Das sittliche Problem des Atomkrieges

Der Zweck heiligt nicht die Mittel


Atomkrieg Atombombe

Von Rober­to de Mattei*

Anzei­ge

Der Krieg zwi­schen Isra­el und Iran, der sich mit jenem zwi­schen Ruß­land und der Ukrai­ne über­schnei­det, macht die inter­na­tio­na­le Lage zuneh­mend beun­ru­hi­gend. Wir las­sen hier­bei den histo­ri­schen, poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Kon­text, aus dem die­se Krie­ge her­vor­ge­gan­gen sind und sich wei­ter­ent­wickeln, bei­sei­te und ver­wei­len bei dem sitt­li­chen Pro­blem, das sich am Hori­zont abzeichnet.

In der Zeit des Kal­ten Krie­ges wur­de das Gleich­ge­wicht zwi­schen den bei­den Super­mäch­ten, den Ver­ei­nig­ten Staa­ten und der Sowjet­uni­on, durch die Stra­te­gie der Abschreckung, oder der soge­nann­ten wech­sel­sei­ti­gen gesi­cher­ten Ver­nich­tung (mutu­al assu­red des­truc­tion – MAD), gewähr­lei­stet. Die Atom­waf­fen stell­ten auf­grund ihres zer­stö­re­ri­schen Poten­ti­als ein Mit­tel dar, um den Feind von einem Angriff abzu­hal­ten, der eine ver­hee­ren­de Ant­wort zur Fol­ge gehabt hät­te. Die nuklea­ren Arse­na­le hat­ten als ein­zi­gen Zweck, „die Atom­waf­fen zunich­te­zu­ma­chen“ (Her­man Kahn, Phi­lo­so­phie des Atom­kriegs, dt. Ausg., Il Borg­he­se, Mai­land 1966, S. 138).

In der post­mo­der­nen Epo­che nach dem Zusam­men­bruch der Ber­li­ner Mau­er gibt es jedoch kei­ne all­ge­mein aner­kann­ten inter­na­tio­na­len Regeln mehr. Der Ein­satz nuklea­rer Waf­fen wird heu­te, bei­spiels­wei­se von Wla­di­mir Putin, als Mit­tel in Betracht gezo­gen, das mili­tä­ri­sche Ungleich­ge­wicht im Bereich kon­ven­tio­nel­ler Waf­fen aus­zu­glei­chen – oder, wie im Fal­le Irans, als stra­te­gi­sches Ziel zur Ver­nich­tung des Staa­tes Isra­el. Eine der Regeln der Abschreckung bestand einst dar­in, den Namen der Bom­be nicht leicht­fer­tig aus­zu­spre­chen. Die der­zeit zu beob­ach­ten­de ver­ba­le Eska­la­ti­on könn­te rascher zu einem tat­säch­li­chen Krieg füh­ren, als man es sich vor­stel­len kann.

Die grund­le­gen­de Fra­ge, die sich nun stellt, lau­tet: Wäre eine nuklea­re Ant­wort auf einen nuklea­ren Angriff sitt­lich erlaubt, oder ist ein Atom­krieg an sich und in sei­nem Wesen unmo­ra­lisch, wie es Papst Fran­zis­kus ver­tritt, der am 24. Novem­ber 2019 in Hiro­shi­ma erklär­te: „Der Ein­satz von Atom­ener­gie zu Kriegs­zwecken ist unmo­ra­lisch, eben­so wie der Besitz von Atom­waf­fen.“ Ist dies die Leh­re der Kirche?

Um die­ses kom­ple­xe mora­li­sche Pro­blem zu lösen, muß dar­an erin­nert wer­den, daß die Kir­che über ein Jahr­tau­send hin­weg die Recht­mä­ßig­keit eines Krie­ges aus gerech­tem Anlaß gelehrt hat. Die­se Leh­re wur­de nach Augu­sti­nus und Tho­mas von Aquin in ihren ver­schie­de­nen Aspek­ten von den gro­ßen Theo­lo­gen der spa­ni­schen Zwei­ten Scho­la­stik ent­wickelt, wie dem Domi­ni­ka­ner Fran­cis­co de Vito­ria (1492–1546) und dem Jesui­ten Fran­cis­co Suá­rez (1548–1617), und im 20. Jahr­hun­dert von bedeu­ten­den katho­li­schen Moral­theo­lo­gen und Sozio­lo­gen wie Pater Anto­nio Mes­si­neo (1897–1978) und Don Johan­nes Mess­ner (1891–1984) dargelegt.

Die Neu­zeit hat jedoch die Ent­ste­hung und Ent­wick­lung von Waf­fen wie der nuklea­ren, che­mi­schen und bak­te­rio­lo­gi­schen Kriegs­füh­rung (ABC-Waf­fen) her­vor­ge­bracht, die sich nicht nur in ihrer Spreng­kraft, son­dern auch in ihrem Wesen von kon­ven­tio­nel­len Waf­fen unter­schei­den. Sie sind Mit­tel unter­schieds­lo­ser Zer­stö­rung, die Unschul­di­ge oder auch Kom­bat­tan­ten in einem Maße schä­di­gen, das in kei­nem Ver­hält­nis zu den mili­tä­ri­schen Zie­len steht.

Papst Pius XII. befaß­te sich mit die­ser Fra­ge in meh­re­ren Anspra­chen, vor allem jedoch in sei­ner Rede am 30. Sep­tem­ber 1954 vor dem VII. Welt­kon­greß katho­li­scher Ärz­te, in der er fragt:

„Ist der moder­ne ‚tota­le Krieg‘, ins­be­son­de­re der ABC-Krieg, vom Prin­zip her erlaubt? Es kann kein Zwei­fel dar­an bestehen, vor allem ange­sichts der Schrecken und des unge­heu­ren Lei­dens, das der moder­ne Krieg ver­ur­sacht, daß sei­ne Ent­fes­se­lung ohne gerech­ten Grund (das heißt, wenn er nicht durch eine offen­sicht­li­che, schwer­wie­gen­de und in kei­ner Wei­se ver­meid­ba­re Unge­rech­tig­keit auf­ge­zwun­gen wird) ein Ver­bre­chen dar­stellt, das streng­ste natio­na­le und inter­na­tio­na­le Sank­tio­nen ver­dient. Eben­so darf die Fra­ge nach der sitt­li­chen Zuläs­sig­keit des Atom‑, Che­mie- oder Bak­te­ri­en­kriegs nur unter der Bedin­gung gestellt wer­den, daß sei­ne Anwen­dung als abso­lut not­wen­dig zur Ver­tei­di­gung ange­se­hen wird. Aber auch dann muß mit allen Mit­teln ver­sucht wer­den, ihn durch inter­na­tio­na­le Über­ein­kom­men zu ver­mei­den oder sei­nen Ein­satz auf sehr kla­re und enge Gren­zen zu beschrän­ken, damit sei­ne Wir­kun­gen auf das strik­te Not­wen­di­ge zur Ver­tei­di­gung beschränkt blei­ben. Wenn jedoch der Ein­satz die­ses Mit­tels eine sol­che Aus­wei­tung des Übels nach sich zieht, daß es voll­stän­dig der mensch­li­chen Kon­trol­le ent­glei­tet, muß sein Gebrauch als unmo­ra­lisch ver­wor­fen wer­den. In einem sol­chen Fall han­delt es sich nicht mehr um Ver­tei­di­gung gegen Unrecht oder um den not­wen­di­gen Schutz recht­mä­ßi­gen Besit­zes, son­dern um die ein­fa­che und schlich­te Ver­nich­tung allen mensch­li­chen Lebens im Wir­kungs­be­reich. Dies ist unter kei­nem Vor­wand erlaubt.“ (Dis­cor­si e Radio­mess­ag­gi, Bd. XVI, S. 169)

Der Gebrauch von ABC-Waf­fen, so läßt sich aus den Wor­ten Pius’ XII. schlie­ßen, ist nur dann erlaubt, wenn die­ser durch eine äußerst schwe­re, in kei­ner Wei­se ver­meid­ba­re Unge­rech­tig­keit erzwun­gen wird, und wenn es mög­lich ist, die Aus­wir­kun­gen zu kontrollieren.

Abbé Don Ber­nard de Laco­ste Larey­mon­die, Direk­tor des Semi­nars von Écô­ne der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X., hat in einem Arti­kel aus dem Jah­re 2019 auf La Por­te Lati­ne die katho­li­sche Posi­ti­on zusammengefaßt:

„Nach dem fünf­ten Gebot Got­tes ist es nie­mals erlaubt, einen Unschul­di­gen unmit­tel­bar zu töten. Das ist in sich böse und eine Tod­sün­de gegen die Gerech­tig­keit. Des­halb ist es auch im Rah­men eines gerech­ten Krie­ges schwer­wie­gend unmo­ra­lisch, eine gro­ße Zahl von Zivi­li­sten zu töten, um den Feind zur Kapi­tu­la­ti­on zu zwin­gen. Wenn jedoch ein Unschul­di­ger indi­rekt getö­tet wird, ist die Fra­ge sub­ti­ler. Dies ist unter fol­gen­den Bedin­gun­gen erlaubt:

  1. Der Tod des Unschul­di­gen ist nicht gewollt, son­dern nur vor­her­ge­se­hen, erlaubt und gedul­det (Tho­mas von Aquin, Sum­ma Theo­lo­gi­ca, II–II, 64, 6);
  2. Der Tod des Unschul­di­gen bewirkt nicht das ange­streb­te Gute (Röm 3,8);
  3. Es liegt ein pro­por­tio­na­ler Grund vor (Sum­ma Theo­lo­gi­ca, II–II, 64, 7).“

„Letz­te­re Bedin­gung – so Abbé Larey­mon­die – dürf­te im Fal­le der Atom­bom­be meist nicht erfüllt sein. Wenn ich etwa eine wich­ti­ge feind­li­che Mili­tär­ba­sis bom­bar­die­re und dabei zwei oder drei Zivi­li­sten unab­sicht­lich töte, liegt eine pro­por­tio­na­le Ursa­che vor. Wenn ich jedoch, um fünf feind­li­che Sol­da­ten zu töten, das Risi­ko ein­ge­he, hun­der­te Zivi­li­sten zu töten, ist das nicht mehr ver­hält­nis­mä­ßig. Die Atom­bom­be ist extrem zer­stö­re­risch. Ihr Ein­satz ist nur dann sitt­lich erlaubt, wenn die Schä­den unter den Zivi­li­sten sehr begrenzt blei­ben. Daher ist es sehr schwer, die Bom­bar­die­run­gen von Hiro­shi­ma und Naga­sa­ki im August 1945 zu rechtfertigen.“

„Heißt das also, die Atom­bom­be sei an sich unmo­ra­lisch? Gewiß nicht. Die Mora­li­tät einer Waf­fe ergibt sich nicht aus ihrer Natur, son­dern aus dem Gebrauch, den die Men­schen von ihr machen. (…) Die Schwie­rig­keit liegt in den zer­stö­re­ri­schen Wir­kun­gen der Bom­be: Sie sind schreck­lich und schwer zu kon­trol­lie­ren. Doch es ist nicht unmög­lich, sich eine Situa­ti­on vor­zu­stel­len, in der die Zahl unschul­di­ger Opfer sehr gering wäre – etwa wenn das mili­tä­ri­sche Ziel in einer iso­lier­ten Wüste oder auf einer kaum bewohn­ten Insel im Pazi­fik liegt. Dann könn­te der Ein­satz einer Atom­bom­be sitt­lich erlaubt sein – vor­aus­ge­setzt, ihre Spreng­kraft ist mög­lichst ange­mes­sen zur Grö­ße des Ziels. Eine sol­che Bom­be könn­te auch auf einen feind­li­chen Flot­ten­ver­band auf hoher See abge­wor­fen werden.“

„Man muß jedoch aner­ken­nen, daß sol­che Situa­tio­nen äußerst sel­ten sind, und des­halb ist der Ein­satz der Atom­bom­be mei­stens nicht gerecht­fer­tigt, wegen des Miß­ver­hält­nis­ses zwi­schen dem Tod zahl­lo­ser Unschul­di­ger und dem erhoff­ten mili­tä­ri­schen Ergebnis.“

Die Schluß­fol­ge­run­gen, die sich klar von der Posi­ti­on Papst Fran­zis­kus’ unter­schei­den, lauten:

„Die mili­tä­ri­sche Nut­zung der Kern­ener­gie ist nicht an sich unmo­ra­lisch. Es ist jedoch wahr, daß die Bedin­gun­gen, unter denen ihr Ein­satz gerecht wäre, so eng gefaßt sind, daß der Ein­satz der Atom­bom­be in der Pra­xis nur äußerst sel­ten sitt­lich erlaubt sein dürf­te. Doch die­se Schluß­fol­ge­rung reicht aus, um den Besitz von Atom­waf­fen als erlaubt anzusehen.“

Zusam­men­fas­send läßt sich sagen: Damit ein Krieg gerecht sei, ist es not­wen­dig, daß nicht nur das Ziel, son­dern auch die Mit­tel, mit denen er geführt wird, gut und gerecht sind. In einem Atom­krieg kann das Ziel gerecht sein – zum Bei­spiel im Fal­le einer erlit­te­nen Aggres­si­on –, doch es ist schwer vor­stell­bar, daß das ein­ge­setz­te Mit­tel gerecht sein könn­te, wenn es den Tod von zehn­tau­sen­den unschul­di­gen Zivi­li­sten zur direk­ten Fol­ge hat.

Die tra­di­tio­nel­le Moral läßt nicht das machia­vel­li­sti­sche Prin­zip zu, wonach der Zweck die Mit­tel hei­li­ge. Kein Übel, das in guter Absicht began­gen wird, kann ent­schul­digt werden:

„Wie eini­ge sagen: Laßt uns Böses tun, damit Gutes dar­aus kom­me. Ihre Ver­dam­mung ist gerecht“ (Röm. 3, 8).

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017, und Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, 2. erw. Aus­ga­be, Bobin­gen 2011.
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Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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10 Kommentare

  1. Mich wür­de bei der gan­zen Dis­kus­si­on inter­es­sie­ren, inwie­weit Zivi­li­sten grund­sätz­lich als unschul­dig ein­ge­ord­net wer­den kön­nen. Ist es nicht auch die Ver­ant­wor­tung der Zivil­be­völ­ke­rung, sich gegen Unrechts­re­gime wie die Nazis oder die Hamas zu erhe­ben? Natür­lich ist es schwie­rig, den Anteil an wirk­lich Schul­di­gen und Unschul­di­gen zu quan­ti­fi­zie­ren, aber so ganz pau­schal und grund­sätz­lich immer als unschul­dig zu klas­si­fi­zie­ren, scheint mir der Fra­ge doch nicht wirk­lich gerecht zu werden.

  2. Der Twit­ter/­Te­le­gram-Nut­zer wird inner­halb des letz­ten Jah­res ver­schie­dent­lich Vide­os von Explo­sio­nen gese­hen haben, die ver­däch­tig nukle­ar aus­sa­hen. Das ereig­ne­te sich inner­halb der Kon­flik­te in der Urkaine/​Rußland und im Nahen Osten. Es gab eine Aus­ein­an­der­set­zung, wie man eine nuklea­re Explo­si­on von einer kon­ven­tio­nel­len Bom­be unter­schei­den kann und die Kri­te­ri­en für nukle­ar waren augen­schein­lich erfüllt. Vor­aus­ge­setzt, es waren kei­ne mit KI erstell­te Vide­os. Es scheint so zu sein, daß es mitt­ler­wei­le Spreng­köp­fe mit einer sehr gerin­gen Spreng­kraft gibt, die im Bereich der stärk­sten kon­ven­tio­nel­len Bom­ben liegt. Die moder­nen Kern­waf­fen sol­len weni­ger als 5% der Radio­ak­ti­vi­täts­men­ge einer Waf­fe der 50-er Jah­re freisetzen. 

    Um das Jahr 2000 wur­den Schlamm­boh­run­gen im Boden­see vor­ge­nom­men. Man nennt das Boden­seg­ment­pro­ben. Jedes Jahr lagern sich ein­zel­ne Mili­me­ter Schlamm ab. Je tie­fer gebohrt wird, desto wei­ter zurück­lie­gend ist die Schlamm­ab­la­ge­rung zu datie­ren. Von Inter­es­se waren hier die Kon­zen­tra­tio­nen nicht­na­tür­li­cher Nukli­de, wie sie erst nach 1945 frei­ge­setzt wur­den. Die soge­nann­te Nep­tu­ni­um­rei­he. Die Kur­ve zeigt ein Nicht­vor­han­den­sein vor 1945, dann eine star­ke Zunah­me bis in die 60-er Jah­re. Der Unfall Tscher­no­byl 1986 setz­te eben­falls sol­che Nukli­de frei. Im Ver­hält­nis zu der seit 1945 auf­ge­bau­ten Kon­zen­tra­ti­on ver­ur­sach­te Tscher­no­byl eine Zunah­me, so klein war, daß sie gera­de noch meß­bar war.
    Man kann das fol­gen­der­ma­ßen inter­pre­tie­ren. Es hat bereits eine Ver­strah­lung ent­spre­chend eines Atom­krie­ges statt­ge­fun­den, die den Atom­waf­fen­tests der ver­schie­de­nen Län­der seit 1945 zuge­schrie­ben wer­den kann. Wegen der lan­gen Halb­werts­zei­ten ist im Lau­fe der Jahr­zehn­te nur ein Bruch­teil der ursprüng­li­chen Strah­lungs­men­ge zurückgangen.

  3. Abbé Don Ber­nard de Laco­ste Larey­mon­die: „Die Atom­bom­be ist extrem zer­stö­re­risch. Ihr Ein­satz ist nur dann sitt­lich erlaubt, wenn die Schä­den unter den Zivi­li­sten sehr begrenzt blei­ben. Daher ist es sehr schwer, die Bom­bar­die­run­gen von Hiro­shi­ma und Naga­sa­ki im August 1945 zu rechtfertigen.“
    Das ist voll­kom­men rich­tig. Ergän­zend kann man sagen, daß die Bom­bar­die­run­gen von Dres­den und vie­len ande­ren Städ­ten eben­falls nicht gerecht­fer­tigt wer­den kön­nen. Es ging den Alli­ier­ten dar­um, so viel als mög­lich Zivi­li­sten zu Tode zu brin­gen. Dem bri­ti­schen Schläch­ter von Dres­den wur­de in Lon­don ein Hel­den­denk­mal errich­tet. Da wur­den klei­ne Dör­fer mit Bom­ben belegt, wo es über­haupt nichts zu bom­ba­die­ren gab, wenn nicht ein paar stra­te­gisch wich­ti­ge Hüh­ner­stäl­le und Misthaufen.
    Der Mensch wird schnell zum Mon­ster, Bei­spiel Coro­na. Da wur­de Krieg geführt. Dazu brauch­te es kei­ne Atom­waf­fen, da wur­de Angst erzeugt von mor­gens bis abends; da wur­de abge­rie­gelt usw., da wur­den Men­schen zur Imp­fung gezwun­gen, was bei sehr vie­len gro­ße Schä­den bis zum Tod ver­ur­sacht hatte.

    • Eines Tages habe ich für immer alle Kon­tak­te zu den Freun­den mei­ner Jugend abge­bro­chen. Es war der Tag, an dem sie gemein­sam dar­auf beharr­ten, die Bom­bar­die­rung von Dres­den sei recht­mä­ßig gewesen.

      • „Es war der Tag, an dem sie gemein­sam dar­auf beharr­ten, die Bom­bar­die­rung von Dres­den sei recht­mä­ßig gewesen.“
        Wenn sie sel­ber in die­ser Nacht in den Stra­ßen Dres­dens gestan­den hät­ten, ob sie sich dann gegen­sei­tig auf die Schul­tern gekloppft hät­ten und vol­ler Inbrunst geru­fen? Dan­ke dir Gerech­tig­keit, es ist alles recht­mä­ßig! Ich habe da mei­ne Zweifel.
        „Besu­cher.“
        Um den Ver­lust die­ser Freun­de soll­ten sie nicht betrübt sein.
        Per Mari­am ad Christum.

  4. Das Pro­blem was ich habe ist die Fra­ge, wie Luzi­fer die mora­li­sche Inten­ti­on von Atom­waf­fen­ein­sät­zen ein­schätzt. Ich den­ke, er wird es unter bestimm­ten Umstän­den für durch­aus ange­mes­sen betrach­ten. Aber dafür müs­sen wir die Exi­stenz die­ses Tod­fein­des unse­res Herrn und Got­tes und sei­ner aller­hei­lig­sten Mut­ter erst­mal bewei­sen. Aber es geht auch viel ein­fa­cher mit der Fra­ge: „War­um läßt Gott das zu?“ Und schon haben wir den Schul­di­gen für alles.
    Per Mari­am ad Christum.

  5. Die Ent­wick­lung der Nukle­ar­waf­fen war von vor­ne­her­ein eine Sache von Men­schen, die Böses im Sin­ne hat­ten, Frei­mau­rer, abge­fal­le­ne Juden, Kom­mu­ni­sten, Natio­na­li­sten. Daher ist die Waf­fe ein „instru­men­tum mali secund­um ipsum“. „Omne autem instru­men­tum opor­tet defi­ni­ri ex suo fine, qui est usus instru­men­ti“, so defi­niert es Tho­mas v. Aquin in sei­nem Kom­men­tar zum ari­sto­te­li­schen Buch Peri her­me­nei­as, über die Deu­tungs­wis­sen­schaft (1 perih. 7a). Das Instru­ment ist eine Waf­fe, die dazu da ist, um mit­hil­fe der kern­kräf­te maxi­ma­le Zer­stö­run­gen anzu­rich­ten und eine wei­te­re Kriegs­füh­rung und/​oder gar mensch­li­che Sied­lung an dem Ort des „Ground Zero“ zu ver­un­mög­li­chen. Die Fol­gen sind in Hiro­shi­ma bis heu­te und eben­so in 1000 km Umkreis um das Deto­na­ti­ons­zen­trum der Zaren-Bom­be zu spü­ren gewe­sen. Zudem las­sen stän­dig lau­fen­de stra­te­gi­sche Berech­nun­gen in den Com­pu­ter­sy­ste­men von NORAD und RSVN mit immer wei­ter vor­drin­gen­der Domi­nanz von AI die Wahr­schein­lich­keit eines Nukle­ar­waf­fen­ein­sat­zes im Sin­ne von „Snap Count“ immer wahr­schein­li­cher erschei­nen. Klein­ste Details in den Daten­ban­ken, die für das mensch­li­che Gehirn leicht zu über­se­hen sind, kön­nen dort aus­schlag­ge­bend sein für einen Angriffs­be­fehl. Ohne die voll­kom­me­ne Kon­trol­le des Men­schen über die Nukle­ar­waf­fen wird es zu einem Nukle­ar­krieg kom­men, da alle Algo­rith­men zu einem defi­nier­ten Ziel kom­men, dem Nukle­ar­an­griff. War­um muß der US-Prä­si­dent stän­dig in NORAD die Stu­fe der Ver­tei­di­gungs­be­reit­schaft erklä­ren? Donald Trump hat in die­ser kur­zen Amts­zeit schon mehr NORAD auf DefCon3 ange­wie­sen als er selbst und Biden vor ihm. Nein die Atom­waf­fe ist unmo­ra­lisch, ethisch ein malum secund­um ipsum, eine Waf­fe, die im sen­sus mora­lis huma­num gemäß der Urof­fen­ba­rung eine Waf­fe des Satans ist. Des­halb bleibt nur ein ein­zi­ger Weg zur Erhal­tung der Mensch­heit übrig: Abschaf­fung der Nukle­ar­waf­fen. In die­sem Fal­le soll­te man sich ein­mal den Film „When The Wind Blows“ anse­hen und die Bot­schaft des­sen, der die Film­mu­sik geschrie­ben hat klar ver­ste­hen, die er in „Two Suns in The Sun­set“ kom­po­niert hat. Wenn ein­mal die Bom­be deto­niert ist, gibt es kein zurück mehr, dann tre­ten wir so oder so vor Got­tes Gericht. Und die Atom­waf­fe ist die mors impraevi­sa schlecht­hin, sie kommt vom Satan und führt zum Satan.

    • Pius XII. hat wie­der­holt, ins­be­son­de­re in sei­ner Anspra­che vom 30.9.1954, ein­dring­lich gemahnt, durch strik­te inter­na­tio­na­le Abma­chun­gen die Anwen­dung von A.B.C. Waf­fen wenig­sten auf äußer­ste ein­zu­schrän­ken. Und er füg­te hin­zu: „wenn jedoch die Anwen­dung die­ser Mit­tel eine der­ar­ti­ge Aus­wei­tung des Übels aus­löst, daß sich sei­ne Kon­trol­le der Herr­schaft des Men­schen völ­lig ent­zieht, so muß ihr Ein­satz als unmo­ra­lisch ver­wor­fen werden.“

      Es ist zu beden­ken, ob tat­säch­lich die Bom­be auf Hiro­shi­ma die „Herr­schaft des Men­schen“ ent­zo­gen hat. Des­wei­te­ren gibt es auch die Ein­schät­zung, daß der Ein­satz der bei­den Bom­ben gerecht­fer­tigt war, da ein jah­re­lan­ger Krieg mit wesent­lich mehr zu erwart­ba­ren zivi­len Opfern been­det bzw. ver­hin­dert wurde.

      Gui­sep­pe Gra­cia äußert sich äußerst inter­es­sant zu Atom­waf­fen, und zwar bezüg­lich wer sie besitzt.

      https://​www​.tichys​e​inblick​.de/​v​i​d​e​o​/​i​n​t​e​r​v​i​e​w​/​k​r​i​e​g​-​i​m​-​i​r​a​n​-​i​n​t​e​r​v​i​e​w​-​g​r​a​c​ia/

      • Die mili­tä­ri­schen Plä­ne sind lei­der ein­deu­tig. Sowohl in Ruß­land als auch in den USA gibt es soge­nann­te „Dead Hand“-Mechanismen, d. h. es kön­nen Nukle­ar­waf­fen auch ohne mensch­li­che Kom­man­do­struk­tu­ren ein­ge­setzt wer­den, etwa bei einem ver­meint­li­chen Ent­haup­tungs­schlag. Dann lösen nie­der­fre­quent und vor EMP-Effek­ten siche­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le eigen­stän­dig vor­her erlern­te Nukle­ar­waf­fen­ein­sät­ze aus. Jede Nukle­ar­macht mit bei­den Waf­fen­ty­pen – tak­tisch oder stra­te­gisch – hat die­se Option.

        • Im Gegen­satz zu frü­he­ren Vor­stel­lun­gen scheint das System aber nicht voll­au­to­ma­ti­siert zu sein (was ursprüng­lich von der Sowjet­uni­on geplant, aber als zu gefähr­lich ver­wor­fen wur­de), son­dern benö­tigt als letz­te Kon­trol­le wei­ter­hin eine mensch­li­che Frei­ga­be aus einem Militärbunker.

          Das ist aber ein Neben­the­ma. Viel wich­ti­ger ist das die­ses „Gleich­ge­wicht des Schreckens“ Frie­den brach­te, auch wenn man ihn als Kal­ten Krieg bezeich­nen muß­te. Da der Westen mit dem Zusam­men­bruch des Sowjet-Impe­ri­um glaub­te jetzt bricht der Welt­frie­den aus, hat man die Ver­tei­di­gung völ­lig ver­nach­läs­sigt und sich von Putin eben­so wie vom Iran stän­dig täu­schen las­sen. Die Fol­ge, da der Westen zu schwach ist, einer­seits mili­tä­risch, ander­seits poli­tisch (Aus­brei­tung eines Kol­lek­ti­vis­mus ein­her­ge­hend mit Ver­lust von Frei­hei­ten), sehen impe­ria­li­sti­sche Kräf­te wie Ruß­land und der Islam den Westen so schwach um ihn besei­ti­gen zu kön­nen. Der Islam der­zeit mit Zuwan­de­rung und Unter­wer­fung (wie es Hou­el­le­becq und Susan­ne Schrö­der beschrei­ben, bzw. war­nen). Ruß­land mit Krieg. 

          Wenn der Westen jetzt ver­sucht auf­zu­rü­sten und wehr­fä­hig zu wer­den, so ist dies ein legi­ti­mes Mittel.

          Ich glau­be aber nicht, daß Euro­pa wehr­fä­hig sein wird. Da der­zeit Euro­pa die Gedan­ken- und Rede­frei­heit bekämpft und zum Kol­lek­ti­vis­mus trans­for­miert, ist es am Ende kein Kampf um Frei­heit, son­dern ein Kon­flikt zwi­schen Kol­lek­ti­vis­mus-syste­men: EU, Puti­nis­mus, Islamismus. 

          Anhän­ger von Kol­lek­ti­vis­mus-Syste­men ver­ste­hen sich sehr gut: Lin­ke und Isla­mi­sten, Rech­te und Isla­mi­sten (https://​www​.jun​g​eu​ro​pa​.de/​j​u​n​g​e​u​r​o​p​a​/​3​0​9​/​f​e​i​n​d​b​i​l​d​-​i​s​l​a​m​-​a​l​s​-​s​a​c​k​g​a​sse) und sowohl lin­ke als auch Rech­te zei­gen Sym­pa­thien gegen­über den Putinismus.

          D.h. Wenn jene mit Atom­waf­fen aus­ge­stat­tet sind, die Frei­heit und den Respekt vor mensch­li­chen Leben, ver­tei­di­gen, so dürf­te dies legi­tim sein.

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