Das Geheimnis der Römischen Trilogie

Roberto de Matteis neues Buch über die Freimaurerei


Freimaurerei: Das neue Buch von Roberto de Mattei schildert das kirchenfeindliche Klima, das nach 1870 im geeinten Königreich Italien herrschte.
Freimaurerei: Das neue Buch von Roberto de Mattei schildert das kirchenfeindliche Klima, das nach 1870 im geeinten Königreich Italien herrschte.

1893 war aus finan­zi­el­len Grün­den und über nicht ganz durch­schau­ba­re Emp­feh­lun­gen dem frei­mau­re­ri­schen Groß­ori­ent von Ita­li­en gelun­gen, einen Teil des berühm­ten Palaz­zo Borg­he­se in Rom anzu­mie­ten. Zwei Jah­re spä­ter konn­te Fürst Sci­pio­ne Borg­he­se eine Klau­sel im Miet­ver­trag gel­tend machen, die es ihm erlaub­te, die gan­ze Immo­bi­lie zurück­zu­er­hal­ten und die unge­wöhn­li­chen Mie­ter wie­der los­zu­wer­den. Als der Fürst die Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de der Frei­mau­rer ent­fer­nen ließ, stand man vor einer Tür, die ver­schlos­sen war. Nur die Dro­hung, die Poli­zei zu rufen und die Tür auf­bre­chen zu las­sen, zei­tig­te Erfolg. Die dama­li­gen Zei­tun­gen berich­te­ten, was in dem Raum gefun­den wurde. 

Palazzo Borghese
Palaz­zo Borghese
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Die Wän­de waren mit schwar­zem und rotem Damast ver­klei­det. In dem Raum befand sich ein Altar, über dem ein Wand­tep­pich mit einer gro­ßen Luzi­fer-Dar­stel­lung hing. Es war eine Dar­stel­lung des Luci­fer Tri­um­phans.  Auf dem Altar befand sich eben­falls eine Luzi­fer-Sta­tue umge­ben von schwar­zen Ker­zen. Der Raum wur­de von einer Lam­pe erhellt, die in Form eines drei­ecki­gen Auges von der Decke hing. Vor dem Altar stan­den meh­re­re kost­bar ver­zier­te Knie­sche­mel für die Anbetung.

Die anti­kle­ri­ka­len Kräf­te, unter denen die Frei­mau­rer füh­rend waren, zeig­ten damals Fah­nen und Stan­dar­ten mit Luzi­fer-Dar­stel­lun­gen ganz öffent­lich, wenn sie auf die Stra­ßen gegen die katho­li­sche Kir­che agi­tier­ten. P. Maxi­mi­li­an Kol­be wur­de in Rom als jun­ger Theo­lo­gie­stu­dent im Herbst 1917 Augen­zeu­ge einer Frei­mau­rer-Pro­zes­si­on.

Eine ande­re Epi­so­de ver­an­schau­licht das anti­kle­ri­ka­le Kli­ma, das im damals soeben gewalt­sam geein­ten Ita­li­en herrschte.

Am 7. Febru­ar 1878 war Papst Pius IX., der letz­te Mon­arch des Kir­chen­staa­tes, gestor­ben, der zwi­schen 1860–1870 stück­wei­se durch die ita­lie­ni­schen Trup­pen und von Giu­sep­pe Gari­bal­di ange­führ­te Frei­scha­ren erobert und zer­schla­gen wur­de. Pius IX. war zunächst in der Gruft der Päp­ste im Peters­dom bestat­tet wor­den. Der Papst hat­te testa­men­ta­risch ver­fügt, in der Basi­li­ka San Loren­zo fuo­ri le mura begra­ben zu wer­den. Wegen der kir­chen­feind­li­chen Span­nun­gen, die im neu­en König­reich Ita­li­en domi­nier­ten, war nicht dar­an zu den­ken, die­sen letz­ten Wil­len zu erfüllen.

Es ver­gin­gen drei Jah­re, ehe man sich an die Umset­zung wag­te. Nach­dem alle Vor­be­rei­tun­gen getrof­fen wor­den waren, fand in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 1881 in beschei­de­ner Pro­zes­si­on die Über­füh­rung des Leich­nams statt. Alles soll­te mög­lichst geheim statt­fin­den, um den Staat nicht zu pro­vo­zie­ren und schon gar nicht die Orga­ni­sa­tio­nen der Kir­chen­fein­de, dar­un­ter vor allem die Logen. Die Päp­ste hat­ten Rom mehr als ein­tau­send Jah­re regiert und nun muß­ten die sterb­li­chen Über­re­ste des letz­ten Regen­ten fast schlei­chend durch die Stra­ßen und Gas­sen gefah­ren wer­den. Nicht ohne Grund.  Als der Lei­chen­zug den Tiber über­que­ren woll­te, wur­de er von einer Hor­de erwar­tet. 300 Kir­chen­fein­de, mit Stöcken bewaff­net, woll­ten die Wei­ter­fahrt ver­hin­dern. In Sprech­chö­ren schrien sie: „Werft das Schwein von Papst in den Fluß“. Sie grif­fen den Lei­chen­zug an und ver­such­ten den Sarg in den Tiber zu stür­zen. Die Katho­li­ken, die den Zug beglei­te­ten, konn­ten mit Mühe den Angriff abweh­ren. Sol­da­ten muß­ten ein­grei­fen, um die Wei­ter­fahrt zu ermöglichen.

„Römische Trilogie“ von Roberto de Mattei
„Römi­sche Tri­lo­gie“ von Rober­to de Mattei

Der Histo­ri­ker und bekann­te katho­li­sche Intel­lek­tu­el­le Rober­to de Mat­tei beschreibt die­ses Kli­ma in sei­nem neue­sten Buch: Tri­lo­gia roma­na (Römi­sche Tri­lo­gie, Ver­lag Sol­fa­nel­li, 160 Sei­ten, 12 Euro). De Mat­tei wähl­te dafür nicht nicht die Form einer histo­risch-wis­sen­schaft­li­chen Dar­stel­lung, son­dern die einer Erzäh­lung. Die Frei­heit der Erzäh­lung ist jedoch von zahl­rei­chen, kaum bekann­ten, histo­ri­schen Fak­ten und Details durch­setzt. Sie bil­den die Grund­la­ge und den Rah­men der Erzählung.

So fin­det sich dar­in ein Gespräch zwi­schen Kar­di­nal Giu­sep­pe Mez­zo­fan­ti, einem hyper­po­ly­glot­ten Genie – das 78 Spra­chen ver­ste­hen, 39 flie­ßend spre­chen und 30 fast per­fekt schrei­ben konn­te – mit dem Histo­ri­ker Jac­ques Cré­ti­neau-Joly. Cré­ti­neau-Joly war der Histo­ri­ker der Geheim­ge­sell­schaf­ten. Ihm sag­te der Kar­di­nal: „Gott ist das Sein, wäh­rend die Geheim­ge­sell­schaf­ten uns bei­brin­gen wol­len, daß das Nichts das gro­ße Geheim­nis des Uni­ver­sums ist“.

Aus dem Buch erfährt man, daß die bekann­te Päd­ago­gin Maria Montesso­ri ein Ver­hält­nis mit dem Psych­ia­ter Giu­sep­pe Mon­te­sa­no hat­te. Am 31. März 1898 wur­de aus der Bezie­hung ein Sohn gebo­ren, der jedoch ihre Kar­rie­ren stör­te. Daher ver­schwand das Kind  der „Kin­der­freun­din“ in einem Heim, regi­striert als „Kind von unbe­kannt“. Montesso­ri und Mon­te­sa­no han­del­ten wie ein ande­rer berühm­ter Erzie­her und „Men­schen­freund“, Jean-Jac­ques Rous­se­au, der sei­ne Kin­der in ein Wai­sen­haus steckte.

Annie Besant als Hochgradfreimaurerin des 33. Grades im Schottischen Ritus
Annie Besant als Frei­mau­re­rin des 33. Hochgrades

Im neu­en Buch von Rober­to de Mat­tei begeg­net der Leser auch Annie Besant (1847–1933), die auf Hele­na Blava­ts­ky an der Spit­ze der Theo­so­phi­schen Gesell­schaft folg­te. Besant war in ihrer Jugend Femi­ni­stin, Grün­de­rin der Mal­thu­si­an League für Gebur­ten­kon­trol­le und Fabi­an-Sozia­li­stin. Spä­ter, nach­dem sie Blava­ts­ky ken­nen­ge­lernt hat­te, behaup­te­te sie, in einem vor­he­ri­gen Leben ein Affe gewe­sen zu sein, der Bud­dha das Leben geret­tet habe und daher in einem näch­sten Laben als Mensch wie­der­ge­bo­ren wur­de. Sie sei, so Besant über sich selbst, die Wie­der­ge­burt von Giord­a­no Bru­no. Im Gegen­satz zu ihrer Vor­gän­ge­rin ver­füg­te sie aber nicht über Kräf­te eines „Medi­ums“.

Ihr steht eine Domi­ni­ka­ner-Ter­tia­rin gegen­über, Giu­sep­pi­na Beret­to­ni (1875–1927), die über die Gabe der Bilo­ka­ti­on ver­füg­te und direk­te Zwie­spra­che mit der Got­tes­mut­ter hielt. Sie ver­ließ ihr Klo­ster an der Kir­che San Car­lo al Car­so in Rom nie und wur­de den­noch an ver­schie­de­nen Orten gese­hen, wo sie Men­schen zu Hil­fe kam.

De Mat­tei schil­dert auch die Pri­miz, die erste Hei­li­ge Mes­se, die der Moder­nist Don Erne­sto Bonai­uti (1881–1946), im Jahr 1903 in der römi­schen Kir­che Chie­sa Nuo­va (San­ta Maria in Val­li­cel­la) zele­brier­te. Als Mini­strant assi­stier­te ihm der jun­ge Giu­sep­pe Ron­cal­li, sein Jahr­gangs­kol­le­ge. Bei­de hat­ten zur sel­ben Zeit am Römi­schen Prie­ster­se­mi­nar all’A­pol­li­na­re stu­diert. Mit dem Namen Johan­nes XXIII. soll­te Ron­cal­li, als Bonai­uti bereits tot war, den Papst­thron bestei­gen. Bonai­uti war von Msgr. Umber­to Benig­ni, einem erklär­ten Anti-Moder­ni­sten und Grün­der des Soda­li­ti­um Pia­num, als Nach­fol­ger für sei­nen Lehr­stuhl für Kir­chen­ge­schich­te vor­ge­schla­gen wor­den. Benig­ni ahn­te nichts von dem Sin­nes­wan­del sei­nes Schü­lers, der die Sei­ten wech­sel­te und schließ­lich exkom­mu­ni­ziert wurde.

Fürst Leone Caetani
Fürst Leo­ne Caetani

Der eigent­li­che Begrün­der des ita­lie­ni­schen Moder­nis­mus war aber der Prie­ster Sal­va­to­re Minoc­chi (1869–1943). Sein Mit­bru­der und Freund Don Romo­lo Mur­ri (1870–1944) war „der Vor­den­ker der dama­li­gen Christ­de­mo­kra­tie“ und ein frü­her Ver­fech­ter einer Ver­bin­dung von Chri­sten­tum und Sozia­lis­mus. Bei­de gaben ihr Prie­ster­tum auf und lie­ßen sich lai­sie­ren. Minoc­chi hei­ra­te­te 1911 stan­des­amt­lich Fla­via Cor­ra­di­ni Cial­di­ni, mit der er zwei Kin­der hat­te. Mur­ri tat es ihm gleich und hei­ra­te­te im Jahr dar­auf Rag­nhild Lund, die Toch­ter des nor­we­gi­schen Senats­prä­si­den­ten. Trau­zeu­ge war Fürst Leo­ne Cae­ta­ni, ein bekann­ter Islam­kund­ler, des­sen Frei­den­ker­tum de Mat­tei zahl­rei­che Sei­ten wid­met. „Deren Lek­tü­re lohnt sich, um die­se beun­ru­hi­gen­de Per­sön­lich­keit wirk­lich ken­nen­zu­ler­nen“, so der Publi­zist Rino Cammilleri.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana/​Wikicommons

 

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