(Rom) Rom unterstellt eine weitere, traditionsverbundene Gemeinschaft einem Kommissar, weil sie den neuen Erzbischof von Ferrara stören und es gewagt haben sollen, Brüder des ebenfalls unter kommissarischer Verwaltung stehenden Ordens der Franziskaner der Immakulata aufzunehmen. Will Erzbischof Perego von Ferrara das Erbe seines Vorgängers, Erzbischof Luigi Negri, auslöschen?
Die römische Glaubenskongregation stellte die Priesterbruderschaft Familia Christi (FSFC) auf Antrag von Erzbischof Gian Carlo Perego, Erzbischof von Ferrara, unter kommissarische Verwaltung. Das mit 1. Dezember datierte Dekret (Prot. Nr. 116/96 – ED) wurde von Glaubenspräfekt Kardinal Luis Ladaria Ferrer SJ unterzeichnet in seiner Funktion als Vorsitzender der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei.
Ladaria ernannte den Jesuiten Msgr. Daniele Libanori, Weihbischof und Bischofsvikar für den Klerus der Diözese Rom, zum „bevollmächtigten Kommissar“ und Delegaten des Heiligen Stuhls über die Priesterbruderschaft Familia Christi.
Der Kommissar übernimmt damit die Leitung der Priesterbruderschaft. Die Ernennung erfolgte ad nutum (bis auf Widerruf) durch die zuständige Päpstliche Kommission Ecclesia Dei und laut Dekret „mit allen Vollmachten und notwendigen Zuständigkeiten“. Als Aufgaben werden im Dekret genannt:
- um die Leitung der Priesterbruderschaft Familia Christi für die Zeit der kommissarischen Verwaltung zu übernehmen;
- um den Wahrheitsgehalt der Elemente und Schlußfolgerungen zu klären, die durch die kanonische Visitation der genannten Gesellschaft des apostolischen Lebens diözesanen Rechts aufgetreten sind;
- um in Zusammenarbeit mit der Päpstlichen Kommission eventuelle künftige Wege für die Priesterbruderschaft Familia Christi festzulegen.
Das Dekret sagt nicht, was diese „Elemente und Schlußfolgerungen“ sind. Bereits im vergangenen Frühjahr waren allerdings Stimmen laut geworden, daß die junge, traditionsverbundene Priesterbruderschaft „das nächste Opfer von Papst Franziskus“ werden könnte. Spekuliert wurde über eine kommissarische Verwaltung, weil die Priesterbruderschaft Familia Christi Angehörige des Ordens der Franziskaner der Immakulata aufgenommen hatte.
Der Orden der Franziskaner der Immakulata war wenige Monate nach der Wahl von Papst Franziskus ohne Nennung von Gründen unter kommissarische Verwaltung gestellt worden. Der Orden war traditionsverbunden, unterstand aber der Ordenskongregation. Zahlreiche Ordensmitglieder hatten zunächst um die Möglichkeit einer Ordensneugründung ersucht, die der Kommission Ecclesia Dei unterstellt sein sollte. Das wurde von Rom ebenso abgelehnt wie die Entbindung von den Ordensgelübden. Der inzwischen verstorbene erste Kommissar drohte italienischen Bischöfen, die es wagen sollten, Franziskaner der Immakulata in ihren Diözesen aufzunehmen. Gegen einen, der es gewagt hatte, Bischof Mario Oliveri von Albenga-Imperia, wurde zunächst in den Medien eine Hetzkampagne gestartet, dann wurde er von Papst Franziskus mit einem Koadjutor entmachtet und schließlich emeritiert.
Dasselbe Schicksal trifft nun die Priesterbruderschaft Familia Christi.
Die Priesterbruderschaft wurde 2014 in einem ersten Schritt von Erzbischof Luigi Negri kanonisch errichtet, als dieser noch Erzbischof von Ferrara-Comacchio war. Sie ging aus der Laienvereinigung Familia Christi hervor, die bereits 1937 gegründet worden war. Die Priesterbruderschaft ist der Tradition verpflichtet und untersteht daher seit der entsprechenden Anerkennung im Jahr 2016 der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei. In Rom betreut sie die Kirche zum heiligen Papstes Anicetus im Palazzo Altemps.
2014 konnte Erzbischof Negri die ersten beiden Priester und zwei Diakone weihen, die aus der Priesterbruderschaft hervorgegangen sind. Heute zählt die noch so junge Bruderschaft sechs Priester und sieben Seminaristen.
Msgr. Negri beauftragte die Bruderschaft mit der Seelsorge an der Basilika Santa Maria in Vado. Die Kirche ist seit dem 10. Jahrhundert bezeugt. Im Jahr 1171 ereignete sich dort ein eucharistisches Wunder.
Erzbischof Negri, ein Miles Christi im besten Sinne des Wortes, hatte sich mit seiner Treue zur unverkürzten Glaubenslehre und seinen klaren Worten, ob zum Islam und zur Islamisierung, ob zu Homosexualität oder der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten, außerhalb, aber auch innerhalb der Kirche nicht nur Freunde gemacht. Papst Benedikt XVI. hatte den Bischof eines kleinen Bistums mit San Marino zum Erzbischof von Ferrara gemacht. 2016 hielt Msgr. Negri bei der 4. Internationalen Wallfahrt Summorum Pontificum der Tradition beim Pontifikalamt im überlieferten Ritus im Petersdom die Predigt.
Mit der Wahl von Papst Franziskus begann jedoch eine Hetzjagd gegen den Erzbischof. Es gelang zwar nicht, ihn vorzeitig aus dem Amt zu jagen, obwohl mit schmutzigsten Mitteln gegen ihn intrigiert wurde. Mit der Vollendung des 75. Lebensjahres wurde er von Papst Franziskus, trotz guter Gesundheit, aber sofort emeritiert.
Ihn ersetzte Papst Franziskus mit einem sogenannten Priester „von den Rändern“ (Islam, Einwanderung, wiederverheiratete Geschiedene). Msgr. Gian Carlo Perego ließ schnell erkennen, andere Positionen zu vertreten als sein Vorgänger. Unverkennbares Signal des Richtungswechsels gegen die Tradition war die Umkehrung eines Altars im Dom von Ferrara, um ihn für den Neuen Ritus „tauglich“ zu machen. Unter anderem störte Erzbischof Perego die Priesterbruderschaft Familia Christi in seinem Erzbistum und ließ sie visitieren. Beobachter ahnten wenig Gutes, denn der Erzbischof ließ vorab schon mitteilen, vom Bericht der Inspektion werde „die Zukunft der Aktivitäten der Bruderschaft“ abhängen. Nach der Visitation sandte Perego eine lange Beschwerdeliste nach Rom und entzog, offensichtlich Sinn und Zweck der Übung, der Bruderschaft die Basilika, die seit 1. Juli 2018 in eine „Pastoraleinheit“ eingegliedert wurde.
Die Priesterbruderschaft erhielt für den überlieferten Ritus die Kirche Santa Chiara zugewiesen, die sie mit der Gemeinschaft Communione e Liberazione (CL) und Orthodoxen teilen.
Offensichtlich will Erzbischof Perego die Bruderschaft aber ganz aus seinem Bistum entfernen.
Der Vernichtungseifer, mit dem die derzeitige Kirchenführung den Orden der Franziskaner der Immakulata verfolgt, scheint beispiellos. Gleiches gilt für Bischöfe, die der Tradition nahestehen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Familia Christi (Screenshots)
Man sieht hier deutlich, dass es prinzipiell keine Sicherheit, erst recht keine Garantie bedeutet, der Kommission ED zu unterstehen. Erzbischof Lefebvre hat das 1988 schon vorhergesehen. Dafür musste er kein Prophet sein.
Alle diese kleinen wirklichen Aufbrüche mit ersten Früchten zu zerstören: wer kann es noch rational erklären? Man kann es nur als das bezeichnen, was es ist: Destruktion.
Und das in einer sich rasant auflösenden Kirche.