(Rom) Als die Emeritierung von Angelo Kardinal Comastri als Erzpriester des Petersdomes erst ein Gerücht war, kamen bereits Sorgen auf, welche negativen Folgen das für die Zelebration des überlieferten Ritus in der päpstlichen Basilika haben könnte. Am 20. Februar war es soweit – und es bewahrheiten sich auch die Befürchtungen.
Papst Franziskus emeritierte Kardinal Comastri und ernannte Mauro Kardinal Gambetti zu seinem Nachfolger. Gambetti, Angehöriger des Minoritenordens, war zuvor Kustos des Heiligen Konvents von Assisi. Seither ist noch kein Monat vergangen und schon werden auch die Befürchtungen Wirklichkeit.
Die Erste Sektion des vatikanischen Staatssekretariats richtete ein Schreiben an den außerordentlichen Kommissar der Dombauhütte, die Kanoniker des Vatikanischen Kapitels und den Dienst für die liturgischen Zelebrationen der Basilika. Am 29. Juni 2020 hatte Papst Franziskus Kardinal Comastri mit Erzbischof Mario Giordano einen Kommissar zur Seite gestellt. Kardinal Gambetti, von Franziskus Ende November 2020 zum Kardinal kreiert, ist zwar offiziell seit Februar Generalvikar der Vatikanstadt, Erzpriester des Petersdomes und Leiter der Dombauhütte von Sankt Peter. Die Aufgaben von Msgr. Giordano als kommissarischer Leiter wurden damit aber nicht aufgehoben, wie aus dem neuen Dokument hervorgeht.
Das Schreiben des Staatssekretariats ist nicht unterzeichnet, was neben einem anderen Punkt Zweifel an seiner Echtheit aufkommen ließ. Das Dokument wurde inzwischen von der Vatikanistin Diane Montagna veröffentlicht und seine Echtheit von Edward Pentin (National Catholic Register) bestätigt. Die Erste Sektion wird vom Substituten des Kardinalstaatssekretärs geleitet. Substitut ist seit 2018 der venezolanische Vatikandiplomat Edgar Peña Parra.
Die Sektion erteilte am 12. März fünf Anweisungen:
- 1. Individuelle Zelebrationen sollen unterdrückt werden;
- 2. die Priester und die Gläubigen, die täglich für die Heilige Messe in die Basilika kommen, sollen die Möglichkeit haben, an folgenden Zelebrationen teilzunehmen: um 7 Uhr in der Chorkapelle; um 7:30 Uhr am Kathedra-Altar; um 8 Uhr in der Chorkapelle; um 9 Uhr am Kathedra-Altar. Die Zeiten der anderen Messen bleibt unverändert. Aus Anlaß eines Heiligengedenkens, dessen Reste in der Basilika aufbewahrt werden, kann eine der Heiligen Messen am entsprechenden Altar zelebriert werden. An den Sonn- und Feiertagen ist die Beibehaltung der genannten Uhrzeiten zu prüfen;
- 3. die Konzelebrationen sind liturgisch mit Hilfe von Lektoren und Kantoren zu beleben;
- 4. Pilgergruppen, die von einem Bischof oder einem Priester begleitet werden, ist die Möglichkeit, die Heilige Messe in den Vatikanischen Grotten zu zelebrieren, sicherzustellen;
- 5. Was den außerordentlichen Ritus betrifft, können die autorisierten Priester um 7 Uhr, 7:30 Uhr, 8 Uhr und 9 Uhr in der Capella Clementina in den Vatikanischen Grotten zelebrieren.
Die Bestimmungen treten am kommenden 22. März in Kraft.
Der Kathedra-Altar ist einer der beiden Papstaltäre und befindet sich vor der Cathedra Petri. Die Chorkapelle ist die westlichste Kapelle im südlichen (linken) Seitenschiff. Sie liegt der im nördlichen Seitenschiff gelegenen Sakramentskapelle gegenüber und ist durch ein Gitter vom übrigen Kirchenraum abgetrennt. Hier verrichten die Kanoniker ihr Stundengebet, daher der Name.
Überlieferter Ritus in die Katakomben?
Die Anordnung verbannt den überlieferten Ritus, der bisher auch im Petersdom geduldet war, in die Vatikanischen Grotten. Wen haben die bisherigen Zelebrationen am frühen Morgen gestört? Die Pilger und Touristen wohl kaum, da sich um diese Zeit von ihnen noch nicht so viele im Petersdom aufhalten. Das gilt erst recht für die vergangenen Monate mit den geringen Besucherzahlen aufgrund der Corona-Einschränkungen.
Sichtbarkeit erlangte der überlieferte Ritus im Petersdom erst im Herbst 2012, als erstmals die internationale Wallfahrt Summorum Pontificum ad Petri Sedem stattfand. Sie wurde ins Leben gerufen, um die Dankbarkeit und Verbundenheit mit Papst Benedikt XVI. zum Ausdruck zu bringen und dem überlieferten Ritus durch die Zelebration der Abschlußmesse im Petersdom (Kathedra-Altar) größere öffentliche Sichtbarkeit zu verschaffen. Damals bestand sogar die Hoffnung, Benedikt XVI. könnte die erste Abschlußmesse im Petersdom persönlich zelebrieren. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Vielmehr folgte wenige Monate später sein unerwarteter Amtsverzicht. Die Wallfahrt wurde jedoch beibehalten, mußte allerdings im vergangenen Jahr wegen der Corona-Einschränkungen durch die staatlichen und kirchlichen Behörden abgesagt werden. Das Pontifikalamt im Petersdom, das am 24. Oktober Robert Kardinal Sarah zelebrieren sollte, wurde durch die auferlegten Einschränkungen unmöglich gemacht. Ohne eine Sondererlaubnis würde, laut den nun erlassenen Anweisungen, auch die Abschlußmesse dieser Wallfahrt in die Krypta unter dem Petersdom verbannt.
Wie begründet das Staatssekretariat die neuen Bestimmungen?
„Die Fastenzeit lädt uns ein, von ganzem Herzen zum Herrn zurückzukehren (vgl. Gl 2,12 ). Dies gibt dem Wort Gottes und der eucharistischen Feier eine größere Zentralität. In diesem Sinne wird, um sicherzustellen, daß die heiligen Messen im Petersdom in einer Atmosphäre der Sammlung und des liturgischen Anstands stattfinden, ab nun folgendes bestimmt.“
Ein Zusammenhang mit der Zelebration im überlieferten Ritus ist nicht ersichtlich, weshalb allein die erkennbare Konsequenz bleibt, die Heilige Messe in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus gegenüber dem Novus Ordo sichtbar zurückzustufen. Dem neuen Ritus wird exklusiv der Petersdom vorbehalten, während der überlieferte Ritus in die Katakomben verbannt wird. Auch physisch wird damit, gewollt oder ungewollt, zum Ausdruck gebracht, wer „oben“ und wer „unten“ ist bzw., wer über wem steht.
Im Vatikan weiß man um die Kraft von Symbolen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Summorumpontificum.org (Screenshot)/Wikicommons/Diane Montagna (Twitter, Screenshot)
Aus meiner Sicht ist der Petersdom entweiht durch „Pachamama“. Vielleicht wollte Gott deswegen den überlieferten Ritus in den Grotten?
In China ist die treue Kirche ja auch im Untergrund, die politische Kirche oben.
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