„Unser Gewissen drängt uns …“ – Der zweite Brief der vier Kardinäle zu Amoris laetitia


Die vier Kardinäle der Dubia (Zweifel) zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia, haben Papst Franziskus einen zweiten Brief geschrieben. Darin ersuchen sie ihn um eine Audienz. Doch auch diese verweigert ihnen der "barmherzige" Franziskus. Die Sorgen und Bedenken zu seinem Kurs will er nicht hören.
Die vier Kardinäle der Dubia (Zweifel) zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia, haben Papst Franziskus einen zweiten Brief geschrieben. Darin ersuchen sie ihn um eine Audienz. Doch auch diese verweigert ihnen der "barmherzige" Franziskus. Die Sorgen und Bedenken zu seinem Kurs will er nicht hören.

(Rom) Am 25. April schrie­ben die vier Kar­di­nä­le Wal­ter Brand­mül­ler, Ray­mond Bur­ke, Car­lo Caf­farra und Joa­chim Meis­ner Papst Fran­zis­kus einen zwei­ten Brief. Nach­dem sie auch auf die­sen kei­ne Ant­wort erhiel­ten, haben sie ihn heu­te ver­öf­fent­licht. Die Bekannt­ga­be erfolg­te erneut durch den bekann­ten Vati­ka­ni­sten San­dor Magi­ster (sie­he den Bericht Papst ver­wei­gert Kar­di­nä­len Audi­enz. Er will ihre „Dubia“ nicht hören – Ein zwei­ter Brief).

Papst Franziskus und Kardinal Caffarra Anfang April in Carpi.
Papst Fran­zis­kus und Kar­di­nal Caf­farra Anfang April in Carpi.
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Geschrie­ben wur­de der neue Brief von Kar­di­nal Car­lo Caf­farra, bis vor kur­zem Erz­bi­schof von Bolo­gna und Direk­tor des Päpst­li­chen Insti­tuts Johan­nes Paul II. für Stu­di­en zu Ehe und Fami­lie, das von Papst Fran­zis­kus in den ver­gan­ge­nen Mona­ten einem radi­ka­len Kurs­wech­sel unter­zo­gen wurde.
Kar­di­nal Caf­farra dürf­te der Autor sein, weil ihm Papst Fran­zis­kus in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der klei­ne Gesten des Wohl­wol­lens zukom­men hat­te las­sen. Als der Papst Anfang April das Bis­tum Car­pi besuch­te, rei­ste Kar­di­nal Caf­farra eigens dort­hin. Es kam zu einer kur­zen, öffent­li­chen Begeg­nung mit einer Umar­mung. Wel­ches ern­ste Wort der Kar­di­nal dem Papst sag­te, ist nicht bekannt. Fran­zis­kus ging jeden­falls für einen Augen­blick sicht­lich in sich. Die Sze­ne wur­de pho­to­gra­phisch festgehalten.
Kurz dar­auf setz­te sich der Kar­di­nal nie­der und begann dem Papst – in Abspra­che mit den ande­ren drei Unter­zeich­nern der Dubia - zu schreiben.
Kar­di­nal Caf­farra erteilt im neu­en Brief sowohl sedis­va­kan­ti­sti­schen Posi­tio­nen als auch der The­se von Kuri­en­erz­bi­schof Georg Gäns­wein eine Absa­ge, der eine neue Form von Anteil des vor­ma­li­gen Pap­stes Bene­dikt XVI. am Petrus­amt in den Raum gestellt hatte.
Gleich­zei­tig erhebt er Kla­ge wegen der Ver­wir­rung, die durch Amo­ris lae­ti­tia in der Kir­che herr­sche und einen kon­kre­ten Häre­sie­vor­wurf gegen „ein­zel­ne Bischö­fe, Kar­di­nä­le und Bischofskonferenzen“.

Der zwei­te Brief der vier Kar­di­nä­le im Wortlaut:

„Unser Gewissen drängt uns …“

Heiliger Vater,

mit einer gewis­sen Beklem­mung wen­de ich mich an Eure Hei­lig­keit wäh­rend die­ser Tage der Oster­zeit. Ich tue dies im Namen der Kar­di­nä­le Wal­ter Brand­mül­ler, Ray­mond Bur­ke, Joa­chim Meis­ner und in mei­nem eigenen.

Es ist unser Wunsch, vor allem unse­re abso­lu­te Hin­ga­be und unse­re bedin­gungs­lo­se Lie­be zum Stuhl Petri und für Eure Per­son zu erneu­ern, in der wir den Nach­fol­ger des Petrus und den Stell­ver­tre­ter Jesu aner­ken­nen: den „süßen Chri­stus auf Erden“ wie die hl. Katha­ri­na von Sie­na zu sagen lieb­te. Uns ist nicht im Gering­sten die Posi­ti­on jener zu eigen, die den Stuhl des Petrus für vakant erach­ten noch jene, die auch ande­ren die unteil­ba­re Ver­ant­wor­tung des Petri­ni­schen „Munus“ zuschrei­ben wol­len. Uns drängt allein durch das Bewußt­sein einer gro­ßen Ver­ant­wor­tung getrie­ben, die vom „Munus“ der Kar­di­nä­le her­rührt: Bera­ter des Nach­fol­gers Petri in sei­nem sou­ve­rä­nen Amt zu sein. Und des Sakra­ments des Epi­sko­pats: „Gebt Acht auf euch und auf die gan­ze Her­de, in der euch der Hei­li­ge Geist zu Bischö­fen bestellt hat, damit ihr als Hir­ten für die Kir­che Got­tes sorgt, die er sich durch das Blut sei­nes eige­nen Soh­nes erwor­ben hat“ (Ap 20,28).

Am 19. Sep­tem­ber 2016 haben wir Eurer Hei­lig­keit und der Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re fünf „Dubia“ über­ge­ben und Euch gebe­ten, Unsi­cher­hei­ten zu zer­streu­en und Klar­heit zu eini­gen Punk­ten des nach­syn­oda­len Apo­sto­li­schen Schrei­bens Amo­ris lae­ti­tia zu schaffen.

Da wir kei­ner­lei Ant­wort von Eurer Hei­lig­keit erhal­ten haben, sind wir zum Ent­schluß gekom­men, Euch respekt­voll und demü­tig um Audi­enz zu bit­ten, wenn es Eurer Hei­lig­keit gefal­len soll­te.  Wir fügen, wie es üblich ist, ein Audi­enz­ge­such bei, auf dem wir die bei­den Punk­te nen­nen, über die wir mit Euch spre­chen möchten.

Hei­li­ger Vater,

inzwi­schen ist ein Jahr seit der Ver­öf­fent­li­chung von Amo­ris lae­ti­tia ver­gan­gen. In die­ser Zeit wur­den öffent­lich Inter­pre­ta­tio­nen zu eini­gen objek­tiv zwei­deu­ti­gen Stel­len des nach­syn­oda­len Schrei­bens gege­ben, die vom bestän­di­gen Lehr­amt der Kir­che nicht nur abwei­chen, son­dern die­sem wider­spre­chen. Obwohl der Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on mehr­fach erklär­te, daß sich die Leh­re der Kir­che nicht geän­dert hat, sind zahl­rei­che Erklä­run­gen von ein­zel­nen Bischö­fen , Kar­di­nä­len, ja sogar von Bischofs­kon­fe­ren­zen erfolgt, die gut­hei­ßen, was das Lehr­amt der Kir­che nie gut­ge­hei­ßen hat. Nicht nur der Zugang zur Hei­li­gen Eucha­ri­stie von jenen, die objek­tiv und öffent­lich in einem Zustand der schwe­ren Sün­de leben und dar­in blei­ben wol­len, son­dern auch ein Ver­ständ­nis des mora­li­schen Gewis­sens, das der Tra­di­ti­on der Kir­che wider­spricht. Dadurch geschieht – wie schmerz­voll ist es, das fest­zu­stel­len! -, daß das, was in Polen Sün­de ist, in Deutsch­land gut ist, was im Erz­bis­tum Phil­adel­phia ver­bo­ten ist, auf Mal­ta erlaubt ist, und so wei­ter. Es kommt einem die bit­te­re Fest­stel­lung von Blai­se Pas­cal in den Sinn: „Dies­seits der Pyre­nä­en Wahr­heit, jen­seits Irr­tum; Gerech­tig­keit am lin­ken Fluß­ufer, Unge­rech­tig­keit am rech­ten Flußufer.“

Zahl­rei­che kom­pe­ten­te Lai­en, die die Kir­che auf das Innig­ste lie­ben und loy­al zum Apo­sto­li­schen Stuhl ste­hen, haben sich an ihre Hir­ten und an Eure Hei­lig­keit gewandt, um in der Hei­li­gen Glau­bens­leh­re zu den drei Sakra­men­ten der Ehe, der Buße und der Eucha­ri­stie bestärkt zu wer­den. Gera­de in die­sen Tagen haben in Rom sechs Lai­en aus allen Kon­ti­nen­ten eine sehr gut besuch­te Stu­di­en­ta­gung abge­hal­ten mit dem aus­sa­ge­kräf­ti­gen Titel „Klar­heit schaffen“.

Ange­sichts die­ser schwer­wie­gen­den Situa­ti­on, in der sich vie­le christ­li­che Gemein­schaf­ten spal­ten, spü­ren wir die Last unse­rer Ver­ant­wor­tung und unser Gewis­sen drängt uns, Sie demü­tig und respekt­voll um Audi­enz zu bitten.

Mögen Eure Hei­lig­keit unser im Gebet geden­ken, so wie wir Euch ver­si­chern, es in unse­ren zu tun. Wir bit­ten zudem um das Geschenk Eures Apo­sto­li­schen Segens.

Car­lo Kar­di­nal Caffarra

Rom, 25. April 2017
Fest des hei­li­gen Evan­ge­li­sten Markus

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL/Vatican.va (Mon­ta­ge)

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Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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4 Kommentare

  1. Was mich an der The­ma­tik „Kom­mu­ni­ons­pen­dung an Unwür­di­ge, im Zustand der schwe­ren Sün­de Leben­de“ im Zusam­men­hang mit der Ver­öf­fent­li­chung AL oder als deren Fol­ge immer wie­der stört, ist der allei­ni­ge Fokus auf uns gläu­bi­ge katho­li­sche Lai­en (den Begriff „Welt­christ“ unse­res H.H.Bischof Voder­hol­zer gebrau­che ich nicht). Wer sich jedoch selbst die Hostie nimmt und den Kelch gibt (Prie­ster und Kon­ze­le­brant im Novus Ordo), der weiß sehr wohl um sei­nen See­len­zu­stand. Da wird es m. E. dann rich­tig schwer­wie­gend und zum Scha­den der Kir­che, wenn unwür­dig kom­mu­ni­ziert wird – dabei unter­stel­le ich, daß dies sehr wohl auch unter geweih­ten Prie­stern vor­kommt. Und das gro­ße Dilem­ma besteht dann dar­in, daß die Kom­mu­ni­on des Prie­sters – soll­te sie unter­blei­ben – das Mess­op­fer unvoll­stän­dig /​ungültig macht. ( Weih­bi­schof Atha­na­si­us Schnei­der: die Kom­mu­ni­on des Prie­sters ist inte­grie­ren­der Bestand­teil, s. KathTV, Die Hei­li­ge Mes­se, Teil 2/​9, ab 3:40
    http://​kathtv​.org/​n​c​/​k​a​t​e​g​o​r​i​e​n​/​d​e​t​a​i​l​/​v​i​d​e​o​/​d​i​e​-​h​e​i​l​i​g​e​-​m​e​s​s​e​-​t​e​i​l​-​29/)
    Inso­fern gibt es kei­ne Hl. Mes­se, in der der Prie­ster nicht selbst kom­mu­ni­ziert ( ob wür­dig oder unwür­dig). Bleibt die Fra­ge, ob die Kom­mu­ni­on des Prie­sters inner­halb des Mess­ri­tus in Ihrer Bedeu­tung bzw. beab­sich­tig­ten Wir­kung von der des Gläu­bi­gen wesent­lich ver­schie­de­nen ist. In kei­nem Fall ist jedoch m.E. ein unwür­di­ger Kom­mu­nion­emp­fang in sei­ner Schuld gedeckt, schon gar nicht durch das unse­li­ge Schrei­ben AL, weder beim Lai­en noch beim Kle­ri­ker. Bei­de essen sich das Gericht.

    • Ja, und den Papst Berg­o­glio den „süßen Chri­stus auf Erden“ zu nen­nen, fin­de ich über­trie­ben von Kar­di­nal Caf­fa­ra, obwohl ich ver­ste­he, dass die Kar­di­nä­le ihre Ehr­erbie­tung dem Stell­ver­tre­ter Chri­sti und sei­nem Amt zum Aus­druck brin­gen woll­ten. Aber in die­ser Situa­ti­on hört sich das fast irgend­wie gro­tesk an.

      • Viel­leicht ist das Wort von Kar­di­nal Caf­farra vom „süßen Chri­stus auf Erden“ mehr auf das Papst­amt als sol­ches gerich­tet und weni­ger auf des­sen aktu­el­len Inhaber.

        Gene­rell ein klä­ren­des Gespräch zu ver­wei­gern, ist nicht nur belei­di­gend und demü­ti­gend für die davon Betroffenen.
        Bei jedem ande­ren als dem Papst wür­de man sagen: Die­ses Ver­hal­ten wirkt trot­zig, kin­disch und damit unreif.

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