(Rom) Der Osservatore Romano veröffentlichte aktuelle Zahlen über die Christen im Nahen Osten. Die heutige Gesamtzahl der Christen wird von der Tageszeitung des Papstes mit 14.526.000 angegeben.
Gegenüber 2010, also vor Ausbruch des „Arabischen Frühlings“, wie die Regierung von US-Präsident Obama das politische Projekt zur Neugestaltung des Nahen Ostens nannte, habe es 14.740.000 Christen gegeben. Heute sind es 174.000 weniger. Die Zahl läßt zweifeln.
In der Aufstellung, die in der italienischen Ausgabe des Osservatore Romano vom 4. August veröffentlicht wurde, sind der Irak, Israel, Jordanien, der Libanon, die Palästinensergebiete, Syrien, die Türkei, Ägypten und Zypern berücksichtigt. Das ist ein Gebiet mit einer Gesamtbevölkerung von 258 Millionen Menschen.
Die Zeitung stützt sich auf eine jüngst veröffentlichte Studie der Catholic Near East Welfare Association (Vereinigung der katholischen Wohlfahrtsorganisation im Nahen Osten, CNEWA), die dazu verschiedene Quelle auswertete, darunter den Heiligen Stuhl, Bischofskonferenzen, CIA World Factbook, Weltbank, Organisationen der UNO und der USA.
Laut dieser Studie ist in Syrien die Zahl der Christen von 2,2 Millionen (2010) auf 1,2 Millionen zurückgegangen. In Ägypten – allerdings in einem längeren Zeitraum – sank der Christenanteil von 19 Prozent der Gesamtbevölkerung auf nur mehr 10 Prozent. Im Libanon von 53 Prozent im Jahr 1932 auf weniger als 40 Prozent. In Jerusalem von 20 Prozent im Jahr 1946 auf weniger als zwei Prozent. In ganz Palästina (heute Israel und Palästinensergebiete) von 20 Prozent (1948) auf 1,2 Prozent.
Wie der Osservatore Romano schreibt, habe sich wegen des Syrien-Konfliktes, dem Auftreten der Dschihad-Miliz Islamischer Staat (IS) und politischer Unruhen „die christliche Bevölkerung in den vergangenen Jahren im ganzen Nahen Osten verändert“. Es sei zu „tiefen Auswirkungen in der Region“ und auf die Christen gekommen.
„Die Kulturen und Länder, die die eigentliche Wiege des Christentums bilden, sind zerbrochen und zersplittert, und die Anhänger des Glaubens Jesu sind zerstreut und vertrieben“, heißt es in der Studie.“
Schließlich wird darauf hingewiesen, daß einige Christen in Nachbarländer geflüchtet sind, andere den Nahen Osten aber ganz verlassen haben. „Zuverlässige Statistiken über diese Bevölkerungsbewegungen“ seien daher „schwer“ zu erstellen. Die Zahlen sind daher mit Vorbehalt zu sehen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: CNEWA (Screenshot)