Paul R. Ehrlich, „Vater“ der globalen Geburtenkontrolle, als Gast im Vatikan? – „Was ist los in Rom?“


Sitz der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften in den Vatikanischen Gärten. Ende Februar wird der Überbevölkerungsideologe Paul R. Ehrlich Gastredner sein. Was ist nur los im Vatikan?
Sitz der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften in den Vatikanischen Gärten. Ende Februar wird der Überbevölkerungsideologe Paul R. Ehrlich Gastredner sein. Was ist nur los im Vatikan?

(Rom) „Unglaub­lich“, so Cor­ri­spon­den­za Roma­na. Paul R. Ehr­lich, der umstrit­te­ne „Vater“ der Bewe­gung für die welt­wei­te Gebur­ten­kon­trol­le wird in den Vati­kan eingeladen.

Anzei­ge

Der US-Ame­ri­ka­ner Ehr­lich lehr­te Bio­lo­gie an der Stan­ford Uni­ver­si­ty. Heu­te hat er dort den Bing-Lehr­stuhl für Bevöl­ke­rungs­stu­di­en inne. Er leg­te 1968 das Buch „The Popu­la­ti­on Bomb“ vor, das – geschickt aus dem Hin­ter­grund geför­dert – zum Ver­kaufs­schla­ger wur­de. Dar­in brei­te­te der Bio­lo­ge Kata­stro­phen­sze­na­ri­en durch eine Bevöl­ke­rungs­explo­si­on aus, die Angst und Schrecken vor der eige­nen Fort­pflan­zung unter den Men­schen, vor allem im Westen, aus­lö­sten. Ehr­lichs Theo­rien fie­len zusam­men mit der Ein­füh­rung der Ver­hü­tungs­pil­le und der Sexu­el­len Revo­lu­ti­on, die eine Ent­kop­pe­lung von Geschlechts­akt und Fort­pflan­zung pro­pa­gier­te. Sei­ne The­se von einer Über­be­völ­ke­rungs­ka­ta­stro­phe, die zur töd­li­chen Bedro­hung für die Mensch­heit wer­de, lie­fer­te die will­kom­me­ne, anschei­nend ver­nünf­ti­ge Unter­maue­rung der Fort­pflan­zungs­ver­wei­ge­rung. Medi­en, Intel­lek­tu­el­le und Kul­tur­schaf­fen­de pro­pa­gier­ten eine Pflicht zur Gebur­ten­kon­trol­le. Ver­hü­tung, Abtrei­bung und Sexu­el­le Revo­lu­ti­on erhiel­ten den Anstrich einer mora­lisch „guten“ Tat zum Woh­le der Mensch­heit und des Pla­ne­ten. Als Bei­spiel für die Ver­net­zung und För­de­rung sei­ner The­sen soll der Hin­weis genü­gen, daß dem Club of Rome 1973 der Frie­dens­preis des Deut­schen Buch­han­dels ver­lie­hen wur­de, der anson­sten aus­nahms­los Ein­zel­per­so­nen zuer­kannt wurde.

Der Club of Rome und sein Barde Ehrlich

Ehr­lichs The­sen wur­den im sel­ben Jahr vor­ge­legt, in dem in Rom im April an der Acca­de­mia dei Lincei der Club ob Rome gegrün­det wur­de. Ein Zufall ist aus­ge­schlos­sen. Bereits sechs Jah­re zuvor im April 1962 hat­te Der Spie­gel kurz nach Ein­füh­rung der Ver­hü­tungs­pil­le das Stich­wort und die Hand­lungs­an­wei­sung geti­telt: „Über­be­völ­ke­rung: Meh­ret euch nicht!“ Um die­se Zeit hat­te Ehr­lich, der sich bis­her nur mit Schmet­ter­lin­gen beschäf­tigt hat­te, sei­ne „Bevöl­ke­rungs­stu­di­en“ begon­nen. 1967 ver­öf­fent­lich­te er im Ame­ri­can Natua­list, noch unter Aus­schluß der gro­ßen Öffent­lich­keit, den Auf­satz „The ‚Balan­ce of Natu­re‘ and ‚Popu­la­ti­on Con­trol‘ „.

"The Population Bomb" disqualifizierte Ehrlich nicht, weil seine irrigen Thesen gerne gehört werden.
„The Popu­la­ti­on Bomb“ dis­qua­li­fi­zier­te Ehr­lich nicht, weil sei­ne irri­gen The­sen ger­ne gehört werden.

Der Club of Rome ist die „Denk­fa­brik“ der Gebur­ten­kon­trol­le und die insti­tu­tio­nel­le Wie­der­be­le­bung der Über­be­völ­ke­rungs­the­sen von Tho­mas Robert Mal­thus (1766–1834). Die offi­zi­el­len Part­ner­schaf­ten des Club of Rome, des­sen Bar­de Ehr­lich wur­de, rei­chen vom deut­schen Bun­des­kanz­ler­amt über ver­schie­de­ne Bun­des­mi­ni­ste­ri­en, bis zum Club de Vien­ne, die Alli­anz Ele­men­tar­ver­si­che­rungs AG, den Öster­rei­chi­schen Rund­funk (ORF), die Öster­rei­chi­sche Natio­nal­bank, die UNESCO, das Öko­so­zia­le Forum Öster­reich, bis zur Glo­bal Mar­shall Plan Initia­ti­ve, dem Sus­tainable Euro­pe Rese­arch Insti­tu­te und zahl­rei­che Ent­wick­lungs­hil­fe­or­ga­ni­sa­tio­nen und Orga­ni­sa­tio­nen für die wirt­schaft­li­che Zusammenarbeit.

Ehr­lich griff das längst durch die Fak­ten wider­leg­te Mal­thus­sche „Bevöl­ke­rungs­ge­setz“ auf. Wer erin­ner­te sich schon an Mal­thus? Aus der nie ein­ge­tre­te­nen „Mal­thu­sia­ni­schen Kata­stro­phe“ wur­de so die „Popu­la­ti­on Bomb“. Die eben­so nie ein­trat. Genau­so wie bereits Mal­thus wur­de auch Ehr­lich durch die Fak­ten wider­legt. Doch wer erin­nert sich an den Namen Paul R. Ehr­lich? Ihre The­sen wir­ken jedoch wei­ter. Nicht nur weil ein aka­de­mi­scher Grad weder für Wis­sen­schaft­lich­keit noch intel­lek­tu­el­le Red­lich­keit bürgt, son­dern weil eine inter­es­sier­te Grup­pe hin­ter die­sen The­sen steht. Dazu gehö­ren eini­ge der reich­sten Men­schen die­ser Welt, die mit ihren Stif­tun­gen für die nöti­gen Finanz­mit­tel sor­gen, um welt­wei­ten Ein­fluß auf die öffent­li­che Mei­nung zu neh­men. Der erste Jah­res­be­richt des Club of Rome „Die Gren­zen des Wachs­tums“ wur­de 1972 von der Volks­wa­gen Stif­tung finan­ziert. Die Fami­lie Bing, deren Lehr­stuhl Ehr­lich inne­hat, gehört zu den größ­ten Spon­so­ren „pro­gres­si­ver“ Anlie­gen in den USA und ist auch größ­ter Spon­sor der Stan­ford Uni­ver­si­ty.

Ehr­lichs 68er-Pro­gno­se lau­te­te, daß Hun­der­te Mil­lio­nen Men­schen in abseh­ba­rer Zeit an Hun­ger ster­ben wür­den, daß das Mas­sen­ster­ben 1970 ein­setz­ten wer­de, daß bis 1990 die Hälf­te der Bevöl­ke­run­gen der USA, Indi­ens und Chi­nas wegen Nah­rungs­man­gel tot sein wer­de. Groß­bri­tan­ni­en wer­de bis 2000 ganz zu exi­stie­ren auf­hö­ren. Die Halt­lo­sig­keit von Ehr­lichs Behaup­tun­gen bedür­fen im Jahr 2016 kei­nes Bewei­ses. Der Vor­zei­ge­bio­lo­ge dis­qua­li­fi­zier­te sich auf gan­zer Linie. Kei­ne sei­ner Pro­gno­sen bewahr­hei­te­te sich auch nur ansatz­wei­se. Das genaue Gegen­teil trat ein. Die Welt­be­völ­ke­rung wuchs von 3,5 Mil­li­ar­den Men­schen im Jahr 1968 auf fast 7,5 Mil­li­ar­den heu­te. Gleich­zei­tig hal­bier­te sich die Zahl der Armen.

Vatikantagung: „Biologisches Aussterben“

Wäh­rend sei­ne The­sen, trotz ihrer schon damals erkenn­ba­ren Irrig­keit, im media­len und kul­tu­rel­len Bereich bespro­chen und in gro­ßem Stil wei­ter­ver­brei­tet wur­den, ver­lo­ren die­sel­ben Berei­che kein Wort mehr dar­über, als sich die „Pro­phe­zei­ung“ nicht bewahr­hei­te­te, ja sich als abso­lut falsch her­aus­stell­te. Daher kann Ehr­lich noch immer als „renom­mier­ter“ Wis­sen­schaft­ler her­um­ge­reicht werden.

Ehr­lich beschränk­te sich nicht nur auf sei­ne „Pro­gno­sen“. Im Lau­fe sei­ner glän­zen­den Kar­rie­re trat er auch mit mora­lisch inak­zep­ta­blen For­de­run­gen nach geschlechts­be­zo­ge­ner selek­ti­ver Abtrei­bung, Ermor­dung bereits gebo­re­ner Kin­der und Mas­sen­zwangs­ste­ri­li­sa­ti­on an die Öffent­lich­keit. Alles für den „höhe­ren Zweck“, das Bevöl­ke­rungs­wachs­tum zu brem­sen, denn alle sei­ne men­schen­ver­ach­ten­den For­de­run­gen sei­en „bes­ser“ als die Über­be­völ­ke­rung. Davon ist Ehr­lich auch heu­te noch überzeugt.

Trotz­dem wird er Refe­rent einer gemein­sa­men Tagung der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten und der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten sein, die vom 27. Febru­ar bis 1. März 2017 zum The­ma „Bio­lo­gi­sches Aus­ster­ben“ im Vati­kan statt­fin­den wird. Die inner­halb der  vati­ka­ni­schen Mau­ern unge­wöhn­li­che Grund­the­se der Orga­ni­sa­to­ren lau­tet, daß es ein untrag­ba­res „Ungleich­ge­wicht“ zwi­schen der Welt­be­völ­ke­rung und dem gibt, was die Erde an Nah­rungs­mit­teln zur Ver­fü­gung stel­len kann. Die­se The­se ist aus vati­ka­ni­schem Mund des­halb so „unge­wöhn­lich“, weil sie genau der The­se von Mal­thus ent­spricht, auf die sich alle Bevöl­ke­rungs­ideo­lo­gen stützen.

Kursänderung im Vatikan

Ban Ki-moon, George Soros und Jeffrey Sachs
Ban Ki-moon, Geor­ge Sor­os und Jef­frey Sachs

Seit dem Früh­jahr 2015 häu­fen sich die Stim­men, daß mit Papst Fran­zis­kus ein neo­mal­thu­sia­ni­scher Geist Ein­zug im Vati­kan gehal­ten habe. Eine schwer­wie­gen­de Ent­wick­lung, die vor allem die Lebens­rechts­be­we­gung auf­schreck­te. Da die USA, beson­ders unter den Prä­si­den­ten Bill Clin­ton und Barack Oba­ma, eine neo­mal­thu­sia­ni­sche Poli­tik betrie­ben; da in den 90er Jah­ren unter Clin­ton die Bevöl­ke­rungs­ein­däm­mung durch Ver­hü­tung und Abtrei­bung zur offi­zi­el­len Agen­da der UNO wur­de; da die EU der welt­weit größ­te öffent­li­che Abtrei­bungs­fi­nan­cier ist und weder Juden­tum, Islam noch Pro­te­stan­tis­mus eine kla­re und ein­deu­ti­ge Posi­ti­on zum Lebens­schutz ein­neh­men, wur­de die Katho­li­sche Kir­che zum ent­schei­den­den gro­ßen Ver­tei­di­ger des Lebens. Papst Johan­nes Paul II. setz­te der „Kul­tur des Todes“ eine „Kul­tur des Lebens“ ent­ge­gen. Papst Bene­dikt XVI. for­mu­lier­te die „nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te“. Bei­de zogen sich dafür den unbän­di­gen Haß der Über­be­völ­ke­rungs- und Abtrei­bungs­ideo­lo­gen zu, deren Den­ken fester Bestand­teil des domi­nie­ren­den links­li­be­ra­len Main­stream ist.

Unter Papst Fran­zis­kus änder­te sich das Bild schlag­ar­tig. Das erste hal­be Jahr schwieg Fran­zis­kus zum The­ma Abtrei­bung. Als der Unmut dar­über in der Kir­che wuchs, erklär­te er im Sep­tem­ber 2013 genervt, daß man nicht „immer“ über die­sel­ben Din­ge spre­chen müs­se. Seit­her steht fest, daß das Lebens­recht der unge­bo­re­ner Kin­der für das regie­ren­de Kir­chen­ober­haupt kei­ne Prio­ri­tät dar­stellt. Der Grund dafür ist, daß Fran­zis­kus einem Kon­flikt mit den in der Welt wirk­lich ton­an­ge­ben­den Kräf­ten aus dem Weg gehen will. Um sich mit die­sen zu arran­gie­ren, scheint er bereit, einen hohen Preis zu bezahlen.

Marcelo Sanchez Sorondo, päpstlicher Adlatus

Der Hand­wer­ker, der die päpst­li­che Linie im Hin­ter­grund dis­kret und effi­zi­ent in die Tat umsetzt, ist sein Ver­trau­ter, der argen­ti­ni­sche Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do. Sor­on­do, vor­mals Pro­fes­sor für Phi­lo­so­phie­ge­schich­te an der Late­ran­uni­ver­si­tät, ist Kanz­ler bei­der genann­ten Päpst­li­chen Aka­de­mien. Er ist ins­ge­samt unter Papst Fran­zis­kus für den Bereich Poli­tik zustän­dig. Die dop­pel­te Stoß­rich­tung lau­tet: ein Arran­ge­ment mit dem links­li­be­ra­len Main­stream west­li­cher Eli­ten und das Schmie­den einer brei­ten Links­al­li­anz unter vor­dring­li­cher Ein­bin­dung links­ra­di­ka­ler Kräf­te. Dar­aus ergibt sich das von Papst Fran­zis­kus kon­se­quent prak­ti­zier­te Igno­rie­ren aller poli­ti­schen Kräf­te rechts der Mitte.

Das Arran­ge­ment mit den Über­be­völ­ke­rungs­ideo­lo­gen nahm im Zuge der Öko-Enzy­kli­ka Lau­da­to si kon­kre­te Züge an, der ein­zi­gen Enzy­kli­ka, die das Den­ken des amtie­ren­den Pap­stes wider­spie­gelt. Das päpst­li­che Schwei­gen zu Abtrei­bung und Ver­hü­tung war in den inter­es­sier­ten Krei­sen auf­merk­sam regi­striert wor­den. Mit Genug­tu­ung wur­de die kal­te Schul­ter zur Kennt­nis genom­men, die Fran­zis­kus jedes Jahr im Mai den mehr als 30.000 Lebens­schüt­zern zeigt, die beim Marsch für das Leben auf den Peters­platz zie­hen und am sonn­täg­li­chen Ange­lus teilnehmen.

Die Neomalthusianer im Vatikan

Statt­des­sen wur­den zwei Neo­mal­thu­sia­ner zu Mit­glie­dern der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten ernannt, die nun die Tagung über „Bio­lo­gi­sches Aus­ster­ben“ ver­an­stal­tet. Zunächst kam der hem­mungs­lo­se Bevöl­ke­rungs­ideo­lo­ge Jef­frey Sachs, Lei­ter des Earth Insti­tu­te und Bera­ter des UNO-Gene­ral­se­kre­tärs, zu vati­ka­ni­schen Ehren, kurz dar­auf Joa­chim „John“ Schellnhu­ber vom Pots­da­mer Insti­tut für Kli­ma­fol­gen­for­schung. Den Zusam­men­hang die­ser Ernen­nun­gen erläu­ter­te Sanchez Sor­on­do: Im Mai 2015, kurz vor Ver­öf­fent­li­chung von Lau­da­to si, brach­te er in einem Inter­view das The­ma Abtrei­bung exklu­siv mit durch Kli­ma­wan­del beding­ten Zwangs­si­tua­tio­nen und Migra­ti­on in Zusam­men­hang. Eine The­se, der auch Papst Fran­zis­kus anzu­hän­gen scheint, wie Aus­sa­gen zu Kli­ma­wan­del und Migra­ti­on andeu­ten. Vor allem ist Sanchez Sor­on­do ein treu­er Exe­ku­tor des päpst­li­chen Willens.

Paul R. Ehrlich mit seiner Frau und Assistentin Anne Ehrlich
Paul R. Ehr­lich mit sei­ner Frau und Assi­sten­tin Anne Ehrlich

UNO-Gene­ral­se­kre­tär Ban Ki-moon stat­te­te dem Papst einen Besuch im Vati­kan ab und über­ließ dem katho­li­schen Kir­chen­ober­haupt die Fest­an­spra­che vor der UNO-Haupt­ver­samm­lung im Sep­tem­ber 2015, auf der die Post-Mill­en­ni­ums-Zie­le (Post-2015-Agen­da) der Welt­po­li­tik ver­ab­schie­det wur­den. Daß damit die neo­mal­thu­sia­ni­sche Bevöl­ke­rungs­po­li­tik als Pro­gramm der Welt­po­li­tik bestä­tigt wur­de, stör­te Fran­zis­kus nicht. Er ver­lor kein Wort zum The­ma. Geän­dert haben sich seit 1968 nur die Schlag­wor­te. Statt von „Über­be­völ­ke­rung“ und „Wachs­tums­gren­zen“ spricht man heu­te von „Nach­hal­tig­keit“. Eben­so ist in inter­na­tio­na­len Doku­men­ten nicht von Abtrei­bung und Ver­hü­tung die Rede, son­dern von „repro­duk­ti­ver Gesund­heit“. Die US-Online-Nach­rich­ten­platt­form Breit­bart frag­te schon 2015, ob die „Kli­ma­wan­del­hy­ste­rie“ die neue „Popu­la­ti­on Bomb“ sei.

Mit der kom­men­den Tagung im Vati­kan wird behaup­tet, daß es drin­gend „nach­hal­ti­ger“ Schrit­te bedarf, um das behaup­te­te „Ungleich­ge­wicht“ wie­der­her­zu­stel­len und den „glo­ba­len Kli­ma­wan­del“ zu stop­pen, der dro­he – laut den Päpst­li­chen Aka­de­mien der Wis­sen­schaf­ten und der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten – 40 Pro­zent der „Bio­di­ver­si­tät“ des Pla­ne­ten „bis Ende des Jahr­hun­derts“ zu ver­nich­ten. Dazu gehö­re vor allem die „Mehr­heit“ der bota­ni­schen Arten. Die zur Bewer­bung der Tagung ver­öf­fent­lich­te Bro­schü­re schwingt die Keu­le: Es gehe um eine Fra­ge der „sozia­len Gerech­tig­keit“, der „Moral“ und des „Über­le­bens“. Dra­ma­ti­scher geht es kaum noch. Das Refe­rat von Paul Ehr­lich wird kei­ne 100 Meter neben dem Klo­ster Mater Eccle­siae in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten statt­fin­den, in das sich Bene­dikt XVI. zurück­ge­zo­gen hat. Es wird sich auf die Fra­ge kon­zen­trie­ren: „Wie ist die natür­li­che Welt zu ret­ten?“. Nicht das The­ma sei­ner Aus­füh­run­gen ist dabei von Rele­vanz, son­dern die Ein­la­dung an sich. Es ist die Poli­tik der Gesten, die Papst Fran­zis­kus bevor­zugt, und die in den gewünsch­ten Krei­sen durch­aus ver­stan­den wird.

„Einladung durch Vatikan übersteigt mein Fassungsvermögen“

Die Ein­la­dung Ehr­lichs durch den Vati­kan wur­de vom Vor­sit­zen­den des Popu­la­ti­on Rese­arch Insti­tu­te, Ste­ven Mos­her, scharf kritisiert.

„Die Mei­nun­gen Ehr­lichs über den Grad des bio­lo­gi­schen Aus­ster­bens sind genau­so über­trie­ben wie sei­ne Pro­gno­sen zur Bevöl­ke­rungs­explo­si­on, die alle wider­legt wur­den. War­um der Vati­kan einem sol­chen lai­zi­sti­schen Unglücks­pro­phe­ten eine Büh­ne bie­tet, über­steigt mein Fas­sungs­ver­mö­gen“, so Mos­her gegen­über Life­Si­teNews. „Es gibt zahl­rei­che katho­li­sche Wis­sen­schaft­ler, deren Mei­nun­gen auf Fak­ten beru­hen, und die es ver­die­nen wür­den, von der Kir­che gewür­digt zu wer­den. Was wird der näch­ste Schach­zug sein: Raul Castro ein­zu­la­den, über die Men­schen­rech­te zu sprechen?“

Die Rich­tung im Vati­kan, jeden­falls der bei­den vom Papst-Ver­trau­ten Sanchez Sor­on­do gelenk­ten Päpst­li­chen Aka­de­mien, ist beklem­mend ein­deu­tig – und unein­sich­tig. 2015 kri­ti­sier­te die Kul­tur­so­zio­lo­gin Mar­ga­ret Archer, die Papst Fran­zis­kus 2014 zur Vor­sit­zen­den der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten ernann­te, scharf das Cent­re for Fami­ly and Human Rights Insti­tu­te, das sich um das Lebens­recht unge­bo­re­ner Kin­der ver­dient gemacht hat. Der Grund ihrer Kri­tik? Das Insti­tut beob­ach­tet die Akti­vi­tä­ten der UNO und deck­te auf, daß UNO-Agen­tu­ren als Abtrei­bungs­lob­by­isten agie­ren. Im Berg­o­glia­ni­schen Teil des Vati­kans scheint das uner­wünscht zu sein.

Sanchez Sor­on­do war es dann auch, der den Links­au­ßen-Bewer­ber um die demo­kra­ti­sche Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­tur in den USA, Ber­nie San­ders, zu einer Tagung in den Vati­kan ein­lud, wo es zu einer Begeg­nung mit Papst Fran­zis­kus kam, die – wegen der Aus­wir­kun­gen auf die Vor­wah­len in den USA – pein­li­cher­wei­se als „zufäl­lig“ hin­ge­stellt wur­de. San­ders ist ein über­zeug­ter Abtrei­bungs­ver­fech­ter. Die Hil­fe aus dem Vati­kan kam für ihn zu spät. Er unter­lag Hil­la­ry Clin­ton, einer radi­ka­len Abtrei­bungs­fa­na­ti­ke­rin. Zum US-Prä­si­den­ten wur­de jedoch der Repu­bli­ka­ner Donald Trump gewählt. Seit­her blicken die ver­wai­sten, lin­ken Krei­se auch Rich­tung Vati­kan. Sanchez Sor­on­do bastelt dort an einer „(kommunistisch-)papistischen Inter­na­tio­na­le“, oder wie das Wall­street Jour­nal zu Weih­nach­ten schrieb: „Papst Fran­zis­kus ist der Anfüh­rer der glo­ba­len Linken“.

„Fak­ten, die befrem­den. Was geschieht im Vati­kan?“, fragt sich Mau­ro Faver­za­ni von Cor­ri­spon­den­za Roma­na.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​The Remnant

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7 Kommentare

  1. Die Über­be­völ­ke­rungs­theo­rie ist eine glat­te Lüge, genau­so wie die Behaup­tung von Res­sour­cen­knapp­heit. Sie zeigt nur die gren­zen­lo­se Herrsch­sucht und Gier der Mäch­ti­gen. Unter Papst Bene­dikt XVI hät­te es das nicht gegeben…

  2. na ja, dass die Welt­be­völ­ke­rung nicht expo­nen­ti­ell wach­sen wür­de, kann man gera­de nicht behaupten.Der Gedan­ke eine „welt­wei­ten Gebur­ten­kon­trol­le“ ist natür­lich Infa­mie und über­dies nur in Län­dern durch­setz­bar, die nicht von die­sem Anstieg betrof­fen sind, sprich vor allem in wei­ßen (= christ­li­chen) Län­dern. Des­halb ist wohl wie­der unser Freund Sor­os mit von der Partie.
    Wohin expo­ni­en­ti­el­les Bevöl­ke­rungs­wachs­tum führt, zeigt nicht zuletzt das syri­sche Bei­spiel. Dass wir christ­li­chen, wei­ßen Län­der die isla­mi­schen Gebur­ten­über­schüs­se teil­wei­se auf­neh­men, stellt das schlimm­ste Ver­bre­chen dar, die dahin­ter ste­hen­de Ideo­lo­gie ist die des Todes, näm­lich für unse­re euro­päi­schen Völker.
    Das muss auch der Haupt­ziel­punkt der Kri­tik an Ehr­lich und sei­nen För­de­rern sein: Ihre Vor­schlä­ge zie­len gegen UNS, mögen sie auch hin­sicht­lich der sog Drit­ten Welt unmo­ra­lisch sein.
    Hin­sicht­lich die­ser Drit­ten Welt sehe ich nur eine ver­nünf­ti­ge Lösungs­mög­lich­keit: tota­le Nicht­in­ter­ven­ti­on der „fort­ge­schrit­te­nen west­li­chen“ Welt, dh kei­ne Nah­rungs­mit­tel­lie­fe­run­gen, kei­ne medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung, nichts. All dies hat nur zu einer Aug­men­ta­ti­on aller Pro­ble­me auf höhe­re davon betrof­fe­ne Bevöl­ke­rungs­zah­len geführt. Das klingt alles ande­re als christ­lich, zuge­ge­ben. Aber die rea­li­sti­schen Gege­ben­hei­ten im Kon­go, in Soma­lia etc kann man auch nicht leug­nen. Die­se aktiv zu för­dern, hat mit Chri­sten­tum eben­falls genau nichts zu tun.

  3. Ich weiß eben­so­we­nig, ob es katho­li­scher­seits fair und ver­nünf­tig ist, die Mathus­schen The­sen als unzu­tref­fend, über­holt und wider­legt anzu­se­hen. Die dama­li­ge Bevöl­ke­rungs­ent­wick­lung für Euro­pa leg­te sol­che Aus­sich­ten nahe. Wenn wir uns jetzt die Fra­ge stel­len, war­um es – für Euro­pa – nicht so gekom­men ist, – noch nicht so gekom­men ist, muss man sagen, denn die kata­stro­pha­le Ein­wan­de­rungs- und Migran­ten­för­de­rungs­po­li­tik lässt à la longue eben­falls hor­ren­de Wachs­tums­ra­ten der bei uns mitt­ler­wei­le ansäs­si­gen Bevöl­ke­run­gen erwar­ten – so trifft man auf diver­se Ursa­chen, die Mal­thus damals nicht vor­aus­be­rech­nen konn­te, und die für unser katho­li­sches Ver­ständ­nis alles ande­re als erfreu­lich sind. Kurz gesagt: „ent­wick­lel­te“, indu­stria­li­sier­te bzw letzt­lich wohl­stands­ge­sät­tig­te Popu­la­tio­nen ver­meh­ren sich nicht mehr so rasch. All dies ist indes mit einer Ent­christ­li­chung der Bevöl­ke­rung anheim­ge­gan­gen, in vie­len Belan­gen, zB was den über­aus wich­ti­gen Punkt des Femi­nis­mus betrifft, mit einer Maso­ni­sie­rung. Kurz gesagt: mit dem Rück­gang des christ­li­chen Bewusst­seins ging ein Schwin­den der Bevöl­ke­rungs­zah­len einher.
    Für gewis­se isla­mi­sche und schwarz­afri­ka­ni­sche Län­der ist Mal­thus hin­ge­gen kei­nes­wegs als wider­legt anzu­se­hen. Es ist klar, dass der katho­li­sche Glau­be sich mit den Mal­thus­schen Lösungs­an­sät­zen sehr schwer tut. Den­noch soll man sei­ne Befun­d­er­stat­tung nicht von vorn­her­ein abtun. Die Alter­na­ti­ve für wei­te Tei­le der sog Drit­ten Welt kann nur lau­ten: leben und ster­ben lassen.

  4. Übri­gens habe ich zu Mal­thus fol­gen­des bei Wiki­pe­dia gelesen:
    „Anders als ande­re Den­ker sei­ner Zeit glaub­te Mal­thus nicht an die Pro­blem­lö­sungs­fä­hig­keit der Markt­wirt­schaft. In spä­te­ren Aus­ga­ben sei­ner Prin­ci­ples of Popu­la­ti­on plä­dier­te er für Ent­halt­sam­keit und spä­te Hei­rat, um das Bevöl­ke­rungs­wachs­tum in den Griff zu bekom­men, aber auch für Bil­dungs­in­ve­sti­tio­nen als Instru­ment zur Sen­kung der Gebur­ten­ra­te. Ver­hü­tung und Abtrei­bung lehn­te er als Sün­den ab.… In Emi­gra­ti­on sah er nur eine vor­über­ge­hen­de Lin­de­rung des Problems.“

    Tut mir leid, ich fin­de nichts Ver­werf­li­ches an die­sem Den­ker. Ins­be­son­de­re ist er kei­nes­wegs mit Ehr­lich und dem Club of Rom gleich­zu­set­zen bzw in Ver­bin­dung zu bringen.

  5. Man ist an den „Vor­sit­zen­den des Wei­ßen Rates“ Sar­uman, den „Mann der schlau­en Plä­ne“, erin­nert. „Wäh­rend Sar­uman zunächst die trei­ben­de Kraft im Kampf gegen Sau­ron ist, wird er spä­ter von der Gier nach der Macht des Rin­ges und von Sau­rons Beein­flus­sun­gen durch den Palantír vom Orthanc zum Ver­rat an den frei­en Völ­kern Mit­tel­er­des ver­führt.“ Viel­leicht rede­te er sich zunächst ein, er könn­te mit der Macht des Bösen für das Gute wirken.

  6. Es wird wohl doch etwas dar­an sein an der acht­spra­chi­gen Bot­schaft der myste­riö­sen „Geor­gia Gui­de­s­to­nes“ (https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​G​e​o​r​g​i​a​_​G​u​i​d​e​s​t​o​nes ), deren „1. Gebot“ lau­tet: „Hal­te die Mensch­heit unter 500.000.000 in fort­wäh­ren­dem Gleich­ge­wicht mit der Natur“. Das heh­re Ziel der Bevöl­ke­rungs­re­duk­ti­on hat Prinz Phil­ip (der unter ande­rem Groß­mei­ster der Frei­mau­rer von Eng­land und Wales ist) zu die­sem Aus­spruch inspiriert:„IN DEM FALL DASS ICH WIEDERGEBOREN WERDE, WÜRDE ICH GERNE ALS EIN TÖDLICHER VIRUS ZURÜCKKEHREN UM ETWAS BEIZUTRAGEN FÜR DIE LÖSUNG [DES PROBLEMS] DER ÜBERBEVÖLKERUNG“ (http://​recentr​.com/​2​0​1​1​/​0​4​/​2​7​/​p​r​i​n​z​-​p​h​i​l​i​p​-​g​r​o​s​f​a​m​i​l​i​e​n​-​f​u​r​-​d​e​n​-​a​d​e​l​-​g​e​b​u​r​t​e​n​k​o​n​t​r​o​l​l​e​-​f​u​r​-​d​a​s​-​n​i​e​d​e​r​e​-​v​o​lk/ ; mit wei­te­ren Kost­pro­ben schwar­zen eng­li­schen Humors). Die­ser Satz trug Prinz Phil­ip den Bei­na­men „His Roy­al Virus“ ein. —
    Iro­nie bei­sei­te. Ein wich­ti­ger Artikel.
    Auch an die­sen älte­ren Arti­kel sei erinnert:
    https://​www​.katho​li​sches​.info/​2​0​1​3​/​1​0​/​2​1​/​d​a​s​-​m​a​e​r​c​h​e​n​-​v​o​n​-​d​e​r​-​u​e​b​e​r​b​e​v​o​e​l​k​e​r​u​n​g​-​m​i​c​h​e​l​-​s​c​h​o​o​y​a​n​s​-​u​e​b​e​r​-​c​l​u​b​-​o​f​-​r​o​m​e​-​e​r​d​-​c​h​a​r​t​a​-​u​n​d​-​g​a​i​a​-​k​u​lt/

  7. Es gibt tat­säch­lich einen Zusam­men­hang zwi­schen Wohl­fahrt und Bevöl­ke­rungs­dich­te. Und zwar ist in den Län­dern mit hoher Bevöl­ke­rungs­dich­te auch die Wohl­fahrt am höchsten.

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