„Halb zog sie ihn, halb sank er hin“, heißt es in Goethes Ballade „Der Fischer“ aus dem Jahr 1779. Das Wort ließe sich derzeit auch auf Papst Franziskus und die Homo-Frage anwenden, wobei die Analogie, daß der Papst als Petrus auch Fischer ist, ein Menschenfischer, der Sache die besondere Note gibt. „Der Heilige Stuhl wird von der Schwulenlobby belagert“, mit diesem Bild beschreibt der Chefredakteur der Nuova Bussola Quotidiana, Riccardo Cascioli, den derzeitigen Zustand des Vatikans, der äußerlich durch einen gespenstisch menschenleeren Petersplatz auffällt. Der Kampf tobt hinter den Kulissen um die Segnung homosexueller Verbindungen. Die Glaubenskongregation bekräftigte in ihrem Responsum vom 15. März das Nein, wie es in der kirchlichen Lehre verankert ist. Der stärkste Widerstand dagegen kommt inzwischen nicht etwa von schamlosen schwulen oder ideologisierten Pfarrern aus Deutschland, sondern aus der Römischen Kurie und aus den Kreisen, die Papst Franziskus besonders nahestehen.
Auch die Kirche erlebte ihre Sexuelle Revolution, nur etwas anders als die Welt. In der Kirche wurde die Homosexualität plötzlich geduldet und konnte sich in den vergangenen 50 Jahren schleichend im Klerus ausbreiten. Es entstanden ganze Seilschaften von schwulen Klerikern, die in den Priesterseminaren die ersten Kontakte knüpften und sich gegenseitig in Amt und Würden halfen, nicht zuletzt, um ihr sündhaftes Treiben abzusichern.
Diese Seilschaften wurden im Zuge der Enthüllungen um den Fall McCarricks, jenes ehemaligen US-Kardinals, etwas sichtbar, doch der Vatikan bemühte sich sofort, alles zu vertuschen. McCarrick mußte nach außen fallengelassen werden, doch die Seilschaften, die ihn und sein Treiben jahrzehntelang gedeckt hatten, sind bis heute unentdeckt. Dabei setzte Papst Franziskus unter dem Druck der Anklagen, die der ehemalige Apostolische Nuntius in den USA, Msgr. Carlo Maria Viganò, gegen ihn erhob, eine eigene Kommission ein, um zu klären, wie die Karriere McCarricks möglich sein konnte. Nach zwei Jahren wurde ein mehrere hundert Seiten starker Bericht vorgelegt, der nichts beantwortete.
Papst Franziskus rückte gleich nach seiner Wahl von der „Nulltoleranz“ seines Vorgängers ab. Er wird erst dann tätig, wenn es aus Image-Gründen nicht mehr anders geht. Vorher wird verschwiegen und vertuscht. Die Liste mit den Fällen gedeckter homosexueller Kleriker und Bischöfe, in die Papst Franziskus persönlich involviert ist, hat eine beachtliche Länge erreichte.
Bergoglianische Dialektik
Alles begann gleich 2013 mit einer für Franziskus typischen Dialektik. Auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Buenos Aires wurde er darauf angesprochen, daß ein Vatikandiplomat und nunmehriger Direktor des Domus Santa Marta, in dem Franziskus sein Quartier hat, auf ein unrühmliches Doppelleben zurückblicken kann. Franziskus behauptete, die kirchliche Lehre zur Homosexualität zu vertreten, die er aber bis heute nicht wiederholte, da sie seiner Meinung nach ohnehin bekannt sei. Stattdessen zog er sich in der Causa seines „Gastgebers“ großmütig aus der Affäre, indem er erklärte: „Wer bin ich, um zu urteilen?“ Homo-Kreise sahen darin, zurecht, wie sich zeigen sollte, einen ersten Schritt zur Anerkennung der Homosexualität. In seiner Dialektik betonte Franziskus damals zugleich, daß er Lobbys nicht möge, weshalb für ihn das Problem in der Sache die Bildung einer Homo-Lobby sei. Während er der nicht näher benannten innerkirchlichen Homo-Lobby den Kampf ansagte, was ihm den Zuspruch glaubenstreuer Katholiken sicherte, öffnete er die Tür zur Anerkennung der Homosexualität.
Das ganze weitere Pontifikat ist gekennzeichnet von vielen kleinen Schritten, vielfach unbemerkt, um die Homosexualität salonfähig zu machen. Das Ergebnis ist, daß die kirchliche Homo-Lobby, der Franziskus den Kampf ansagen wollte, gegen die er in Wirklichkeit aber nichts, wörtlich nichts, unternahm, heute stärker denn je ist. Und sie will nun Ergebnisse sehen. Der Blick geht in Richtung Homosexualisierung der Öffentlichkeit, wie sie die westliche Welt vorexerziert.
Besorgte Stimmen warnen davor, daß der Klerikerstand und damit die hierarchisch verfaßte Kirche innerhalb kurzer Zeit schutzlos in schwule Hände fallen und zu einer Homo-Domäne werden könnte.
Cascioli gibt Stimmen wieder, die nicht ausschließen, daß das durch die Glaubenskongregation bekräftigte Verbot bald fallen könnte. Damit würde sich jener Plan verwirklichen, vor dem der damalige Glaubenspräfekt Joseph Kardinal Ratzinger 1986 gewarnt hatte.
Das enthüllte Geheimnis, das vor aller Augen liegt
Am 22. März enthüllte die traditionsverbundene Seite Messa in Latino unter Berufung auf „höchste Stellen“, daß „sehr starker Druck“ ausgeübt wird, um die Antwort der Glaubenskongregation abzuschwächen.
Dabei fällt das Doppelspiel auf, das Papst Franziskus in der Angelegenheit spielt. Von ihm, so Cascioli, kam sogar der erste Widerstand. Er ließ die Glaubenskongregation das Dokument nach langem Zögern nur veröffentlichen, weil Glaubenspräfekt Luis Kardinal Ladaria SJ mit großem Nachdruck darauf beharrte.
Die Veröffentlichung verhindern wollten hingegen zwei unter Franziskus einflußreiche Dikasterienleiter, die beide der Homo-Lobby zugerechnet werden. Dabei handelt es sich um Kardinal Kevin Farrell, Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben, der zu den Protegés des ehemaligen Kardinals und Mißbrauchstäters Theodore McCarrick gehört, und um Kurienerzbischof Vincenzo Paglia, jenen Mann, der im Auftrag von Papst Franziskus zwei zentrale Institutionen von Papst Johannes Paul II. zur Verteidigung von Ehe, Familie und Lebensrecht, die Päpstliche Akademie für das Leben und das Institut Johannes Paul II., zertrümmerte. Paglia ließ sich, als er noch Bischof von Terni war, seine Kathedrale von einem schwulen argentinischen Künstler mit einem homoerotischen Jüngsten Gericht ausmalen.
Was Messa in Latino enthüllte, lag schon sichtbar vor allen Augen, die sehen wollten. Damit ist nicht so sehr der skandalöse Aufstand homophiler Kleriker und Kirchenkreise in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich und in den USA gemeint. Viel gewichtiger sind die Stellungnahmen, Artikel und Kommentare von Kreisen, die Papst Franziskus nahestehen.
Die Analyse des Jesuiten Pino Piva
Zu diesen zählt die Stellungnahme des Jesuiten Pino Piva, der dem Papstvertrauten Antonio Spadaro sehr nahesteht, der Schriftleiter der römischen Jesuitenzeitschrift ist. Piva gehört zu jenen Klerikern, die sich besonders um die Seelsorge unter Homosexuellen bemühen, in Wirklichkeit aber auf eine kirchliche Anerkennung der Homosexualität hinarbeiten. Am 19. März veröffentlichte der Jesuit einen bezeichnenden Kommentar zum Responsum in der Zeitschrift Cittá Nuova (Neue Stadt) der Fokolarbewegung.
Piva unterzieht das Dokument einer kritischen Lektüre „im Licht des Denkens von Papst Franziskus“. Der Jesuit behauptet, daß die Klarstellung der Glaubenskongregation nur über ein „Mindestmaß an Autorität“ verfüge. Der Papst habe das Dokument „nicht ‚gebilligt‘“, sondern nur „gutgeheißen“.
Was nach Spitzfindigkeit klingt, wird von Piva mit einem zweiten Punkt gestützt. Papst Franziskus habe bereits ein anderes Dokument der Glaubenskongregation demoliert, jenes von 2003, mit dem der damalige Papst Johannes Paul II. und dessen Glaubenspräfekt Joseph Kardinal Ratzinger sich gegen die Anerkennung homosexueller Verbindungen stemmten. Der Jesuit spielt auf den umstrittenen Dokumentarfilm Francesco des homosexuellen, aus Rußland stammenden amerikanisch-israelischen Regisseurs Jewgeni Afinjewski an. Franziskus sagt in einem Interview für den Film, daß er als Erzbischof von Buenos Aires für die Legalisierung homosexueller Verbindungen eingetreten sei, Hauptsache man nenne sie nicht Ehe. Der Vertraute und ehemalige Ghostwriter des Papstes, Msgr. Victor Manuel Fernández, Erzbischof von La Plata in Argentinien, verteidigte Franziskus, indem er sagte, Bergoglio habe „immer“ schon so gedacht.
Piva schließt daraus, Papst Franziskus sei der Meinung, daß das Dokument der Glaubenskongregation von 2003 völlig neu zu schreiben sei. Dazu Cascioli:
„In diesem Zusammenhang ist anzumerken, daß für den katholischen Progressivismus die Gesetze nicht danach beurteilt werden, ob sie der Wahrheit entsprechen, sondern lediglich nach ihrer chronologischer Reihenfolge: Das jüngste Gesetz hebt das ältere auf. Im konkreten Fall annulliert ein Interview sogar ein maßgebliches Dokument des Lehramtes.“
Piva folgert aus seiner Einschätzung des bergoglianischen Denkens, daß das jüngste Dokument der Glaubenskongregation gegen die Segnung homosexueller Verbindungen „ein kurzes, ein sehr kurzes Leben haben“ werde.
Der Jesuit geht als geeichter Progressiver noch einen Schritt weiter und kann sich eine Portion Spott nicht verkneifen. Seine Botschaft lautet: Keine Sorge, das Responsum wurde zwar geschrieben, wie es geschrieben wurde, aber nur, „um manch schwaches Gewissen in diesem Epochenwechsel zu beruhigen“, kurzum ein Tranquilizer für die lästigen, aber dummen Konservativen. Ebenso klar sei, daß diese Antwort bald überwunden sein werde, wenn nicht durch ein neues Dokument, dann durch eine andere Praxis, indem – wie mit Amoris laetitia bei der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion – Priester und Bischöfe einfach Homo-Segnungen vornehmen und Rom dazu schweigen und nicht dagegen eingreifen wird.
Der Priester Daniel Duigou und Kardinal Kevin Farrell
Bereits im März 2018 hatte der französische Priester Daniel Duigou, Autor des Buches Lettre ouverte d’un curé au pape François (Offener Brief eines Priesters an Papst Franziskus), erzählt, daß Franziskus bei einer privaten Begegnung es gebilligt habe, daß er homosexuelle Paare segnet. Duigou arbeitete von 1973 bis 1999 als Journalist, Reporter, Moderator für die Nachrichtenformate verschiedener französischer Fernsehsender, darunter TF1, France 2 und zuletzt France 5. Parallel studierte er Psychologie und praktizierte Psychoanalyse. Schließlich studierte er Theologie und wurde 1999, im Alter von 51 Jahren, zum Priester geweiht und 2013 in die Ehrenlegion aufgenommen. Derzeit lebt er als Eremit in Marokko.
Einen weiteren Baustein lieferte Kardinal Kevin Farrell am 19. März in der Pressekonferenz zum Beginn des Familienjahres Amoris laetitia, das von Papst Franziskus ausgerufen wurde. Zum Responsum befragt, gab Farrell zu verstehen, daß die Kirche für eine Anerkennung homosexueller Verbindungen sei. Wörtlich sagte er dann:
„Das pastorale Leben der Kirche steht allen Menschen offen. Es ist wesentlich und sehr wichtig, daß wir immer unsere Arme öffnen, um alle Menschen in ihren verschiedenen Lebensabschnitten und in ihren verschiedenen Lebenssituationen zu empfangen und zu begleiten.“
Homophilen Klerikern kommt kein Wort der Unterscheidung zwischen Sünde und Sünder über die Lippen, weil sie die Sünde nicht verurteilen, sondern anerkennen wollen. Farrell betonte stattdessen eine Notwendigkeit zur Unterscheidung zwischen „sakramentaler Ehe“ und nicht-sakramentaler Ehe und sprach von „anderen Formen der Ehe“:
„Es gibt heute viele verschiedene pastorale Situationen, aufgrund derer die Menschen nicht uneingeschränkt am Leben der Kirche teilnehmen können, aber das bedeutet nicht, daß sie nicht von uns und den Menschen in den Pfarreien begleitet werden sollten.“
Und weiter:
„Ich bestehe darauf, und ich möchte, daß klar ist, daß wir offen sind, alle Menschen zu begleiten.“
Für Cascioli klingen diese Worte, als hätte Kardinal Farrell gesagt: „Ich kann nicht leugnen, was im Responsum steht, aber da homosexuelle Verbindungen legitim sind, ist ihr Segen nur mehr eine Frage der Zeit.“
Franziskus greift ein – auf seine Art
Papst Franziskus scheint es aufgrund der Unruhe in den ihm nahestehenden progressiven Kirchenkreisen jedoch für notwendig befunden zu haben, auch selbst Signale auszusenden. Am 21. März nützte er dazu seine Ansprache zum Angelus. Darin wurden von ihm Vorwürfe wie „Legalismus-Forderungen“ und „klerikale Moralismen“ eingeflochten. Die Homosexualität erwähnte er nicht. Das besorgte ein Vatikanisten-Ehepaar, das ihm sehr verbunden ist. Elisabetta Piqué und Gerard O‘Connell behaupteten noch am selben Tag, sie auf spanisch in der argentinischen Tageszeitung La Nacion, er auf englisch in der US-amerikanischen Jesuitenzeitschrift America, Franziskus habe sich mit seiner Wortmeldung von dem Dokument der Glaubenskongregation distanziert. Ohne päpstlichen Auftrag hätte das Ehepaar es nie gewagt, einen solchen Zusammenhang herzustellen.
Die zweite Wortmeldung von Franziskus erfolgte gestern mit seiner Botschaft zum 150. Jahrestag der Erklärung des hl. Alfonso Maria de Liguori zum Kirchenlehrer. Darin schreibt der Papst:
„In theologischen Auseinandersetzungen zieht er die Vernunft der Autorität vor und hört nicht bei der theoretischen Formulierung von Grundsätzen auf, sondern läßt sich vom Leben selbst herausfordern. […] Die bloße Kenntnis der theoretischen Grundsätze, wie uns der heilige Alphons selbst erinnert, reicht nicht aus, um das Gewissen bei der Unterscheidung des Guten zu begleiten und zu unterstützen.“
Wiederum ist es die US-amerikanische Jesuitenzeitschrift America, deren bekanntester Mitarbeiter der homophile Jesuit James Martin ist, welche die Interpretation der Papstworte liefert. Diese päpstliche Botschaft sei von besonderer Bedeutung für die vom Responsum „verletzten Katholiken“. Der Standardsatz des päpstlichen Umfeldes lautet, Franziskus unterstütze jene, die sich um die Begleitung homosexueller Paare bemühen. Die Frage der Sünde bleibt unerwähnt.
Cascioli zieht seine eigenen Schlußfolgerungen aus den Ereignissen der vergangenen Tage:
„Kurzum, das Bild ist ziemlich eindeutig: Es verwirklicht sich, wovor der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, am 1. Oktober 1986 in seinem Schreiben an die Bischöfe der katholischen Kirche über die Seelsorge für homosexuelle Personen gewarnt hatte.“
In jenem Schreiben heißt es:
„Nichtsdestoweniger übt heute eine wachsende Zahl von Menschen, auch innerhalb der Kirche, einen enormen Druck aus, damit sie die homosexuelle Veranlagung akzeptiere, als ob sie nicht ungeordnet wäre, und damit sie die homosexuellen Akte legitimiere. Diejenigen, die innerhalb der Kirche das Problem in dieser Richtung vorantreiben, unterhalten oft enge Beziehungen zu denen, die außerhalb der Kirche ähnlich handeln. Die zuletzt genannten Gruppen sind von einer Auffassung geleitet, die jener Wahrheit über die menschliche Person zuwiderläuft, die uns im Geheimnis Christi vollends offenbart worden ist. Selbst wenn es ihnen nicht voll bewußt ist, bekunden sie eine materialistische Ideologie, welche die transzendente Natur der menschlichen Existenz leugnet, wie auch die übernatürliche Berufung jedes einzelnen.“
Diese homophile Mentalität, vor der Kardinal Ratzinger warnte, ist seither noch viel tiefer in das Denken vieler Katholiken eingedrungen. Sie sind der massiven Homo-Propaganda ausgesetzt, der die Kirchenvertreter kaum etwas entgegensetzen, sondern aus Homophilie oder Feigheit schweigen. Die Gläubigen und die Menschen guten Willens sind damit schutzlos einer medialen Gehirnwäsche ausgeliefert. Bei dieser machen zunehmend auch kirchliche Medien mit.
Das Schlußwort hat Riccardo Cascioli:
„Es ist eine regelrechte Belagerung des Heiligen Stuhls im Gange, und viele Spitzenpositionen wurden bereits erobert. Wir stehen kurz vor dem endgültigen Angriff.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: NBQ