Moskauer Patriarchat: Worüber können wir mit Rom noch reden?

Orthodoxer "Außenminister" beklagt die liberale Agenda des Vatikans


Metropolit Antonij von Wolokolamsk, "Außenminister" des Moskauer Patriarchats, wurde im Juli 2024 von Papst Franziskus empfangen
Metropolit Antonij von Wolokolamsk, "Außenminister" des Moskauer Patriarchats, wurde im Juli 2024 von Papst Franziskus empfangen

Der Lei­ter der Abtei­lung für kirch­li­che Außen­be­zie­hun­gen des Mos­kau­er Patri­ar­chats, Metro­po­lit Anto­nij von Wolo­ko­lamsk, beklagt, daß die Fami­li­en­ethik im Dia­log mit den Katho­li­ken zuneh­mend außen vor bleibt.

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Metro­po­lit Anto­nij, Jahr­gang 1984, wur­de im Juni 2022 Nach­fol­ger von Metro­po­lit Hila­ri­on als Lei­ter des Außen­am­tes der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che. Als sol­cher wur­de er zugleich Metro­po­lit von Wolokolamsk.

Der „Außen­mi­ni­ster“ des Mos­kau­er Patri­ar­chats stell­te nun fest, daß die Fra­ge der tra­di­tio­nel­len mora­li­schen Wer­te in der Ver­gan­gen­heit eines der weni­gen The­men gewe­sen sei, über die man „in der glei­chen Spra­che“ gespro­chen habe. Das ände­re sich aber zuneh­mend und zwar auf katho­li­scher Sei­te, so der Metropolit.

Anlaß für die­se Kla­ge ist die von Medi­en kol­por­tier­te Erlaub­nis, daß die Ita­lie­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz die Erlaub­nis erteilt hat, daß offen Homo­se­xu­el­le in die Prie­ster­se­mi­na­re auf­ge­nom­men wer­den kön­nen. Über kirch­li­che Medi­en wur­de zwar halb­her­zig, aber offen­sicht­lich wenig glaub­wür­dig dementiert.

Die­se Erlaub­nis, so Metro­po­lit Anto­nij, sei eine Wen­de hin zu einer libe­ra­len Agen­da und weg von der Leh­re des Evan­ge­li­ums. In einem Inter­view mit der rus­si­schen Nach­rich­ten­agen­tur TASS sag­te der rus­sisch-ortho­do­xe Außenminister:

„Ich will nicht ver­heh­len, daß das, was wir heu­te in der katho­li­schen Kir­che im Zusam­men­hang mit den tra­di­tio­nel­len Fami­li­en­wer­ten beob­ach­ten, nur Ver­wir­rung und Besorg­nis her­vor­ru­fen kann.“

Dabei ging Metro­po­lit Anto­nij auch auf das umstrit­te­ne römi­sche Homo-Doku­ment Fidu­cia sup­pli­cans ein:

„Kürz­lich ver­öf­fent­lich­te der Vati­kan das Doku­ment Fidu­cia sup­pli­cans, das in der Tat eine neue Pra­xis für Katho­li­ken ein­führt, gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re zu seg­nen. Die Theo­lo­gi­sche Syn­odal­kom­mis­si­on der Rus­si­schen Ortho­do­xen Kir­che hat die­ses Doku­ment ana­ly­siert und die­se Ana­ly­se ver­öf­fent­licht, die zahl­rei­che Kom­men­ta­re ent­hält. Die Abwei­chung von der tra­di­tio­nel­len christ­li­chen Fami­li­en­ethik ist bereits in vie­len Kon­fes­sio­nen zur trau­ri­gen Rea­li­tät geworden.“

Und Metro­po­lit Anto­nij weiter:

„Seit vie­len Jah­ren haben wir unse­re Bezie­hun­gen zur römisch-katho­li­schen Kir­che gera­de auf der Grund­la­ge der gemein­sa­men The­men und der The­men auf­ge­baut, bei denen unse­re Posi­tio­nen über­ein­stim­men, wir also die glei­che Spra­che spre­chen. Es besteht die Gefahr, daß die Fra­ge der tra­di­tio­nel­len christ­li­chen Fami­li­en­ethik im Grun­de genom­men von unse­rer Tages­ord­nung ver­schwin­det. Und wenn das pas­siert, dann kann ich mir wirk­lich nicht vor­stel­len, wor­über wir mit den Katho­li­ken noch reden könnten.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shot)

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