der objek­ti­ve Unter­schied zwi­schen Andachts­for­men und Fröm­mig­keits­übun­gen auf der einen und der Lit­ur­gie auf der ande­ren Sei­te muss in der got­tes­dienst­li­chen Aus­drucks­wei­se sicht­bar wer­den […] Die Aus­drucks­wei­sen von Volks­fröm­mig­keit und Andacht haben außer­halb der Eucha­ri­stie und außer­halb der ande­ren Sakra­men­te ihren Ort“.

[24] Fran­zis­kus, Ant­wort auf die ‚Dubia‘, vor­ge­legt durch zwei Kar­di­nä­le, Fra­ge 2, g.

[25] Fran­zis­kus, Nach­syn­od. Ap. Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia (19. März 2016), n. 304, AAS 108 (2016), 436.

[26] Cfr. ibi­dem.

[27] Offi­ci­um Divinum ex decre­to Sacro­sanc­ti Oecu­me­ni­ci Con­ci­lii Vati­ca­ni II instau­ra­tum auc­to­ri­ta­te Pau­li PP. VI pro­mul­ga­tum, Lit­ur­gia Horarum iux­ta Ritum Roma­num, Insti­tu­tio gene­ra­lis de Lit­ur­gia Horarum, Edi­tio typi­ca alte­ra, Libre­ria Editri­ce Vati­ca­na, Cit­tà del Vati­ca­no 1985, n. 17: «Itaque non tan­tum cari­ta­te, exem­plo et pae­ni­ten­tiae ope­ri­bus, sed eti­am ora­tio­ne eccle­sia­lis com­mu­ni­tas ver­um erga ani­mas ad Chri­s­tum addu­cen­das mater­num munus exercet».

[28] Fran­zis­kus, Ap. Exhort. Evan­ge­lii Gau­di­um (24. Novem­ber 2013), n. 44, AAS 105 (2013), 1038–1039.

[29] Ibi­dem, n. 36, AAS 105 (2013), 1035.

[30] Bene­dikt XVI, Ome­lia del­la San­ta Mes­sa nella Solen­ni­tà di Maria SS​.ma Mad­re di Dio. XLV Gior­na­ta mon­dia­le del­la Pace, Basi­li­ca Vati­ca­na (1. Janu­ar 2012), Inseg­na­men­ti VIII, 1 (2012), 3.

[31] Fran­zis­kus, Kate­che­se über das Gebet: Der Segen (2. Dezem­ber 2020), L’Osservatore Roma­no, 2. Dezem­ber 2020, p. 8.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL/​NBQ

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