Papst Franziskus ist der Papst, auf den die Jesuiten gewartet hatten

Der Kampf der US-Jesuiten gegen das Papsttum und dessen Krönung


Papst Franziskus ließ sich 2015 von Boliviens Staatspräsident Evo Morales einen Hammer-und-Sichel-Orden umhängen und ein Hammer-und-Sichel-Kreuz überreichen.
Papst Franziskus ließ sich 2015 von Boliviens Staatspräsident Evo Morales einen Hammer-und-Sichel-Orden umhängen und ein Hammer-und-Sichel-Kreuz überreichen.

Die Kir­che ist seit der Wahl von Papst Fran­zis­kus „von selt­sa­men ideo­lo­gi­schen Kon­no­ta­tio­nen unter­wan­dert, die man bei den mit dem Kom­mu­nis­mus sym­pa­thi­sie­ren­den Befrei­ungs­theo­lo­gen fin­det“, so Anne Hen­ders­hott in ihrer Ana­ly­se, die am 24. Febru­ar im US-ame­ri­ka­ni­schen Cri­sis Maga­zi­ne ver­öf­fent­licht wur­de. Fran­zis­kus sei der Papst, auf den die Jesui­ten gewar­tet hät­ten, so die Pro­fes­so­rin der Sozio­lo­gie an der Fran­zis­kan­er­uni­ver­si­tät Steu­ben­ville.

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Hen­ders­hott, die auch Direk­to­rin des Veri­tas Cen­ter for Ethics in Public Life ist, schrieb in ihrem 2009 erschie­ne­nen Buch „Sta­tus Envy. The Poli­tics of Catho­lic Hig­her Edu­ca­tion“ ein Kapi­tel mit dem Titel: „Ein Papst weit ent­fernt von einem per­fek­ten Leben für die Jesui­ten“. Das Kapi­tel doku­men­tiert „in depri­mie­ren­der Aus­führ­lich­keit“, so Hen­ders­hott heu­te, wie die Jesui­ten nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil einen Krieg gegen den Papst zu füh­ren begannen.

Sie beschrieb damals, wie die 28 ame­ri­ka­ni­schen Jesui­ten-Uni­ver­si­tä­ten zum „Schlacht­feld eines lang­wie­ri­gen Krie­ges“ zwi­schen den Jesui­ten und Papst Johan­nes Paul II. und dann Papst Bene­dikt XVI. wur­den. Die Palet­te der Kon­tro­ver­sen war umfas­send und reich­te von „häre­ti­schen Theo­lo­gen bis zu Kämp­fern für sozia­le Gerech­tig­keit, die sich für LGBTQ+-Clubs und ‑Akti­vi­tä­ten und den Zugang für Stu­den­ten zu Ver­hü­tungs­mit­teln und Ver­si­che­rungs­schutz für Abtrei­bung ein­setz­ten“. Das gesam­te Spek­trum von der Moral­leh­re bis zur Poli­tik wur­de an den Jesui­ten­uni­ver­si­tä­ten für die katho­li­sche Leh­re zum umkämpf­ten Terrain.

Die­ser „Krieg“ der Jesui­ten gegen das Papst­tum, von dem Anne Hen­ders­hott spricht, ist in zahl­rei­chen Publi­ka­tio­nen gut doku­men­tiert, so z. B. in dem Buch „Pas­sio­na­te Uncer­tain­ty Insi­de the Ame­ri­can Jesuits“, das 2003 von Peter McDo­no­ugh und Euge­ne C. Bian­chi ver­öf­fent­licht wur­de. Die bei­den Autoren zeig­ten auf, daß die mei­sten Jesui­ten in den USA die bei­den genann­ten Päp­ste „ver­un­glimpft und getäuscht“ haben, ihnen nicht gehorch­ten und statt­des­sen auf den Tod die­ser Päp­ste war­te­ten, in der Hoff­nung, „daß der näch­ste Papst dem Orden freie Hand las­sen wür­de, um sei­ne neue, ziem­lich welt­li­che Mis­si­on der sozia­len Gerech­tig­keit zu erfüllen“.

2002 schrieb der US-Jesu­it Paul Shaugh­nes­sy im Weekly Stan­dard den Arti­kel „Are the Jesuits Catho­lic?“ („Sind die Jesui­ten katho­lisch?“) in der festen Annah­me, nur mehr ein Papst vom per­fek­ten Leben der Jesui­ten ohne Ein­schrän­kun­gen durch Dok­trin und Dis­zi­plin ent­fernt zu sein. Shaugh­nes­sy erklär­te ganz offen, 

daß „die Jesui­ten Papi­sten gewor­den sind, die den Papst has­sen, und Evan­ge­li­sten, die den Glau­ben ver­lo­ren haben“.

Dar­auf folg­te aber zunächst der Schock, daß der erwar­te­te Tod von Johan­nes Paul II. nicht die erhoff­te Wen­de brach­te, son­dern die Wahl von Bene­dikt XVI. Doch dann gelang der ange­streb­te Wurf im näch­sten Anlauf im Jahr 2013.

„Die­se Feind­se­lig­keit gegen­über dem Papst ver­schwand mit der Wahl eines ihrer eige­nen Jesui­ten, Pater Jor­ge Mario Berg­o­glio SJ. Als Jesu­it aus Latein­ame­ri­ka stand Papst Fran­zis­kus im Epi­zen­trum der ersten Momen­te des jesui­ti­schen Wider­stands gegen den Papst nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil, als sich eine klei­ne Anzahl von Jesui­ten an der Ver­brei­tung einer neu­en, befrei­en­den Theo­lo­gie betei­lig­te, in der die Theo­lo­gie mit der Sozio­lo­gie und einer vor­herr­schen­den Sor­ge um das ‚Hier und Jetzt‘ anstel­le des ewi­gen Heils ver­bun­den wur­de“, so Hendershott.

Papst Fran­zis­kus in der römi­schen Jesui­ten­kir­che zu Besuch bei sei­nem Orden

Im Klar­text defi­nier­ten die­se Jesui­ten den jahr­hun­der­te­al­ten Mis­si­ons­ein­satz ihres Ordens in Latein­ame­ri­ka unter welt­li­chen Gesichts­punk­ten neu. Sie sahen ihre Auf­ga­be, so die Sozio­lo­gin, dar­in, in Nica­ra­gua bei der Besei­ti­gung des Somo­za-Regimes zu hel­fen, „indem sie sich mit Dani­el Orte­ga und den mar­xi­sti­schen San­di­ni­sten ver­bün­de­ten“. Das Bünd­nis umfaß­te auch Alli­an­zen mit dem kom­mu­ni­sti­schen Kuba von Fidel Castro, der Palä­sti­nen­si­schen Befrei­ungs­or­ga­ni­sa­ti­on (PLO) und der Sowjetunion.

„Die san­di­ni­sti­schen Füh­rer ver­kün­de­ten offen ihr ulti­ma­ti­ves Ziel: die Schaf­fung einer mar­xi­sti­schen Gesell­schaft in Nica­ra­gua, die als Beginn einer mar­xi­sti­schen Revo­lu­ti­on in ganz Mit­tel­ame­ri­ka die­nen soll­te. Die Jesui­ten waren ein wesent­li­cher Bestand­teil die­ses Ziels. Da mehr als 90 Pro­zent der nica­ra­gua­ni­schen Bevöl­ke­rung der katho­li­schen Kir­che ange­hö­ren, wuß­ten die San­di­ni­sten, daß sie die Jesui­ten und die Kir­che zur Legi­ti­mie­rung ihrer Akti­vi­tä­ten her­an­zie­hen muß­ten. Die Befrei­ungs­theo­lo­gie bot den san­di­ni­sti­schen Revo­lu­tio­nä­ren Unter­stüt­zung, da die­se Theo­lo­gie ‚des Vol­kes‘ das Chri­sten­tum mit dem Ziel des Mar­xis­mus-Leni­nis­mus ver­band“, so Hendershott.

Papst Fran­zis­kus ist in den frü­hen Tagen der Befrei­ungs­theo­lo­gie in den Jesui­ten­or­den hin­ein­ge­wach­sen. Er scheint von der neu­en Theo­lo­gie geprägt wor­den zu sein, die von Gustavo Gut­ier­rez, einem perua­ni­schen Prie­ster, der als „Vater der Befrei­ungs­theo­lo­gie“ gilt, geför­dert wur­de. Gut­ier­rez, Autor des Buches „Eine Theo­lo­gie der Befrei­ung“, betrach­te­te Theo­lo­gie als „situa­ti­ons­be­zo­gen“, indem er sie als einen „Pro­zeß, nicht ein Ergeb­nis“ definiert.

Ein wei­te­rer wich­ti­ger Ver­fech­ter des „Traums einer mar­xi­sti­schen Uto­pie“ ist der fran­zis­ka­ni­sche Befrei­ungs­theo­lo­ge Leo­nar­do Boff. In die­ser Uto­pie, so Hen­ders­hott, wird das „Volk Got­tes“ zur neu­en Kir­che und legt die Regeln der Kir­che fest. In Boffs Buch – das 1985 vom dama­li­gen Glau­bens­prä­fek­ten Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger scharf ver­ur­teilt wur­de – lehn­te er die hier­ar­chi­sche Auto­ri­tät der Kir­che ab und for­der­te, daß „die hei­li­ge Macht wie­der in die Hän­de der Men­schen gelegt wer­den muß“. Hen­ders­hott zitiert dazu Malachi Mar­tin, der die­se Posi­ti­on in sei­nem Buch „The Jesuits“ wie folgt skizzierte:

„Kei­ner­lei Lehr- oder Wei­sungs­be­fug­nis wur­de ‚von oben‘, von der frem­den, hier­ar­chi­schen Kir­che, erlaubt. Viel­mehr muß­ten die Sym­bo­le die­ser Kir­che ent­schie­den abge­lehnt wer­den. Sym­bo­le und alles ande­re müs­sen ‚von unten‘ kom­men. Von den Menschen.“

Beun­ru­higt über die­se neue Theo­lo­gie der „Volks­kir­che“ erklär­te Kar­di­nal Ratz­in­ger, daß Boff „ein tie­fes Miß­ver­ständ­nis des katho­li­schen Glau­bens in bezug auf die Kir­che Got­tes in der Welt“ offen­ba­re. Auch Papst Johan­nes Paul II. schrieb einen Brief an die nica­ra­gua­ni­schen Bischö­fe, in dem er die „Volks­kir­che“ in beson­ders schar­fen Wor­ten anprangerte:

„Die­se aus dem Volk gebo­re­ne Kir­che war eine neue Erfin­dung, die sowohl absurd als auch von gefähr­li­chem Cha­rak­ter war… Nur schwer­lich konn­te sie es ver­mei­den, von selt­sam ideo­lo­gi­schen Kon­no­ta­tio­nen im Sin­ne einer gewis­sen poli­ti­schen Radi­ka­li­sie­rung unter­wan­dert zu wer­den, um bestimm­te Zie­le zu erreichen.“

Dar­in spie­gelt sich Hen­ders­hotts Kern­the­se wie­der, denn „heu­te ist die Kir­che unter Papst Fran­zis­kus von eben die­sen selt­sa­men ideo­lo­gi­schen Kon­no­ta­tio­nen unter­wan­dert“. Papst Fran­zis­kus habe sowohl den Domi­ni­ka­ner Gustavo Gut­ier­rez als auch den ehe­ma­li­gen Fran­zis­ka­ner und lai­sier­ten Prie­ster Leo­nar­do Boff wie­der­auf­er­ste­hen las­sen und Boff sogar den Sta­tus eines päpst­li­chen Bera­ters verliehen.

„Der Natio­nal Catho­lic Regi­ster hat ange­deu­tet, daß Boff zu einem ‚Spre­cher‘ von Papst Fran­zis­kus gewor­den ist, ‚mit eini­gen sei­ner kühn­sten Vor­schlä­ge‘. Boff war einer der Haupt­au­to­ren der Enzy­kli­ka Lau­da­to Si‘ und lob­te vor kur­zem Fra­tel­li Tut­ti auf sei­ner Web­site. Über Lau­da­to Si‘ sag­te Boff: ‚Gro­ße Namen der Welt­öko­lo­gie bestä­ti­gen: Mit die­sem Bei­trag stellt sich Papst Fran­zis­kus an die Spit­ze der zeit­ge­nös­si­schen öko­lo­gi­schen Diskussion‘.“

In der Tat, so Hen­ders­hott, war Boff der stärk­ste Unter­stüt­zer von Papst Fran­zis­kus „und sei­ner Ver­schmel­zung von poli­ti­scher Ideo­lo­gie und latein­ame­ri­ka­ni­scher Befrei­ungs­theo­lo­gie“. Boff ist auch jener, der die „euro­päi­sche Kir­che“ ablehnt, die er als „Ver­bün­de­te der Kolo­nia­li­sie­rung“ bezeich­net. Die „neue Kir­che“ wird von Boff hin­ge­gen in der „loka­len indi­ge­nen schwarz-mesti­zi­schen und ein­ge­wan­der­ten Kul­tur von Völ­kern aus 60 ver­schie­de­nen Län­dern ver­kör­pert… Sie hat eine Theo­lo­gie ent­wickelt, die ihrer befrei­en­den und volks­na­hen Pra­xis ange­mes­sen ist. Sie hat ihre Pro­phe­ten, Beken­ner, Theo­lo­gen, Hei­li­gen und vie­le Mär­ty­rer“. Zu letz­te­ren rech­net Boff Erz­bi­schof Oscar Rome­ro von San Salvador.

Papst Fran­zis­kus in der Late­ran­ba­si­li­ka beim Tref­fen mit dem römi­schen Kle­rus im ver­gan­ge­nen Januar

Hen­ders­hott erin­nert an einen vor fast 20 Jah­ren ver­öf­fent­lich­ten Essay mit dem Titel „Libe­ral Catho­li­cism Re-exami­ned“ („Links­ka­tho­li­zis­mus auf dem Prüf­stand“) aus der Feder von Peter Stein­fels, einem ehe­ma­li­gen Kor­re­spon­den­ten für Reli­gi­ons­fra­gen der New York Times. Stein­fels bezeich­ne­te den Links­ka­tho­li­zis­mus als päpst­li­che Leh­re, die ein­fach hun­dert Jah­re zu früh kom­me, also heu­te vor­weg­ge­nom­men, aber in hun­dert Jah­ren Teil des päpst­li­chen Lehr­am­tes sein wer­de. Damit gab Stein­fels, so Hen­ders­hott, „die Ansich­ten der mei­sten pro­gres­si­ven Theo­lo­gen an katho­li­schen Hoch­schu­len wie­der, die glau­ben, daß ihre abwei­chen­den Ansich­ten über die Gott­heit Chri­sti, den Heils­weg, die Frau­en­or­di­na­ti­on, repro­duk­ti­ve Rech­te und Sexu­al­mo­ral die Ansich­ten der Zukunft der katho­li­schen Kir­che sind“.

„Die der­zei­ti­ge Amts­zeit von Papst Fran­zis­kus und sein Ver­spre­chen, die Kir­che neu zu gestal­ten, schei­nen Stein­fels‘ pro­phe­ti­sche Aus­sa­ge zu bestä­ti­gen“, so die Autorin. „Tat­säch­lich muß selbst Stein­fels ein wenig über­rascht sein, wie schnell sich die päpst­li­chen Leh­ren geän­dert haben. Die mei­sten von uns wur­den selbst­ge­fäl­lig und glaub­ten, daß die Leh­ren der Kir­che über das Leben, die Ehe, die Sün­de und die Ver­ge­bung unter den Päp­sten Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. sicher sei­en. Außer­dem hielt sogar Fran­cis Kar­di­nal Geor­ge, der ver­stor­be­ne Erz­bi­schof von Chi­ca­go, im Jahr 2004 eine bedeu­ten­de Pre­digt, in der er den Links­ka­tho­li­zis­mus als ‚ein erschöpf­tes Pro­jekt‘ abtat, ‚das jetzt an einer Sub­stanz schma­rotzt, die nicht mehr vor­han­den ist‘.“

Nur weni­ge, so die Autorin, hät­ten erah­nen kön­nen, wie erfolg­reich Papst Fran­zis­kus bei sei­ner Wie­der­be­le­bung sein wür­de. „Aber wir alle unter­schätz­ten die Macht des Pon­ti­fi­kats von Fran­zis­kus, etwas zum Leben zu erwecken, das die mei­sten von uns für tot hiel­ten.“ John Zmi­rak, der Autor von The Poli­ti­cal­ly Incor­rect Gui­de to Catho­li­cism, habe es in Chro­nic­les am besten auf den Punkt gebracht, so Hen­ders­hott, als er erklärte:

Papst Fran­zis­kus habe „den eitern­den Leich­nam des pro­gres­si­ven Katho­li­zis­mus vom Tisch des Lei­chen­be­schau­ers geholt, ihm wie­der den Anschein von Leben ein­ge­haucht und ihn auf die Gläu­bi­gen losgelassen“.

Und nun, so die Autorin, „ste­hen wir vor einer Kir­che, die gespal­ten ist zwi­schen denen von uns, die immer noch an die unver­än­der­li­chen Wahr­hei­ten des Natur­rechts in bezug auf Leben und Sexua­li­tät glau­ben, und denen wie Pater Anto­nio Spa­da­ro SJ – ein wei­te­rer jesui­ti­scher Spre­cher von Papst Fran­zis­kus –, der die Katho­li­ken und Pro­te­stan­ten, die das Natur­recht in der Pro-Life-Bewe­gung oder in LGBTQ+-Fragen hoch­hal­ten, als Teil­neh­mer an einer ‚Öku­me­ne des Has­ses‘ ver­un­glimpf­te“.

Es sei „klar, auf wel­cher Sei­te der Papst steht“, so Hen­ders­hott. In der jüng­sten vati­ka­ni­schen Erklä­rung zum Segen für gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re hat Papst Fran­zis­kus die Prie­ster gewarnt, daß sie Homo-Paa­re, die sie um den Segen bit­ten, nicht mora­lisch ver­ur­tei­len dürf­ten, son­dern einen „pasto­ra­len Ansatz“ zu bevor­zu­gen hät­ten, der davon absieht, über die Unmo­ral homo­se­xu­el­ler Akte oder außer­ehe­li­cher sexu­el­ler Bezie­hun­gen zu leh­ren. Im Sep­tem­ber 2023 ernann­te Papst Fran­zis­kus P. Spa­da­ro SJ zum Unter­se­kre­tär des Dik­aste­ri­ums für Kul­tur und Bil­dung im Vatikan.

Es sei schwer vor­her­zu­sa­gen, so Hen­ders­hott, „wie tief die Spal­tun­gen inner­halb der Kir­che noch wer­den kön­nen. Papst Fran­zis­kus scheint kei­nen Mit­tel­weg zu bie­ten – kei­nen Raum für Kom­pro­mis­se in Fra­gen wie der Seg­nung gleich­ge­schlecht­li­cher Paa­re oder der Sus­pen­die­rung der latei­ni­schen Mes­se. Pater Spa­da­ro behaup­tet zu glau­ben, daß ‚Papst Fran­zis­kus die orga­ni­sche Ver­bin­dung zwi­schen Kul­tur, Poli­tik, Insti­tu­ti­on und Kir­che auf­bre­chen will‘, aber nichts könn­te wei­ter von der Wahr­heit ent­fernt sein. Papst Fran­zis­kus hat die Poli­tik in jeden Aspekt der Kir­che hin­ein­ge­bracht und Poli­ti­ker wie Donald Trump ver­un­glimpft, indem er behaup­te­te, daß ‚Donald Trump kein Christ ist‘, weil ‚eine Per­son, die nur dar­an denkt, Mau­ern zu bau­en, wo auch immer sie sein mögen, und nicht dar­an, Brücken zu bau­en, nicht christ­lich ist‘.“

Trotz sei­nes Ver­suchs, in die Prä­si­dent­schafts­wah­len in Argen­ti­ni­en ein­zu­grei­fen, so Hen­ders­hott, habe Papst Fran­zis­kus wenig Ein­fluß auf das Ergeb­nis gehabt“, da der anti­so­zia­li­sti­sche Kan­di­dat Javier Milei die Prä­si­dent­schaft gewann. Milei bezeich­ne­te Papst Fran­zis­kus bei meh­re­ren Gele­gen­hei­ten als Kommunisten.

„Die der­zei­ti­gen Spal­tun­gen inner­halb der Kir­che sind unhalt­bar, Aber Papst Fran­zis­kus scheint die Gefahr nicht zu erken­nen, da er wei­ter­hin die treue­sten Katho­li­ken in der Kir­che ver­un­glimpft. Erst ver­gan­ge­ne Woche spot­te­te er bei einem Tref­fen mit dem Kle­rus von Rom über das, was er (wie­der ein­mal) den ‚Indiet­ris­mus des jun­gen Kle­rus‘ nann­te – die­je­ni­gen, von denen er behaup­te­te, sie ver­such­ten, ‚sich in For­ma­li­tä­ten ein­zu­schlie­ßen, um sich zu ver­klei­den. Man sieht die­se jun­gen Leu­te, die zu Euro­cle­ro, Bar­bico­ni gehen und nach Häub­chen suchen‘. Solan­ge Papst Fran­zis­kus wei­ter­hin das Wort ‚Indiet­ris­mus‘ benutzt, um jene von uns zu ver­un­glimp­fen, die sich zur Tra­di­ti­on und zum Natur­recht beken­nen, ist es unwahr­schein­lich, daß wir wäh­rend die­ses Pon­ti­fi­kats jemals einen Mit­tel­weg fin­den wer­den“, so Henderhott.

Papst Fran­zis­kus sei der Papst, „auf den die Jesui­ten gewar­tet haben“, so Hen­ders­hott, die schreibt schreibt:

„Er ist der Papst, der die Leh­re der Kir­che als einen dyna­mi­schen Pro­zeß sieht, der immer offen für Ver­än­de­run­gen ist. Er ist der Papst, der sich eine uto­pi­sche Welt ohne Gren­zen vor­stellt. Und wie Fra­tel­li Tut­ti deut­lich gemacht hat, ist er der Papst, der sich eine Welt ohne Kapi­ta­lis­mus vorstellt.“

Wir wer­den viel­leicht nie erfah­ren, so die Sozio­lo­gin, war­um Papst Fran­zis­kus in Fra­tel­li Tut­ti – der von Leo­nar­do Boff so über­schweng­lich geprie­se­nen Enzy­kli­ka – Robes­pierre und die Losung der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on, Liber­té, éga­li­té, fra­ter­ni­té, auf­greift, „aber es läßt sich nicht leug­nen, daß die abschrecken­de revo­lu­tio­nä­re Phra­se den Abschnitt 103 des päpst­li­chen Doku­ments über­schreibt und den größ­ten Teil sei­nes Inhalts inspi­riert“. Die mar­xi­sti­schen Über­le­gun­gen in der Enzy­kli­ka sei­en sub­til, so Hen­ders­hott, doch Dani­el Maho­ney habe in einem kürz­lich in Ame­ri­can Mind ver­öf­fent­li­chen Essay dar­auf hin­ge­wie­sen, daß in dem jüng­sten Aus­flug von Papst Fran­zis­kus in die kom­mu­ni­sti­sche Kol­la­bo­ra­ti­on nichts Sub­ti­les sei. Maho­ney schreibt:

„Gera­de als man hofft, daß es nicht noch schlim­mer wer­den könn­te, hat der poli­tisch unge­schick­te und maß­lo­se Pon­ti­fex nun zu mehr Dia­log und Zusam­men­ar­beit zwi­schen Chri­sten auf der einen und Mar­xi­sten und Kom­mu­ni­sten auf der ande­ren Sei­te auf­ge­ru­fen. In sei­nen jüng­sten Äuße­run­gen vor DIALOP, einer Grup­pe, die sich für den Dia­log und die poli­ti­sche Zusam­men­ar­beit zwi­schen Chri­sten und Mar­xi­sten ein­setzt, lob­te Fran­zis­kus eine sol­che Zusam­men­ar­beit, um Krieg und Unge­rech­tig­keit zu bekämp­fen und ‚sich eine bes­se­re Welt vorzustellen‘.“

Aus ihrer Ana­ly­se fol­gert die Sozio­lo­gin Anne Hendershott:

„Die­ser uto­pi­sche mar­xi­sti­sche Traum von einer ‚bes­se­ren Welt‘ ist genau das, wor­auf die Jesui­ten seit den ersten Tagen der san­di­ni­sti­schen Revo­lu­ti­on in Nica­ra­gua gewar­tet haben. All dies trägt wenig dazu bei, die Besorg­nis der gläu­bi­gen Katho­li­ken in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten zu zer­streu­en, daß ihre Kir­che nun von einem Papst geführt wird, der ihrem Glau­ben, ihren Tra­di­tio­nen und ihren Prak­ti­ken sowie der wah­ren Bedeu­tung von Frei­heit und Unab­hän­gig­keit, wie sie von den Grün­dern ihres Lan­des ange­strebt wur­de, feind­lich gegenübersteht.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: You­tube (Screen­shot)

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