Am vergangenen Freitag fand die vierte Ausgabe einer Veranstaltung über den Stand der Geburtenrate statt, an der Papst Franziskus im zweiten Jahr hintereinander persönlich teilnahm. Dabei sagte das Kirchenoberhaupt eine der wichtigsten Wahrheiten unserer Zeit aus, die jedoch kein Echo zu finden scheint. Mehr Aufmerksamkeit fand als kurioses Bonmot am Ende seiner Ansprache jene ungewöhnliche Aufforderung, die seit etlichen Monaten zu einem roten Faden seiner Reden geworden ist.
Mit dieser Veranstaltung soll die Hebung der Geburtenrate in Italien gefördert werden. In der Vergangenheit habe es „nicht an Studien und Theorien“ gefehlt, die vor einer Überbevölkerung des Planeten warnten,
„weil die Geburt zu vieler Kinder zu wirtschaftlichem Ungleichgewicht, Ressourcenmangel und Umweltverschmutzung führen würde: Ich war immer erstaunt darüber, wie diese Thesen, die heute als veraltet und längst überholt gelten, vom Menschen sprachen, als wären sie ein Problem. Aber das menschliche Leben ist kein Problem, sondern ein Geschenk.“
Franziskus sagte weiter:
„Die Wurzel der Umweltverschmutzung und des Hungers in der Welt sind nicht die Kinder, die geboren werden, sondern die Entscheidungen derer, die nur an sich selbst denken, das Delirium eines ungezügelten, blinden und zügellosen Materialismus, eines Konsumismus, der wie ein böser Virus die Existenz der Menschen und der Gesellschaft an der Wurzel aushöhlt.“
Da wäre es interessant zu wissen, was Franziskus dem US-amerikanischen Biologen Paul R. Ehrlich sagte, einem der bedeutendsten Überbevölkerungstheoretiker, der 1968 für den Club of Rome das Propagandainstrument in Buchform „The Population Bomb“ (dt. „Die Bevölkerungsbombe“, 1971) verfaßte, aber 2017 als Redner in den Vatikan eingeladen wurde. Gleiches gilt für andere Überbevölkerungs‑, Abtreibungs- und auch Euthanasielobbyisten, die bis 2013 einen großen Bogen um den Vatikan machten, heute aber dort ein und aus gehen.
Tatsache ist, daß Franziskus am vergangenen Freitag mit einem entwaffnenden, schlichten Halbsatz ein gigantisches ideologisches Konstrukt zum Einsturz brachte, das seit Jahrzehnten das zwischenmenschliche Klima vergiftet, weil es den Mensch selbst zum Feind erklärt. Die erschreckenden jüngsten Auswirkungen durch die politische Agenda der Klima-Sekte sind bekannt. Dahinter steht jedoch, nachweislich seit Kriegsende, der menschenfeindliche Sozialdarwinismus, der sich seit über hundert Jahren mit Hilfe verschiedenster Wege durchzusetzen versucht, ob bis 1945 als Rassismus, seit 1945 als Umweltschutz oder neuerdings als „Klimaschutz“.
Warum aber findet die so erhellende Wahrheit, daß die Überbevölkerungstheorien überholt sind, augenscheinlich keine mediale Aufmerksamkeit? Dabei zertrümmerte Franziskus eines der größten Tabus der vergangenen 55 Jahre, das so zersetzend wirkt wie kaum etwas anderes. Ohne Medien erreicht dieser historische Tabubruch die Menschen aber nicht und kann daher nicht wirkmächtig werden.
Dieses Abwürgen ist aber nicht allein dem Einfluß der seit Beginn des 20. Jahrhundert organisierten Überbevölkerungsideologen geschuldet, sondern auch der Art und Weise, wie Franziskus bisher mit der Lebensrechtsfrage umgegangen ist. Er selbst war es, der die Kirche gleich am Beginn seines Pontifikats drängte, den Weg der unerschütterlichen Verteidigung des Lebensrechts unschuldiger ungeborener Kinder, den seine Vorgänger gegangen waren, zu verlassen. Er sprach seither zwar, teils mit kräftigen Worten und Bildern, die Wahrheit aus, doch zu seinen großen Gesten gehörte das Thema nie. Franziskus weiß sehr gut, wie man sich Aufmerksamkeit verschafft. Es ist also kein Zufall, wenn manche seiner Handlungen zur Schlagzeile werden, während andere unter den Tisch fallen.
Seine Ansprache am vergangenen Freitag beendete Franziskus jedoch mit einem ganz anderen Thema. Am Ende sagte er:
„Liebe Freunde, ich danke euch für das, was ihr tut, ich danke euch allen. Ich danke euch für euren Mut. Ich bin Euch nahe und begleite Euch mit meinen Gebeten. Und bitte vergeßt nicht, für mich zu beten, aber betet für mich, nicht gegen mich! Danke.
Dieses ‚für und nicht gegen‘ sage ich, weil ich einmal eine Generalaudienz beendete und zwanzig Meter von mir entfernt eine Dame stand, eine alte Dame, sehr klein, mit sehr schönen Augen. Sie begann zu sagen: ‚Komm schon, komm schon!‘ Sie war sympathisch. Ich ging auf sie zu: ‚Gnädige Frau, wie heißen Sie?‘ – sie sagte mir ihren Namen – ‚Und wie alt sind Sie?‘ – ‚87‘ – ‚Aber was machen Sie, was essen Sie, um so stark zu sein?‘ – ‚Ich esse Ravioli, ich mache sie selbst‘. Und sie gab mir ihr Ravioli-Rezept. Und dann sagte ich: ‚Gnädige Frau, bitte beten Sie für mich‘ – ‚Ich mache das jeden Tag‘. Und ich sagte scherzhaft: ‚Aber beten Sie für mich, nicht gegen mich!‘. Und die kleine alte Dame sagt lächelnd zu mir: ‚Passen Sie auf, Vater! Dagegen beten sie da drinnen‘. Ausgekocht! Ein bißchen antiklerikal. Und bitte: dafür, nicht dagegen, dafür.“
Im Klartext erzählte Franziskus den Erwachsenen und vielen Kindern, die sich zu der Veranstaltung in der Nähe des Vatikans eingefunden hatten, daß die „alte, kleine, sympathische Frau“ bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz auf den Petersdom, vielleicht den Apostolischen Palast, jedenfalls den Vatikan gezeigt habe, um ihm zu sagen, daß sie für ihn bete, aber die Kurialen gegen ihn.
Die ungewöhnliche Aufforderung „für und nicht gegen“ ihn zu beten, äußerte Franziskus erstmals im März 2023 gegenüber Seminaristen. Er ist in der zweitausendjährigen Kirchengeschichte gewiß der erste Papst, der eine solche Aufforderung äußert, die man sich zu Ende denken muß, nämlich nicht gegen jemanden zu sein, sondern gegen jemanden „zu beten“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Das scheint mir keine unrealistische Vorstellung der alten Dame vom Vatikan zu sein…wo sollte der Teufel am ehesten angreifen, wenn nicht dort ?
Gegen etwas zu beten, ist schwierig, wenn nicht sogar falsch. Auch gegen etwas anzutreten, anstatt sich für etwas einzusetzen. Man kann gegen den Krieg etwas tun, indem man für den Frieden betet. So bete ich auch nicht gegen den Papst, sondern dafür, dass er sein Amt bald niederlegen möge.
Könntet Ihr bitte auch über den Aufruf zum Rücktritt von Papst Franziskus berichten? Im deutschen Sprachraum wird dieses von Peter A. Kwasniewski auf https://rorate-caeli.blogspot.com/2024/05/major-statement-crimes-and-heresies-of.html#more veröffentlichte und u.a. auch vom hier bestens bekannten Wolfram Schrems gezeichnete Dokument kaum erwähnt.
Eine leider maschinelle Übersetzung findet sich auf LSN: https://www.lifesitenews.com/de/news/prominente-katholiken-drangen-papst-zum-rucktritt-kardinale-erklaren-franziskus-fur-amtsmude/
Dieser Mann erstaunt immer wieder,diesmal positiv.
Ich bete für Papst Franziskus, damit er die ihm von Gott zugeteilte Aufgabe erfüllen möge. Welche das im Detail ist, kann ich nicht beurteilen, aber den roten Faden, der sich durch die Jahrhunderte zog, vermag ich heute kaum zu erkennen.
Viva Cristo Rey.