(Rom) Papst Franziskus zelebrierte gestern nachmittag eine Messe im Petersdom für die Teilnehmer der Vollversammlung des Rats der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). In seiner kurzen Predigt warnte Franziskus vor einer „Restauration“.
Der Rat der europäischen Bischofskonferenzen umfaßt die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen in Europa und hat seinen Sitz in St. Gallen in der Schweiz. Er besteht seit 1971. Seit 2016 wird er von Angelo Kardinal Bagnasco, dem inzwischen emeritierten Erzbischof von Genua, angeführt. Der Rat ist nicht mit der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) zu verwechseln, in der nur die Bischofskonferenzen der EU-Mitgliedsstaaten vertreten sind. Die COMECE existiert seit 1980 und hat ihren Sitz in Brüssel. Ihr Vorsitzender ist seit 2018 Erzbischof Jean-Claude Hollerich von Luxemburg.
Die Messe im Petersdom zelebrierte Papst Franziskus anläßlich des 50. Gründungsjubiläums des Rates der europäischen Bischofskonferenzen. Dabei zelebrierte Franziskus nicht am Papstaltar über dem Grab des Petrus, sondern am Kathedraaltar. An dem durch die Jahrhunderte allein dem Papst vorbehaltenden Papstaltar, an dem die Papstmesse zelebriert wurde, also die eigentliche Messe, Maßstab und Vorbild für die Weltkirche, konnten in jüngerer Zeit bereits vom Papst delegierte Kardinäle in seiner Vertretung zelebrieren. Nun sollen dies sogar einfache Priester tun können. Eine Trivialisierung des Confessio-Altars, die als schwerwiegende Entsakralisierung kritisiert wird.
In seiner Predigt warnte Franziskus vor einem „modischen Restaurationismus“. Was er genau darunter versteht, läßt sich erahnen, aber aus seinen Worten nicht wirklich entschlüsseln. Zweifelsfrei ist hingegen, daß er ihn entschieden ablehnt, denn dieser „modische Restaurationismus“, so Franziskus, „tötet“:
„Das ist es, was der Bau des gemeinsamen europäischen Hauses braucht: das unmittelbar Nützliche hinter sich zu lassen und zu der weitsichtigen Vision der Gründerväter zurückzukehren, einer – so würde ich wagen zu sagen – prophetischen und gemeinschaftlichen Vision, denn sie suchten nicht momentane Übereinkünfte, sondern träumten von der Zukunft aller. Auf diese Weise wurden die Mauern des europäischen Hauses errichtet, und nur auf diese Weise können sie wieder gefestigt werden. Das gilt auch für die Kirche, das Haus Gottes. Um sie schön und gastlich zu gestalten, müssen wir gemeinsam in die Zukunft blicken und nicht die Vergangenheit wiederherstellen. Leider ist dieser „Restaurationismus“ der Vergangenheit in Mode, der uns tötet, der uns alle tötet. Natürlich müssen wir bei den Fundamenten beginnen, von den Wurzeln – das ja, es ist wahr –, denn von dort aus baut man wieder auf: Wir müssen bei der lebendigen Tradition der Kirche beginnen, die für uns auf das Wesentliche, auf die Frohe Botschaft, auf die Nähe und auf das Zeugnis gründet. Von dort aus beginnt man mit dem Wiederaufbau, von den Fundamenten der Urkirche und der Kirche aller Zeiten her, von der Anbetung Gottes und der Nächstenliebe her, nicht von unseren eigenen Vorlieben aus, nicht von den Vereinbarungen und Verhandlungen aus, die wir jetzt betreiben können, um, sagen wir, die Kirche zu verteidigen oder die Christenheit zu verteidigen.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)