(Rom) Die Sitzungssessionen des 2013 errichteten Kardinalsrates, der Papst Franziskus bei der Kurienreform und der Leitung der Weltkirche berät, waren bisher vorab angekündigt und von Medienerklärungen begleitet worden. Seit dem Frühjahr ist das anders.
Im vergangenen April wußte die Öffentlichkeit nicht einmal, daß der Kardinalsrat tagte. Sie erfuhr nur zufällig davon, weil in einer Erklärung des vatikanischen Presseamtes bekanntgegeben wurde, daß Papst Franziskus wegen seiner Kniebeschwerden kurzzeitig alle Aktivitäten aussetzte (zum entsprechenden Artikel von Katholisches.info kann nicht verlinkt werden, da zu jener Zeit die Beiträge einer Woche aus technischen Gründen verlorengegangen sind). Davon war auch die gerade stattfindende, offiziell aber nirgends publik gemachte Sitzungssession des Kardinalsrates betroffen. Zudem wurde erwähnt, daß die nächste Sitzungssession im Juni stattfinden würde.
Gestern gab das vatikanische Presseamt eine Erklärung ab, die offenlegte, daß die Juni-Session virtuell als Videokonferenz stattfand.
Bereits 2020 und 2021 waren Sitzungssessionen virtuell abgehalten worden, da aufgrund von Lockdowns wegen der Corona-Pseudopandemie Flugreisen nicht möglich oder nicht gewünscht waren.
Wegen Sicherheitsbedenken gab Santa Marta damals zu verstehen, daß Videokonferenzen nicht die angestrebte Kommunikationsebene seien. Das persönliche und direkte Gespräch sei vorzuziehen. Die Sicherheitsfrage scheint gelöst zu sein, denn auf die Corona-bedingte Virtualisierung folgte nun eine Gonalgie-bedingte. Im konkreten Fall handelte es sich auch nicht um eine Sitzungssession, die im Normalfall drei Tage und sechs Sitzungen umfaßt, sondern um eine einzige Sitzung, die mittels Videoschaltung stattfand.
Die virtuelle Sitzung war immerhin die erste, die nach Inkrafttreten der apostolischen Konstitution Prædicate Evangelium erfolgte, die am 5. Juni verbindlich wurde.
Gestern veröffentlichte das vatikanische Presseamt folgende Erklärung zur Sitzung des Kardinalsrates am 21. Juni 2022:
„Gestern Nachmittag um 16.00 Uhr fand eine Online-Sitzung des Kardinalsrates statt.
Ihre Eminenzen, die Kardinäle Óscar A. Rodríguez Maradiaga S.D.B., Reinhard Marx, Sean Patrick O’Malley O.F.M. Cap., Oswald Gracias und Fridolin Ambongo Besungu O.F.M. Cap. waren mit dem Treffen verbunden, während die Kardinäle Pietro Parolin und Giuseppe Bertello aus dem Vatikan zugeschaltet waren. Der Heilige Vater nahm an dem Treffen teil, das von der Casa Santa Marta aus übertragen wurde.
Nachdem jeder seine eigenen Überlegungen zur Umsetzung der neuen Apostolischen Konstitution vorgetragen hatte, konzentrierte sich die Arbeit des Rates auf einige organisatorische und thematische Aspekte des nächsten Treffens aller Kardinäle, das für den 29. und 30. August geplant ist.
Die Sitzung endete kurz vor 17.00 Uhr. Die nächste Sitzung wird im Monat September stattfinden.“
Mit dem Konsistorium des Kardinalskollegiums von Ende August werden aufsehenerregende Ereignisse in Verbindung gebracht. So könnte Papst Franziskus, laut Gerüchten, seinen Rücktritt ankündigen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)