
Der Leiter der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats, Metropolit Antonij von Wolokolamsk, beklagt, daß die Familienethik im Dialog mit den Katholiken zunehmend außen vor bleibt.
Metropolit Antonij, Jahrgang 1984, wurde im Juni 2022 Nachfolger von Metropolit Hilarion als Leiter des Außenamtes der russisch-orthodoxen Kirche. Als solcher wurde er zugleich Metropolit von Wolokolamsk.
Der „Außenminister“ des Moskauer Patriarchats stellte nun fest, daß die Frage der traditionellen moralischen Werte in der Vergangenheit eines der wenigen Themen gewesen sei, über die man „in der gleichen Sprache“ gesprochen habe. Das ändere sich aber zunehmend und zwar auf katholischer Seite, so der Metropolit.
Anlaß für diese Klage ist die von Medien kolportierte Erlaubnis, daß die Italienische Bischofskonferenz die Erlaubnis erteilt hat, daß offen Homosexuelle in die Priesterseminare aufgenommen werden können. Über kirchliche Medien wurde zwar halbherzig, aber offensichtlich wenig glaubwürdig dementiert.
Diese Erlaubnis, so Metropolit Antonij, sei eine Wende hin zu einer liberalen Agenda und weg von der Lehre des Evangeliums. In einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur TASS sagte der russisch-orthodoxe Außenminister:
„Ich will nicht verhehlen, daß das, was wir heute in der katholischen Kirche im Zusammenhang mit den traditionellen Familienwerten beobachten, nur Verwirrung und Besorgnis hervorrufen kann.“
Dabei ging Metropolit Antonij auch auf das umstrittene römische Homo-Dokument Fiducia supplicans ein:
„Kürzlich veröffentlichte der Vatikan das Dokument Fiducia supplicans, das in der Tat eine neue Praxis für Katholiken einführt, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. Die Theologische Synodalkommission der Russischen Orthodoxen Kirche hat dieses Dokument analysiert und diese Analyse veröffentlicht, die zahlreiche Kommentare enthält. Die Abweichung von der traditionellen christlichen Familienethik ist bereits in vielen Konfessionen zur traurigen Realität geworden.“
Und Metropolit Antonij weiter:
„Seit vielen Jahren haben wir unsere Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche gerade auf der Grundlage der gemeinsamen Themen und der Themen aufgebaut, bei denen unsere Positionen übereinstimmen, wir also die gleiche Sprache sprechen. Es besteht die Gefahr, daß die Frage der traditionellen christlichen Familienethik im Grunde genommen von unserer Tagesordnung verschwindet. Und wenn das passiert, dann kann ich mir wirklich nicht vorstellen, worüber wir mit den Katholiken noch reden könnten.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia (Screenshot)
Der Leiter der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats, Metropolit Antonij von Wolokolamsk ist sicher nicht der Einzige, der sich fragt, worüber man mit Rom noch reden kann.
Besonders bei Papst Franziskus kommt man sich als Katholik vor wie im falschen Film.
Wenn es „nur“ die Moral wäre, die sich verändert, wäre es ja schon schlimm genug. Im Gegensatz zu den orthodoxen Ostkirchen haben wir aber den gesamten Katholizismus auf den Kopf gestellt und das – erste verdeckt und dann immer offener – seit Jahrzehnten. Im Grunde tun wir in vielen Bereichen doch nur mehr so, als ob das noch katholisch wäre, in Wirklichkeit ist sich aber jeder im Klaren, dass das eigentlich nicht mehr so ist. Die reformierte (und das meine ich wörtlich) Heilige Messe wäre ein herausragendes Beispiel dafür, leider keineswegs das einzige. So bleibt unterm Strich die Frage: Wie katholisch ist die katholische Kirche eigentlich noch – und der Papst natürlich ebenfalls? Eine weiße Soutane macht noch keinen Papst, und eine katholische Fassade keine katholische Kirche, und es ist schon beschämend, dass uns darauf ein orthodoxer Metropolit bringen muss.
Der Vorgänger von Metropolit Antonij, der Metropolit, Hilarion, sagte nach den Verhandlungen über die Gemeinsamkeit mit Bendikts Vertreter Kardinal Scola von Mailand, dass das, was die russische Kirche von Rom noch trenne nur drei Buchstaben im Gelaubensbekenntnis sind „que“ oder genauer qui … „filioque procedit“. Dies war einmal. Benedikt war Papst und suchte die
Gemeinsamkeit mit der russisch – orthodoxen Kirche, ein Gemeinsamkeit, welche vom Atlantik bis zu Ural gereicht hätte. Aber das war einmal. Diese Botschaft sahen die Globalisierer als eine große Bedrohung ihrer Ziele an. Benedikt musste (?) zurücktreten. Wer Näheres dazu wissen will, lese (mehrmals!!!) die Zeilen und zwischen den Zeilen das lateinische Dekret Benedikts und lese nochmals die merkwürdig freundliche Begrüßung seines Nachfolgers durch die Weltpresse.