Wer ist Kardinal Farrell? Die Besetzungspolitik von Papst Franziskus

Gottes Geduld und die Freude des Himmels über einen reuigen Sünder


Tragödie und groteske Farce lagen im Theater der griechischen Antike manchmal nahe beieinander. Gilt das heute auch für die Kirche?
Tragödie und groteske Farce lagen im Theater der griechischen Antike manchmal nahe beieinander. Gilt das heute auch für die Kirche?

Gedan­ken von Mar­co Tosatti*

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Lie­be Freun­de und Fein­de von Stilum Curiae, was sol­len wir mit die­sem Papst machen?

Uns erreicht die Nach­richt, daß Kevin Far­rell zum Prä­si­den­ten der Apo­sto­li­schen Signa­tur, des höch­sten Gerichts­hofs des Hei­li­gen Stuhls, ernannt wur­de. Von die­sem wich­ti­gen Amt hat Papst Berg­o­glio 2014 den ange­se­he­nen Rechts­exper­ten Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke ent­fernt, viel­leicht weil er ihn für zu streng und starr und nicht mani­pu­lier­bar hielt und durch Domi­ni­que Mam­ber­ti ersetz­te, den ehe­ma­li­gen vati­ka­ni­schen „Außen­mi­ni­ster“, eben­falls einen Kir­chen­rechts-Exper­ten [Papst Fran­zis­kus kre­ierte den heu­te 71jährigen Mam­ber­ti 2015 zum Kardinal].

Doch wer ist der Nach­fol­ger von Mam­ber­ti, Kar­di­nal Kevin Joseph Far­rell?

Der ame­ri­ka­ni­sche Prä­lat kol­la­bo­rier­te sechs Jah­re lang mit dem dama­li­gen Erz­bi­schof Theo­do­re McCar­ri­ck, dem Seri­en­miß­brauchs­tä­ter von Semi­na­ri­sten und ande­ren, der schließ­lich aus dem Kle­ri­ker­stand ent­las­sen, von Bene­dikt XVI. bestraft, aber von Papst Fran­zis­kus wie­der zu Ehren gebracht wur­de, als sein Bera­ter in außen­po­li­ti­schen Fra­gen und ins­be­son­de­re bei Bischofs­er­nen­nun­gen und Beför­de­run­gen in den USA.

Wäh­rend ihres sechs­jäh­ri­gen (!) Zusam­men­le­bens ist Kevin Far­rell nie etwas an McCar­ri­cks Ver­hal­ten und Nei­gun­gen auf­ge­fal­len. Zu Recht bemerk­te Kar­di­nal Burke:

„Ange­sichts sei­ner offen­sicht­li­chen Nähe zu McCar­ri­ck ist es unwahr­schein­lich, daß Far­rell nichts von sei­nen schwe­ren sün­di­gen Taten wußte.“

Far­rell ist zusam­men mit Wuerl, Wil­liam Tobin, McEl­roy und Cupich Teil der „McCar­ri­ck-Seil­schaft“, die auch, nach­dem er in Ungna­de stürz­te – was dadurch her­bei­ge­führt wur­de, daß McCar­ri­cks Miß­brauch vor ein staat­li­ches Gericht gebracht wur­de –, die Fäden wich­ti­ger Tei­le des US-Epi­sko­pats zieht, des pro­gres­si­ven Flü­gels, der mit den Demo­kra­ten ver­bun­den ist und zu dem man Abtrei­bungs­be­für­wor­ter wie Joe Biden und Nan­cy Pelo­si zäh­len kann.

Far­rell ver­fügt über kei­ne spe­zi­el­le Aus­bil­dung für das Amt, das ihm nun über­tra­gen wur­de: Er hat einen Abschluß in Theo­lo­gie und Phi­lo­so­phie. Aber was soll das schon für den amtie­ren­den Papst bedeu­ten! Um Macht­po­si­tio­nen zu beset­zen, sind ande­re Qua­li­fi­ka­tio­nen erfor­der­lich. Auch die drei Kar­di­nä­le, die Papst Berg­o­glio Kevin Far­rell als Rich­ter zur Sei­te gestellt hat, ver­fü­gen über kei­ne juri­sti­schen, gar kir­chen­recht­li­chen Kennt­nis­se: Matteo Zup­pi aus Bolo­gna (Bak­ka­lau­re­at in Theo­lo­gie), Augu­sto Pao­lo Loju­di­ce (Fun­da­men­tal­theo­lo­ge) und Mau­ro Gam­bet­ti (Diplom­in­ge­nieur für Maschi­nen­bau und Lizen­ti­at in Anthro­po­lo­gi­scher Theologie).

Was sol­len wir sagen? Don Ari­el Levi Di Gual­do ironisiert:

„Aus einem Geist der Nach­ah­mung her­aus erwägt die ita­lie­ni­sche Regie­rung ernst­haft, Pie­tro Pac­cia­ni zum Prä­si­den­ten des Ober­sten Gerichts­hofs zu ernen­nen, unter­stützt von Bom­bo­lo, Alva­ro Vita­li und Tomas Mili­an ali­as Er Mon­nez­za. Wie die grie­chi­sche Weis­heit lehrt, folgt auf die Tra­gö­die bekannt­lich immer die gro­tes­ke Farce“.

[Bei den Genann­ten han­delt es sich um Schau­spie­ler, die in den 70er und 80er Jah­ren durch ita­lie­ni­sche Unter­hal­tungs­fil­me bekannt wur­den. Pie­tro Pac­cia­ni hin­ge­gen erlang­te als „Mon­ster von Flo­renz“ Bekannt­heit. Er stand im Ver­dacht von 1968 bis 1985 als Seri­en­mör­der aktiv gewe­sen zu sein. 1993 ver­haf­tet, wur­de er erster Instanz in 14 Fäl­len zu lebens­lan­ger Haft ver­ur­teilt. Zu einer rechts­kräf­ti­gen Ver­ur­tei­lung kam es aber nicht, da er 1998 im Alter von 73 Jah­ren starb.]

Zufäl­lig fast zeit­gleich mit den Nomi­nie­run­gen ver­öf­fent­lich­te ein treu­er Freund unse­rer Inter­net­sei­te fol­gen­den Kom­men­tar, den ich für so inter­es­sant hal­te, ihn Ihrer Auf­merk­sam­keit vor­zu­le­gen. Viel Spaß beim Lesen und Teilen.

Wenn wir den Mann Jorge Mario betrachten

Wenn wir den Mann Jor­ge Mario betrach­ten, müs­sen wir ihn mit den Augen Got­tes sehen und nicht mit unse­ren. Wel­chen Blick hat Gott? Einen barmherzigen.

Im Him­mel gibt es ein Fest für einen reu­igen Sün­der, also pflegt Gott mit viel Geduld die Mög­lich­keit eines Festes.

Aus unse­rer Sicht wäre es wich­tig, fest­lich gestimmt zu sein, weil wir schon zu Hau­se sind, und nicht wie der älte­re Bru­der auf das (even­tu­el­le) Fest des Rück­keh­rers zor­nig zu sein.
Zudem kann das Fest, das bereits im Him­mel bei den Seli­gen statt­fin­det, auch die­je­ni­gen auf der Erde betref­fen, die sich ihm in ange­mes­se­ner Klei­dung nähern: den Klei­dern der gerech­ten Wer­ke (Offb 19,8), denn der „Glau­be“ ist kei­ne theo­lo­gi­sche Theo­rie, son­dern muß prak­ti­ziert wer­den.
Freu­en wir uns und jubeln wir, indem wir uns in Byssus klei­den, über die gerech­ten Wer­ke der Hei­li­gen. Selig sind die, die zum Hoch­zeits­mahl gela­den sind und die pas­sen­den Klei­der tra­gen. Die Braut des Lam­mes ist im „Plu­ral“ gemeint: ein Volk eben.

Trau­rig­keit muß uns ergrei­fen ange­sichts derer, die aus all dem nur Macht, Rol­le, Will­kür, Gesetz­lo­sig­keit, Treu­lo­sig­keit, Unge­rech­tig­keit, Miß­brauch machen… Das ist die Trau­rig­keit des Him­mels.
Aber die Seli­gen dür­fen nicht in Ver­leum­dung ver­fal­len.
Sie müs­sen beten. Gott ist gedul­dig und war­tet.
Jesus nann­te die­sen Judas, der bereits ein Ver­rä­ter war, immer noch „Freund“.
Er hät­te ihn noch geret­tet, wenn er dar­um gebe­ten hät­te.
Der ver­lo­re­ne Sohn kehrt zurück und der Vater läuft ihm entgegen.

Das Pro­blem ist, das pas­sen­de Gewand zu haben.
Die Ein­la­dung zum Fest­mahl gilt für alle, aber die „Ein­dring­lin­ge“, die nicht das rich­ti­ge Kleid tra­gen, wer­den hin­aus­ge­wor­fen.
Viel­leicht von Gott, dem stren­gen Rich­ter? Nein, von denen, die die Schlau­en gespielt haben und es Ihm ins Gesicht sagen, daß sie Ihm nichts mehr zu sagen haben.

Den­ken wir an das Fest, das es im Him­mel geben wür­de, wenn Jor­ge Mario, ein Mensch, das wei­ße Gewand, das Gewand im Blut des Lam­mes, anzie­hen würde.

Sei­en wir nicht zor­nig über das, was er tut oder nicht tut, aber sei­en wir trau­rig, wenn es uns nicht genügt, geseg­net zu sein, auch wenn wir ver­folgt wer­den soll­ten und wir anstel­le von Gott, der noch immer Geduld hat, rich­ten wollen.

*Mar­co Tosat­ti wur­de 1947 in Genua gebo­ren, seit 1972 Berufs­jour­na­list, arbei­te­te für zahl­rei­che Tages­zei­tun­gen, zuletzt für „La Stam­pa“, wo er den Blog „San Pie­tro e din­tor­ni“ („Sankt Peter und Umge­bung“) betreu­te. 1978 war er als ein­zi­ger Jour­na­list bei der Auf­fin­dung der Lei­che von Aldo Moro, dem von den Roten Bri­ga­den ermor­de­ten ita­lie­ni­schen Mini­ster­prä­si­den­ten und Vor­sit­zen­den der christ­de­mo­kra­ti­schen Par­tei, anwe­send. Seit sei­nem Ruhe­stand betreibt er den Blog „Stilum curiae“ („Kuri­en­grif­fel“); Autor zahl­rei­cher Bücher, das jüng­ste: „Die Neue Welt­ord­nung. Die Apo­ka­lyp­se, in der wir leben“, ver­öf­fent­lich­te er 2023 zusam­men mit Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò. Die­sen bestärk­te er 2018, die Ver­bin­dun­gen von Theo­do­re McCar­ri­ck und Papst Fran­zis­kus zu ent­hül­len.

Übersetzung/​Anmerkungen: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL



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