Wer wird neuer Erzpriester des Petersdomes?

Die liturgische Sensibilität über dem Grab des Apostels Petrus


Der Petersdom erhält einen neuen Erzpriester. Wen Papst Franziskus ernannt hat und welche liturgische Sensibilität er hat, ist noch nicht bekannt.
Der Petersdom erhält einen neuen Erzpriester. Wen Papst Franziskus ernannt hat und welche liturgische Sensibilität er hat, ist noch nicht bekannt.

(Rom) Der Peters­dom, die größ­te Kir­che der Chri­sten­heit und Grab des Apo­stel­für­sten Petrus, bekommt einen neu­en Erz­prie­ster. „Der Papst schickt Kar­di­nal Ange­lo Coma­stri in den Ruhe­stand“, titel­te gestern Info­Va­ti­ca­na.

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Laut Infor­ma­tio­nen der spa­ni­schen Inter­net­zei­tung wur­de der aus der Tos­ka­na stam­men­de Pur­pur­trä­ger von Papst Fran­zis­kus bereits ent­las­sen. Die offi­zi­el­le Bekannt­ga­be soll in die­ser Woche erfolgen.

Erz­prie­ster gibt es für alle päpst­li­chen Basi­li­ken. Sie erfül­len die Auf­ga­ben des Kir­chen­rek­tors und über­neh­men in der Zeit der Sedis­va­kanz die lit­ur­gi­schen Auf­ga­ben des Papstes.

Ange­lo Kar­di­nal Coma­stri wur­de 1943 in der ita­lie­ni­schen Pro­vinz Grosse­to gebo­ren. Er trat in das Semi­nar von Pitig­lia­no ein und setz­te sei­ne Stu­di­en an der Late­ran­uni­ver­si­tät fort. 1967 wur­de er für sein Hei­mat­bis­tum Sova­na-Pitig­lia­no zum Prie­ster geweiht und bereits 1968 für zwei Jah­re ein erstes Mal als Mit­ar­bei­ter der Kon­gre­ga­ti­on für die Bischö­fe an die Römi­sche Kurie beru­fen. Anschlie­ßend wirk­te er zwei Jahr­zehn­te in sei­nem Hei­mat­bis­tum als Semi­nar­re­gens und Pfarrer.

1990 berief ihn Papst Johan­nes Paul II. zum Bischof von Mas­sa Marit­ti­ma-Piom­bi­no. Wegen eines uner­war­te­ten Herz­lei­dens muß­te er bereits 1994 die Lei­tung des Bis­tums abge­ge­ben. Nach sei­ner Gene­sung ernann­te ihn der pol­ni­sche Papst zum Päpst­li­chen Dele­ga­ten für die Basi­li­ka vom Hei­li­gen Haus in Lore­to. 2000 war er Vor­sit­zen­der des ita­lie­ni­schen Komi­tees für das Hei­li­ge Jahr.  2003 wur­de ihm die beson­de­re Ehre zuteil, die Fasten­ex­er­zi­ti­en für Papst Johan­nes Paul II. und die Römi­sche Kurie hal­ten zu dürfen.

Kar­di­nal Coma­stri bei der Asche­be­streu­ung von Papst Franziskus.

Anfang 2005 betrau­te ihn Johan­nes Paul II. mit der Lei­tung der Dom­bau­hüt­te von Sankt Peter und ernann­te ihn zugleich zum Gene­ral­vi­kar Sei­ner Hei­lig­keit für die Vati­kan­stadt und den Apo­sto­li­schen Palast in Castel Gan­dol­fo. 2006 erfolg­te unter Papst Bene­dikt XVI. Coma­stris Beru­fung zum Erz­prie­ster des Peters­do­mes. Im sel­ben Jahr for­mu­lier­te er die Medi­ta­tio­nen für die von Bene­dikt XVI. gelei­te­te Via Cru­cis am Kar­frei­tag am Kolosseum.

Im Novem­ber 2007 wur­de er vom deut­schen Papst zum Kar­di­nal kre­iert und ihm die Dia­ko­nie San Sal­va­to­re in Lau­ro als Titel­kir­che übertragen.

Die liturgische Sensibilität des Erzpriesters

Es ist kirch­li­che Tra­di­ti­on, daß die Erz­prie­ster dem lit­ur­gi­schen Emp­fin­den des sie ernen­nen­den Pap­stes nahe­ste­hen. Das kann sich mit dem Wech­sel auch im Peters­dom aus­wir­ken. Unter Kar­di­nal Coma­stri wird in Sankt Peter täg­lich die hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus zelebriert. 

Bekannt­lich hat es der über­lie­fer­te Ritus nicht leicht, was sich in der Ver­gan­gen­heit auch im Peters­dom zeig­te. An den Tagen, an denen Papst Fran­zis­kus im Peters­dom zele­briert oder ein beson­de­res Ereig­nis mit sei­ner Anwe­sen­heit statt­fin­det, wur­de die Zele­bra­ti­on im über­lie­fer­ten Ritus sofort unter­bun­den, selbst wenn sie gleich um 7 Uhr mor­gens erfol­gen wür­de, wie der inzwi­schen zu jung ver­stor­be­ne Father Peter Caro­ta bereits im Juni 2013 beklag­te. Damals war das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum bereits fast sechs Jah­re in Gel­tung, den­noch erfolg­te unter dem neu­en Papst eine Behin­de­rung des dar­in fest­ge­schrie­be­nen Rechts, daß jeder Prie­ster ent­schei­den kann, in wel­cher Form des Römi­schen Ritus er zelebriert.

Father Caro­ta im Petersdom

Von Papst Fran­zis­kus wird über­lie­fert, daß er unmit­tel­bar nach sei­ner Wahl den päpst­li­chen Zere­mo­nien­mei­ster Msgr. Gui­do Mari­ni anherrsch­te, als die­ser ihm beim Anklei­den neben der Six­ti­ni­schen Kapel­le die roten Schu­he und die Mozet­ta rei­chen woll­te: „Der Kar­ne­val ist vor­bei“. Die­ser Wech­sel im Ton und in der Hal­tung muß­te sich auch im Peters­dom auswirken.

In der Sakri­stei der Basi­li­ka ste­hen für die Zele­bra­ti­on im über­lie­fer­ten Ritus kei­ne Meßuten­si­li­en zur Ver­fü­gung, kei­ne Kan­on­ta­feln, kei­ne römi­sche Kasel, kein Mani­pel. Es wird dafür die Aus­kunft erteilt, daß die Prie­ster, die im Ritus aller Zei­ten zele­brie­ren wol­len, alles sel­ber mit­brin­gen. Aller­dings, wie Father Caro­ta anmerk­te und wie ande­re Prie­ster bestä­tig­ten, bemüht man sich und unter­stützt die­se Prie­ster soweit möglich.

Der künf­ti­ge Erz­prie­ster von Sankt Peter ver­fügt als dele­gier­ter Haus­herr und Ver­ant­wort­li­cher für die Sakri­stei über die Mög­lich­keit, die Gel­tung des über­lie­fer­ten Ritus zu för­dern oder ein­zu­schrän­ken. Für letz­te­res gibt es im Peters­dom bereits einen Prä­ze­denz­fall, als der dama­li­ge Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Ange­lo Sod­a­no den Gel­tungs­be­reich des Motu pro­prio Eccle­sia Dei im Peters­dom ziem­lich bru­tal abwürg­te. Im schlimm­sten Fall könn­te also sei­ne Zele­bra­ti­on ganz unter­bun­den werden.

Nicht zuletzt für sol­che Ein­grif­fe spielt die lit­ur­gi­sche Sen­si­bi­li­tät des Erz­prie­sters eine wich­ti­ge Rol­le. Wer Nach­fol­ger von Ange­lo Kar­di­nal Coma­stri wird, ist noch nicht bekannt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/MiL/traditionalcatholicpriest.com (Screen­shot)

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