(Rom) Am vergangenen Samstag wurde der Tod von Angelo Kardinal Sodano bekanntgegeben. Der ehemalige Kardinalstaatssekretär von Papst Johannes Paul II. war am Freitag, dem 27. Mai, im Alter von 94 Jahren in Rom verstorben. Von ihm stammt eine besonders umstrittene Aussage zum Dritten Geheimnis von Fatima. Vor allem war er der Türöffner zum Pontifikat von Jorge Mario Kardinal Bergoglio.
Vom Bauernsohn zum Chefdiplomaten
Der aus dem Piemont stammende Vatikandiplomat war der Sohn eines Bauern und christdemokratischen Parlamentsabgeordneten. Er wurde 1950 für seine Heimatdiözese Asti zum Priester geweiht und anschließend zum Studium an die Päpstliche Universität Gregoriana nach Rom geschickt. Dort erwarb er den Doktor der Theologie und anschließend an der Päpstlichen Lateranuniversität den Doktor des Kirchenrechts. Parallel dazu absolvierte er die Päpstliche Diplomatenakademie und trat in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein.
1977 ernannte ihn Paul VI. zum Titularerzbischof und Apostolischen Nuntius. 1988 berief ihn Johannes Paul II. als vatikanischen Außenminister an die Römische Kurie und ernannte ihn 1991 zu seinem Kardinalstaatssekretär.
Aus dieser einflußreichen Position entfernte ihn der gleichaltrige Benedikt XVI., als der deutsche Papst insgesamt den Einfluß der Vatikandiplomaten auf die Kirchenleitung zurückdrängte. Von 2005 bis 2019 war Sodano dann als Kardinaldekan der ranghöchste Vertreter des Kardinalskollegiums. Als solcher spielte er nach dem überraschenden Amtsverzicht von Benedikt XVI. in der Zeit der Sedisvakanz und der Vorbereitung des Konklaves, bei dem Papst Franziskus gewählt wurde, eine wichtige Rolle.
Am 11. Februar 2013, an jenem geschichtsträchtigen Tag, an dem Benedikt XVI. seinen Rücktritt ankündigte, antwortete ihm Sodano als Kardinaldekan im versammelten Konsistorium, daß diese Ankündigung „wie ein Blitz aus heiterem Himmel“ komme. Das schien etlichen Beobachtern wenig glaubhaft. Das Bild eines Blitzes wurde jedoch noch am selben Tag auf andere Weise Realität, als ein richtiger Blitz wenige Stunden nach der Bekanntgabe in die Peterskuppel einschlug. Ein einzigartiges und erschütternd symbolträchtiges Phänomen, das sich, entgegen damaligen Behauptungen, weder vorher noch seither ein weiteres Mal belegen läßt.
Kardinal Sodano war es dann, der als Kardinaldekan die Generalkongregationen vor dem Konklave einberief und leitete, wenngleich er dann selbst, da schon über 80, nicht am Konklave teilnehmen konnte.
Ist das Dritte Geheimnis von Fatima wirklich Vergangenheit?
Als Kardinalstaatssekretär war Sodano an der Veröffentlichung des sogenannten Dritten Geheimnisses von Fatima beteiligt. Kurz vor dessen Bekanntgabe hatte er am 13. Mai 2000 am Ende der von Johannes Paul II. in Fatima zelebrierten Messe eine Erklärung verlesen. Darin findet sich der umstrittene Satz, wonach:
„(…) die Geschehnisse, auf die sich der dritte Teil des Geheimnisses von Fatima bezieht, nunmehr der Vergangenheit anzugehören scheinen“.
Nachdem der ehemalige Apostolische Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, dazu Stellung genommen hatte, schrieb Wolfram Schrems im Mai 2020:
„Schließlich benennt Viganò die Verschleierungs- und Lügenpolitik von Kardinal Angelo Sodano, damals Kardinalstaatssekretär (1991–2006), und Kardinal Tarcisio Bertone, Nachfolger Sodanos in diesem Amt (2006–2013). Er wirft ihnen vor, dem Volk Gottes eingeredet zu haben, daß die Worte der Jungfrau Maria nichts mit der Krise in der Kirche und mit ‚dem Zusammenwirken von Modernisten und Freimaurerei hinter den Kulissen des II. Vaticanums‘ zu tun hätten. (Bekanntlich erklärte der Vatikan in genannter Veröffentlichung, die Vision des Dritten Geheimnisses bezöge sich auf das Attentat auf Johannes Paul II. am 13. Mai 1981, sei somit erfüllt und liege in der Vergangenheit, weitere Fragen seien überflüssig: Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.)“
Unerbittliche Gegnerschaft zu Benedikt XVI.
Seine Entmachtung durch Benedikt XVI. konnte Sodano nicht verwinden. Die Ernennung von Kardinal Bertone, einem Nicht-Diplomaten, zum Kardinalstaatssekretär wurde dem deutschen Papst nie verziehen. Sodano wurde sein erbitterter Gegner. Der ihm nahestehende Kreis von Vatikandiplomaten gehörte zwar nicht dem Geheimzirkel von Sankt Gallen an, machte dem Papst aus Marktl am Inn dennoch das Leben auch schwer und suchte nach Revanche.
Im Konklave von 2013 gelang es der progressiven Fronde um das Team Bergoglio, eine Allianz mit der Sodano-Gruppe zu bilden, die um Kardinal Timothy Dolan von New York und jene italienischen Purpurträger erweitert wurde, die vor allem Kardinal Scola, den Erzbischof von Mailand und Wunschnachfolger Benedikts XVI., verhindern wollten. Damit war eine heterogene Mehrheit gezimmert, die Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum Papst wählte. Wie der Corriere della Sera zwei Tage nach dem Konklave überlieferte, habe sich der neugewählte Papst Franziskus noch in der Sixtinischen Kapelle an die Kardinäle gewandt und seine Wahl mit den Worten quittiert:
„Möge Gott Euch vergeben.“
Geldflüsse für das Wegschauen?
Erzbischof Viganò war es auch, der im Zusammenhang mit dem McCarrick-Bericht des Vatikans die Frage stellte, warum der ehemalige Kardinalstaatssekretär Sodano nicht angehört wurde. Der Bericht sollte Klarheit zu den schweren Anschuldigungen des ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA schaffen, klärte in Wirklichkeit aber nichts, sondern verschleierte noch mehr. Msgr. Viganò stellte die Frage in den Raum, was Kardinal Sodano über McCarrick wußte und warum er trotzdem dessen Aufstieg nicht verhinderte.
In diesem Zusammenhang wiesen bereits Enthüllungen durch WikiLeaks von Julian Assange in eine bestimmte Richtung. Dabei geht es um undurchsichtige Geldflüsse in zweistelliger Millionenhöhe. Geld ist bekanntlich Macht. Das zeigte sich beim unsäglichen Gründer des Ordens der Legionäre Christi Marcial Maciel Degollado und ebenso beim nicht minder unsäglichen Kardinal Theodore McCarrick. Beide scheinen sich durch üppige Geldzuwendungen an einflußreiche Personen im Vatikan abgesichert zu haben, und sie verhinderten auf diese Weise Ermittlungen und Sanktionen.
Laut dem britischen Historiker Henry Sire, der unter dem Pseudonym Marcantonio Colonna das explosive Buch „Der Diktatorpapst“ veröffentlichte und dafür aus dem Malteserorden ausgeschlossen wurde, stellte Maciel dem damaligen Kardinalstaatssekretär Sodano stolze Geldsummen zur Verfügung. Die Geldflüsse von McCarrick wurden nie untersucht. Der McCarrick-Bericht verhinderte auch das.
Das Corona-Narrativ
In den letzten Tagen hatte sich der Gesundheitszustand von Kardinal Sodano verschlechtert. Auch das Corona-Narrativ durfte nicht fehlen, so behauptete die italienische Presseagentur ANSA einen Zusammenhang mit einer vor „kurzem erfolgten Covid-19-Infektion“. Tatsächlich war der Kardinal im Zuge von Untersuchungen routinemäßig mittels PCR-Test positiv getestet worden, was bekanntlich nichts aussagt.
Tatsächlich schwächte ANSA ihren suggerierten Zusammenhang gleich selbst wieder ab mit dem Hinweis: „Die Krankheit gesellte sich zu anderen Krankheiten, an denen der berühmte Kardinal schon seit einiger Zeit litt“. Die Pseudo-Pandemie ist eben primär ein Produkt der Mainstream-Medien, dem bleiben diese wider jede Evidenz treu. Der Kardinal war dreifach mit dem experimentellen Spike-Präparat „geimpft“ und gehörte zur schweigenden Schar der Kirchenmänner, die kein Wort der Kritik an den willkürlichen und unverhältnismäßigen Härten der Corona-Maßnahmen von Papst Franziskus fand.
Am 27. Mai ist Angelo Kardinal Sodano in der römischen Columbus-Klinik, die seit 2021 zur Stiftung der Universitätsklinik Agostino Gemelli gehört, im 95. Lebensjahr verstorben.
Requiescat in pace.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/MiL