Papst verweigert Kardinälen Audienz. Er will ihre „Dubia“ nicht hören – Ein zweiter Brief


Papst Franziskus erhielt Anfang Mai ein zweites Schreiben der vier namhaften Kardinäle, die im September 2016 ihre Dubia (Zweifel) zum umstrittenen Schreiben Amoris laetitia vorlegten, aber vom Papst keine Antwort erhielten. Im neuen Schreiben zeigen sie ihm die "große Verwirrung" auf, die durch Amoris laetitia entstanden ist und ersuchen den Papst um eine Audienz. Franziskus reagiert auch auf dieses zweiten Schreiben nicht. Weder gab er den Kardinälen eine Antwort noch gewährte er ihnen eine Audienz.
Papst Franziskus erhielt Anfang Mai ein zweites Schreiben der vier namhaften Kardinäle, die im September 2016 ihre Dubia (Zweifel) zum umstrittenen Schreiben Amoris laetitia vorlegten, aber vom Papst keine Antwort erhielten. Im neuen Schreiben zeigen sie ihm die "große Verwirrung" auf, die durch Amoris laetitia entstanden ist und ersuchen den Papst um eine Audienz. Franziskus reagiert auch auf dieses zweiten Schreiben nicht. Weder gab er den Kardinälen eine Antwort noch gewährte er ihnen eine Audienz.

(Rom) Im Sep­tem­ber 2016 erhielt Papst Fran­zis­kus Post von vier nam­haf­ten Kar­di­nä­len. Der Papst wei­gert sich seit­her auf deren Fra­gen zu ant­wor­ten. Wie erst jetzt bekannt wur­de, haben die vier Kar­di­nä­le ihm vor weni­gen Wochen einen wei­te­ren Brief geschrie­ben. Dar­in baten sie den Papst um eine Audi­enz, um ihre Zwei­fel vor­brin­gen zu kön­nen. Die päpst­li­che Reak­ti­on? Kei­ne. Audi­enz? Abge­lehnt. Eine Ant­wort? Fehlanzeige.

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Die Kar­di­nä­le Wal­ter Brand­mül­ler, Ray­mond Bur­ke, Car­lo Caf­farra und Joa­chim Meis­ner teil­ten dem katho­li­schen Kir­chen­ober­haupt im Sep­tem­ber 2016 ihre Dubia (Zwei­fel) zum umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia mit. Sie for­mu­lier­ten dazu fünf Fra­gen und baten den Papst dar­auf zu ant­wor­ten, um Klar­heit zu zwei­deu­ti­gen Pas­sa­gen zu schaf­fen. Durch die­se Zwei­deu­tig­kei­ten sei „gro­ße Ver­wir­rung“ in der Kir­che über deren Ehe- und Moral­leh­re entstanden.

Amoris laetitia ist kein Betriebsunfall – Papst verfolgt gezielte Agenda

Seit­her sind neun Mona­te ver­gan­gen und Papst Fran­zis­kus hat die­se Fra­gen noch immer nicht beant­wor­tet. Inzwi­schen dürf­te der letz­te Kir­chen­ver­tre­ter und Gläu­bi­ge ver­stan­den haben, daß Fran­zis­kus die zwei­deu­ti­gen Pas­sa­gen absicht­lich so for­mu­lier­te, um die bis­he­ri­ge Leh­re der Kir­che zu ändern. Viel­mehr hat­te er bereits die Bischofs­syn­oden über die Fami­lie mit der ein­zi­gen, kon­kre­ten Absicht ein­be­ru­fen, die Auf­wei­chung des Ehe­sa­kra­ments und die Aner­ken­nung von Schei­dung und Zweit­ehe durch­zu­set­zen. Eine Chro­no­lo­gie der frü­hen Ereig­nis­se belegt das. Von einem Betriebs­un­fall kann in die­sem Zusam­men­hang kei­ne Rede sein wie Kuri­en­erz­bi­schof Bru­no For­te im Mai 2016 ent­hüll­te.

Zwei Mona­te hat­ten die Kar­di­nä­le im Herbst auf Ant­wort gewar­tet. Als sie kei­ne erhiel­ten, mach­ten sie ihre Dubia am 14. Novem­ber 2016 öffent­lich bekannt. Dar­auf stürz­ten sich die eng­sten Papst-Ver­trau­ten auf sie und attackier­ten sie. Ein Trau­er­spiel begann. Eini­ge mach­ten sie nach Strich und Faden nie­der, ande­re gaben sie der Lächer­lich­keit preis. Alles nur, weil Papst Fran­zis­kus sich wei­gert, auf fünf ein­fach Fra­gen zur Glau­bens­leh­re zu ant­wor­ten. Er wird schon wis­sen, war­um er sich so ver­hält. Seit­her wird ihm vor­ge­wor­fen, sei­ner Pflich­ten als Nach­fol­ger des Apo­stels Petrus nicht nach­zu­kom­men, der die Brü­der im Glau­ben zu stär­ken habe.

Der neue Brief

Mehr als sie­ben Mona­te nach ihren Dubia lie­ßen die vier Kar­di­nä­le dem Papst einen wei­te­ren Brief zukom­men. Er ist mit 25. April 2017 datiert, dem Fest des Evan­ge­li­sten Mar­kus. Wie beim ersten Schrei­ben taten sie es ver­trau­lich und unter Aus­schluß der Öffent­lich­keit. Aber auch auf die­sen zwei­ten Brief haben sie bis­her kei­ne Ant­wort erhal­ten. Papst Fran­zis­kus igno­riert sie und ihre Anlie­gen ein­fach. Er wei­gert sich Rede und Ant­wort zum Glau­ben der Kir­che zu ste­hen und die Ver­wir­rung zu beseitigen.

Die Kar­di­nä­le Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und Meis­ner bit­ten den Papst, in Audi­enz emp­fan­gen zu wer­den, um end­lich mit ihm über ihre Zwei­fel spre­chen zu kön­nen. Sie möch­ten ihm dar­le­gen, daß durch Amo­ris lae­ti­tia die „größ­te Ver­wir­rung“ ent­stan­den ist und dadurch die Kir­che gespal­ten wird. Nur ein Blin­der kön­ne leug­nen, daß nicht die größ­te Ver­wir­rung in der Kir­che herr­sche, hat­te Kar­di­nal Caf­farra zu Jah­res­be­ginn gesagt. Gehört Papst Fran­zis­kus zu die­sen Blinden?

Der zwei­te Brief befin­det sich spä­te­stens seit dem 6. Mai in den Hän­den des Pap­stes. Nach­dem erneut kei­ne Ant­wort ein­traf, sahen die vier Unter­zeich­ner auch in die­sem Fall berech­tigt, ja genö­tigt, den Brief öffent­lich zu machen. Es sei rich­tig, daß ihr Schrei­ben dem „gan­zen Got­tes­volk“ vor­ge­legt wer­de, damit es dar­über nach­den­ken kön­ne. Die Ver­öf­fent­li­chung erfolg­te erneut über den bekann­ten Vati­ka­ni­sten San­dro Magister.

Kommunion für alle, das „ist das wahre Denken von Franziskus“

In den genau 45 Tagen, die ver­gan­gen sind, seit Fran­zis­kus den zwei­ten Brief erhal­ten hat, ist die „gro­ße Ver­wir­rung“ noch grö­ßer gewor­den. Lau­fend spre­chen sich Bischö­fe und Bischofs­kon­fe­ren­zen auf gegen­sätz­li­che Wei­se aus. Die Einen bekräf­ti­gen die über­lie­fer­te Leh­re und Pra­xis der Kir­che. Die Ande­ren ver­tre­ten einen neu­en Kurs, der mit der Leh­re nicht ver­ein­bar ist. Ein Wider­spruch, der die Welt­kir­che in zwei geo­gra­phi­sche Zonen zer­reißt und für immer mehr Beob­ach­ter den Spreng­stoff für ein welt­wei­tes Schis­ma in sich birgt.

Jüng­stes Bei­spiel: In der Ita­lie­ni­schen Kle­rus­zei­tung (Rivi­sta del Cle­ro Ita­lia­no) schrieb der pro­gres­si­ve Theo­lo­ge Mau­ri­zio Chio­di in der jüng­sten Aus­ga­be eine Ver­tei­di­gung von Amo­ris lae­ti­tia. Dar­in erklärt er die Zulas­sung von wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zur Kom­mu­ni­on für zuläs­sig und legi­tim. Grund­la­ge die­ser Behaup­tung, die im Wider­spruch zur kirch­li­chen Leh­re steht, ist für ihn die For­mel einer „Theo­rie des Gewis­sens jen­seits der Alter­na­ti­ve zur Norm“. Die Kle­rus­zei­tung wird von der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Mai­land her­aus­ge­ge­ben. Chio­di wur­de von Papst Fran­zis­kus erst am 13. Juni zum Mit­glied der Päpst­li­chen Aka­de­mie für das Leben ernannt. Er gilt als Ver­tre­ter einer Theo­lo­gie „der ver­such­ten Qua­dra­tur des Krei­ses“, wie der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster schrieb.

Don Fredo Olivero, Leiter einer "Interkonfessionellen" Gruppe, bei der "alle" zur Kommunion dürfen, denn das sei das, was Papst Franziskus wirklich "persönlich denkt" und will.
Don Fre­do Oli­vero, Lei­ter einer „Inter­kon­fes­sio­nel­len“ Grup­pe, bei der „alle“ zur Kom­mu­ni­on dür­fen, denn das sei das, was Papst Fran­zis­kus wirk­lich „per­sön­lich denkt“ und will.

Inter­es­san­ter als sol­che Wort­mel­dun­gen bekann­ter Pro­gres­si­ver ist die jüng­ste Stel­lung­nah­me der Turi­ner Ver­ei­ni­gung „Spez­za­re il pane“ (Brot­bre­chen). Dabei han­delt es sich um eine „inter­kon­fes­sio­nel­le“ Grup­pe um den katho­li­schen Prie­ster Fre­do Oli­vero. Die­se Grup­pe trifft sich ein­mal im Monat. Einen Monat wird dabei eine Hei­li­ge Mes­se zele­briert und im näch­sten Monat ein pro­te­stan­ti­sches „Abend­mahl“. Alle Anwe­sen­den gehen wie selbst­ver­ständ­lich da wie dort kol­lek­tiv zur „Kom­mu­ni­on“.

Die­se Grup­pe erklär­te nun, „sicher“ zu sein, daß genau die­se Pra­xis dem „per­sön­li­chen Den­ken“ von Papst Fran­zis­kus ent­spricht, denn so habe er es am 15. Novem­ber 2015 bei sei­nem Besuch der Luthe­ri­schen Kir­che in Rom gesagt. Er habe damals auch gesagt, daß das Dog­ma der Trans­sub­stan­tia­ti­on in einem „spi­ri­tu­el­len“ Schlüs­sel neu zu lesen sei. Laut Jesus kön­ne näm­lich „jeder“ die Mes­se zele­brie­ren und nicht nur ein geweih­ter Priester.

Alle die­se Aus­sa­gen schrieb Don Oli­vero in der jüng­sten Aus­ga­be der Wochen­zei­tung der cal­vi­ni­sti­schen Wal­den­ser Rif­or­ma.

Revision von Humanae vitae

Zudem beauf­trag­te Papst Fran­zis­kus eine Kom­mis­si­on unter der Lei­tung von Gil­fre­do Maren­go, um eine Revi­si­on der Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae von Papst Paul VI. vor­zu­be­rei­ten. Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster, der dies ent­hüll­te, hält dar­an fest, obwohl der Papst-Ver­trau­te Vin­cen­zo Paglia die Exi­stenz einer sol­chen Kom­mis­si­on geleug­net hat­te. Aller­dings war Pagli­as Demen­ti besten­falls ein hal­bes. Mit einem Satz leug­ne­te er die Exi­stenz einer Kom­mis­si­on mit einem sol­chen Auf­trag, um im näch­sten Satz die Exi­stenz einer sol­chen Kom­mis­si­on unter der Lei­tung von Maren­go zu bestätigen.

Kuri­en­erz­bi­schof Paglia, Prä­si­dent der Päpst­li­chen Aka­de­mie für das Leben und Groß­kanz­ler des Päpst­li­chen Insti­tuts Johan­nes Paul II. für Stu­di­en zu Ehe und Fami­lie, wird bereits vor­ge­wor­fen, mit dem­In­stru­ment der Men­tal­re­ser­va­tio­nen zu spielen.

Hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand wird in Rom die Fra­ge – halb scherz­haft, halb ernst – her­um­ge­reicht, ob es nicht nur für US-Prä­si­den­ten, son­dern auch für einen Papst ein Impeach­ment-Ver­fah­ren gibt, um ihn sei­nes Amtes zu entheben.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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10 Kommentare

  1. Es ist schon sehr trau­rig, von was für einem Pon­ti­fex unse­re Kir­che regiert wird!

  2. Der Dia­log-Fana­ti­ker kneift… das sagt eigent­lich alles. Noch nie war die Rede­wen­dung vom bered­ten Schwei­gen zutreffender…

  3. Schwei­gen, hart­her­zi­ges igno­rie­ren eines ande­ren Men­schen ist eine schlim­me see­li­sche Verletzung.

  4. Die­ser Brücken­bau­er reißt see­len­ru­hig die Fun­da­men­te bewähr­ter Brücken ein und ver­sucht, eben­so see­len­ru­hig nicht trag­fä­hi­ge Brücken wie­der aufzubauen..Die 4 Kar­di­nä­le wer­den in den Treib­sand geschickt, wie eini­ge ande­re vor ihnen.

  5. Mein Gott mein Gott erbar­me dich unser, die den wah­ren katho­li­schen Glau­ben behal­ten wol­len, und kei­ne Pro­te­stan­ten oder änli­ches wer­den wol­len, ich rufe alle Katho­li­ken guten Wil­lens auf zum Sühn­e­ro­sen­kranz zu beten! Ave Maria.….….

  6. Er will die Leh­re ändern die bis dato gül­tig war und igno­riert schein­bar völ­lig kor­rek­te Anfra­gen sei­ner Bischofs­kol­le­gen. Allem Anschein nach nimmt er ein Kir­chen­spal­tung bil­li­gend in Kauf. Da er wird er sich noch wun­dern. Das kann er nicht ein­fach aus­sit­zen. Er muss für die Ein­heit der Kir­che ste­hen. Er ist unter ande­rem dafür gewählt wor­den. Ein Papst darf nicht alles.

  7. Hat Jesus die Ehe­bre­che­rin verurteilt?
    Hat er nicht Zöll­ner und Sün­der zum Mahl geladen?
    War­um soll­ten evan­ge­li­sche Chri­sten nicht zur Kom­mu­ni­on gehen dürfen?

    Die­se Kir­che ist die Bene­dikt-Kir­che, die ich immer wie­der ver­glei­che mit der vor­pfingst­li­chen Kir­che…: ver­schlos­se­ne Türen, ver­schlos­se­ne Fen­ster und Angst, Angst und noch­mals Angst!
    Jesus hat die Fen­ster aufgestoßen!

  8. S.Rupp
    1. Nicht ver­kürzt zitie­ren! Jesus hat zur Sün­de­rin gesagt: Gehe hin und sün­di­ge nicht mehr!
    2. Jesus hat Men­schen zum Mahl gela­den, die ledig­lich nach den 613 jüdi­schen Gebo­ten und Ver­bo­ten, also men­schen­ge­mach­ten Lebens­re­geln zur Abgren­zung vom Hei­den­tum, „Sün­der“ waren.
    3. Evan­ge­li­sche Chri­sten dür­fen nicht zur hl Kom­mu­ni­on gehen, weil sie nicht an die immer­wäh­ren­de Real­prä­senz Chri­sti im kon­se­krier­ten Brot ud Wein glauben.
    4. Wel­che Fen­ster hat Jesus auf­ge­sto­ßen? Davon ist nichts über­lie­fert. Und belei­di­gen Sie Papst Bene­dikt XVI. nicht, der das vier­ge­stal­ti­ge Evan­ge­li­um gemäß der apo­sto­li­schen Über­lie­fe­rung und die geist­ge­wirk­te Leh­re der Kir­che ver­ant­wor­tungs­voll über­lie­fert und aus­ge­legt hat, wie es der gött­li­chen Froh­bot­schaft zukommt. Von „Angst, Angst und noch­mals Angst“ ist dar­in kei­ne Rede – jeden­falls nicht für den, der die Gebo­te Got­tes zu hal­ten trach­tet und nicht auf Moder­ni­sten hereinfällt.

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