Die Amazonassynode hat die Stimme der Katholiken des Amazonas mißachtet

Nachlese zum Schlußdokument der Synode


Pachamamakult in den Vatikanischen Gärten mit Papst Franziskus, 4. Oktober 2019
Pachamamakult in den Vatikanischen Gärten mit Papst Franziskus, 4. Oktober 2019

Am 4. Okto­ber, am Vor­abend der Eröff­nung der Son­der­ver­samm­lung der Bischofs­syn­ode für das gesam­te Ama­zo­nas­ge­biet, über­ga­ben Ver­tre­ter des bra­si­lia­ni­schen Insti­tuts Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra (IPCO) dem Syn­oden­se­kre­ta­ri­at eine „Bit­te an die Syn­oden­vä­ter: für einen christ­li­chen und pro­spe­rie­ren­den Ama­zo­nas (und nicht eine immense ‚grü­ne Fave­la‘, die in Stam­mes­ghet­tos unter­teilt ist)“.

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Das Doku­ment trug die Unter­schrif­ten von über 20.000 Ein­woh­nern des bra­si­lia­ni­schen, ecua­do­ria­ni­schen und perua­ni­schen Ama­zo­nas, die von jun­gen Frei­wil­li­gen des IPCO wäh­rend der Schul­fe­ri­en auf den Stra­ßen der wich­tig­sten Städ­te des Ama­zo­nas gesam­melt wurden.

Kei­ner die­ser von der Ama­zo­nas-Bevöl­ke­rung mit Respekt for­mu­lier­ten Anträ­ge fand Ein­gang in das Abschluß­do­ku­ment der Syn­ode, wäh­rend die For­de­run­gen inter­na­tio­na­ler Krei­se, die eine Öko-Psy­cho­se för­dern, und einer Min­der­heit von mili­tan­ten Indi­ge­nen, die vom pan-ama­zo­ni­schen Netz­werk (REPAM) nach Rom gebracht wur­de, ange­nom­men wurden.

Der Ein­fluß die­ser ideo­lo­gisch-pro­pa­gan­di­sti­schen Lob­by wird sofort im ersten Absatz des Schluß­do­ku­ments der Syn­ode erkenn­bar, indem die Syn­oda­len sich über die „bemer­kens­wer­te Anwe­sen­heit von Men­schen aus der Ama­zo­nas-Welt freu­en, die Unter­stüt­zungs­in­itia­ti­ven in ver­schie­de­nen Akti­vi­tä­ten orga­ni­siert haben“ und für die „mas­si­ve Prä­senz inter­na­tio­na­ler Medi­en“ (DF, Nr. 1). [1]

Wäh­rend die Unter­zeich­ner der IPCO-Peti­ti­on die Syn­ode gebe­ten hat­ten, „Gott für die Evan­ge­li­sie­rung durch die Mis­sio­na­re und für das zivi­li­sa­to­ri­sche Wir­ken der Kolo­ni­sa­to­ren, die die Seg­nun­gen des Fort­schritts gebracht haben, zu dan­ken“ (IPCO-Peti­ti­on, Nr. 1), haben die Syn­oda­len, „die mili­tä­ri­sche, poli­ti­sche und kul­tu­rel­le Kolo­ni­sa­ti­on“ ange­pran­gert, die durch die „Gier und den Ehr­geiz der Erobe­rer“ moti­viert gewe­sen sei (DF, Nr. 15). Sie erklär­ten eben­so den „Ein­fluß der west­li­chen Zivi­li­sa­ti­on“ (DF, Nr. 14) für nega­tiv und, schlim­mer noch, daß „die Ver­kün­di­gung Chri­sti oft in Abspra­che mit den Mäch­ten erfolg­te, die die Res­sour­cen und die unter­drück­ten Bevöl­ke­rungs­grup­pen aus­beu­te­ten“ (DF, Nr. 15), was der histo­ri­schen Wahr­heit abso­lut wider­spricht und eine Schmä­hung der heroi­schen Mis­sio­na­ren dar­stellt, von denen Papst Pius XII. noch sagte: 

„Das Mis­si­ons­werk, sowohl in den bereits vom Licht des Evan­ge­li­ums erleuch­te­ten Län­dern als auch im Gebiet der Mis­sio­nen, erhielt einen sol­chen Impuls, eine sol­che nach außen gerich­te­te Wei­te und eine sol­che inne­re Kraft, wie sie in ver­gleich­ba­rer Inten­si­tät in der Mis­si­ons­ge­schich­te viel­leicht nicht zu fin­den ist.“

Dar­über hin­aus haben die Syn­oda­len prak­tisch dar­auf ver­zich­tet, die noch heid­ni­schen Ein­ge­bo­re­nen zu bekeh­ren, indem sie erklä­ren, daß „der öku­me­ni­sche, inter­re­li­giö­se und inter­kul­tu­rel­le Dia­log ein unver­zicht­ba­rer Weg der Evan­ge­li­sie­rung sein muß“ (DF, Nr. 24), und daß die Kir­che an sich selbst eine „kul­tu­rel­le Bekeh­rung“ brau­che, indem sie die Ankün­di­gung der Fro­hen Bot­schaft dar­auf beschränkt, „prä­sent zu sein, ihre Wer­te zu ach­ten und anzu­er­ken­nen, Inkul­tu­ra­ti­on und Inter­kul­tu­ra­li­tät zu leben und zu prak­ti­zie­ren“ (DF, Nr. 41). Die Syn­oda­len sind kate­go­risch in ihrer Absicht, die tra­di­tio­nel­le Mis­si­on aufzugeben: 

„Wir leh­nen die Evan­ge­li­sie­rung nach kolo­nia­li­sti­schem Vor­bild ab. Die Ver­kün­di­gung der Fro­hen Bot­schaft von Jesus beinhal­tet das Erken­nen der Samen des Wor­tes, die bereits in den Kul­tu­ren vor­han­den sind. Die Evan­ge­li­sie­rung, die wir heu­te für den Ama­zo­nas vor­schla­gen, ist die inkul­tur­ier­te Ver­kün­di­gung, die inter­kul­tu­rel­le Pro­zes­se aus­löst „(DF, Nr. 55).

Anstatt den „Not­ruf wegen der Gefahr, daß der Ama­zo­nas zu einer immensen, grü­nen Fave­la wird“ (IPCO-Peti­ti­on, Nr. 5) zu hören, haben die Syn­oda­len in unzu­läs­si­ger Wei­se in Wirt­schafts­fra­gen ein­ge­grif­fen, obwohl ihnen dafür jedes Gött­li­che Man­dat und jede fach­li­che Kom­pe­tenz fehlt (was ein kla­rer Aus­druck von „Kle­ri­ka­lis­mus“ ist). Fälsch­li­cher­wei­se haben sie erklärt, daß die Ent­wal­dung „fast 17 % des gesam­ten Ama­zo­nas­wal­des aus­macht und das Über­le­ben des gesam­ten Öko­sy­stems bedroht“ (DF, Nr. 11), daß „die Ama­zo­nas­re­gi­on für die Ver­tei­lung der Nie­der­schlä­ge in den Regio­nen Süd­ame­ri­kas von wesent­li­cher Bedeu­tung ist“ (DF, Nr. 6), und daß „es drin­gend erfor­der­lich ist, eine Ener­gie­po­li­tik zu ent­wickeln, die den Aus­stoß von Koh­len­di­oxid (CO2) und ande­ren mit dem Kli­ma­wan­del zusam­men­hän­gen­den Gasen dra­stisch ver­rin­gert „(DF, Nr. 77).

Zudem spricht das Abschluß­do­ku­ment von einer angeb­li­chen „dra­ma­ti­schen Situa­ti­on der Zer­stö­rung, die den Ama­zo­nas trifft“, der sich „auf einer unge­brem­sten Todes­fahrt“ befin­de, und „das Ver­schwin­den des Ter­ri­to­ri­ums und sei­ner Bewoh­ner, ins­be­son­de­re der indi­ge­nen Bevöl­ke­rung, zur Folge“(DF, Nr. 2) habe. Das sei das Ergeb­nis der „Aneig­nung und Pri­va­ti­sie­rung von Natur­gü­tern“ und von soge­nann­ten „nicht nach­hal­ti­gen Mega­pro­jek­te“ wie „Was­ser­kraft­pro­jek­te, Wald­kon­zes­sio­nen, mas­si­ve Ent­wal­dung, Mono­kul­tu­ren, Stra­ßen­in­fra­struk­tu­ren, Was­ser­bau­pro­jek­te, Eisen­bah­nen, Berg­bau- und Ölpro­jek­te“ (DF, Nr. 10), eines „Wirt­schafts­mo­dells der räu­be­ri­schen und öko­zi­da­len Entwicklung“(DF, Nr. 46) und eines “ räu­be­ri­schen Extrak­ti­vis­mus, der der Logik der Gier folgt, die typisch für das vor­herr­schen­de tech­no­kra­ti­sche Para­dig­ma ist“ (DF, Nr. 67).

Laut Mei­nung der Syn­oda­len sei das Gegen­teil erfor­der­lich: eine „indi­vi­du­el­le und gemein­schaft­li­che, öko­lo­gi­sche Bekeh­rung, die eine inte­gra­le Öko­lo­gie gewähr­lei­stet“ (DF, Nr. 73), durch die Annah­me eines „ein­fa­chen Lebens“ (DF, Nr. 17) und die „Ände­rung unse­rer Eßge­wohn­hei­ten (über­mä­ßi­ger Ver­zehr von Fleisch und Fisch/​Meeresfrüchten) durch einen ein­fa­che­ren Lebens­stil“ (DF, Nr. 84).

Anstatt die „neu­heid­ni­schen Ideo­lo­gien mit Nach­druck zurück­zu­wei­sen“, die „ein ver­zerr­tes Ver­ständ­nis von Respekt für die Natur“ ver­brei­ten (IPCO-Peti­ti­on, Nr. 2), bekräf­tigt das Schluß­do­ku­ment der Syn­ode die Not­wen­dig­keit, daß „Flüs­se und Wäl­der, die hei­li­ge Räu­me, Quel­le des Lebens und der Weis­heit sind“ (DF, Nr. 80) erhal­ten blei­ben, und daß sich das Leben der Ama­zo­nas-Gemein­schaf­ten „in den Über­zeu­gun­gen und Riten über das Wir­ken der Gei­ster der Gött­lich­keit wider­spie­gelt, die auf unzäh­li­ge Arten benannt wer­den, mit und im Ter­ri­to­ri­um, mit der Natur und in Bezug auf sie“ (DF, Nr. 14). Gleich­zei­tig sei das „gute Leben“ der indi­ge­nen Völ­ker (sic!) cha­rak­te­ri­siert durch eine Exi­stenz „in Ein­klang mit sich selbst, mit der Natur, mit den Men­schen und mit dem höch­sten Wesen, da es eine Inter­kom­mu­ni­ka­ti­on gibt zwi­schen dem gan­zen Kos­mos, in dem es weder Aus­schlie­ßen­de noch Aus­ge­schlos­se­ne gibt (…). Die­ses Lebens­ver­ständ­nis ist gekenn­zeich­net durch die Ver­bin­dung und Har­mo­nie der Bezie­hun­gen zwi­schen Was­ser, Land und Natur, Gemein­schafts­le­ben und Kul­tur, Gott und den ver­schie­de­nen gei­sti­gen Kräf­ten“ (DF, Nr. 9).

Anstatt „die tri­ba­li­sti­sche Gemein­schafts­uto­pie“ der Befrei­ungs­theo­lo­gie abzu­leh­nen (IPCO-Peti­ti­on, Nr. 3), erklä­ren die Syn­oda­len, daß „die Indio-Theo­lo­gie, die Theo­lo­gie des ama­zo­ni­schen Gesichts und ihre Volks­fröm­mig­keit, bereits Reich­tü­mer der indi­ge­nen Welt, ihrer Kul­tur und Spi­ri­tua­li­tät sind“ (DF, Nr. 54) und daß „Öko­theo­lo­gie, Schöp­fungs­theo­lo­gie, Indio-Theo­lo­gie, öko­lo­gi­sche Spi­ri­tua­li­tät“ in die aka­de­mi­schen Aus­bil­dung für ein Prie­ster­tum mit ama­zo­ni­schem Ant­litz (DF, Nr. 108) ein­be­zo­gen wer­den müssen.

Das Insti­tut Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra beklagt, daß die Syn­oda­len, anstatt die aller­se­lig­ste Jung­frau und Got­tes­mut­ter zu bit­ten, die katho­li­sche Ein­heit und die katho­li­sche Beru­fung der Ama­zo­nas­staa­ten zu wah­ren, sich viel emp­fäng­li­cher für die über­na­tür­li­che Aus­strah­lung der Pacha­ma­ma-Figur zeig­ten, die in der Syn­oda­le­nau­la und beim Göt­zen­dienst prä­sent war, der zu ihren Ehren in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten und in der Kir­che San­ta Maria in Tra­spon­ti­na statt­fand, und daß sie den tief­grei­fen­den Schock igno­riert haben, der den Gläu­bi­gen auf der gan­zen Welt durch all das ver­ur­sacht wur­de, ohne auch nur ein Wort eines ein­deu­ti­gen Bedau­erns zu finden.

Das IPCO hofft, daß Papst Fran­zis­kus in dem bereits ange­kün­dig­ten nach­syn­oda­len Apo­sto­li­schen Schrei­ben die oben genann­ten Feh­ler sowie die im Schluß­do­ku­ment der Syn­ode gefor­der­te ekkle­sio­lo­gi­sche Revo­lu­ti­on mit den ent­spre­chen­den Vor­schlä­gen, bei­den Geschlech­tern, ver­hei­ra­te­ten Män­nern und Frau­en, zahl­rei­che offi­zi­el­le kirch­li­che Ämter zu gewäh­ren, die Dien­ste des Lek­to­rats und der Akoly­then für Frau­en und das Prie­ster­tum für ver­hei­ra­te­te Gemein­de­ober­häup­ter zu öff­nen, zurückweist.

São Pau­lo, 30. Okto­ber 2019
Insti­tu­to Pli­nio Cor­rêa de Oliveira

Ori­gi­nal: Pan-Ama­zon Syn­od Watch
Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL


[1] DF steht für Docu­men­to fina­le, das Schluß­do­ku­ment der Amazonassynode.

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1 Kommentar

  1. Ich hät­te eine inter­es­san­te Idee für die Väter der Ama­zo­nas­syn­ode. Die ver­hei­ra­te­ten Män­ner und Dia­ko­nin­nen soll­ten für den Göt­zen­dienst von Pacha­ma­ma-Göt­zen bestimmt wer­den. Die­ser Kult ist ihnen sowie­so wich­ti­ger als die Hei­li­ge Mes­se und Jesus Chri­stus. Wenn es dem Papst Fran­zis­kus so ein Her­zens­an­lie­gen ist, so kann er mit ihnen in den Regen­wald gehen und um die Pacha­ma­ma her­um hüp­fen. Gelobt sei Jesus Christus!

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