Ständiges UNO-Komitee fordert von der katholischen Kirche eine Entschuldigung für den Sklavenhandel

Skurriler Brief an Papst Franziskus


Die Sklaverei zwischen Tragik und politischem Mißbrauch.
Die Sklaverei zwischen Tragik und politischem Mißbrauch.

(San José) Die Prä­si­den­tin des Stän­di­gen Forums der Ver­ein­ten Natio­nen für Men­schen afri­ka­ni­scher Abstam­mung, ja, auch so etwas gibt es, und ehe­ma­li­ge Vize­prä­si­den­tin Costa Ricas, Epsy Camp­bell, hat in einem Brief an Papst Fran­zis­kus die katho­li­sche Kir­che auf­ge­for­dert, um Ver­ge­bung zu bit­ten „für die Mit­schuld sowie die direk­te und indi­rek­te För­de­rung der Greu­el­ta­ten der Skla­ve­rei“, die Mil­lio­nen von Men­schen erlit­ten haben.

Anzei­ge

Das Per­ma­nent Forum on Peo­p­le of Afri­can Des­cent besitzt ein Allein­stel­lungs­merk­mal. Es gibt weder ter­ri­to­ri­al noch ras­sisch ein Pen­dant dazu. Es stellt bereits seman­tisch einen Denk­feh­ler dar, der aus dem US-ame­ri­ka­ni­schen Sprach­ge­brauch her­rührt, denn es geht dabei gar nicht um ganz Afri­ka. Die USA sind auch das Land mit einem histo­ri­schen Ras­sis­mus­pro­blem und ent­spre­chen­den Kul­tur­kämp­fen, die auf­grund der Ame­ri­ka­ni­sie­rung von der poli­ti­schen Lin­ken in alle west­li­chen Staa­ten expor­tiert werden.

Das Stän­di­ge Forum ent­stand aus den UNO-Akti­vi­tä­ten „gegen Ras­sis­mus“ der bei­den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te, die Aus­druck der soge­nann­ten Mill­en­ni­ums-Zie­le der UNO waren, also der poli­ti­schen Agen­da für 2000–2015 (seit 2015 gel­ten bis 2030 die Nach­hal­tig­keits­zie­le).

2001 hielt die UNO in Dur­ban eine Welt­kon­fe­renz gegen Ras­sis­mus ab. Anläß­lich des zehn­ten Jah­res­ta­ges die­ser Kon­fe­renz wur­de das Jahr 2011 zum Inter­na­tio­na­len Jahr für Men­schen afri­ka­ni­scher Abstam­mung erklärt. Der­glei­chen hat­te es in der end­lo­sen Rei­he „inter­na­tio­na­ler Jah­re“ noch nicht gege­ben. Noch weni­ger die 2014 durch die UNO aus­ge­ru­fe­ne UN-Deka­de für Men­schen afri­ka­ni­scher Her­kunft. Die Paro­le dazu lau­tet: „Mehr Aner­ken­nung, weni­ger Rassismus“. 

Gemeint ist damit nicht ganz Afri­ka, son­dern Schwarz­afri­ka, was aber wegen der selbst­auf­er­leg­ten „poli­ti­schen Kor­rekt­heit“ angeb­lich nicht gesagt wer­den kann. Die UNO-Initia­ti­ven schlie­ßen also die Afri­kaans, die nie­der­län­disch­stäm­mi­gen Buren in Süd­afri­ka, aus, die sich übri­gens als ein­zi­ge Afri­ka­ner selbst Afri­ka­ner nen­nen. Das ara­bi­sche und ber­be­ri­sche Nord­afri­ka ist impli­zit aus­ge­schlos­sen, denn wider­sprüch­li­cher gin­ge es sonst gar nicht, schließ­lich stell­te der ara­bisch-ber­be­ri­sche Nor­den Afri­kas die läng­ste Zeit und die mei­sten Skla­ven­jä­ger und Skla­ven­händ­ler. Die schei­nen bezeich­nen­der­wei­se aber gar nicht gemeint zu sein. Auch der schwarz­afri­ka­ni­sche Anteil an der Skla­ve­rei wird weit­ge­hend aus­ge­blen­det. Die blo­ße Vik­ti­mi­sie­rung der Schwarz­afri­ka­ner, die an der Rea­li­tät radi­kal vor­bei­geht, hilft die­ser Welt­ge­gend, der offen­bar gehol­fen wer­den soll, bestimmt nicht. Eben­so­we­nig las­sen sich die mit der afri­ka­ni­schen UNO-Deka­de ver­bun­de­nen Anstren­gun­gen zur Bevöl­ke­rungs­ein­däm­mung als Aus­druck eines ideo­lo­gi­schen Kolo­nia­lis­mus mit der Frei­heit und Selbst­be­stim­mung, also der gleich­wer­ti­gen Aner­ken­nung der Schwarz­afri­ka­ner in Ein­klang bringen.

Man ver­steht also schon, in wel­che Rich­tung es bei der Sache geht. Die UNO schafft ideo­lo­gisch moti­vier­te poli­ti­sche Instru­men­te, um sie dann für eine bestimm­te ideo­lo­gi­sche Agen­da und für Angrif­fe einzusetzen.

Im deut­schen Bun­des­kanz­ler­amt wur­de von der Mer­kel-Regie­rung Ende 2020 ein eige­ner Bei­rat ein­ge­rich­tet, um die UNO-Deka­de für Men­schen afri­ka­ni­scher Abstam­mung umzu­set­zen, der von der Ampel­ko­ali­ti­on natür­lich über­nom­men wur­de. In den ver­blei­ben­den vier Jah­ren 2021–2024 wer­den zu die­sem Zweck, so der schwarz-rote Regie­rungs­be­schluß, mehr als eine Mil­li­ar­de Euro aus dem Bun­des­haus­halt bereitgestellt.

Auf die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land umge­legt, bedeu­tet die UNO-Deka­de einen wei­te­ren Bau­stein in der För­de­rung der Mas­sen­ein­wan­de­rung und der Abschaf­fung des eige­nen Volkes.

2021 errich­te­te die UNO das Stän­di­ge Forum für Men­schen afri­ka­ni­scher Abstammung

Ende 2020 beschloß die UNO auf Initia­ti­ve von Epsy Camp­bell, damals Vize­prä­si­den­tin und Außen­mi­ni­ste­rin von Costa Rica, einen Tag der Men­schen afri­ka­ni­scher Abstam­mung ein­zu­füh­ren, der seit 2021 am 31. August began­gen wird. Das war eine Ant­wort der UNO auf die Black-Lives-Mat­ter-Unru­hen in den USA. Vize­prä­si­den­tin wur­de Camp­bell erst 2018, dafür aber 2005 Vor­sit­zen­de des Part­ido Acción Ciu­da­da­na, des­sen Abge­ord­ne­te im costa­ri­ca­ni­schen Par­la­ment ganz links sit­zen. Seit damals ist sie mit diver­sen UNO-Agen­tu­ren eng ver­bun­den. Glei­ches gilt für ihre Schwe­ster Shir­ley Camp­bell, die als femi­ni­sti­sche Schwar­zen­ak­ti­vi­stin bekannt wurde.

2021 errich­te­te die UNO schließ­lich das ein­gangs erwähn­te Per­ma­nent Forum on Peo­p­le of Afri­can Des­cent, das vom 5.–8. Dezem­ber 2022 in Genf zur ersten Sit­zung zusam­men­kam. Zur Vor­sit­zen­den wur­de die Sozi­al­de­mo­kra­tin Epsy Camp­bell von Costa Rica bestimmt.

Die erste Akti­on die­ses Stän­di­gen Forums der UNO wur­de nun bekannt. In einem Brief an Papst Fran­zis­kus, der am 3. Janu­ar abge­schickt und gestern ver­öf­fent­licht wur­de, for­dert Camp­bell die katho­li­sche Kir­che auf, um „Ver­ge­bung“ zu bit­ten und „Wie­der­gut­ma­chung und Ver­söh­nung“ zu lei­sten gegen­über den afro­ame­ri­ka­ni­schen Men­schen des ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nents und der Kari­bik im Rah­men des von Papst Fran­zis­kus 2019 in Abu Dha­bi unter­zeich­ne­ten Doku­ments über die Brü­der­lich­keit aller Men­schen.

„Ziel ist es, daß die katho­li­sche Kir­che um Ver­ge­bung bit­tet für die Mit­schuld sowie die direk­te und indi­rek­te För­de­rung der Greu­el­ta­ten, die Mil­lio­nen von Men­schen erlit­ten haben, die Opfer des trans­at­lan­ti­schen Men­schen­han­dels mit Afri­ka­nern und ihrer Ver­skla­vung über mehr als drei Jahr­hun­der­te hin­weg waren. So wie die Kir­che dies bei den indi­ge­nen Völ­kern wie­der­holt aner­kannt hat“, heißt es in dem Schreiben.

In dem Doku­ment unter­streicht die ehe­ma­li­ge Vize­prä­si­den­tin Costa Ricas auch die „enor­me Beru­fung von Papst Fran­zis­kus zum Dialog“: 

„um Brücken des Dia­logs, des Ver­ständ­nis­ses und der Ver­söh­nung zu bau­en und um Ver­ge­bung für die histo­ri­schen Feh­ler zu bit­ten, an denen die katho­li­sche Kir­che betei­ligt war“.

Direkt an Papst Fran­zis­kus gewandt, heißt es weiter:

„Die Bit­te um Ver­ge­bung an die Nach­kom­men der ver­sklav­ten Men­schen ist ein not­wen­di­ger histo­ri­scher Weg, der zur mensch­li­chen Brü­der­lich­keit, zur Ver­söh­nung und zur Wie­der­gut­ma­chung des Scha­dens, der Mil­lio­nen von Opfern zuge­fügt wur­de, bei­trägt (…) Die Ver­ge­bung muß, wie Sie wie­der­holt gesagt haben, eine ein­la­den­de Ver­ge­bung sein, die die Opfer umarmt; die eine Ver­söh­nung ermög­licht, für eine brü­der­li­che Wie­der­ver­ei­ni­gung mit unse­ren Brü­dern afri­ka­ni­scher Abstammung.“

In dem Schrei­ben erkennt Camp­bell die „inter­nen Bemü­hun­gen der Kir­che“ an, die im ver­gan­ge­nen Jahr durch füh­ren­de Vati­kan­ver­tre­ter unter­nom­men wur­den, die sich mit einer Dele­ga­ti­on des Glo­bal Cir­cle for Repa­ra­ti­on and Heal­ing (Glo­ba­ler Kreis für Wie­der­gut­ma­chung und Hei­lung) tra­fen, und fügt hin­zu, daß „Ver­ge­bung so schnell wie mög­lich erfol­gen muß, damit sich Res­sen­ti­ments und Schmerz nicht wei­ter festsetzen“.

Der Glo­bal Cir­cle for Repa­ra­ti­on and Heal­ing hängt mit der Mac­Ar­thur Foun­da­ti­on zusam­men, einem Teil der neo­mal­thu­sia­ni­schen Anti-Bevöl­ke­rungs­agen­da, die ihrer­seits wie­der eng mit der Rocke­fel­ler Foun­da­ti­on zusam­men­ar­bei­tet – auch bei der Initia­ti­ve „Repa­ra­ti­on and Heal­ing“ für „Men­schen afri­ka­ni­scher Abstammung“.

Camp­bell schreibt wei­ter in ihrem Brief an Papst Franziskus:

„Wir kön­nen die Geschich­te nicht ändern, und wir kön­nen auch nicht die Tau­sen­den von Men­schen zurück­brin­gen, die in einem der größ­ten Völ­ker­mor­de der Geschich­te ihr Leben ver­lo­ren haben. Aber wir kön­nen histo­ri­sches Unrecht akzep­tie­ren, um Ver­ge­bung bit­ten und eine bes­se­re Zukunft auf­bau­en und unse­ren schwar­zen Kin­dern und den näch­sten Gene­ra­tio­nen von Men­schen afri­ka­ni­scher Abstam­mung mehr Schmerz und Leid erspa­ren“, heißt es in dem Text abschließend.

Camp­bell behaup­tet in dem Schrei­ben, daß „in Latein­ame­ri­ka mehr als 200 Mil­lio­nen Men­schen afri­ka­ni­scher Abstam­mung leben, die unter syste­mi­schem Ras­sis­mus lei­den und die bis heu­te die Fol­gen die­ser Geschich­te der Skla­ve­rei mit Armut, Ungleich­heit, Aus­gren­zung und Ras­sis­mus bezahlen“.

Die Glo­bal-Cir­cle-Tagung 2022 in Accra (Gha­na)
Der wei­ter­ge­hen­de Zusam­men­hang bei Glo­bal Cir­cle (Tagung 2022 im Rocke­fel­ler Bell­agio Cen­ter in Ita­li­en) mit Betei­li­gung der Open Socie­ty Foun­da­ti­ons von Geor­ge Soros

Die Zah­len der UN-Reprä­sen­tan­tin bewe­gen sich auf dün­nem Eis, der sie selbst dem Vor­wurf des Ras­sis­mus aus­setzt. In Latein­ame­ri­ka gibt es laut Volks­zäh­lun­gen maxi­mal 40 Mil­lio­nen Schwarz­afri­ka­ner. Der Rest beruht auf inter­es­sen­ge­lei­te­ten Schät­zun­gen, die jede teil­wei­se schwarz­afri­ka­ni­sche Abstam­mung mit ein­rech­net, obwohl sich die Betrof­fe­nen weder als Schwarz­afri­ka­ner emp­fin­den noch als sol­che beken­nen. Nur in der Kari­bik exi­stie­ren genu­in schwarz­afri­ka­ni­sche Gemein­schaf­ten, wo sie in eini­gen Staa­ten wie Jamai­ka, Hai­ti, Bar­ba­dos, Tri­ni­dad und Toba­go die Bevöl­ke­rungs­mehr­heit stellen.

Im Schrei­ben Camp­bells, die im Namen eines UNO-Forums auf­tritt, das ohne geo­gra­phi­sche Begren­zung errich­tet wur­de, fällt die eigen­ar­ti­ge Ein­schrän­kung auf Latein­ame­ri­ka auf. War­um nicht auch Nord­ame­ri­ka? Was ist mit dem Rest der Welt? Man sieht, wo die poli­ti­sche Kor­rekt­heit an ihre poli­ti­schen Gren­zen stößt oder viel­leicht bes­ser sto­ßen will.

Gera­de im katho­lisch gepräg­ten Latein­ame­ri­ka gab es kei­nen ver­gleich­ba­ren Ras­sis­mus wie jenen in den USA, der heu­te durch Hol­ly­wood-Fil­me unser Den­ken prägt. Es war gera­de die katho­li­sche Kir­che, die – weit­ge­hend im Allein­gang – den Kampf gegen die Skla­ve­rei durch­ge­foch­ten hat. Alex­an­der von Hum­boldt, ein über­zeug­ter Geg­ner der Skla­ve­rei, ist Zeu­ge dafür, wie er in sei­nen Rei­se­auf­zeich­nun­gen fest­hielt, daß es unter­schied­li­che For­men von Skla­ve­rei gab, gera­de auch in Ame­ri­ka. Die Skla­ve­rei in Spa­nisch-Ame­ri­ka war wesent­lich mil­der als jene in Bri­tisch-Ame­ri­ka oder Por­tu­gie­sisch-Ame­ri­ka. Die wei­te­re Ent­wick­lung in Bra­si­li­en war ganz anders, näm­lich auch viel mil­der, als die in den USA.

Im gigan­ti­schen Spa­nisch-Ame­ri­ka lag zu Hum­boldts Zei­ten der Skla­ven­an­teil bei vier Pro­zent, wäh­rend er in den eng­li­schen und fran­zö­si­schen Antil­len 80–90 Pro­zent erreich­te und in den USA immer­hin 16 Pro­zent, in eini­gen der bri­ti­schen Kolo­nien wie Vir­gi­nia, South Caro­li­na und Geor­gia stell­ten die Skla­ven den Groß­teil der Bevöl­ke­rung. Es gab aller­dings auch US-Staa­ten wie Penn­syl­va­nia, in dem sich gera­de die deut­schen Sied­ler gegen die Skla­ve­rei aus­spra­chen und wo die­se 1780, also gleich nach der Unab­hän­gig­keit, abge­schafft wur­de. Die Spa­ni­er blie­ben beim Skla­ven­im­port noch hin­ter den cal­vi­ni­sti­schen Hol­län­dern zurück und ent­lie­ßen fünf­mal so vie­le Skla­ven in die Frei­heit als die Eng­län­der/US-Ame­ri­ka­ner in Nord­ame­ri­ka und ins­ge­samt waren die Bedin­gun­gen für Skla­ven in Spa­nisch-Ame­ri­ka wesent­lich gün­sti­ger als im eng­li­schen oder fran­zö­si­schen Ame­ri­ka. Hum­boldt erkann­te zudem, daß die Skla­ve­rei in Spa­nisch-Ame­ri­ka kein „spa­ni­sches“ Pro­blem war, son­dern eines der kreo­li­schen Eli­ten. Die Fra­ge wäre zu stel­len, war­um es im nicht-katho­li­schen angel­säch­si­schen Raum zum Skla­ven- und Ras­sis­mus-Exzeß kom­men konn­te, der heu­te auch Euro­pa immer neue lin­ke woke Ras­sis­mus-Debat­ten beschert bis hin zum Para­dox des anti-ras­si­sti­schen Ras­sis­mus von Black Lives Mat­ter.

Epsy Camp­bell, als sie noch Vize­prä­si­den­tin und Außen­mi­ni­ste­rin von Costa Rica war, mit Papst Fran­zis­kus im Vatikan

Die USA sind das ein­zi­ge Land der Welt, in dem die Skla­ven­fra­ge zu einem Bür­ger­krieg führ­te, der von den Geg­nern der Skla­ve­rei gewon­nen wur­de. Die USA wur­den zum „Opfer“ der Wirt­schafts­in­ter­es­sen der Skla­ven­hal­ter, denn mit der Auf­he­bung der Skla­ve­rei wuß­ten sie nicht, wohin mit der schwar­zen Bevöl­ke­rung, was das Apart­heid-Regime zur Fol­ge hat­te. Man könn­te auch von einem Fluch der bösen Tat spre­chen. Vor allem fehl­ten den USA, wegen des damals noch anti­kirch­li­chen Grund­kon­sen­ses der Staats­füh­rung, das mil­dern­de katho­li­sche Ele­ment, da der Pro­te­stan­tis­mus dem par­al­lel auf­kom­men­den Sozi­al­dar­wi­nis­mus kaum stand­hal­ten konnte.

Das bar­ba­ri­sche Phä­no­men der Skla­ve­rei, geist­lich betrach­tet, ein direk­ter Aus­wuchs des Sün­den­falls, ist kein spa­ni­sches, kein euro­päi­sches, nicht ein­mal ein angel­säch­si­sches, son­dern ein anthro­po­lo­gi­sches Pro­blem. Die Skla­ve­rei im Islam zum Bei­spiel – offen­bar ein gro­ßes Tabu­the­ma – über­steigt das Aus­maß des euro­päi­schen Men­schen­han­dels nach Ame­ri­ka bei wei­tem. Ins­ge­samt gei­stern weit über­höh­te Zah­len von nach Ame­ri­ka trans­por­tier­ten Skla­ven her­um. Der am besten unter­such­te Bereich betrifft Neu­eng­land bzw. die USA, wohin 490.000 Skla­ven gebracht wur­den. Die­se Zah­len umge­legt auf Latein­ame­ri­ka und die Kari­bik erge­ben bei groß­zü­gi­ger Schät­zung zwei Mil­lio­nen. Eine Zahl, die wahr­schein­lich eher nach unten als nach oben zu kor­ri­gie­ren ist. Wie einst die Men­schen­op­fer, so ist auch die Skla­ve­rei ein Übel, zu des­sen Bekämp­fung die ent­schei­den­den Impul­se von der katho­li­schen Kir­che kamen. Um noch ein wei­te­res Stich­wort zumin­dest ein­zu­wer­fen: Die Auf­he­bung des Jesui­ten­or­dens 1773 hat­te auch mit dem Druck der skla­ven­hal­ten­den por­tu­gie­si­schen Plan­ta­gen­be­sit­zer in Bra­si­li­en zu tun, denen die Jesui­ten mit der christ­li­chen Leh­re von der glei­chen Wür­de aller Men­schen in die Que­re kamen.

Der Wider­stand gegen die Abschaf­fung der Skla­ve­rei kam nicht von der Kir­che, son­dern immer von geld­gie­ri­ger welt­li­cher Sei­te, denn Skla­ven waren maxi­mal ver­füg­ba­re Arbeits­kräf­te. Mit Ago­sti­no Nobi­le ist auch danach zu fra­gen, wer denn Roß und Rei­ter waren, wer also den Skla­ven­han­del aus Afri­ka nach Ame­ri­ka betrie­ben und kon­trol­liert hat. Gegen die Gewalt des Stär­ke­ren ist die Kir­che bekannt­lich macht­los, wie die Geschich­te lehrt. 

Kla­gen die Sla­wen heu­te in einem anti­dis­kri­mi­na­to­ri­schen Kon­text über die Skla­ve­rei, der sie lan­ge Zeit und nicht nur durch die Mon­go­len und Tata­ren aus­ge­setzt waren, sodaß sich aus ihrer Bezeich­nung als Σκλαβηνοί (Skl­a­be­noi) erst die Bezeich­nung Skla­ven ent­wickelt hat (aus der dann durch Weg­las­sung des k die Sla­wen wur­den)? Kla­gen die ande­ren euro­päi­schen Völ­ker über die mus­li­mi­schen Angrif­fe, von denen sie jahr­hun­der­te­lang betrof­fen waren? Jede Stadt an der euro­päi­schen Mit­tel­meer­kü­ste wur­de davon heim­ge­sucht. Oder kla­gen Ungarn, Kroa­ten, Slo­we­nen, Öster­rei­cher, Tsche­chen oder Polen, wo auch aus dem Hin­ter­land Aber­tau­sen­de bis Ende des 17. Jahr­hun­derts von den Osma­nen (Tür­ken) mas­sen­haft als Skla­ven ver­schleppt wur­den? Laut UNICEF, immer­hin auch eine UNO-Ein­rich­tung wie das Stän­di­ge Forum, ist der Men­schen­han­del, die moder­ne Form der Skla­ve­rei, noch heu­te in fast jedem afri­ka­ni­schen Land ein Pro­blem (in die­sem Fall wirk­lich in ganz Afrika).

Den Papst zum ersten Adres­sa­ten eines „Schuld­ein­ge­ständ­nis­ses“ zu machen läßt an der Ernst­haf­tig­keit oder an den guten Absich­ten zwei­feln, da es die tat­säch­li­chen histo­ri­schen Fak­ten und vor allem kul­tur­hi­sto­ri­sche Zusam­men­hän­ge ausblendet.

Nicht zuletzt zeigt sich auch ein Pro­blem mit der „ein­zi­gen ver­blie­be­nen Welt­macht“ und der von ihr betrie­be­nen Ame­ri­ka­ni­sie­rung, was auch den Export der innen­po­li­ti­schen Kon­flik­te der USA bedeu­tet und in Euro­pa zu rea­li­täts­frem­den Dis­kus­sio­nen führt, was wie­der­um die Aus­brei­tung der Rea­li­täts­ver­wei­ge­rung zugun­sten ideo­lo­gi­scher Scheu­klap­pen för­dert (und meist ist das Geld nicht weit).

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​Global Circle/​Global Black/​VaticanMedia (Screen­shots)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!