(Rom) Eugenio Scalfari, der atheistische Freund von Papst Franziskus legte ein neues Buch vor, das verdeutlicht, worum es ihm – mit Hilfe von Franziskus – geht. Das Buch „Il Dio unico e la società moderna“ (Der eine Gott und die moderne Gesellschaft, Einaudi, 2019) enthält alle Aussagen des regierenden Papstes, die in der Vergangenheit in der Kirche für erhebliche Irritationen sorgten und wohl noch sorgen werden. Scalfari beharrt auf ihrer Authentizität – unwidersprochen.
Eugenio Scalfari ist um zwölf Jahre älter als das katholische Kirchenoberhaupt. Wie läßt sich ihr Verhältnis, das offensichtlich bewußt von einer Aura des Unklaren und Undurchsichtigen umgeben ist, beschreiben? Am ehesten als kongenial, da eine gewisse Geistesverwandtschaft nach sechs Jahren der unregelmäßigen, aber trotz aller Kritik fortdauernden „Zusammenarbeit“ kaum bestritten werden kann.
Scalfari gilt seit den 70er Jahren als Doyen des italienischen Linksjournalismus. Damals gründete er links vom großbürgerlich-liberalen Corriere della Sera seine eigene Tageszeitung, La Repubblica. Scalfari selbst machte seit den 50er Jahren jeden gesellschaftspolitischen Kampf mit, der das Land ein Stück weiter nach links führen sollte. Zielscheibe seines medialen Aktivismus waren neben der politischen Rechten vor allem die Unauflöslichkeit der Ehe, die Unantastbarkeit eines Menschenlebens und immer wieder die katholische Kirche und ihre Dogmen. In vielen Kämpfen war er als außerparlamentarischer Wortführer erfolgreich: in den 70er Jahren wurden Scheidung und Abtreibung legalisiert, vor wenigen Jahren auch „Homo-Ehe“ und Euthanasie.
In allen genannten Punkten war die Kirche, von ihm als organisierter Hort des Widerstandes gegen seine Zielsetzungen gesehen, der erklärte Gegner. Mit seiner Zeitung unterstützte er konsequent eine Minderheit in der Kirche, die seinen Überzeugungen nahestand. Er bot ihr breiten Raum, während auf denselben Seiten die gemeinsamen Gegner in der Kirche, die „Dogmenfixierten“ und „Paragraphenreiter“, Papst Franziskus würde von den „Schriftgelehrten“ sprechen, attackiert wurden.
Scalfari, der zwar die Chefredaktion längst abgegeben hat, behielt sein Gewicht und seine Kolumne. Manche, auch Katholiken, vom Vorwurf eingelullt, Verschwörungstheorien zu verbreiten, hören es nicht gerne, doch für Scalfari ist es wichtig: Er ist stolz auf seine freimaurerische Abkunft. Über seine eigene Logenzugehörigkeit schweigt er sich zwar aus, verweist aber gerne darauf, daß bereits sein Großvater und sein Urgroßvater und sein Urur… beschürzte Brüder und Logengründer waren. „Meine Vorfahren gründeten Logen in der gesamten Gegend von Catanzaro“, wird er in dem vor zwei Wochen erschienenen Buch von Antonio Gnoli und Francesco Merlo „Grand Hotel Scalfari. Confessioni libertine su un secolo di carta“ (Grand Hotel Scalfari. Libertine Bekenntnisse über ein Jahrhundert Papier”, Marsilio Editori, 2019) zitiert. Scalfari selbst zitiert im Buch einen Freimaurerfreund, der über seinen Großvater, einen „überzeugten Sozialisten“, sagte, er sei „wie ein alter Luzifer gewesen, der sich entflammt“. Ähnliche Anspielungen finden sich zahlreich in diesem Buch, während er deutlicher als bisher andeutet, gleich nach dem Krieg in San Remo in die Loge eingetreten zu sein. Er tut dies, nicht ohne Hinweis, daß 1874 in San Remo die Loge Liguria gegründet wurde, Vorgängerin der heute dort arbeitenden Logen, und die Zeitung Lucifero (Luzifer) herausgab. Luzifer ist für die Logenbrüder nicht das personifizierte Böse des Christentums, sondern der „Lichtbringer“, der in Logen angebetet und nach dessen Kenntnissen gestrebt wird.
Der eine Gott für die eine Weltreligion
Noch neueren Datums, als die erwähnten „Bekenntnisse“ ist das jüngste Buch Scalfaris: „Der eine Gott und die moderne Gesellschaft“. Es ist seit Dienstag, 5. November, im Buchhandel und trägt den Untertitel:
„Begegnungen mit Papst Franziskus und Kardinal Carlo Maria Martini“.
Die Kombination der beiden Jesuiten Bergoglio und Martini, die 2005 gemeinsam im Konklave saßen und sich bemühten, die Wahl des damaligen Glaubenspräfekten Joseph Ratzinger zum Papst zu verhindern, sticht sofort ins Auge. Martini, der Gegenspieler von Papst Johannes Paul II. und ewige „Ante-Papa“ (künftige Papst), wie er sich selbst nannte und dabei bewußt mit der Nähe zum Begriff „Anti-Papa“ (Gegenpapst) kokettierte, mußte aber erkennen, daß seine Zeit nicht mehr kommen würde. Er hatte keine Aussicht, eine Mehrheit der Kardinäle hinter sich zu versammeln, so verschob er seine Stimmen auf Bergoglio. Dieser blieb zwar deutlich hinter Ratzinger zurück, war damit aber nach Stimmen sein wichtigster Konkurrent geworden.
Kardinal Martini war das progressive Gegengewicht zum „restaurativen“ Doppel-Pontifikat von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. In seinem letzten Interview, das er erst nach seinem Ableben im Corriere della Sera veröffentlichen ließ – Martini starb im August 2012 –, hinterließ er sein geistiges Vermächtnis: Die Kirche müsse endlich den „Rückstand“ von 200 Jahren aufholen. Mit anderen Worten: Sie habe die Französische Revolution von 1789 nachzuholen und sich zu eigen zu machen.
Genau an dieser Stelle setzt Scalfari in seinem neuen Buch an:
„Das Problem der Modernisierung der Kirche stellt sich historisch alle zwei oder drei Jahrhunderte, und es ist deshalb, daß das Christentum mehr als 2000 Jahre standgehalten hat und noch immer existiert. Jetzt ist die Notwendigkeit gegeben, die Kirche zu modernisieren, indem sie der Gesellschaft angepaßt wird.“
Die Modernisierung, verstanden als Anpassung an die heutige Gesellschaft, ist ein roter Faden, der das Buch durchzieht. Der zweite rote Faden ist die Globalisierung im Sinne des Universalismus, allerdings weniger des christlichen, sondern dem der Freimaurerei. So explizit sagt es Scalfari zwar nicht, aber ausreichend deutlich, wenn man sich Lessings Ringparabel mitdenkt.
Die Anpassung der Kirche soll, so Scalfari, nicht an irgendeine, beispielsweise die christliche Gesellschaft erfolgen, sondern an die „Gesellschaft, die die Welt bildet“, an eine „Weltgesellschaft“. Und diese, so der 95 Jahre alte Journalist, „hat auch ihre Religionen“. Einige davon seien monotheistisch, „aber mit einem eigenen Gott, der nicht der der Bibel und vor allem nicht der Evangelien ist“.
„Der Papst, den wir heute haben, dem in der Zeit das Wirken von Kardinal Martini vorausging, der sein Freund war zur Zeit der Konklaven, bekräftigt ständig, daß der Schöpfergott ein und derselbe ist in der ganzen Welt. Es kann keinen Gott geben, der Eigentum eines Volkes ist. Historisch gibt es diese Situationen zwar in einer großen Zahl von Staaten, aber was Papst Franziskus sagt, das stimmt für jene, die an einen Gott glauben: dieser Gott ist einer allein, die Epoche der Götter liegt inzwischen schon 2000 Jahre zurück und hat jeden Sinn verloren.“
Das sei „das Besondere an Papst Franziskus“, weshalb Scalfari seine Gespräche mit dem Papst und die ihnen vorausgegangenen Gespräche mit Kardinal Martini nun in Buchform veröffentlichte. Am Dienstag wurde es zusammen mit der Ausgabe der Repubblica verteilt.
Darin abgedruckt sind alle Kolumnen, die er im Laufe der Jahre über seine Begegnungen mit Franziskus und zuvor schon mit Kardinal Martini schrieb. Enthalten sind somit auch alle von Scalfari Papst Franziskus in direkter Rede zugeschriebenen Aussagen, die in der Kirche hochumstritten sind und als „skandalös“ oder sogar „häretisch“ kritisiert wurden. Da es sich um den Papst handelt, wurde die teils empörte Kritik kirchlicher Vertreter mehr unter Ausschluß der Öffentlichkeit und oft sogar hinter vorgehaltener Hand geäußert. Die öffentlich geäußerte Kritik läßt aber ausreichend deutlich erkennen, wie brisant und heiß die Sache ist: entweder das Vorgehen Scalfaris oder die Überzeugungen von Papst Franziskus.
Das Buch enthält alles, was der Vatikan in den vergangenen sechseinhalb Jahren vorsichtig und sinngemäß als „nicht ganz glaubwürdig“ bezeichnete, ohne sich bisher aber eindeutig zu distanzieren.
Aus dem Mund des neuen Vatikansprechers Matteo Bruni klang das zur jüngsten Scalfari-Kolumne über Papst Franziskus vom 9. Oktober 2019 so:
„Wie bereits bei anderen Gelegenheiten gesagt wurde, können die Worte, die Dr. Eugenio Scalfari dem Heiligen Vater aus den Gesprächen mit ihm in Anführungszeichen zuschreibt, nicht als getreue Wiedergabe des tatsächlich Gesagten betrachtet werden, sondern stellen vor allem eine persönliche und freie Interpretation dessen dar, was er gehört hat, wie es aus dem ganz offensichtlich erscheint, was heute bezüglich der Gottheit Jesu Christi geschrieben steht.“
Ein klares Dementi war das ebensowenig wie schon zuvor jene der Bruni-Vorgänger Greg Burke und P. Federico Lombardi SJ. Katholisches.info schrieb zur Bruni-Stellungnahme, mit der man im Vatikan die Sache schnell vom Tisch haben wollte:
„Will der Vatikansprecher damit sagen, Scalfari sei ein seniler Hochbetagter oder gar böswillig? Oder wollte er nur äußern, daß der Doyen des italienischen Linksjournalismus nicht mehr gut hört und in gutem Glauben sich etwas zusammenreimt, was Franziskus so weder gesagt noch gemeint hat?“
Franziskus und Scalfari – ein kongeniales Duo?
Obwohl der Papst durch eine ihm direkt zugeschriebene Aussage schwer kompromittiert wurde, und sich ein solcher Vorfall seit der ersten Veröffentlichung Scalfaris im Oktober 2013 bei jeder Begegnung wiederholte, schweigt das Kirchenoberhaupt und scheint nie ernsthaft in Erwägung gezogen zu haben, die Gespräche mit einem – stimmen die Aussagen der Vatikansprecher – so unseriösen und unglaubwürdigen Journalisten zu beenden.
Das Verhalten des Papstes und die zurückhaltende Reaktion der subalternen Vatikanbeamten läßt vielmehr die Annahme zu, daß Scalfari das Sprachrohr des derzeitigen Kirchenoberhauptes ist, um besonders brisante Neuerungen wie Versuchsballons starten zu lassen. Wenn ihr Verhältnis als „kongenial“ beschrieben wurde, dann auch deshalb, weil die Zusammenarbeit auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint. Scalfari teilt die Aussagen des Papstes, da sie seinem Denken entsprechen. Er verdeutlicht sie wahrscheinlich auch etwas, woran ihn der Vatikan nicht hindert. Franziskus bedient sich des Journalisten, um seine Botschaften auszusenden, und Scalfari erfreut sich, daß eine weit gewichtigere Stimme als er selbst sagt, was er auch sagen will und trägt dies bereitwillig in die Welt hinaus.
Die Aura des Ungeklärten und vermeintlicher Ungereimtheiten, welche die Gespräche und mehr noch die Berichte darüber umgibt, erlaubt es jederzeit, nach Bedarf dosierte Rückzieher zu machen, sollten die Wogen zu sehr hochgehen. Das ist aber gar nicht der Fall, weil die Authentizität der Aussagen von vatikanischer Seite im Unklaren gelassen wird, während Scalfari ungehindert die Authentizität derselben behaupten kann, die in der Öffentlichkeit ihre Kreise ziehen und Wirkung entfalten.
Scalfari gibt zudem offen zu, frei aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren, versichert aber, den Inhalt der päpstlichen Aussagen getreu wiederzugeben. Zudem, so seine ebenso unwidersprochene Darstellung im November 2013, habe er selbstverständlich dem Papst vor Drucklegung den Text vorgelegt.
Die jüngste Kolumne zu seinen Begegnungen mit Papst Franziskus veröffentlichte Scalfari zum Auftakt der Amazonassynode. Darin berichtete er, Papst Franziskus habe zugegeben, daß Jesus nicht der Sohn Gottes sei. Die Gottessohnschaft ist der Knackpunkt, der das Christentum von den anderen monotheistischen, neuerdings „abrahamitisch“ genannten Religionen, vom Judentum und vom Islam, trennt – und zwar unüberbrückbar. Beide anderen Religionen lehnen entschieden ab, daß Gott einen Sohn hat. Im Rahmen beider Religionen wurden schwerwiegende Verleumdungen gegen Jesus Christus in die Welt gesetzt und bis heute nicht zurückgenommen.
Die „Angleichung“ an die anderen Religionen durch Verzicht auf das Trennende, eine heute gepriesene, ja geforderte zivile „Tugend“, würde den entscheidenden Unterschied einebnen und eine Einschmelzung in der Vielfalt zur einen Weltreligion der Weltgesellschaft möglich machen. Der „eine Gott“ könnte nach diesem Modell dann auch problemlos der freimaurerische „Große Baumeister aller Welten“ sein.
Entsprechend – und trotz des zitierten „Dementi“ des Vatikansprechers – enthält das neue Scalfari-Buch auch die Aussage von Papst Franziskus, in der die Gottheit Jesu Christi in Frage gestellt wird.
Die zentrale Botschaft – dritter Abdruck innerhalb eines Monats
La Repubblica stellte das Buch in der Dienstagausgabe auf zwei ganzen Seiten vor. Dazu gehört auch der erneute und unveränderte Abdruck dieser jüngsten Kolumne vom 9. Oktober, die – rechnet man das Buch hinzu – damit innerhalb von einem Monat schon dreimal veröffentlicht wurde. Für Scalfari enthält sie offenbar die wichtigste der Botschaften, die ihm von Franziskus anvertraut wurden, wichtiger noch als die Abschaffung der Wahrheit (Oktober 2013), der Sünde (Dezember 2013), die Abschaffung der Ungleichheit (2016) und die Abschaffung der Hölle (2017).
Die eine Weltreligion stellt offenbar den bisher krönenden Abschluß in der Entfaltung des Franziskus-Lehramtes nach Scalfari dar. Im November 2016 begrüßte Franziskus Scalfaris Wort vom „universalen Mestizentum“, das durch globale Rassenvermischung eine Weltbevölkerung entstehen lasse.
Im September 2017 verdeutlichte Scalfari den Gedanken:
„In der globalen Gesellschaft, in der wir leben, siedeln sich ganze Völker in dieses oder jenes Land um, und es wird sich Schritt für Schritt, je mehr Zeit vergeht, eine Art von immer mehr integriertem ‚Mestizentum‘ schaffen. Er [Franziskus] sieht darin eine positive Sache, wo die einzelnen Personen und Familien und Gemeinschaften immer mehr integriert und die verschiedenen Volksgruppen verschwinden werden, und der Großteil unserer Erde von einer Bevölkerung mit neuen physischen und spirituellen Merkmalen bewohnt sein wird. Es wird Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende brauchen, bis ein solches Phänomen umgesetzt sein wird, aber – laut den Worten des Papstes – das ist die Richtung. Er predigt nicht zufällig den einzigen Gott, das heißt, einen für alle. Ich bin nicht gläubig, aber ich erkenne in den Worten von Papst Franziskus eine Logik: ein einziges Volk und ein einziger Gott. Es gab bisher kein religiöses Oberhaupt, das der Welt diese seine Wahrheit gepredigt hätte.“
Den Aspekt der Religion verdeutlichte Scalfari in seiner Kolumne vom 9. Oktober: Der eine Gott sei der alleinige Schöpfer, auch Jesus sei sein Geschöpf. Irgendwann habe Gott sich entschieden, Mensch zu werden, was aber – laut Scalfari – eine geistige Sache sei, indem Gott sich des Menschen Jesus bedient habe, so wie der Engel in Saulus auf dem Weg nach Damaskus hineingefahren sei und ihn zum Paulus gemacht habe – immer laut Scalfari. Die christliche Lehre besagt anderes.
Wörtlich schreibt der Journalist über Papst Franziskus:
„Der Papst ist der erste, der die Einzigartigkeit Gottes Tag für Tag vertritt. An einen Gott zu denken, der Eigentum eines Volkes ist, aber nicht anderer, ist sinnwidrig.“
Ein Gott für alle, allerdings nicht im Sinne der vom Christentum gelehrten Bekehrung, sondern der einen Weltreligion für die eine (mestizische) Weltgesellschaft. Ist erst die Hürde des Gottessohnes beseitigt, stünde laut Scalfari dieser Entwicklung nichts mehr im Wege, denn dieses Denken sei „perfekt logisch für jemand, der an einen Gott glaubt“. Er wird noch deutlicher: Hat sich erst das Verständnis durchgesetzt, daß alle, die an einen Gott glauben, zwangsläufig an denselben Gott glauben, wenn auch verschieden in den Zeremonien und in der Erscheinung, dann sollten die verbliebenen Unterschiede „überwindbar sein“:
„Papst Franziskus macht es jeden Tag vor, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten: er umarmt die Muslime, er umarmt natürlich die Juden, von den Protestanten ganz zu schweigen, da Christen, aber mit verschiedenen Verhaltensweisen.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: La Repubblica/Verlage (Screenshot)
Eugenio Scalfari ist zwar hochbetagt, aber offensichtlich noch sehr klar im Kopf. Und irgendwie böswillig scheint er auch noch zu sein – aber nicht gegenüber seinem Freund Franziskus, sondern per se gegenüber der katholischen Kirche, deren Freund er nie im Leben war.
Auch dürfte der beschlagene Doyen des italienischen Linksjournalismus noch ganz gut hören – notfalls mit Hilfe eines gut funktionierenden Hörgeräts, das man technisch sicher problemlos mit einem Aufnahmegerät kombinieren könnte. Weil sich ein so erfahrener Medineprofi wie Scalfari wohl kaum auf Dauer dem Vorwurf der Lüge aussetzen wird, werden zu gegebener Zeit bestimmt auch die heimlich mitgeschnittenen Gespräche sowohl schriftlich als auch akustisch vorgelegt werden.
Scalfaris familiäre Freimaurer-Verwurzelung und die daraus zu ziehenden Schlüsse werden von Giuseppe Nardi plausibel aufgezeigt. Es ist offensichtlich, dass der amtierende Papst mit frühem peronistischen Hintergrund und der freimaurerisch-liberalistische Atheist/Agnostiker Scalfari es „gut miteinander können“, vielleicht sogar eine Art Symbiose eingegangen sind und sich somit gegenseitig befruchten.
So ist inzwischen auch davon auszugehen, dass die soeben zu Ende gegangene amazonische „Pachamama“-Synode in dieses Geflecht verwoben ist mit dem – freilich utopischen – letzten Ziel der Eine-Welt-Herrschaft. Inwieweit darüber bereits ein entsprechender Austausch zwischen Scalfari und Bergoglio stattgefunden hat und ob davon demnächst auch noch etwas an die Öffentlichkeit kommt, bleibt mit Spannung abzuwarten. Möglich ist inzwischen ja nahezu alles. Die Wirklichkeit übertrifft manchmal sogar die abenteuerlichsten Spekulationen.
Ich bin des Italienischen leider nicht mächtig und hoffe daher, dass sich ein Verlag findet, der dieses Buch möglichst bald in deutscher Übersetzung herausgibt.
Zur Artikel-Überschrift „Der eine Gott und die moderne Gesellschaft“ ist mir mittlerweile noch etwas eingefallen: Hat nicht gewissermaßen einen ersten Anstoß dazu bereits Hans Küng mit seinem 1990 erstveröffentlichten Buch „Projekt Weltethos“ gegeben?