
Von Caminante Wanderer*
Die kürzliche Sperrung des Blogs Messa in Latino, einer der einflußreichsten Webseiten im Bereich des traditionellen katholischen Denkens weltweit, hat eine Welle der Empörung und Besorgnis ausgelöst – besonders unter jenen, die die Meinungsfreiheit und die Verteidigung der Wahrheit hochschätzen. Mit über 1.200.000 monatlichen Besuchern und einer jahrelangen Geschichte als Leuchtturm des liturgischen und doktrinären Konservatismus hatte sich dieser Blog als unverzichtbare Stimme für Millionen von Gläubigen etabliert. Für sie ist die traditionelle Messe nicht nur ein spiritueller Schatz, sondern auch ein Symbol des Widerstands gegen modernistische Strömungen, die das Wesen des katholischen Glaubens zu verwässern drohen. Sein plötzliches Verschwinden von der Plattform Blogger, die Google gehört, unter der Anschuldigung, „Haßrede“ zu verbreiten, wirft ernsthafte Fragen über Zensur, Pressefreiheit und die möglichen dunklen Interessen hinter dieser Entscheidung auf.
Die unbequeme Wahrheit hinter Traditionis custodes
Der scheinbare Auslöser für die Löschung dürfte mit den jüngsten Veröffentlichungen von Messa in Latino über das umstrittene Dokument Traditionis custodes zusammenhängen. Dieses wurde 2021 von Papst Franziskus herausgegeben, um die Feier der traditionellen lateinischen Messe einzuschränken. Laut exklusiven Enthüllungen der Journalistin Diane Montagna, die vom Blog verbreitet wurden, zeigte ein interner Bericht der Glaubenskongregation (CDF), daß die Mehrheit der im Jahr 2020 konsultierten Bischöfe nicht für eine Abschaffung des Motu Proprio Summorum Pontificum von Benedikt XVI. war – jenes Dokument, das den tridentinischen Ritus liberalisierte. Dieser Bericht, der kürzlich durchgesickert ist, widerspricht der offiziellen vatikanischen Darstellung, wonach Traditionis Custodes nötig gewesen sei, um eine angebliche Spaltung der Kirche durch die traditionelle Messe zu verhindern. Die CDF kam am 22. Februar 2021 zu dem Schluß, daß eine Einschränkung des alten Ritus „mehr Schaden als Nutzen“ anrichten würde, und sprach sich für liturgische Freiheit aus, damit die Gläubigen ihre Form des Gottesdienstes frei wählen könnten.
Diese Enthüllungen stellen nicht nur die Legitimität von Traditionis custodes in Frage, sondern legen auch eine mögliche intransparente Handlungsweise innerhalb bestimmter vatikanischer Kreise offen. Die Veröffentlichung zeigt, daß Papst Franziskus und seine engsten Mitarbeiter die Meinung der Bischöfe möglicherweise bewußt ignorierten, um eine Agenda durchzusetzen, die eher ideologischen als pastoralen Zielen dient. Welche Personen in der römischen Kurie könnten sich von dieser Wahrheit bedroht fühlen? Namen wie Kardinal Pietro Parolin, den einige als Architekten umstrittener Entscheidungen sehen, oder der Präfekt des Gottesdienstdikasteriums und sein Sekretär, Kardinal Arthur Roche und Erzbischof Vittorio Viola, werden in diesem Zusammenhang genannt. Auch wenn es keine handfesten Beweise gibt, kann man nicht umhin, Verdacht zu schöpfen – vor allem angesichts der bagatellisierenden Reaktion des vatikanischen Pressesprechers Matteo Bruni, der den Bericht als „unvollständig und einseitig“ abtat.
Zensur unter dem Vorwand der „Haßrede“
Die Sperrung von Messa in Latino durch Blogger mit der Begründung angeblicher „Haßrede“ ist ein alarmierendes Beispiel dafür, wie dieses Schlagwort benutzt wird, um abweichende Meinungen mundtot zu machen. Die Anschuldigung ist vage und wurde ohne konkrete Belege erhoben – ein Umstand, der von Nutzern in sozialen Netzwerken und anderen katholischen Blogs kritisiert wurde, die in diesem Vorgehen eine Form von „inakzeptablem Totalitarismus“ sehen. Dasselbe geschah bereits vor einigen Monaten mit diesem Blog Caminante Wanderer.
Was genau soll in diesem Zusammenhang als Haßrede gelten? Die Verteidigung der traditionellen Liturgie? Die Kritik an vatikanischen Entscheidungen, die auf durchgesickerten Dokumenten basieren? Oder die kritische Auseinandersetzung mit dem Verhalten von Bischöfen? Die Unklarheit über die Gründe der Sperrung legt nahe, daß es weniger um Schutz als vielmehr um die Ausschaltung eines störenden Elements ging – eines Mediums, das für gewisse Machtstrukturen innerhalb und außerhalb der Kirche unbequem geworden war.
Google, Eigentümerin von Blogger, wurde in der Vergangenheit mehrfach dafür kritisiert, Inhaltsmoderation auf eine Weise zu betreiben, die bestimmte ideologische Agenden begünstigt. In einer Welt, in der Technologiekonzerne die Informationsströme nahezu monopolistisch kontrollieren, kann die Sperrung von Messa in Latino nicht als Einzelfall betrachtet werden. Sie ist Teil eines größeren Musters kultureller „Cancel Culture“, das darauf abzielt, jede Stimme zu eliminieren, die den vorherrschenden Narrativen – ob säkular oder kirchlich – widerspricht. Ironischerweise wird gerade ein Blog, der sich dem Erhalt der jahrhundertealten katholischen Tradition widmet, der „Haßrede“ bezichtigt, während andere Plattformen, die spaltenden oder moralisch fragwürdigen Inhalt verbreiten, ungestört weiter operieren.
Die Pressefreiheit steht auf dem Spiel
Wenn ein Medium wie Messa in Latino zum Schweigen gebracht wird, ist das ein direkter Angriff auf die Pressefreiheit. Der Blog informierte nicht nur, sondern bot auch Raum für liturgische und theologische Debatten und förderte eine weltweite Gemeinschaft von Gläubigen, die sich der Tradition verpflichtet fühlen. Seine Entfernung beraubt nicht nur über eine Million Leser einer wertvollen Quelle, sondern sendet auch eine einschüchternde Botschaft an andere katholische Medien und Blogger: Wer bestimmte Entscheidungen hinterfragt – insbesondere jene mächtiger Institutionen –, muß mit Konsequenzen rechnen.
Das Verhältnis zwischen dem Vatikan und der traditionstreuen katholischen Presse war in den letzten Jahren angespannt. Der Heilige Stuhl hat erhebliche Ressourcen investiert, um die offizielle Medienlinie zu kontrollieren – doch Glaubwürdigkeit entsteht nicht durch Geld, sondern durch Wahrheit. Messa in Latino verdankte seinen Einfluß nicht großen Budgets, sondern seinem Engagement für Authentizität und Glaubenstreue. Die abrupte Schließung erinnert an Episoden wie den Vatileaks-Skandal von 2012, als das Leaken interner Dokumente Korruption und Machtkämpfe im Vatikan offenlegte – mit entsprechenden Repressalien gegen die Whistleblower. Ist es Zufall, daß gerade nach der Veröffentlichung kritischer Informationen zu Traditionis custodes dieser Blog zum Schweigen gebracht wurde?
Ein Aufruf zum Widerstand – und zur Wahrheit
Das Verschwinden von Messa in Latino darf nicht tatenlos hingenommen werden. Es ist ein Angriff nicht nur auf einen Blog, sondern auf die Prinzipien der Freiheit, der Wahrheit und der Tradition, die er vertreten hat. Katholiken – und alle, die Meinungsfreiheit schätzen – müssen ihre Stimme gegen diese Ungerechtigkeit erheben. Die tridentinische Messe, wie Benedikt XVI. in Summorum Pontificum festhielt, „kann nicht als schädlich angesehen werden“, denn was für frühere Generationen heilig war, bleibt auch für uns heilig. Ebenso kann das Wirken von Messa in Latino nicht einfach als Haßrede abgetan werden – es war eine leidenschaftliche Verteidigung eines geistlichen Erbes, das weltweit Berufungen und Gemeinschaften inspiriert hat.
Wir fordern, daß Google eine klare und öffentliche Erklärung für die Sperrung liefert und den Zugang zum Blog wiederherstellt. Zugleich appellieren wir an den Vatikan, die Enthüllungen über Traditionis custodes transparent aufzuarbeiten und die Einschränkungen gegenüber der traditionellen Messe zu überdenken – einer Messe, die keineswegs spaltet, sondern für viele Gläubige eine Quelle der Einheit und Hingabe darstellt. Zensur kann nicht die Antwort auf Wahrheit sein. Und durch „Cancel Culture“ läßt sich der Ruf derer nicht unterdrücken, die den Glauben bewahren wollen.
In Zeiten der Verwirrung war Messa in Latino eine Stimme der Klarheit. Ihr Schweigen wird uns nicht zum Schweigen bringen – im Gegenteil, es bestärkt uns, unsere Anstrengungen zur Verteidigung der liturgischen Freiheit und des Rechts auf wahrheitsgemäße Information zu verdoppeln. Wie es ein philippinischer Bischof in dem CDF-Bericht ausdrückte: „Laßt das Volk selbst wählen.“
Möge dies unser Schlachtruf sein:
Für die Wahrheit, für die Tradition, für die Freiheit.
*Caminante Wanderer, argentinischer Philosoph und Blogger
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL