Peking belebt den Kommunismus neu – im Westen nehmen die Bekehrungen zu

Was Gott ankündigt, das verwirklicht Er auch


25. Gipfel der Shanghai Cooperation Organisation (SCO), der vom 31. August bis 1. September 2025 in Tianjin, Volksrepublik China, stattfand.
25. Gipfel der Shanghai Cooperation Organisation (SCO), der vom 31. August bis 1. September 2025 in Tianjin, Volksrepublik China, stattfand.

Von Rober­to de Mattei*

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Das Erschei­n­ugs­bild des Westen ist heu­te die einer säku­la­ri­sier­ten und deka­den­ten Welt, ohne Glau­ben und ohne Gewiß­hei­ten. Auf der Über­zeu­gung von die­ser Schwä­che grün­den die Fein­de des Westens ihre ideo­lo­gi­schen und expan­sio­ni­sti­schen Ambitionen.

Der Gip­fel in Peking am 2. Sep­tem­ber war nicht nur ein diplo­ma­ti­sches Tref­fen, son­dern eine regel­rech­te ideo­lo­gi­sche Büh­ne, auf der der chi­ne­si­sche Dik­ta­tor und sei­ne Vasal­len – allen vor­an Wla­di­mir Putin – dem Westen im Rah­men einer gigan­ti­schen Mili­tär­pa­ra­de droh­ten. Xi Jin­ping trug die­sel­be graue Jacke, die Mao Zedong als ein Sym­bol der chi­ne­si­schen Revo­lu­ti­on galt, und die Por­träts, Slo­gans und Ver­wei­se auf Maos Den­ken erin­ner­ten die Welt dar­an, daß Chi­na nicht nur als Wirt­schafts­macht auf­tre­ten will, son­dern auch als poli­ti­sches Gegen­mo­dell zum Westen. Der Kom­mu­nis­mus – sowohl in der post-mao­isti­schen Ver­si­on von Xi Jin­ping als auch in der post-sta­li­ni­sti­schen Vari­an­te Putins – zeigt sich nicht als Über­bleib­sel der Ver­gan­gen­heit, son­dern als Ban­ner einer neu­en welt­wei­ten Hege­mo­nie. Don Ste­fa­no Caprio hat kürz­lich in Asia­News doku­men­tiert, daß wäh­rend der 25 Jah­re von Putins Herr­schaft 213 neue Denk­mä­ler für Sta­lin errich­tet wur­den – dazu Hun­der­te von Geden­kinitia­ti­ven. „Die Zukunft wird wie die Ver­gan­gen­heit sein, und die Ver­gan­gen­heit war wun­der­bar“, ver­kün­de­te Putin.1

Ist es also der Kom­mu­nis­mus, der auf­er­steht, wäh­rend das Chri­sten­tum stirbt? Nein, so ist es nicht.

Die jüng­sten Daten aus säku­la­ri­sier­ten Län­dern wie den USA, Frank­reich und Groß­bri­tan­ni­en zeich­nen ein über­ra­schend ande­res Bild: Die Bekeh­run­gen zum katho­li­schen Glau­ben neh­men deut­lich zu – in eini­gen Fäl­len han­delt es sich sogar um eine ech­te histo­ri­sche Trendumkehr.

Zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 tre­ten in die katho­li­sche Kir­che in den USA mehr Men­schen ein, als sie ver­las­sen. Eine von Shane Schaet­zel durch­ge­führ­te Unter­su­chung, die Daten des Pew Rese­arch Cen­ter, des CARA (Cen­ter for Applied Rese­arch in the Apo­sto­la­te) und vati­ka­ni­sche Sta­ti­sti­ken mit­ein­an­der ver­gleicht, zeigt: Die Zahl der Erwach­se­nen­tau­fen, die im Jahr 2020 auf 70.000 gesun­ken war, nimmt nun rasch wie­der zu – für 2025 wer­den fast 160.000 neue erwach­se­ne Katho­li­ken erwar­tet.2

Die­se Wen­de ist umso bedeut­sa­mer, als es sich nicht um bereits katho­li­sche Ein­wan­de­rer han­delt, son­dern um US-Ame­ri­ka­ner, die sich aus frei­en Stücken für den Glau­ben ent­schei­den. Par­al­lel dazu ist die Zahl der Aus­trit­te seit 2020 stark zurück­ge­gan­gen – erst­mals seit zwan­zig Jah­ren ergibt sich dadurch ein posi­ti­ves Ergeb­nis. Die Gebur­ten­ra­te bleibt jedoch rück­läu­fig (die Tau­fen von Neu­ge­bo­re­nen haben sich im Ver­gleich zu 2000 hal­biert), doch die Leben­dig­keit des US-ame­ri­ka­ni­schen Katho­li­zis­mus scheint durch die Erwach­se­nen­kon­ver­sio­nen neue Kraft zu schöpfen.

Beson­ders bemer­kens­wert ist jedoch die Situa­ti­on in Frank­reich. Zu Ostern 2025 hat die katho­li­sche Kir­che 10.384 erwach­se­ne Katechu­me­nen auf­ge­nom­men – ein Anstieg von 45 % gegen­über 2024 und der höch­ste Wert, seit­dem die Fran­zö­si­sche Bischofs­kon­fe­renz Sta­ti­sti­ken erhebt. Noch beein­drucken­der ist die Alters­struk­tur: Die größ­te Grup­pe stel­len die 18 bis 25jährigen (42 %), die erst­mals die Alters­grup­pe der 26 bis 40jährigen über­trof­fen haben.3

Gleich­zei­tig berei­ten sich über 7.400 Jugend­li­che im Alter von 11 bis 17 Jah­ren auf die Tau­fe vor – ein Anstieg von 33 % inner­halb eines Jah­res. Vie­le von ihnen stam­men aus nicht-christ­li­chen oder völ­lig reli­gi­ons­fer­nen Fami­li­en. Beson­ders auf­fäl­lig ist auch die Zahl der Kon­ver­ti­ten aus dem Islam: Jedes Jahr emp­fan­gen zwi­schen 300 und 400 Mus­li­me die katho­li­sche Tau­fe – oft unter gro­ßen per­sön­li­chen Schwierigkeiten.

Wäh­rend 2015 noch rund 3.900 Erwach­se­ne getauft wur­den, ist die­se Zahl heu­te nahe­zu ver­drei­facht – ein Zuwachs von 160 % in zehn Jah­ren. Für das säku­la­ri­sier­te Frank­reich ist das eine über­ra­schen­de und nach­denk­lich stim­men­de Entwicklung.

Auch im Ver­ei­nig­ten König­reich zeigt sich ein uner­war­te­ter Anstieg – mit jun­gen Män­nern an vor­der­ster Front. Allein in der Diö­ze­se West­min­ster wur­den 2025 rund 500 Erwach­se­ne auf­ge­nom­men, die Hälf­te davon unge­tauf­te Katechu­me­nen – ein Zuwachs von 25 % gegen­über dem Vor­jahr. In Southwark, der ande­ren gro­ßen Lon­do­ner Diö­ze­se, wur­de mit 450 erwach­se­nen Tauf­be­wer­bern zu Ostern ein zehn­jäh­ri­ger Rekord erreicht. Lan­des­weit bele­gen zahl­rei­che Berich­te eine wach­sen­de Prä­senz jun­ger Men­schen, die sich vom katho­li­schen Glau­ben ange­zo­gen füh­len.4

Eine aktu­el­le Stu­die der Bible Socie­ty mit dem Titel „The Quiet Revi­val“ stellt fest, daß zwi­schen 2018 und 2024 die Kir­chen­be­su­che in Groß­bri­tan­ni­en um 55 % gestie­gen sind. Unter den regel­mä­ßig teil­neh­men­den 18 bis 24jährigen iden­ti­fi­zie­ren sich 41 % als Katho­li­ken – sie über­tref­fen damit mitt­ler­wei­le die Anglikaner.

Die drei Län­der – USA, Frank­reich und Groß­bri­tan­ni­en – wei­sen zwar unter­schied­li­che Merk­ma­le auf, doch sie lau­fen in einem Punkt zusam­men: Nach Jahr­zehn­ten des Nie­der­gangs beginnt der Katho­li­zis­mus wie­der, Her­zen und Gewis­sen zu erobern – vor allem unter jun­gen Erwach­se­nen. Sie suchen im katho­li­schen Glau­ben jene Schön­heit der Lit­ur­gie und jene Festig­keit der Leh­re, die unse­rer Zeit fehlen.

In einer Epo­che der Säku­la­ri­sie­rung und des Rück­gangs reli­giö­ser Pra­xis ver­än­dern die­se neu­en Kon­ver­sio­nen zwar nicht sofort die zah­len­mä­ßi­ge Gesamt­bi­lanz, doch sie sen­den ein star­kes Signal: Die Katho­li­zi­tät übt wei­ter­hin eine spi­ri­tu­el­le, kul­tu­rel­le und exi­sten­ti­el­le Anzie­hungs­kraft aus – beson­ders dann, wenn sie in sei­ner tra­di­tio­nel­len Form dar­ge­bo­ten wird. Die Ära von Leo XIV. beginnt unter die­sen Vorzeichen.

Hin­zu kommt, daß eines der Län­der mit der gering­sten Zahl an Kon­ver­sio­nen Ruß­land ist – dort machen Katho­li­ken weni­ger als ein Pro­zent der Bevöl­ke­rung aus. Und doch hat die Jung­frau Maria 1917 in Fati­ma genau die Bekeh­rung Ruß­lands pro­phe­zeit sowie den end­gül­ti­gen Tri­umph ihres Unbe­fleck­ten Her­zens. Die­ser Tri­umph wird nicht der einer schis­ma­ti­schen ortho­do­xen Reli­gi­on sein, son­dern die Rück­kehr zum inte­gra­len katho­li­schen Glau­ben, wie ihn Ruß­land zur Zeit sei­ner Bekeh­rung – zwi­schen dem 10. und 12. Jahr­hun­dert – kann­te, als das Reich von Kiew sich vom Bal­ti­kum bis zum Schwar­zen Meer und bis zu den Kar­pa­ten erstreck­te und voll­stän­dig in die west­li­che Chri­sten­heit inte­griert war – unter der höch­sten Auto­ri­tät des römi­schen Papstes.

Die Ver­hei­ßung der Got­tes­mut­ter ist eine Gewiß­heit, die uns vom Him­mel geschenkt wur­de – denn was Gott ankün­digt, das ver­wirk­licht Er auch. Die Kon­ver­sio­nen im Westen schei­nen eine Vor­weg­nah­me die­ser Ver­hei­ßung zu sein. Die Zukunft gehört nicht dem Kom­mu­nis­mus – son­dern der Kir­che Christi.

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017, und Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, 2. erw. Aus­ga­be, Bobin­gen 2011.
Bücher von Prof. Rober­to de Mat­tei in deut­scher Über­set­zung und die Bücher von Mar­tin Mose­bach kön­nen Sie bei unse­rer Part­ner­buch­hand­lung beziehen.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana


1 https://​www​.asia​news​.it/​n​e​w​s​-​e​n​/​S​t​a​lin

2 https://​the​ca​tho​li​che​r​ald​.com/​a​r​t​i​c​l​e​/​m​o​r​e​-​a​m​e​r​i​c​a​n​s​-​j​o​i​n​i​n​g​-​c​a​t​h​o​l​i​c​-​c​h​u​r​c​h​-​t​h​a​n​-​l​e​a​v​i​n​g​-​f​o​r​-​f​i​r​s​t​-​t​i​m​e​-​i​n​-​d​e​c​a​des

3 https://​www​.catho​lic​world​re​port​.com/​2​0​2​5​/​0​4​/​1​2​/​r​e​c​o​r​d​-​n​u​m​b​e​r​-​o​f​-​a​d​u​l​t​-​b​a​p​t​i​s​m​s​-​i​n​-​f​r​a​n​c​e​-​s​h​o​w​s​-​s​u​r​g​e​-​a​m​o​n​g​-​y​o​u​th/

4 https://​catho​licvo​te​.org/​p​o​l​l​s​-​s​u​g​g​e​s​t​-​u​k​-​y​o​u​n​g​-​a​d​u​l​t​s​-​b​e​l​i​e​f​-​i​n​-​a​-​h​i​g​h​e​r​-​p​o​w​e​r​-​i​s​-​r​i​s​i​ng/

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