Jesuitengeneral neuer Vorsitzender der Union der Generaloberen

Vom Geist Arrupes


Jesuitengeneral Sosa wurde auch zum Vorsitzender der Union der Generaloberen der Männerorden in der katholischen Kirche gewählt.
Jesuitengeneral Sosa wurde auch zum Vorsitzender der Union der Generaloberen der Männerorden in der katholischen Kirche gewählt.

(Rom) Am 14. Okto­ber 2016 wur­de er zum Schwar­zen Papst gewählt. Nun über­nahm Arturo Sosa auch den Vor­sitz der Uni­on der Gene­ral­obe­ren (USG) in der katho­li­schen Kir­che. Ein Signal mehr, wel­che Rich­tung in der Kir­che der­zeit das Sagen hat und Posi­ti­on um Posi­ti­on besetzt.

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Der Jesui­ten­or­den ist der zah­len­mä­ßig größ­te Män­ner­or­den der katho­li­schen Kir­che (einen weib­li­chen Zweig gibt es nicht), und er ist auch der ein­fluß­reich­ste. 16.000 Jesui­ten gibt es heu­te welt­weit. Vor dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil waren es noch mehr als dop­pelt so vie­le. Sie sind so aus­ge­bil­det, daß sie nicht nur gemein­sam ein gei­sti­ges Heer bil­den, son­dern zugleich jeder ein Ein­zel­kämp­fer ist.

Wachsender Einfluß

Durch ein Zusatz­ver­spre­chen ver­pflich­ten sie sich zur beson­de­ren Treue gegen­über dem Papst. Aus die­sem Grund galt es lan­ge Zeit als undenk­bar, daß ein Jesu­it selbst Papst wer­den könn­te. Seit dem 13. März 2013 ist das erst­mals in der Geschich­te des Ordens und der Kir­che der Fall. Mit der Wahl von Papst Fran­zis­kus ent­stand das per­fek­te Treue­ver­hält­nis zwi­schen Orden und Papst. Dies zeig­te sich auch im Rück­tritt von Ordens­ge­ne­ral Adol­fo Nico­las und der Wahl sei­nes Nach­fol­gers Arturo Sosa.

Generalobere bei der aktuellen USG-Generalversammlung. Im Vordergrund die Generaloberen von Kamaldulenser- Kapuzinerorden.
Gene­ral­obe­re bei der USG-Gene­ral­ver­samm­lung (2012). Im Vor­der­grund die Gene­ral­obe­ren von Kar­me­li­ten- und Kapuzinerorden.

Seit dem 14. Okto­ber 2016 ist der Vene­zo­la­ner Sosa 31. Ordens­ge­ne­ral. Wenn Papst Fran­zis­kus als Erbe und Nach­fol­ger von Johan­nes XXIII. gese­hen wird, gilt das­sel­be von Arturo Sosa für Pedro Arru­pe, der von 1965 bis 1981 (for­mal sogar bis 1983) der Schwar­ze Papst war. Bis ihn Papst Johan­nes Paul II. entmachtete.

Gestern gab die Gene­ral­ku­rie des Jesui­ten­or­dens in Rom bekannt, daß ihr Gene­ral­obe­rer auch zum Vor­sit­zen­den der Uni­on der Gene­ral­obe­ren (USG) der katho­li­schen Män­ner­or­den gewählt wur­de. Die USG bestä­tig­te die Wahl heu­te durch eine eige­ne Aussendung.

Die USG ver­tritt die katho­li­schen Män­ner­or­den der Kir­che. Mit dem Vor­sitz ist die Mit­glied­schaft in einer Rei­he von vati­ka­ni­schen Gre­mi­en ver­bun­den. Sosa über­nahm ihn vom Schwei­zer Kapu­zi­ner Mau­ro Jöh­ri, der von 2013–2015 stell­ver­tre­ten­der USG-Vor­sit­zen­der und seit­her Vor­sit­zen­der war.

Die Wahl von Gene­ral Sosa bedeu­tet eine wei­te­re Ein­fluß­er­wei­te­rung einer bestimm­ten Rich­tung im Jesui­ten­or­den und in der Kir­che. Eine Ent­schei­dung „ad mino­rem Dei glo­ri­am“, wie ein Kom­men­ta­tor auf dem Twit­ter-Account des Vati­ka­ni­sten Edward Pen­tin meinte.

Pedro Arru­pe setz­te als Ordens­ge­ne­ral 1974/​75 eine revo­lu­tio­nä­re Neu­aus­rich­tung des Ordens durch, poli­tisch auf den Sozia­lis­mus und kirch­lich auf den Moder­nis­mus. Er gilt als gro­ßer För­de­rer des jun­gen Jesui­ten Jor­ge Mario Berg­o­glio, den er in mit erst 36 Jah­ren schon zum Ordens­pro­vin­zi­al für Argen­ti­ni­en machte.

General Sosa Arrupes Revanche

Der heu­ti­ge Ordens­ge­ne­ral, Arturo Sosa, ver­öf­fent­lich­te 1978, am Höhe­punkt der Arru­pe-Ära, den Auf­satz: „Die mar­xi­sti­sche Ver­mitt­lung des christ­li­chen Glau­bens“, in dem er den Ver­such unter­nahm, der Alli­anz zwi­schen Sozia­lis­mus und Chri­sten­tum eine theo­re­ti­sche Grund­la­ge zu geben. Er ging der Fra­ge nach, wie der christ­li­che Glau­ben mar­xi­stisch ver­mit­telt wer­den könne.

Noch 1989 brach­te Sosa Lobes­hym­nen auf Fidel Castro und die Kuba­ni­sche Revo­lu­ti­on aus.

Der neue USG-Vorstand
Der neue USG-Vorstand

Auch seit sei­ner Wahl zum Jesui­ten­ge­ne­ral fiel Sosa vor allem durch unor­tho­do­xe und umstrit­te­ne Aus­sa­gen auf. Im Febru­ar 2017 for­der­te er, Jesus „neu zu inter­pre­tie­ren“. Der Schwar­ze Papst stell­te nichts weni­ger als die Glaub­wür­dig­keit der Hei­li­gen Schrift in Fra­ge. Er mach­te sich gera­de­zu lustig über sie und lehn­te es ab, die Wor­te Jesu zur Unauf­lös­lich­keit der Ehe ernst zu neh­men. Den Ein­wand des Schwei­zer Jour­na­li­sten Giu­sep­pe Rus­co­ni, ob einer Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zu den Sakra­men­ten, wie sie Papst Fran­zis­kus mit Amo­ris lae­ti­tia fak­tisch erlaub­te, nicht die Wor­te Jesu ent­ge­gen­stün­den, ließ Sosa nicht gel­ten. Nie­mand kön­ne näm­lich genau wis­sen, was Jesus „wirk­lich“ gesagt habe, weil nie­mand damals „ein Ton­band­ge­rät“ dabei hat­te. Mit ande­ren Wor­te, sag­te Sosa, die Evan­ge­li­sten hät­ten das nur falsch verstanden.

Zugleich erklär­te er: Das Wort Glau­bens­leh­re „mag ich nicht besonders“.

Die­se Aus­sa­gen brach­ten Sosa eine Anzei­ge wegen des Ver­dachts der Häre­sie ein. Sie wur­de Ende März 2017 vom Prie­ster Don Rober­to Bert­ac­chi­ni bei der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ein­ge­bracht. Seit­her hör­te man aller­dings nichts mehr von ihr. Der dama­li­ge Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler, wur­de kur­ze Zeit danach von Papst Fran­zis­kus ent­las­sen. Die Anzei­ge gegen ein „Chri­sten­tum ohne Chri­stus“, wie es Don Bert­ac­chi­ni dem Jesui­ten­ge­ne­ral vor­warf, dürf­te zwar nicht in den Papier­korb gewan­dert, aber zwi­schen­zeit­lich unbe­han­delt archi­viert wor­den sein. Ob dazu eine päpst­li­che Inter­ven­ti­on not­wen­dig war, ist nicht bekannt. Bekannt ist, daß Papst Fran­zis­kus sol­chen Inter­ven­tio­nen nicht abge­neigt ist.

Im spä­ten Früh­jahr 2017 behaup­te­te Sosa, der Teu­fel sei „nur eine sym­bo­li­sche Figur“. Im Som­mer des­sel­ben Jah­res äußer­te er die Mei­nung, eine Evan­ge­li­sie­rung Japans sei „nur durch eine Alli­anz mit dem Bud­dhis­mus und dem Shin­to­is­mus möglich“.

Die Seligsprechung von Arrupes sozialistisch-modernistischer Richtung

Vor weni­gen Tagen teil­te Sosa dem gan­zen Jesui­ten­or­den mit, daß im kom­men­den Febru­ar das Selig­spre­chungs­ver­fah­ren für Pedro Arru­pe, den wahr­schein­lich umstrit­ten­sten Gene­ral der Ordens­ge­schich­te, eröff­net wird. Papst Fran­zis­kus nann­te Arru­pe bereits im Novem­ber 2013, just in einem Gespräch mit den im USG zusam­men­ge­schlos­se­nen Gene­ral­obe­ren der katho­li­schen Män­ner­or­den, als sein Vor­bild. Jeder Jesu­it ist eine Per­sön­lich­keit für sich. Es wären vie­le Namen von Ange­hö­ri­gen die­ses Ordens zu nen­nen, die die Kir­che in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten geprägt haben. Neben dem Ante-Papa (Papst in spe) Car­lo Maria Kar­di­nal Mar­ti­ni SJ wird die­se Rich­tung in all ihren Schat­tie­run­gen aber von nie­man­dem kon­se­quen­ter, rang­hö­her und ver­klär­ter reprä­sen­tiert als von Ordens­ge­ne­ral Arru­pe, dem der Nim­bus eines „Mär­ty­rers“ anhaf­tet, seit Johan­nes Paul II., der Papst mit wirk­li­cher Kennt­nis des real exi­stie­ren­den Sozia­lis­mus, ihn 1981 entmachtete.

Die Wahl von Sosa zum Ordens­ge­ne­ral, sei­ne Wahl zum Vor­sit­zen­den der Uni­on der Gene­ral­obe­ren der Män­ner­or­den und vor allem das ange­streb­te Selig­spre­chungs­ver­fah­ren für Pedro Arru­pe ste­hen für eine bestimm­te Rich­tung in der Kir­che, der sich auch Papst Fran­zis­kus ver­pflich­tet fühlt, und das offen­bar seit jun­gen Jahren.

Der US-Publi­zist Geor­ge Neu­mayr for­mu­lier­te es so:

„Arru­pe lei­te­te den Orden wäh­rend der inten­siv­sten Peri­ode der Libe­ra­li­sie­rung und setz­te Berg­o­glio bei der berüch­tig­ten Gene­ral­kon­gre­ga­ti­on der Jesui­ten von 1974/​75, bei der die sozia­li­sti­sche und moder­ni­sti­sche Aus­rich­tung des Ordens beschlos­sen wur­de, als einen libe­ra­len Voll­strecker ein.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: sjcu​ria​.glo​bal

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1 Kommentar

  1. Zum Bild, „Gene­ral­obe­re bei USG-Gene­ral­ver­samm­lung (2012). Im Vordergrund .….…“ :
    Sieht irgend­wie aus wie bei einer Gewerkschaftsversammlung.
    Ehr­lich gesagt gehts ja auch in die­se Richtung.

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