
(Rom) Alfie Evans ist ein schwerkrankes Kind im Alter von 21 Monaten. Die Ärzte gingen bei der Geburt davon aus, daß er bald sterben würde. Stattdessen lebt er noch. Zu seinem Pech aber ist er Engländer. Dort entscheiden Richter über Leben und Tod eines Kindes – und zwar gegen das Leben. Der Skandal im Skandal: Der zuständige Richter Hayden begründet sein Todesurteil mit Papst Franziskus.

Der kleine Alfie Evans befindet sich zur Behandlung in einem Krankenhaus in Liverpool. Dort aber wurde entschieden, daß sein Leben lebensunwert sei. Die Eltern haben Einspruch erhoben, finden das Vorgehen inakzeptabel, daß über das Leben ihres Kindes entschieden wird, als sei es nur ein Kostenfaktor. Die Geschichte kommt spätestens ab dieser Stelle bekannt vor. Erst im vergangenen Jahr gab es den Fall des kleinen Charlie Gard und seiner tapferen Eltern. Sie haben gekämpft und nicht aufgegeben, und dennoch ließ man ihr Kind mittels höchstrichterlichen Entscheids sterben. Das Elternrecht habe seinen Wert, aber die Kosten trage die Allgemeinheit, weshalb sie – konkret ein Richter – zu entscheiden habe, ob es das Leben des Kindes wert ist: das Geld natürlich.
Auch der Fall Alfie Evans landete vor Gericht, weil die Eltern keine andere Möglichkeit haben, sich gegen die tödliche Bedrohung ihres Kindes durch das Krankenhaus zur Wehr zu setzen. Schließlich ist England ja ein Rechtsstaat. Allerdings bedeutet das heute, in der zivilisiertesten Stufe der menschlichen Zivilisation, keinen sicheren Schutz des unschuldigen Menschenlebens mehr. Das ist seit der Legalisierung der Tötung ungeborener Kinder so.
Auch der Fall Alfie Evans ging bis vor das Höchstgericht. Und während der kleine Alfie allen ärztlichen Prognosen zum Trotz noch immer lebt, ordnete Richter Hayden an, ihm die Sauerstoffversorgung abzustellen. Mit diesem Entscheid steht die Prognose definitiv fest: Tod.
Richter rechtfertigt sich mit Papst Franziskus
Es gibt noch einen Skandal im Skandal: Der Richter fällte am 20. Februar sein Urteil, indem er sich auf Papst Franziskus beruft. Er zitiert in der Urteilsbegründung ein gesamtes päpstliches Schreiben, das dieser ausgerechnet an die Päpstliche Akademie für das Leben, namentlich an Kurienerzbischof Vincenzo Paglia, den Akademiepräsidenten gerichtet hatte.
Das Schreiben vom November 2017 ist eine Botschaft an die Teilnehmer „Euthanasie in den Niederlanden“, die von der World Medical Association und der Bundesärztekammer organisiert wurde. Auf Einladung der Päpstlichen Akademie für das Leben fand die Tagung im Vatikan statt. Damit wurden die Tore des Kirchenstaates für Euthanasie- und Abtreibungsbefürworter weit aufgestoßen. Eine Konsequenz zeigt nun das Urteil des Richters Hayden.

Ein englischer Richter besitzt Macht über Leben und Tod der Untertanten ihrer Majestät. Ein Todesurteil unter Berufung auf Papst Franziskus zu fällen entsetzt nicht nur, sondern wirft Fragen auf, wie so etwas möglich sein kann. Der Richter setzt Worte des Papstes gegen die Eltern des kleinen Alfie und ihr Elternrecht ein.
Alfie liegt in seinem Bettchen im Liverpooler Krankenhaus und saugt eifrig an seinem Schnuller, wie es Kinder seines Alters zu tun pflegen. Er weiß nichts vom tapferen Kampf seiner Eltern, die sein Leben nicht nur zu schützen, sondern regelrecht zu retten versuchen vor der tödlichen Gefahr, die im Namen ihrer Majestät (und des Papstes) gegen ihn ausgeübt werden soll. Er spürt nur die Liebe seiner Eltern, die sie ihm schenken.
Die Eltern haben eine Petitionsseite eingerichtet. Sie setzen ihren Rechtsstreit fort. Sie kämpfen tapfer und entschlossen, wie es Eltern zu tun pflegen, weil ihnen das Wohl ihrer Kinder wichtiger sind als das eigene. So haben es die auch die Eltern des kleinen Charlie Gard getan, so machen es die Eltern des kleinen Alfie Evans.
Papst Franziskus sollte in den vergangenen sechs Tagen Kenntnis von der skandalösen Begründung des Richters Haydens erlangt haben. Geäußert hat er sich noch nicht dazu, daß in seinem Namen und mit seinen Worten der Tod eines Kleinkindes herbeigeführt werden soll, weil dessen Leben für lebensunwert befunden wurde.
Wenn der Papst mißverstanden wird oder mißverstanden werden will?
Bereits im November 2017 wurde das Schreiben des Papstes von der Mehrheit der italienischen Medien als „Heilige Worte“ für die Euthanasie ausgelegt. Vatikanisten rauften sich die Haare über dieses Mißverständnis, daß die Kirche auch in Sachen Euthanasie einen Kurswechsel vollziehe.
Katholisches.info schrieb am 17. November 2017:
„Tatsache ist: Der Papst hat in seiner Rede nicht gesagt, was die Medien berichteten. Hat er es aber auch nicht gemeint? Anders gefragt: Wurde der Papst von den Meinungsmachern durch die Bank mißverstanden? Sendet er so zweideutige Signale aus, daß er mißverstanden wird? Oder will er gar mißverstanden werden? Entspricht also das, was die italienischen Tageszeitungen heute titelten, in Wirklichkeit doch dem Denken des Papstes unabhängig von dem, was in seiner Botschaft geschrieben steht? Handelt es sich also wieder um eine Zauberformel der Kommunikation: ‚Was der Papst nicht sagt und doch alle verstehen‘?
Nur ein Dementi und eine Klarstellung des Vatikans können für Klarheit sorgen. In der Vergangenheit wartete man jedoch meist vergebens darauf.“
Dieses Dementi ist auch dazu bis heute nicht erfolgt.
Im Fall des kleinen Charlie nahm Papst Franziskus für ihn Stellung, ebenso US-Präsident Donald Trump. Die englische Justiz untersagte den Eltern jedoch, ihren Sohn ins Ausland zu bringen. Es sollte sterben und Punkt.
Dringend zwei Klarstellungen vom Papst notwendig
Der Papst hätte nun zum Fall des kleinen Alfie klar und vernehmbar zwei Dinge richtigzustellen:
- sich gegen die Vereinnahmung zu wehren, daß das Todesurteil gegen den kleinen Alfie Evans quasi in seinem Namen erfolgt;
- daß die katholische Kirche sich weder für die Euthanasie noch für die Abtreibung öffnet, sondern die unverhandelbare Heiligkeit des Lebens verteidigt, was bedeutet, daß es kein lebensunwertes Leben gibt.
Darauf sollte Papst Franziskus hingewiesen werden. Hier die dazu nötigen Kontaktangaben:
Papst Franziskus
Domus Sanctæ Marthæ
00120 Città del Vaticano
Tel. Casa Santa Marta: 0039 06 6982
E‑Mail: dsm@org.va
Text: Giiuseppe Nardi
Bild: Save Alfie Evans (Screenshots)
Leider eindeutig!
Schon der jetzt gültige Katechismus öffnet die Türe zur Euthanasie. Denn in 2278 heißt es: „Die Moral verlangt keine Therapie um jeden Preis. Außerordentliche oder zum erhofften Ergebnis in keinem Verhältnis stehende aufwendige und gefährliche medizinische Verfahren einzustellen, kann berechtigt sein.“
Damit ist klar gestellt, daß eine medizinische Therapie genau dann eingestellt werden darf, auch wenn das zum Tod des Patienten führt, wenn der Aufwand dieser Therapie in keinem angemmessenen Verhältnis zum Nutzen steht. Sagt 2277 noch eindeutig: Nein! zur Euthanasie, so relativiert 2278 dies. Papst Franziskus nimmt in seinem Schreiben genau auf 2278 Bezug und man konstatieren, daß das Gerichtsurteil im Einklang mit 2278 sich befindet. „Außerordentliche“ und „aufwendige“ Maßnahmen dürfen also eingestellt werden, auch wenn das den Tod des Patienten verursacht. Dabei ist jedem wohl klar, daß mit „aufwendig“ die Kosten der medizinischen Behandlung gemeint sind: weil zu teuer, läßt man dies
Kind sterben und das widerspricht nicht 2278!
Uwe C. Lay Pro Theol Blogspot
Ist eigendlich nicht bekannt, daß Italien seit Ende letzten Jahres ein äußerst liberales Euthanasiegesetz hat?-dank P.Franziskus,wie aus Regierungkreisen zu hören war? Und daß Kardinal Carlo M.Martini sich euthanasieren ließ? (mindestens 2 große Tageszeitungen berichteten im Sept.2012 darüber) Die Ideen Kar.Martiniis und sein assistierten Suizid entsprechen ganz den Vorgaben von G.Soros und seinen Organisationen. (nachzulesen bei Corrispondenza Romana)
Mich stört, dass in dem Richterspruch angeblich auf Papst Franziskus Bezug genommen wurde. Dabei gilt vor englischen Gerichten englisches Recht und sonst nichts.
Und wieso wird Papst Franziskus in seinen teils wirren Aussagen so hoch gewichtet, seine Vorgänger aber nicht?