Leo XIV. und die feministischen Hoffnungen

"Diakoninnen" und "Priesterinnen", die ver(w)irrten Lobbygruppen


Wie wird Papst Leo XIV. auf die kirchenfremde, innerkirchliche emanzipatorische Frauen-Agenda reagieren?
Wie wird Papst Leo XIV. auf die kirchenfremde, innerkirchliche emanzipatorische Frauen-Agenda reagieren?

Die Buh­le­rei um den neu­ge­wähl­ten Papst Leo XVI. geht wei­ter und man darf hof­fen, daß die Prie­ster­bru­der­schaf­ten, Ordens­ge­mein­schaf­ten und Lai­en­ver­ei­ni­gun­gen der Tra­di­ti­on die Gunst der Stun­de nicht ver­pas­sen. Unab­hän­gig davon zeigt sich als durch­aus posi­ti­ves Ele­ment, daß auch pro­gres­si­ve Krei­se, gestern die femi­ni­sti­schen, mit sol­chem Nach­druck um die Gunst des neu­en Kir­chen­ober­haup­tes buh­len, was eine erheb­li­che Ver­un­si­che­rung in die­ser Rich­tung erken­nen läßt, die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren sich als Sie­ger wähn­ten, vor allem aber eine Ver­meh­rung der Ver­wir­rung her­vor­ge­bracht haben.

Anzei­ge

Die pro­gres­si­ven Seil­schaf­ten grei­fen sich unter die Arme: Es ist die Agen­cy Press (AP), die die femi­ni­sti­sche Agen­da nach San­ta Mar­ta spült. Dar­in wird eine „grö­ße­re Rol­le für Frau­en und die Wei­he von „Dia­ko­nin­nen“ depo­niert. Der Grund­te­nor zielt dar­auf ab, „Opti­mis­mus“ zu ver­brei­ten und Leo XIV. für die femi­ni­sti­sche Agen­da zu ver­ein­nah­men. Doch der Ton macht die Musik und besagt im kon­kre­ten Fall, daß sich die Femi­ni­sten offen­bar kei­nes­wegs sicher sind, in Leo XIV. jenen Ver­bün­de­ten zu haben, den sie in Fran­zis­kus hatten.

Woher der Opti­mis­mus? Weil Kar­di­nal Pre­vost Prä­fekt des Bischofs­dik­aste­ri­ums war, als Fran­zis­kus die Mit­ar­beit von Frau­en in den Gre­mi­en zur Vor­be­rei­tung von Bischofs­no­mi­nie­run­gen zuließ. Der Nut­zen die­ser „Öff­nung“ steht, jen­seits des ste­ri­len Gen­der-Geschwa­fels, noch in den Ster­nen geschrie­ben, aber man kann Pre­vost von die­ser Sei­te vor­erst gut­schrei­ben, die Befeh­le sei­nes Auf­trag­ge­bers erfüllt zu haben.

Die femi­ni­sti­sche Zurück­hal­tung rührt hin­ge­gen aus der Zeit Pre­vosts als Mis­si­ons­bi­schof in Peru. Er beton­te dort und spä­ter mit Nach­druck, daß die Prie­ster­wei­he für Frau­en nicht mög­lich ist. Das läßt die Femi­ni­sten an ihm zwei­feln, gera­de weil er jah­re­lang in Peru wirk­te, wo im Indio-Umfeld Frau­en in Pfar­rei­en und ande­ren Gemein­den eine etwas eigen­tüm­li­che, oft domi­nan­te Stel­lung einnehmen.

In die­sem Zwie­spalt ver­sucht man nun mit Lob sich eine Aus­gangs­po­si­ti­on zu sichern. Gelobt wird Pre­vosts Füh­rungs­stil. Dar­in schei­nen sich alle weit­ge­hend einig zu sein. Er sei jemand, der sich Zeit neh­me und zuhö­ren könne.

Leo XIV. „muß nicht erst lernen, wie man Frauen zu Wort kommen läßt“

AP läßt Maria Lia Zer­vi­no zu Wort kom­men, eine der drei Frau­en, die Fran­zis­kus 2022 in die Syn­oda­li­täts­syn­ode berief und das recht­li­che Cha­os pro­du­zier­te, eine Bischofs­syn­ode ein­be­ru­fen zu haben – für die es eine Rechts­grund­la­ge gibt –, aber eine all­ge­mei­ne Kir­chen­ver­samm­lung dar­aus gemacht zu haben, die über kei­ne Ver­bind­lich­keit ver­fügt. Vom juri­sti­schen Stand­punkt aus betrach­tet, kann Leo XIV. die gesam­te Syn­oda­li­täts­syn­ode ein­fach igno­rie­ren und wei­ter­ge­hen. Das wird er aus ande­ren Rück­sich­ten wohl nicht tun. Die haupt­amt­li­chen pro­gres­si­ven Appa­rat­schiks, von denen die Kir­che vor allem im deut­schen Sprach­raum voll­ge­pumpt ist, wür­den Amok laufen.

„Ich bin über­zeugt, daß er nicht ler­nen muß, wie man (mit Frau­en) arbei­tet, sie zu Wort kom­men läßt, ihnen zuhört und sie in Ent­schei­dun­gen ein­be­zieht, denn das tut er sowieso.“

Zer­vi­no, eine Argen­ti­nie­rin, war frü­her in ihrer Hei­mat Vor­sit­zen­de der Welt­uni­on katho­li­scher Frau­en­or­ga­ni­sa­tio­nen. Die Selbst­ver­liebt­heit von Femi­ni­sten in ihre Ideen­welt ist ein Wesens­merk­mal die­ser Rich­tung. Sie kon­stru­ie­ren bevor­zugt angeb­li­che geschlechts­spe­zi­fi­sche Gegen­sät­ze, die es bei nähe­rem Betrach­ten gar nicht gibt. Auch Zer­vi­no hat offen­bar noch nie ins Blick­feld genom­men, wie vie­le Män­ner in der Dis­kus­si­on mit Vor­ge­setz­ten schwei­gen. Wür­den die heu­ti­gen Femi­ni­sten erken­nen, daß die mei­sten The­men ihrer typisch lin­ken Empö­rung nicht eine Fra­ge des Geschlechts sind, wäre nicht nur viel gewon­nen: Der Femi­nis­mus selbst wür­de wohl in sei­ner bis­her gekann­ten Form über Nacht verschwinden.

Über Leo XIV. sag­te die Argen­ti­nie­rin auch: 

„Wenn man also jeman­den sieht, der aus­ge­gli­chen, fried­lich und respekt­voll ist, der das, was man sagt, begrüßt und immer bereit ist, dem ande­ren zuzu­hö­ren, dann hat man Ver­trau­en in ihn.“

Als Prevost die Priesterweihe von Frauen ausschloß

Femi­ni­sten wurmt jedoch eine Aus­sa­ge von Kar­di­nal Pre­vost auf einer Pres­se­kon­fe­renz am 25. Okto­ber 2023. Dort sag­te er zur Frauenordination:

„Ich den­ke, wir sind alle mit der sehr bedeu­ten­den und lan­gen Tra­di­ti­on der Kir­che ver­traut, und die­se apo­sto­li­sche Tra­di­ti­on ist etwas, das sehr klar dar­ge­legt wur­de, beson­ders wenn man über die Fra­ge der Prie­ster­wei­he von Frau­en spre­chen will.“

Der Femi­nis­mus igno­riert die Grün­de die­ser apo­sto­li­schen Tra­di­ti­on und behaup­tet statt­des­sen, ver­dor­ben durch die Denk­tra­di­ti­on des Mar­xis­mus, eine struk­tu­rel­le Dis­kri­mi­nie­rung der Frau­en, die durch die allei­ni­ge Prie­ster­wei­he von Män­nern als Men­schen zwei­ter Klas­se behan­delt wür­den, wes­halb die­se Dis­kri­mi­nie­rung aus prin­zi­pi­el­len Grün­den besei­tigt wer­den müs­se. Die destruk­ti­ve Radi­ka­li­tät und der Fana­tis­mus die­ses Den­kens ist aus der Gen­der-Ideo­lo­gie bekannt.

Je kla­rer die Gren­zen gezo­gen wer­den, desto schnel­ler wäre der femi­ni­sti­sche Spuk been­det, doch das scheint das Pro­blem zu sein, denn der Femi­nis­mus in der Kir­che, vor allem im aka­de­mi­schen Milieu, wird seit Jahr­zehn­ten von Tei­len der kirch­li­chen Hier­ar­chie gedul­det und auch geför­dert, obwohl er ein kir­chen­frem­des Ele­ment ist, das durch den eman­zi­pa­to­ri­schen Dis­kurs im poli­ti­schen Bereich von davon ange­krän­kel­ten Krei­sen in die Kir­che hin­ein­ge­tra­gen wurde.

Die Gefahr eines seltsamen Konstruktes – wie des Ständigen Diakonats

Die Gefahr ist also durch­aus gege­ben, daß in der Fra­ge des Frau­en­dia­ko­nats ein selt­sa­mes Kon­strukt erfun­den wer­den könn­te, das nicht Fisch und nicht Fleisch sein wird, aber je nach Blick­win­kel den einen Fisch und den ande­ren Fleisch sein und die zer­set­zen­den femi­ni­sti­schen Umtrie­be in der Kir­che nicht been­den, son­dern per­p­etu­ie­ren wird.

Ein sol­ches selt­sa­mes Kon­strukt ist bereits der 1967 ein­ge­führ­te Stän­di­ge Dia­ko­nat ver­hei­ra­te­ter Män­ner. Alle in der Kir­che wis­sen – aber nie­mand redet dar­über –, daß es in den 1960er Jah­ren, als die Fra­ge auf­kam, nicht um den Dia­ko­nat ging, son­dern um die Abschaf­fung des prie­ster­li­chen Zöli­bats. Die Auf­he­bung der Zöli­bats­pflicht wur­de durch ent­spre­chen­de Wider­stän­de jedoch ver­hin­dert. Dafür wur­den den Moder­ni­sten als „Kom­pro­miß“ ein ver­hei­ra­te­ter Dia­kon gewährt, also etwas, das eigent­lich nie­mand gefor­dert hat­te oder wirk­lich wollte.

Kei­nes­wegs zufäl­lig wur­den die ersten Stän­di­gen Dia­ko­ne mit einer Son­der­er­laub­nis von Papst Paul VI. in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land geweiht. Erst nach die­sem Prä­ze­denz­fall folg­te eini­ge Mona­te spä­ter die all­ge­mei­ne Ein­füh­rung für die Welt­kir­che. Das zum The­ma Präzedenzfälle.

War­um mach­te man aber nicht Nägel mit Köp­fen und trenn­te den Dia­ko­nat vom Wei­he­sa­kra­ment, son­dern tadel­te, daß die­ser seit Jahr­hun­der­ten nur mehr ein Durch­lauf­po­sten auf dem Weg zum Prie­ster­tum war? Um dann was zu ändern? Absur­der­wei­se eben nur den Zölibat. 

Die Erklä­rung zum Kom­pro­miß lag ent­spre­chend auf der Hand: Die ange­streb­te Auf­he­bung des prie­ster­li­chen Zöli­bats konn­te noch nicht erreicht wer­den – Beto­nung auf noch –, doch mit dem ver­hei­ra­te­ten Dia­kon war der Fuß in der Tür, und der näch­ste Schritt wer­de dann der ver­hei­ra­te­te Prie­ster sein.

Dazu ist es bis­her nicht gekom­men. Johan­nes Paul II. ver­such­te 1994 mit dem Apo­sto­li­schen Schrei­ben Ordi­na­tio Sacer­do­ta­lis einen defi­ni­ti­ven Rie­gel vor­zu­schie­ben. Kir­chen­recht­ler sehen dar­in eine Ex-Cathe­dra-Ent­schei­dung, doch vie­le kirch­li­che Hier­ar­chen hal­ten sich bedeckt und wol­len sich einen „Spiel­raum“ erhalten.

Kar­di­nal Car­lo Maria Mar­ti­ni SJ, lang­jäh­ri­ger Stich­wort­ge­ber der Pro­gres­si­ven, flü­ster­te damals den Femi­ni­sten zu, sich nicht zu sor­gen, denn Johan­nes Paul II. spre­che in dem Schrei­ben nur vom Prie­ster­tum, aber nicht vom Dia­ko­nat. Der Papst tat dies, weil der Angriff damals auch nur dem Prie­ster­tum galt. Vom Dia­ko­nat rede­te, wie schon in der ersten Hälf­te der 60er Jah­re, bei den Män­nern ja kei­ner. Mar­ti­nis „Ein­ge­bung“ war jedoch die Initi­al­zün­dung, wes­halb sich die femi­ni­sti­schen Krei­se, mit eini­gen Ver­wer­fun­gen und Eska­pa­den samt Exkom­mu­ni­ka­ti­on, seit­her auf den Frau­en­dia­ko­nat fixieren.

Auch hier ist der stra­te­gi­sche Hin­ter­grund bekannt: So wie damals nie­mand wirk­lich der stän­di­ge Dia­kon inter­es­sier­te, weil das Ziel der ver­hei­ra­te­te Prie­ster war (und ist), so inter­es­siert heu­te eigent­lich nie­mand der Frau­en­dia­ko­nat: Das Ziel ist das Frau­en­prie­ster­tum (und natür­lich dann Bischö­fin­nen und als Krö­nung die Päp­stin). Der Rest ist blo­ße Tak­tik mit viel Nebel­ker­zen und bei Bedarf noch mehr Sand, der in die Augen gestreut wird.

Man weiß, was einem blüht

Frauen in den Prozeß zur Bischofsernennung einbinden

Doch zurück zum AP-Arti­kel über die femi­ni­sti­schen Erwar­tun­gen an das neue Pon­ti­fi­kat. Raum gege­ben wird auch Kar­li­jn Dema­su­re, eme­ri­tier­te Pro­fes­so­rin für prak­ti­sche Theo­lo­gie an der St. Paul’s Uni­ver­si­ty in Otta­wa. Sie war Mit­glied einer jener Kom­mis­sio­nen, bei denen es um Refor­men zu Bischofs­no­mi­nie­run­gen ging. Dort hat­te sie mit Kar­di­nal Pre­vost zu tun. Sie erklär­te, über­zeugt zu sein, daß Pre­vost die „Not­wen­dig­keit“ sah, „Lai­en und Ordens­frau­en“ in die Aus­wahl von Bischö­fen ein­zu­be­zie­hen, „zumin­dest auf einer ersten Ebene“.

Auch hier staunt man über die Bana­li­tä­ten, die ver­brei­tet wer­den. Im Erkun­dungs­ver­fah­ren, das in einer betrof­fe­nen Diö­ze­se im Vor­feld einer Bischofs­er­nen­nung erfolgt, wer­den alle irgend­wie inter­es­san­ten Per­so­nen kon­sul­tiert. Das geschieht nicht immer unter Offen­le­gung der Grün­de, oft wer­den Quel­len „ange­zapft“, ohne daß sie wis­sen, wor­um es geht. Das ist eine übli­che und durch­aus sinn­vol­le Vor­ge­hens­wei­se. Es ist dabei all­ge­mei­ner Usus, daß selbst­ver­ständ­lich auch Frau­en nach den­sel­ben Kri­te­ri­en wie Män­ner befragt werden.

Dema­su­re erkennt jeden­falls an, daß Leo XIV. „gut zuhört“: 

„Er hört zu, was gesagt wird, und wenn er nicht ein­ver­stan­den ist, sagt er es, aber auf eine net­te Art: ‚So wür­de ich es nicht sagen, oder ich wür­de es nicht so machen‘.“ 

Er sei „beson­nen und zurück­hal­tend“. Es fällt in all den Lobes­hym­nen auf, daß kaum ein­mal erwähnt wird, daß ein Papst ein guter Lehr­mei­ster in der Wahr­heit sein soll, weil er vor allem zu leh­ren hat. Statt­des­sen wird mit gro­ßem Nach­druck vom Gegen­teil gespro­chen, dem Zuhö­ren. Die Grün­de sind offen­sicht­lich: Weil man sel­ber gar nicht so sehr zuhö­ren möch­te, son­dern die eige­nen Posi­tio­nen durch­brin­gen möch­te. Bene­dikt XVI. hat­te die­sen Umstand unse­rer Zeit geklagt, daß vie­le Men­schen nicht mehr bereit sei­en, dem Lehr­mei­ster, der ein Papst sein soll, zuzuhören. 

Was wird aus den Berichten der Studiengruppen zu den Frauen?

Die eme­ri­tier­te Pro­fes­so­rin treibt jeden­falls die Fra­ge um, was nun aus der jüng­sten Kom­mis­si­on über die Rol­le der Frau wird, eine der vie­len Kom­mis­sio­nen, die Fran­zis­kus ein­ge­rich­tet hat­te, die bis Juli dem argen­ti­ni­schen Papst Bericht erstat­ten sollte.

Nun ist nicht ganz klar, wel­che Kom­mis­si­on Dema­su­re mein­te, denn es gibt deren zwei, die sich mit der von Femi­ni­sten pro­pa­gier­ten „Frau­en­fra­ge“ befas­sen: ein­mal die zwei­te von Fran­zis­kus 2020 ein­ge­setz­te Kom­mis­si­on zum Stu­di­um des Frau­en­dia­ko­nats und zum ande­ren eine im Gefol­ge der ersten Ses­si­on der Syn­oda­li­täts­syn­ode von Fran­zis­kus ein­ge­setz­te Stu­di­en­grup­pe zur gene­rel­len „Rol­le der Frau in der Kir­che“. Bei­de waren unab­hän­gig von­ein­an­der, obwohl sie the­ma­tisch in einem gewis­sen Zusam­men­hang stan­den.

Bei­de Grup­pen hat­ten eine Berichts­pflicht bis Mit­te 2025. Die Man­da­te bei­der Grup­pen sind jedoch, wie auch alle Ämter an der Römi­schen Kurie, mit dem Tod von Fran­zis­kus erlo­schen. Es liegt nun an Leo XIV., ob er sie ein­fach unbe­ach­tet läßt oder ihr Man­dat ver­län­gert oder sich zumin­dest Bericht erstat­ten läßt, denn die Berich­te sind in bei­den Fäl­len bereits fertiggestellt.

Eine wei­te­re Stim­me, die AP in die Welt hin­aus­trägt, ist die von Sr. Natha­lie Bec­quart, einer der rang­höch­sten Amts­trä­ge­rin­nen im Vati­kan. Sie ist Unter­se­kre­tä­rin – nach welt­li­chen Kri­te­ri­en ent­sprä­che das dem Rang einer Staats­se­kre­tä­rin in einer Regie­rung – im Gene­ral­se­kre­ta­ri­at der Bischofs­syn­ode. Sie hat­te mit Kar­di­nal Pre­vost im Zuge der Syn­oda­li­täts­syn­ode zu tun und war auch sei­ne räum­li­che Nach­ba­rin, da bei­de im Palaz­zo del Sant’Ufficio, dem heu­ti­gen Glau­bens­dik­aste­ri­um, wohn­ten. Sie gehör­ten also zu jenen Men­schen, die ihm nach der Wahl zum Papst am Abend des 8. Mai per­sön­lich gra­tu­lie­ren konn­ten und auch gleich ein Sel­fie mit ihm im Innen­hof postete.

Bec­quart, die wäh­rend des zwei­ten Kon­kla­veta­ges an der Voll­ver­samm­lung der UISG, einer Ver­ei­ni­gung von Ordens­obe­rin­nen, teil­nahm, die noto­risch auf die Zulas­sung von „Dia­ko­nin­nen“ drängt, beklag­te sich nicht, daß im Kon­kla­ve kei­ne Ordens­frau­en mit­stim­men durf­ten. Ihr gehe es „um das Gefühl, daß wir zum sel­ben Leib gehö­ren, daß wir von­ein­an­der abhän­gig sind, daß wir eine tie­fe inne­re Ver­bin­dung haben“, und die­se Erfah­rung habe sie bei der Syn­oda­li­täts­syn­ode machen dür­fen, wie „ich mir das vor­her nicht hät­te vor­stel­len können“.

Frauen, „um den Priestermangel auszugleichen“?

Femi­ni­sten sahen das anders und lie­ßen, wor­an AP erin­nert, wäh­rend des Kon­kla­ves rosa Rauch­fah­nen über dem Vati­kan auf­stei­gen, um wie trot­zi­ge Kin­der im „Ich will“-Modus gegen den Aus­schluß von Frau­en vom Prie­ster­tum und vom Kon­kla­ve zu protestieren.

So läßt Win­field auch eine Hard-Core-Femi­ni­stin zu Wort kom­men: Kate McEl­wee, die Geschäfts­füh­re­rin der moder­ni­sti­schen Womens’ Ordi­na­ti­on Con­fe­rence. McEl­wee erklär­te: „Die Dis­kri­mi­nie­rung und der Aus­schluß von Frau­en sind eine Sün­de, und wir sind hier, um zu sagen, daß der näch­ste Papst die­ses Pro­blem erben wird und schnell dar­an arbei­ten muß, es zu kor­ri­gie­ren.“ Inter­es­san­ter­wei­se wur­den in Rom noch kei­ne männ­li­chen Lai­en gese­hen, die gegen ihren „Aus­schluß“ pro­te­stier­ten und die­sen gar als „Sün­de“ anpran­ger­ten. Aber solch klei­ne Details beküm­mern Femi­ni­sten natür­lich nicht.

Eine wei­te­re Stim­me ist Phyl­lis Zaga­no von der Hof­stra Uni­ver­si­ty, die pro­gres­si­ves Mit­glied der ersten von Fran­zis­kus ein­ge­setz­ten Kom­mis­si­on zum Stu­di­um des Frau­en­dia­ko­nats war. Zaga­no zeig­te sich demon­stra­tiv opti­mi­stisch: Sie hof­fe wei­ter­hin auf die Ein­füh­rung weib­li­cher Dia­ko­ne, und damit der Zulas­sung von Frau­en zum Wei­he­sa­kra­ment, denn Pre­vost habe auf jener Pres­se­kon­fe­renz in Peru nur vom Frau­en­prie­ster­tum gespro­chen und die­ses aus­ge­schlos­sen, aber nichts zum Dia­ko­nat gesagt – Kar­di­nal Mar­ti­ni läßt grü­ßen. Die Kir­che, so Zaga­no, brau­che Dia­ko­nin­nen, „um den Prie­ster­man­gel auszugleichen“. 

Nun, die Kir­che hat inzwi­schen rei­che Erfah­rung, was der wirk­li­che Effekt sein wird. Die Ent­schei­dungs­trä­ger wis­sen, wenn sie es wis­sen wol­len, daß die Rech­nung nicht auf­geht. Beim Mini­stran­ten­dienst führ­te die Zulas­sung von Mäd­chen, begin­nend ab Mit­te der 60er Jah­re und wie­der aus­ge­hend vom deut­schen Sprach­raum, zur fak­ti­schen Ver­drän­gung der Jun­gen. Die­se blie­ben ein­fach weg, wodurch die Kir­che einen kaum zu bezif­fern­den Scha­den erlit­ten hat. Wo man die Aus­brei­tung die­ser Pra­xis schon in den 70er Jah­ren för­der­te, wuß­te man spä­te­stens Anfang der 80er Jah­re um den direk­ten Effekt. Den­noch erlaub­te der Hei­li­ge Stuhl unter Johan­nes Paul II. am 11. Juli 1992 mit einem Schrei­ben der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung weib­li­che Mini­stran­ten, „wenn der Diö­ze­san­bi­schof dem zustimmt“. Anders aus­ge­drückt, man hat­te die­ser Pra­xis solan­ge taten­los zuge­se­hen, bis man erklär­te, nun nichts mehr gegen die voll­ende­ten Tat­sa­chen unter­neh­men zu kön­nen. Die mei­sten kirch­li­chen Hier­ar­chen schie­nen die nega­ti­ven Fol­gen nicht zu beküm­mern, da das Inter­es­se an Prie­ster­be­ru­fun­gen im pro­gres­si­ven Kle­rus ohne­hin ziem­lich unter­be­lich­tet ist, und vor allem die Angst vor dem Auf­schrei von Femi­ni­sten und Medi­en grö­ßer war (und ist), soll­ten die Mäd­chen wie­der aus dem Altar­raum ent­fernt werden.

Mini­stran­tin­nen haben wie auch Kom­mu­ni­on­hel­fe­rin­nen und Lek­to­rin­nen die Funk­ti­on von Ersatz­an­ge­bo­ten, sprich Zuge­ständ­nis­sen, um den femi­ni­sti­schen Druck abzu­fe­dern, und so beißt sich der Hund immer mehr in den eige­nen Schwanz, weil man die­ses „Ange­bot“ nicht kor­ri­gie­ren kann, ohne einen Sturm zu ern­ten, aber ohne Kor­rek­tur die Kir­che nicht aus ihrer Kri­se füh­ren kann.

Die Amazonas-Agenda

Zaga­no beton­te in einer Kolum­ne für den Reli­gi­on News Ser­vice, einen pro­gres­si­ven US-ame­ri­ka­ni­schen Nach­rich­ten­dienst, daß die von Fran­zis­kus am 9. Okto­ber 2021 kano­nisch errich­te­te Ama­zo­nas-Kir­chen­kon­fe­renz (Con­fe­ren­cia Ecle­si­al de la Ama­zo­nia) vor kur­zem einen Vor­schlag zur Ein­füh­rung eines Ama­zo­nas-Ritus ver­öf­fent­lich­te. Dar­in ist aus­drück­lich die Emp­feh­lung für die Wei­he von Frau­en zu Dia­ko­nin­nen ent­hal­ten. Die­se Ama­zo­nas-Kir­chen­kon­fe­renz ist eine gemein­sa­me Initia­ti­ve des Latein­ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­ra­tes CELAM und des omi­nö­sen Pana­ma­zo­ni­schen Kir­chen­netz­werks REPAM, das 2014 eigens gegrün­det wur­de, um die Ama­zo­nas­syn­ode vor­zu­be­rei­ten, die im Okto­ber 2019 statt­fand. Dabei wur­de von Anfang an eine moder­ni­sti­sche Agen­da ver­tre­ten, die maß­geb­lich von Gleich­ge­sinn­ten im Westen unter­stützt und teil­wei­se sogar fern­ge­lenkt wur­de, weil man sich mit Hil­fe des Umwegs über den Ama­zo­nas die Schaf­fung von Prä­ze­denz­fäl­len erhoff­te (Frau­en­or­di­na­ti­on, Zöli­bats­auf­he­bung), die man direkt bis­her nicht schaff­te, aber dann von dort zu über­neh­men hoff­te. Auf das ver­fäl­schen­de Ama­zo­nas-Nar­ra­tiv, das dafür ver­brei­tet wur­de, vor allem im Westen mit sei­nen roman­ti­sie­ren­den Vor­stel­lun­gen, wur­de hier aus­führ­lich berich­tet. Und alles geschah mit der aus­drück­li­chen För­de­rung von Papst Franziskus.

Das Pon­ti­fi­kat von Fran­zis­kus ist jedoch zu Ende, wes­halb auch hier die Mög­lich­keit und Chan­ce besteht, kor­ri­gie­rend ein­zu­wir­ken und Fehl­ent­wick­lun­gen zu beenden.

Zaga­no ist natür­lich ande­rer Hoff­nung. Als Fran­zis­kus 2019/​20 die offi­zi­el­le Bit­te der Ama­zo­nas-Bischö­fe prüf­te, die Wei­he weib­li­cher Dia­ko­ne zu ermäch­ti­gen, „wich er dem The­ma aus“. Um genau zu sein, mach­te er im letz­ten Moment einen Rück­zie­her, weil Kar­di­nal Robert Sarah, damals noch Prä­fekt der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung, und Bene­dikt XVI. ein Plä­doy­er für das Wei­he­sa­kra­ment, das Prie­ster­tum und den prie­ster­li­chen Zöli­bat, ver­öf­fent­lich­ten. So wur­de im letz­ten Moment den Ama­zo­nas-Plä­nen ein Strich durch die Rech­nung gemacht.

Was die „Dia­ko­nin­nen“ betrifft, errich­te­te Fran­zis­kus eini­ge Mona­te spä­ter, im April 2020, die zwei­te Kom­mis­si­on, um die Rol­le der früh­kirch­li­chen Dia­ko­nis­sen zu stu­die­ren. Auf die­se beru­fen sich die Femi­ni­sten, doch waren die­se Dia­ko­nis­sen kei­ne Dia­ko­ne, da sie kei­nen Anteil am Wei­he­sa­kra­ment hat­ten, wie eine ande­re päpst­li­che Kom­mis­si­on bereits zur jüng­sten Jahr­tau­send­wen­de nach­ge­wie­sen hatte.

Zaga­no mein­te den­noch gegen­über AP unge­rührt: „Frau­en ver­die­nen den geweih­ten dia­ko­ni­schen Dienst von Frauen“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanMedia/​MiL (Screen­shot)

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