
(Rom) 2017 jähren sich nicht nur die Marienerscheinungen von Fatima und die bolschewistische Oktoberrevolution in Rußland zum 100. Mal, sondern auch die Gründung der Militia Immaculatae durch den heiligen Maximilian Kolbe. Alle drei Ereignisse stehen in einem Zusammenhang. Der 11. Februar ist der Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes. Ein Anlaß, die Militia Immaculatae vorzustellen.
Vor 100 Jahren wurde der später heiliggesprochene Minoritenpater zum Ritter der Unbefleckten, nachdem er Augenzeuge eines Freimaurerspektakels in Rom geworden war.
Maria in Lourdes: „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“
Als am 25. März 1858, dem Tag der 16. Erscheinung, die heilige Bernadette Soubirous die Gottesmutter nach ihrem Namen fragte, wie es der Pfarrer von Lourdes, Abbé Peyramale, ihr aufgetragen hatte, antwortete Maria auf okzitanisch:
„Quesoy era Immaculada Counceptiou“

„Ich bin die Unbefleckte Empfängnis.“ Bernadette wußte damit nichts anzufangen. Das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Mariens, das der selige Papst Pius IX. am 8. Dezember 1854 mit der Bulle Ineffabilis Deus (Der unbegreifliche Gott) verkündet hatte, war dem damals erst 14 Jahre alten Mädchen, das mit ihrem okzitanischen Namen eigentlich Maria Bernada Sobeirons hieß, noch nicht bekannt.
Die Unbefleckte, deren Gedenktag Beatae Mariae Virginis de Lapurdo die Kirche am 11. Februar begeht, steht in direktem Zusammenhang mit den Erscheinungen von Lourdes, und ihre Ikonographie in direktem Zusammenhang mit den ihnen vorausgegangenen Erscheinungen in der Rue du Bac in Paris, wo Maria 1830 der aus Burgund stammenden heiligen Catherine Labouré erschienen ist.
Die Bulle Ineffabilis Deus
Das Datum des 8. Dezember, der Zeugung Mariens, liegt genau neun Monate vor dem 8. September, dem Datum, an dem die Kirche das Fest Mariä Geburt feiert. Damit wird betont, daß sich das Fest der Unbefleckten Empfängnis wirklich auf den ersten Augenblick im Leben der künftigen Mutter Jesu bezieht, als sie gerade von der heiligen Anna und dem heiligen Joachim gezeugt wurde. Die Bulle Ineffabilis Deus schließt mit den Worten:
„Nachdem Wir also ohne Unterlaß in Demut und mit Fasten Unsere persönlichen und auch die gemeinsamen Gebete der Kirche Gott dem Vater durch seinen Sohn dargebracht haben, auf daß er durch den Heiligen Geist Unseren Sinn leite und stärke, nachdem Wir auch den ganzen himmlischen Hof um seine Hilfe angefleht und inständigst den Heiligen Geist angerufen haben, erklären, verkünden und entscheiden Wir nun unter dem Beistand des Heiligen Geistes zur Ehre der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit, zum Ruhme und zur Verherrlichung der jungfräulichen Gottesmutter, zur Auszeichnung des katholischen Glaubens und zur Förderung der christlichen Religion, kraft der Autorität Unseres Herrn Jesus Christus, der heiligen Apostel Petrus und Paulus und Unserer eigenen:
Die Lehre, daß die allerseligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis auf Grund einer besonderen Gnade und Auszeichnung vonseiten des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers der ganzen Menschheit, von jedem Makel der Erbsünde bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und muß deshalb von allen Gläubigen fest und unabänderlich geglaubt werden.“
Das Dogma bekräftigt, daß die allerseligste Jungfrau Maria als einziges Geschöpf, vom ersten Augenblick ihrer Zeugung an, frei von der Erbsünde war und auch ihr ganzes Leben lang vor jeder Sünde, sowohl von Todsünden als auch von läßlichen Sünden, bewahrt blieb.
Maximilian Kolbe und das freimaurerische Rom
59 Jahre nach jenem Ereignis von 1858 in Lourdes, bei dem sich die Gottesmutter als „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“ zu erkennen gab, wurde der junge Franziskaner-Minorit Maximilian Kolbe Augen- und Ohrenzeuge eines Freimaurerumzuges durch die Straßen von Rom.

Raimund Kolbe, so sein bürgerlicher Name, wurde 1894 im großpolnischen Ort ZduÅ„ska Wola, nahe der damaligen deutschen Grenze, als Sohn einer deutsch-polnischen Familie geboren, wie es in der Gegend von Lodz nicht selten der Fall war. Dem Vater nach war er deutscher, der Mutter nach polnischer Herkunft. Einen polnischen Staat gab es damals nicht. Die Heimat der Familie Kolbe gehörte als Kongreß-Polen zum russischen Zarenreich. Kolbes Vater kämpfte nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges in der Polnischen Legion an der Seite des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarns für ein unabhängiges Polen gegen Rußland. Dafür wurde er hingerichtet. Auch zwei ältere Brüder Kolbes gehörten einer antirussischen, polnischen Untergrundorganisation an.
Raimund war 1910, nach einem direkten Ruf Mariens, in den Minoritenorden eingetreten und nahm den Ordensnamen Maximilian Maria an. Während des Krieges hielt er sich zu Studien in Rom auf. Italien, das an der Seite Rußlands gegen die Mittelmächte kämpfte, wurde seit der italienischen Einigung von 1861 von kirchenfeindlichen Kräften regiert. Besonderer Einfluß kam den Freimaurern zu. Nur wer einer Loge angehörte, hatte gute Aussichten, im Staat und beim Militär Karriere zu machen. Im Jahr nach Kolbes Geburt errichtete die Stadt Rom Giuseppe Garibaldi auf dem höchsten Punkt des Gianicolo ein Reiterstandbild aus Bronze. Der Bürgermeister, der Vizebürgermeister und die Stadträte Roms waren ausnahmslos Freimaurer und stolz darauf. Garibaldi war 1864 Großmeister des freimaurerischen Großorients von Italien gewesen, dann Ehren-Großmeister auf Lebenszeit. Das Reiterstandbild war so aufgestellt worden, daß es drohend auf den Vatikan blickte. Nach der Unterzeichnung der Lateranverträge zwischen Staat und Kirche, im Jahr 1929, wurde das Standbild vom faschistischen Regime umgedreht, sodaß nun Garibaldi hoch zu Roß dem Vatikan den Rücken zukehrte. 1990 ließ die Stadt Rom unter Bürgermeister Franco Carraro, einem Sozialist und Freimaurer, das Denkmal renovieren und wieder in Richtung Vatikan zurückdrehen.
1917 feierte die Freimaurerei ihr 200. Gründungsjubiläum
In Rom erlebte Kolbe persönlich die antiklerikale Stimmung und kirchenfeindliche Kundgebungen. Besonders betroffen machte ihn ein Freimaurerumzug, der bis zum Vatikan führte, der damals noch nicht Teil des Staatsgebietes eines von Italien unabhängigen und souveränen Staates war. 1917 feierte der Großorient von Italien das 200. Gründungsfest der Vereinigten Großloge von England. Deren Gründung war am 24. Juni 1717 erfolgt und gilt als Ursprung der weltweiten Freimaurerei. Mit Getöse veranstalteten die Freimaurer Kundgebungen bis auf den Petersplatz, wo sie ihren Haß gegen die katholische Kirche und gegen Papst Benedikt XV. lautstark zum Ausdruck brachten. Ihr Zorn richtete sich vor allem gegen die Friedensbemühungen des Papstes zur Beendigung des Ersten Weltkrieges.
Auf Spruchbändern mußte Kolbe die Aufschrift lesen: „Satan wird im Vatikan herrschen, und der Papst wird ihm als Schweizer Gardist dienen“. Dazu wurden Banner mitgeführt, auf denen in Nachäffung der kirchlichen Ikonographie Satan zu sehen war, der den Erzengel Michael besiegte. Das Spektakel festigte in Kolbe den Entschluß zur Ganzhingabe an Maria und die Überzeugung, daß es einer Gegenwehr bedurfte.
Der Großorient hatte 1908 allen Mitgliedern, vor allem den zahlreichen Parlamentsabgeordneten, die den Logen angehörten, die kategorische Maxime auferlegt, daß es „keine Kompromisse“ mit den Katholiken geben dürfe, die sich damals langsam als eigenständige politische Kraft zu organisieren begannen.

Sitz des Großorients von Italien war seit 1899 der Palazzo Giustiniani, der 1925 vom Faschismus beschlagnahmt und zum Sitz des Italienischen Senats gemacht wurde, der er heute noch ist. Heute befindet sich der Sitz des Großorients auf dem Gianicolo, unweit von Garibaldis Reiterstandbild. Nur zwei Wochen nachdem der junge Maximilian Kolbe seine Militia Immaculatae gegründet hatte, um die Kräfte der Kirche zu sammeln und die Kirche mit geistlichen Mitteln gegen ihre Feinde zu verteidigen, war es im Palazzo Giustiniani zu einer Tragödie gekommen. Der Großorient hatte Roms Vizebürgermeister Achille Ballori zum nächsten Großmeister gekürt. Am 31. Oktober 1917 wurde Ballori am Sitz des Großorients erschossen.
Der Täter stellte sich als Lorenzo D’Ambrosio heraus, ein Apotheker aus Avellino, der als Anarchist bekannt war. Zunächst wurde er von der Presse zum Einzelgänger erklärt, dann vom Gericht für unzurechnungsfähig. Er verschwand auf Nimmerwiedersehen in einer psychiatrischen Klinik. Die Hintergründe des Attentats scheinen mit dem Freimaurerkongreß vom Juli 1917 in Paris zu tun zu haben. In Paris hatten sich Freimaurerdelegationen der Entente-Staaten getroffen, um über die weitere Kriegspolitik und die Nachkriegsordnung zu sprechen. Das italienische Heer befand sich nach der Niederlage von Karfreit (ital. Caporetto) fluchtartig auf dem Rückzug. Weite Teile Nordostitaliens waren von österreichischen und reichsdeutschen Truppen besetzt worden. Die Front verlief keine 30 Kilometer von Venedig entfernt.
D’Ambrosio war am 1. November in der Nähe des Hauses von Roms Bürgermeister Ernesto Nathan festgenommen worden. Nach der Ermordung Balloris wurde Nathan erneut Großmeister des Großorients, was er bereits von 1896 bis 1903 gewesen war. D’Ambrosio wollte laut eigenen Angaben auch ihn ermorden.
Die Ritterschaft der Unbefleckten, Fatima und die Oktoberrevolution
Während der Weltkrieg tobte, die Freimaurer der Kirche und dem Papst spotteten und interne Machtkämpfe austrugen, sammelte Maximilian Kolbe einige Mitbrüder, die mit ihm am internationalen Franziskanerkolleg in der Via San Teodoro in Rom studierten. Mit ihnen gründete er am 17. Oktober 1917 die Militia Immaculatae, die „Ritterschaft der Unbefleckten“. Die Ritter sollten nach persönlicher Heiligkeit streben, aber auch wehrhaft, wie es schon der Name aussagte, den Glauben in der Öffentlichkeit verteidigen.

Der junge Kolbe wußte zu dem Zeitpunkt nichts von dem, was Hunderte Kilometer entfernt im portugiesischen Fatima geschah. Nur vier Tage vor der Gründung der Militia war dort die Gottesmutter zum letzten Mal drei Hirtenkindern erschienen. Sie hatte diese dabei Wichtiges schauen lassen und ihnen drei Geheimnisse offenbart. Sie sprach auch über schwerwiegende Umbrüche in Rußland. Genau drei Wochen nach der Militia-Gründung in Rom sollte in Rußland die bolschewistische Revolution losbrechen. Als hätte er es geahnt, hatte Kolbe mit der Militia bereits ein Gegeninstrument geschaffen. Die weltweite Spaltung der sozialistischen Parteien und der Gründung von kommunistischen Parteien auf der einen Seite, und als Gegenreaktion das Entstehen von Faschismus, Nationalsozialismus auf der anderen Seite, waren die Folgen dieser Revolution. Kolbe hatte seine eigene Gegenreaktion geschaffen, die sich im Rahmen der Kirche und auf dem sicheren Boden echter Menschlichkeit bewegte. Zu einer Zeit, da Klassen- und Rassenwahn Überhand zu gewinnen schienen, war das keine Selbstverständlichkeit.
Maria, Besiegerin aller Häresien
Die ersten beiden Sätze, mit denen das von Kolbe verfaßte Programm der Militia beginnt, sind zwei Zitate und geben ihren Zweck wieder:
„Sie wird dir das Haupt zertreten“ (Gen 3, 15).
„Du allein hast alle Häresien auf der ganzen Welt besiegt“ (Röm. Brevier).
Die Mitglieder weihen sich der Unbefleckten und geben sich als Instrument in ihre Hand, damit die Gottesmutter sich ihrer bedienen kann, um zu vollbringen, was in den beiden zitierten Sätzen ausgesagt ist. Die Namenswahl als Militia, als Ritterschaft, zeigt das Wesen der geistigen Wehrhaftigkeit der Vereinigung auf. Die Miliz beschränkt sich nicht auf die Hingabe von Rittern und Damen an die Unbefleckte. Sie will Maria auch die Herzen der anderen gewinnen, und das zu jeder Zeit bis ans Ende der Zeiten.
„Das Ideal der Militia stärker verwurzeln, ist wahrer Fortschritt“
In einem Vortrag für die Brüder des von ihm 1927 in Teresin, unweit von Warschau, gegründeten Konvents von Niepokalanow (Marienstadt, eigentlich „Stadt der Unbefleckten“), sagte Pater Kolbe, der 1918 zum Priester geweiht worden war:
„Besteht die Entwicklung von Niepokalanow vielleicht darin, ihre Mauern zu erweitern und zu vergrößern? Nein! Nicht einmal die neuen Häuser sind ein Indikator für den Fortschritt. Auch wenn in der Zukunft allerneueste und perfekte Maschinen kommen würden, wird auch das nicht Fortschritt im engeren Sinn sein. Auch wenn der Ritter (gemeint ist die von P. Kolbe herausgegebene Zeitschrift „Ritter der Unbefleckten“) seine Auflage verdoppeln und verdreifachen würde, selbst dann wird das nicht ein Fortschritt für Niepokalanow sein, weil das alles äußerliche Dinge sind, die zu häufig trügerisch sind. Worin aber besteht dann die Entwicklung von Niepokalanow? Wovon hängt sie ab? Niepokalanow ist nicht nur äußere Arbeit, außerhalb oder innerhalb der Klausur, sondern zuallererst innere Arbeit in unseren Seelen. Alle anderen Dinge, auch die Wissenschaft, sind Äußerlichkeiten. In der Heiligung unserer Seelen liegt der wahre Fortschritt von Niepokalanow. Jedesmal wenn unsere Seelen eine größere Übereinstimmung mit dem Willen der Unbefleckten feststellen, ist das ein wirklicher Schritt vorwärts, den wir in der Entwicklung von Niepokalanow schaffen. Daher: Auch wenn es passieren sollte, daß jede Aktivität zum Erliegen kommen sollte, daß alle Mitglieder der Militia Immaculatae fehlen und wir hier in Niepokalanow wie die Blätter im Herbst zerstreut werden sollten, aber in unseren Seelen das Ideal der Militia Immaculatae stärker verwurzelt wäre, könnten wir dann dennoch kühn sagen, daß das der Augenblick der größten Entwicklung von Niepokalanow sein wird.“
Das Ziel der Militia Immaculatae ist das Ziel der Unbefleckten: die Früchte der durch den Sohn erwirkten Erlösung auf die ganz Menschheit auszuweiten. Der einzige Wunsch Mariens besteht darin, das geistliche Leben eines jeden Menschen hinaufzuheben zu den Gipfeln der Heiligkeit. Grundvoraussetzung für jeden Apostel der Militia ist die persönliche Bereitschaft, sich in das Eigentum der Unbefleckten zu übergeben. Die Ritterschaft vereint Bereitschaft zur persönlichen Heiligung und zum apostolischen Eifer.
Kirchliche Anerkennung

Am 2. Januar 1922 erhielt die Militia die kanonische Anerkennung durch die Kirche als „fromme Vereinigung“ (Pia Unio). Das Dekret wurde von Kardinal Basilio Pompilj, dem Vikar des Papstes für die Diözese Rom, ausgestellt. Am 18. Dezember 1926 erließ Papst Pius XI. ein Breve, mit dem er den Mitgliedern der Militia Immaculatae großzügig zahlreiche Ablässe gewährte. Am Tag der Aufnahme in die Ritterschaft und an jährlich acht Tagen können die Mitglieder unter den üblichen Bedingungen einen vollkommenen Ablaß gewinnen. Seit 1927 ist die Militia eine Pia Unio Primaria. Dem Generalminister des Minoritenordens unterstellt, besitzt die Ritterschaft seither das Recht, weltweit Ableger zu gründen.
So gründete Pater Kolbe 1930 in Nagasaki, dem katholischen Zentrum Japans, eine zweite „Stadt der Unbefleckten“. Durch die US-Atombombenabwürfe am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Hiroshima und Nagasaki vernichtet und mit ihnen auch der Großteil der Katholiken Japans ausgelöscht. Pater Kolbes Marienstadt überstand die Katastrophe jedoch auf wunderbare Weise unversehrt.
Kolbe, der Märtyrer der Nächstenliebe

Um diese Zeit lebte der Gründer der Militia schon nicht mehr. Mit der Besetzung und Aufteilung Polens zwischen dem nationalsozialistischen Dritten Reich und der kommunistischen Sowjetunion begann eine Leidensphase für die Kirche. Die deutschen Besatzungstruppen vertrieben die Brüder aus Niepokalanow und machten das große Kloster zum Gefangenenlager. Zahlreiche Franziskaner-Minoriten von Niepokalanow kamen im Krieg um, einige verschwanden in NS-Konzentrationslagern oder sowjetischen Gulags.
Am 17. Februar 1941 wird auch Pater Kolbe verhaftet. Die Begründung ist fadenscheinig. Im Verhör wird er von SS-Angehörigen brutal zusammengeschlagen und am 29. Mai in das KZ Auschwitz gebracht. Als die Flucht eines Gefangenen vermutet wird, sollen zur Vergeltung zehn andere Gefangene durch Hunger sterben. Auch der Familienvater Franciszek Gajowniczek soll sterben. Pater Kolbe meldet sich freiwillig: „Ich möchte für einen der Häftlinge in den Tod gehen. Ich bin katholischer Priester und habe keine Familie.“ Der für die Vergeltung zuständige stellvertretende KZ-Kommandant, SS-Hauptsturmführer Karl Fritzsch, ist einverstanden. Kolbe kommt statt Gajowniczek in den Hungerbunker. Die Qual beginnt am 31. Juli 1941. Kolbe überlebt zwei Wochen, länger als alle anderen Häftlinge. Er steht ihnen als Priester zur Seite und bereitet sie auf den Tod und die Ewigkeit vor. Am 14. August 1941, am Vorabend zum Hochfest Mariä Himmelfahrt, wird Pater Kolbe mit einer Giftspritze getötet.
Am 17. Oktober 1971 wurde Pater Kolbe, der „Märtyrer der Nächstenliebe“, von Papst Paul VI. seliggesprochen und am 10. Oktober 1982 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.
Der aus einer deutsch-polnischen Familie stammende Kolbe, der sich selbst als Pole fühlte und zum Opfer eines deutsch-polnischen Gegensatzes wurde, gilt seit dem Krieg als besonderes Vorbild und als Stifter von Frieden und Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen. Johannes Paul II. bezeichnete ihn als „Märtyrer der Versöhnung“. Papst Benedikt XVI. (2006) und Papst Franziskus (2016) besuchten Kolbes Todeszelle in Auschwitz.
Das Ziel: Persönliche Heiligung und „Bekehrung der Sünder“

Der junge Kolbe und seine Mitbrüder, die zu den ersten Rittern der Unbefleckten wurden, hatten die Kampfansage der Freimaurerei gehört, als diese hohnerfüllt ihr 200. Gründungsjubiläum vor dem Petersdom feierte. „Wir können die katholische Religion nicht durch Vernunft besiegen, aber durch die Pervertierung der Sitten“, lautete die Kampfansage der Logenbrüder.
In den ursprünglichen Statuten schrieb Kolbe daher zum Ziel der Ritter der Unbefleckten:
„Sich bemühen um die Bekehrung der Sünder … besonders der Freimaurer.“
Kolbe war sich der Bedrohung der Seele durch falsche Ideologien bewußt, weshalb er Kommunismus und Nationalsozialismus ebenso ablehnte wie den kirchenfeindlichen Liberalismus oder die Irrlehren falscher Religionen.
Als erstes Kampfmittel legte er fest:
„wenn möglich, wenigstens einmal täglich die folgende Anrufung beten: ‚O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu Dir unsere Zuflucht nehmen, und für alle, die ihre Zuflucht nicht zu Dir nehmen, besonders für die Freimaurer und für alle Dir Anempfohlenen‘.“
Seit 2000 gibt es auch eine Militia Immaculatae der Tradition

Auf Pater Kolbe berufen sich heute zahlreiche Werke, darunter institutionalisierte Programme in Zusammenarbeit mit staatlichen Regierungen. Bedeutender, weil lebendiger, sind die geistlichen Werke. Eine Reihe von katholischen Ordensgemeinschaften hat ihn zum Vorbild, darunter auch die Franziskaner der Immakulata, die sich in besonderer Weise auf Pater Pio und Pater Kolbe berufen, aber seit dreieinhalb Jahren unter kommissarischer Verwaltung durch die Ordenskongregation stehen.
1997 wurde die Militia vom Päpstlichen Rat für die Laien als internationaler Verein von Gläubigen päpstlichen Rechts anerkannt. Der internationale Hauptsitz befindet sich am Gründungsort in der Via San Teodoro in Rom.
2000 kam es durch Pater Karl Stehlin, einem deutschen Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X., der seit vielen Jahren in Polen wirkt, zur Wiederbelebung der Militia Immaculatae im Geist der Tradition. Neben der neurituellen Militia mit den überarbeiteten und 2015 vom Vatikan approbierten Statuten besteht seither auch eine altrituelle Ritterschaft, die sich an den ursprünglichen Statuten von Pater Maximilian Kolbe orientiert und inzwischen in zahlreichen Ländern mit mehr als 10.000 Mitgliedern vertreten ist.
Für weitere Informationen oder Kontaktaufnahme:
- Militia Immaculatae – (neurituell)
- Militia Immaculatae – (altrituell)
Siehe auch: Militia Immaculatae – Exerzitien mit Pater Stehlin (FSSPX) und Pater Trutt (FSSPX)
Text: Giuseppe Nardi
Bild: militia-immaculatae.info/mi-international.org/MiL (Screenshots)
Sehr schöner Bericht und gut passend zum Lourdesfest.
Ich bin kein Mitglied der Militia Immaculatae, habe mir aber ihr Gebetsheft besorgt.
Darin sind Gebete für die verschiedenen Tageszeiten, beginnend mit der Matutin bis zur Komplet.
Sie werden durch weitere Gebete (Litanei, Weihegebet, Stoßgebet, Fatimagebet usw.) ergänzt.
Seit Weihnachten etwa habe ich das kleine Heftchen in Gebrauch und bin schon sehr daran gewöhnt.
Pater Stehlin wirkt mittlerweile in Asien, nicht mehr in Polen.
P. Maximilian Kolbe wurde übrigens über Nacht durch einen Brust-Umschlag mit Lourdeswasser von seiner schweren Lungen-Tbc geheilt und konnte sich auf diese Weise einen gefährlichen operativen Eingriff ersparen. (Bis zu 2l Lourdeswasser kann man übrigens unter lourdes-france.org bestellen).
Bezeichnend finde ich, dass die Namen beider Erscheinungsorte Lourdes und Fatima auf muslimische Konveriten zurückgehen:
Der Name Löurdes ist wahrscheinlich eine Ableitung des Sarazenenfürsten Mirat, der sich nach seiner Taufe Lordas nannte (um 778) und bei Fatima handelt es sich um eine muslimische Prinzessin, die sich nach ihrer Verschleppung mit einem christlichen Fürsten vermählte und ebenso taufen ließ. -
Es ist bestimmt kein Fehler von der Immaculata, die Gnade der Bekehrung vieler Muslime zu erbitten.