Israel, Gaza, die Ukraine – und wer schon gewonnen hat

Was ist ein Imperium, was ist Krieg?


Imperien und imperiale Politik im 21. Jahrhundert und die Lehren, die wir für uns ziehen sollten.
Imperien und imperiale Politik im 21. Jahrhundert und die Lehren, die wir für uns ziehen sollten.

Gene­ral Pie­ro Lapor­ta lie­fert im Stak­ka­to-Stil mar­kan­te, teils unge­wöhn­lich erfri­schen­de, teils ver­blüf­fen­de Hin­wei­se auf das aktu­el­le geo­po­li­ti­sche Gesche­hen, zu dem es sehr unter­schied­li­che Mei­nun­gen gibt. Dabei ist jene des Gene­rals nicht nur hörens­wert, son­dern bie­tet eine Gele­gen­heit, die eige­ne Mei­nung dar­an zu überprüfen.

Israel, Gaza und die Ukraine. Wie auch immer es endet, Xi Jinping hat bereits gewonnen

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Von Gene­ral Pie­ro Laporta*

Zu vie­le ver­fol­gen den Kon­flikt im Gaza­strei­fen mit der glei­chen emo­tio­na­len Schär­fe wie ein Fuß­ball­spiel: die Lieb­lings­mann­schaft gegen den histo­ri­schen Geg­ner, Milan gegen Inter, Bay­ern Mün­chen gegen Borus­sia Dort­mund. In Wirk­lich­keit han­delt es sich jedoch um einen Krieg mit Toten und vie­len Risi­ken, und nicht nur ande­re, son­dern auch der Staat Isra­el hat das Recht, ihn zu füh­ren, wenn er in sei­nem Exi­stenz­recht bedroht wird, denn er hat das Recht zu existieren.

Hat Isra­el Feh­ler gemacht? Ja.
Hat Isra­el Greu­el­ta­ten began­gen? Ja.

Den­noch hat es ein Exi­stenz­recht, weil es sich die­ses im Krieg von 1948/​1949 erwor­ben hat, den die umlie­gen­den mus­li­mi­schen Län­der geführt haben, weil sie den Beschluß der UN-Voll­ver­samm­lung, einen jüdi­schen und einen ara­bi­schen Staat zu grün­den, nicht akzep­tiert haben. Das ist Realpolitik.

„Staa­ten wer­den gebo­ren und ster­ben im Krieg“, sag­te bekannt­lich Charles de Gaul­le. Und es ist gut, sich die­sen und ande­re Kern­sät­ze der Geo­po­li­tik immer wie­der ins Gedächt­nis zu rufen. Isra­el hat den Krieg und die vier fol­gen­den Krie­ge gewon­nen. Daher hat es real­po­li­tisch ein Recht zu existieren.

Nichts­de­sto­trotz könn­te Isra­el eben­so real­po­li­tisch wie­der ver­schwin­den, wenn es einen ein­zi­gen Krieg ver­liert, auch gegen ein Palä­sti­na, das, bevor es von den Roth­schilds und der City of Lon­don erfun­den wur­de, so nie exi­stiert hat. Die­je­ni­gen, die dar­an zwei­feln, soll­ten beden­ken, daß die Jeru­sa­lem Post das Kind der Pal­e­sti­ni­an Post ist, die von den Zio­ni­sten gegrün­det wurde.

Als der jüdi­sche Staat ent­stand, hat­ten die sowje­ti­schen Geheim­dien­ste einen guten Tag, indem sie sich das Lem­ma „Palä­sti­na“ aneig­ne­ten, um der ein­hei­mi­schen ara­bi­schen Bevöl­ke­rung eine Iden­ti­tät zu geben, die sich ihrer­seits auf die Sowjets und die ara­bi­schen Nach­barn ver­ließ und alle Krie­ge verlor.

„Staa­ten wer­den im Krieg gebo­ren und ster­ben im Krieg“, selbst der Vati­kan­staat, von dem zu Recht inni­ge Auf­ru­fe zum Frie­den aus­ge­hen, ist das Ergeb­nis unzäh­li­ger Krie­ge, von denen des Risor­gi­men­to bis zum Ersten Weltkrieg.

Was ist ein Imperium, was ist Krieg?

Ein wei­te­res Gesetz, das schon immer galt: Impe­ri­en geht mit den Jah­ren die Luft aus und sie bre­chen zusam­men. Kurz gesagt, sie sind zwar lang­le­bi­ger als ein Souf­flé, aber den­noch dazu bestimmt, die Luft zu ver­lie­ren. Pan­ta rhei, alles ver­geht, auch Impe­ri­en, die deka­den­ten vor den widerstandsfähigeren.

Es ist daher not­wen­dig zu defi­nie­ren, was ein Impe­ri­um ist und was Krieg ist. Set­zen wir ein­mal „Herr­schaft“ als intui­tiv vor­aus. Das Impe­ri­um ist die Herr­schaft über eine Viel­zahl von Natio­nen. Die Nati­on wird durch ein Volk, ein Ter­ri­to­ri­um und durch sei­ne Tra­di­tio­nen aus­ge­macht – und durch das natio­na­le Inter­es­se, auf das wir noch zurück­kom­men werden.

„Krieg ist“ nach Carl von Clau­se­witz „die Fort­set­zung der Poli­tik mit ande­ren Mit­teln“. Lenin kehr­te die Begrif­fe um: „Poli­tik ist die Fort­set­zung des Krie­ges mit ande­ren Mit­teln“. Das ist die Schu­le, aus der Wla­di­mir Putin kommt, des­sen muß man sich bewußt sein, bevor man ihn heiligspricht.

Nach dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs galt für die USA die Regel: „Poli­tik ist die Fort­set­zung des Busi­ness mit ande­ren Mit­teln“. Als die bei­den Ken­ne­dy-Brü­der ermor­det wur­den (wer weiß, war­um man sich gewöhn­lich nur an einen von ihnen erin­nert), ver­ga­ßen sie aber die Mah­nung des Gene­rals und Prä­si­den­ten Dwight D. Eisen­hower: „Jede pro­du­zier­te Schuß­waf­fe, jedes vom Sta­pel gelau­fe­ne Kriegs­schiff, jede abge­schos­se­ne Rake­te bedeu­tet letzt­lich einen Dieb­stahl an denen, die hung­rig sind und nichts zu essen haben, an denen, die frie­ren und nichts anzu­zie­hen haben.“

Auch für Joe Biden (2009–2017 und seit 2021) wie zuvor für sei­ne Vor­gän­ger, beson­ders die Bushs, Vater und Sohn (1981–1993, 2001–2009), ist „Krieg die Fort­set­zung des Busi­ness mit ande­ren Mitteln“.

Imperium EU

Das unwahr­schein­lich­ste Impe­ri­um? Die Euro­päi­sche Uni­on: unbe­waff­net, ohne inter­na­tio­na­le staat­li­che Rechts­per­sön­lich­keit, beherrscht von einer nicht gewähl­ten Olig­ar­chie; ihre Wäh­rung, der Euro, ist nur so leben­dig, wie die USA und die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, bzw. deren jewei­li­ge Eli­ten, es – aus teils gegen­sätz­li­chen Grün­den – wol­len. In der EU gibt es über 200 eth­ni­sche Grup­pen, die unmög­lich ein­ge­schmol­zen wer­den kön­nen (und auch nicht sol­len). Die christ­li­che Kul­tur hät­te sie ver­ei­nen und das not­wen­di­ge Bin­de­glied sein kön­nen: Das wur­de jedoch 2003 ent­schie­den abge­lehnt, sogar in der Vari­an­te „jüdisch-christ­li­che Wur­zeln“. Heu­te fei­ern sie Rama­dan. Das nennt sich Selbstmord.

Imperium China

Chi­na ist das soli­de­ste Impe­ri­um. Beherrscht von einer kom­pak­ten und pyra­mi­da­len Dik­ta­tur; modern, reich an Kul­tur, Arbeits­kraft und wis­sen­schaft­li­chem und tech­ni­schem Kön­nen. Es man­gelt an Roh­stof­fen, wes­halb sie bezo­gen wer­den müs­sen, wo immer sie zu bekom­men sind.
Chi­na zählt zwar 55 aner­kann­te eth­ni­sche Min­der­hei­ten, von denen aber nur weni­ge rele­vant sind. Ins­ge­samt ist das Land sehr homo­gen: 1) die Han stel­len mit fast 92 Pro­zent die gro­ße Mehr­heit des Staats­vol­kes; 2) die Zhuangs, die zweit­größ­te Volks­grup­pe, ein Tai-Volk, machen nur 1,2 Pro­zent der Gesamt­be­völ­ke­rung aus; 3) die Uigu­ren, turk­spra­chi­ge Mus­li­me, 0,8 Pro­zent, 4) die tun­gu­si­schen Man­dschus 0,7 Pro­zent; 4) die Hui, mus­li­mi­sche Han, eben­falls 0,7 Pro­zent; 5) die Miao, süd­chi­ne­si­sche Berg­völ­ker, 0,6 Pro­zent usw.
Die Kon­trol­le des rie­si­gen Ter­ri­to­ri­ums ist eisern, kapil­lar und arti­ku­liert, um die 1.425.267.780 Ein­woh­ner im Auge zu behal­ten. Um jeden Tag für jeden Chi­ne­sen 100 Gramm Reis zu gewähr­lei­sten, wer­den täg­lich 15 Mil­lio­nen Ton­nen Reis benö­tigt, zusätz­lich sie­ben Mil­lio­nen Ton­nen Was­ser, um den Reis zu kochen und dafür unzäh­li­ge Ton­nen Gas.
Wären die­se fast andert­halb Mil­li­ar­den Men­schen sich selbst über­las­sen, wür­den sie ver­hun­gern, denn täg­lich 15 Mil­lio­nen Ton­nen Reis anzu­bau­en, zu ern­ten, bereit­zu­stel­len und zu kochen (Was­ser, Brenn­stoff) – jeden Tag – erfor­dert eine Orga­ni­sa­ti­on, die nicht nur prä­zi­se und pünkt­lich funk­tio­niert wie die Schweiz, son­dern auch rück­sichts­lo­ser ist. Man beden­ke, daß Chi­nas Reis­ern­te 2023 mit 144 Mil­lio­nen Ton­nen pro­gno­sti­ziert wur­de. Kurz gesagt, das Regime sagt den Men­schen: ent­we­der Reis oder Demo­kra­tie. Was zie­hen die Men­schen wohl vor? Der Vati­kan tut mei­nes Erach­tens gut dar­an, sein Abkom­men mit Peking zu erneu­ern, unab­hän­gig davon, ob es gut oder schlecht ist, denn es gibt eine Zukunft, mit der man sich aus­ein­an­der­set­zen muß.

Imperium Rußland

Die Rus­si­sche Föde­ra­ti­on ist ein Impe­ri­um mit gro­ßen wirt­schaft­li­chen und sozia­len Pro­ble­men, das trotz zahl­rei­cher inne­rer und vor allem äuße­rer Angrif­fe seit dem Ende der Sowjet­uni­on, die sich in der Hei­li­gen Nacht 1991 (nach unse­rem Kalen­der) auf­lö­ste, den­noch zusam­men­hält.
Rund 80 Pro­zent der Bevöl­ke­rung sind Rus­sen. Ande­re eth­ni­sche Grup­pen sind: 1) Tata­ren (3,8 Pro­zent); 2) Ukrai­ner (1,3 Pro­zent); 3) Basch­ki­ren (1,1 Pro­zent); 4) Tschu­wa­schen (1 Pro­zent); 5) Tsche­tsche­nen (0,9 Pro­zent) und 6) Arme­ni­er (0,8 Pro­zent). Es gibt wei­te­re 190 klei­ne, offi­zi­ell aner­kann­te eth­ni­sche Grup­pen. Die Ver­schmel­zung bei Wah­rung kul­tu­rel­ler Eigen­hei­ten funk­tio­niert bis auf Aus­nah­men.
Ruß­land hat 145 Mil­lio­nen Ein­woh­ner. Es ist das bevöl­ke­rungs­reich­ste Land Euro­pas, aber die Bevöl­ke­rungs­dich­te beträgt nur 8,5 Ein­woh­ner pro Qua­drat­ki­lo­me­ter, im euro­päi­schen Teil sind es 30 Ein­woh­ner (zum Ver­gleich: Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land 235 Ein­woh­ner, Schweiz 218, Öster­reich 108). Das Land hat eine 4.000 Kilo­me­ter lan­ge Gren­ze mit Chi­na. Wenn Ruß­land einen Pan­zer pro Kilo­me­ter auf­stel­len wür­de, was aus mili­tä­ri­scher Sicht ein sei­de­ner Faden ist, müß­te es allein dort 4.000 Pan­zer haben, die es nicht hat. Auf der ande­ren Sei­te ist Ruß­land eine erst­klas­si­ge Atom- und Mili­tär­macht. Die Volks­re­pu­blik Chi­na ver­fügt über eine gigan­ti­sche Zahl von Sol­da­ten, aber nicht über die stra­te­gi­schen Nukle­ar­kräf­te Ruß­lands, das zudem über die Roh­stof­fe ver­fügt, die Peking drin­gend braucht. Ihr Bünd­nis steht also gera­de­zu ans Him­mels­ge­wöl­be geschrie­ben. Histo­risch ist das aber eine ganz neue Situa­ti­on. Durch etli­che Jahr­hun­der­te war Ruß­land auf Kon­stan­ti­no­pel aus­ge­rich­tet, dann nach Westen, vor allem Deutschland…

Imperium USA

Schließ­lich das US-Impe­ri­um, das am mei­sten in der Kri­se steckt. Auf sei­nem Ter­ri­to­ri­um leben 340 Mil­lio­nen Men­schen unter­schied­lich­ster Eth­ni­en und Ras­sen, deren Gewich­tun­gen sich in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten stark ver­scho­ben haben. Die Amal­ga­mie­rung erfolgt ober­fläch­lich, anders als es noch unter den Euro­pä­ern geschah, die die USA grün­de­ten. Auf­stiegs­mög­lich­kei­ten und Busi­ness kaschie­ren das Tren­nen­de not­dürf­tig, sind aber kein sehr soli­des Bin­de­mit­tel, zumal ein Drit­tel der Bevöl­ke­rung beim Auf­stieg nicht dabei ist. Zudem wird das Land von den obe­ren zehn Pro­zent kon­trol­liert, inner­halb derer es ein ober­stes Pro­zent gibt, das das wirk­li­che Sagen hat. Die Zusam­men­set­zung die­ses ober­sten Pro­zen­tes ist ganz anders als die der Gesamt­be­völ­ke­rung.
Die effek­ti­ve Aus­deh­nung der USA ist zudem nicht auf ihr Ter­ri­to­ri­um begrenzt, son­dern glo­bal und betrach­tet die gan­ze Welt als Inter­es­sensphä­re, ein­schließ­lich der EU und auch ein­schließ­lich Ruß­lands und Chi­nas. Die USA wür­den die­se ger­ne ersticken, haben aber nicht mehr die Kraft dazu.
Die füh­ren­de Posi­ti­on der USA in Euro­pa und im angel­säch­si­schen Raum (mit Kana­da, Groß­bri­tan­ni­en, Austra­li­en und Neu­see­land und, am Ran­de, auch Japan) ist weit weni­ger glän­zend, als sie es ein­mal war. Der Krieg in der Ukrai­ne und im Gaza-Strei­fen sowie das sich zuspit­zen­de Auf­ein­an­der­pral­len von Donald Trump und Joe Biden (hin­ter dem das Welt­wirt­schafts­fo­rum in Davos ope­riert und hin­ter vie­len wei­te­ren Vor­hän­gen das bri­ti­sche Königs­haus, an dem inzwi­schen der Krebs nagt) haben die NATO für die Macht­pro­jek­ti­on mit oder ohne UN-Man­dat unbrauch­bar gemacht, wie es hin­ge­gen noch im Irak, auf dem Bal­kan samt dem Koso­vo, in Afgha­ni­stan und im „Ara­bi­schen Früh­ling“ in Liby­en, Ägyp­ten, Tune­si­en und beson­ders in Syri­en der Fall war.

Der brodelnde Kessel

In die­sem Sie­de­kes­sel der Impe­ri­en ohne lang­fri­sti­ge Per­spek­ti­ven, abge­se­hen von Chi­na, befin­det sich Isra­els Bevöl­ke­rung von neun Mil­lio­nen Men­schen, auf einem Gebiet von der Grö­ße Meck­len­burg-Vor­pom­merns. 73,2 Pro­zent der israe­li­schen Bevöl­ke­rung (7.208.000 Men­schen) sind Juden, 21,1 Pro­zent (2.080.000 Men­schen) sind Ara­ber (fast zur Gän­ze Mus­li­me, nur mehr eine ver­schwin­dend klei­ne Min­der­heit Chri­sten). Es wäre ein klei­nes Impe­ri­um mit nur zwei eth­ni­schen Grup­pen und zwei Natio­nen, aller­dings zwei völ­lig unver­ein­ba­ren, nicht ver­schmelz­ba­ren. Die Mehr­heit der Min­der­heit will das Ende Isra­els. Das nennt sich unvereinbar.

Zynisch oder real­po­li­tisch, je nach Sicht­wei­se, müß­te man sagen: Isra­els Feh­ler 1948 war es, kei­ne radi­ka­le eth­ni­sche Säu­be­rung vor­ge­nom­men zu haben, wie es nach dem Zwei­ten Welt­krieg im Osten oder im Lau­fe der Geschich­te so oft gesche­hen ist. Wer dar­an zwei­felt, soll­te die Istrier, die deut­schen Ver­trie­be­nen, die Kur­den, die Arme­ni­er und die India­ner in den USA fragen.

Nach dem, was am 7. Okto­ber gesche­hen ist, auf­grund wel­cher Hin­ter­grün­de auch immer, hat Isra­el kei­ne Wahl, denn das natio­na­le Inter­es­se ist die Sum­me all des­sen, was zur wirt­schaft­li­chen, ter­ri­to­ria­len und sozia­len Sicher­heit bei­trägt. Gaza ist gegen die Sicher­heit Isra­els und kei­nes der vier Impe­ri­en (USA, Chi­na, Ruß­land oder die EU) kann Isra­els Sicher­heit garantieren.

Die haben alle ihre eige­nen Kopf­schmer­zen und kön­nen sich nicht noch mehr enga­gie­ren. Die USA lei­den auf­grund der inne­ren Spal­tung und der weit ver­brei­te­ten Feind­se­lig­keit gegen­über Isra­el, die mit der beschrie­be­nen inne­ren Macht­hier­ar­chie zu tun hat, unter tie­fen inter­nen Rissen.

Wenn wir auf­hö­ren wür­den, die Welt so zu betrach­ten, als bestün­de sie aus zwei uner­bitt­li­chen gegen­sätz­li­chen Lagern, den Guten und den Bösen, wür­den wir erken­nen, daß die fehl­ge­lei­te­te Poli­tik der Impe­ri­en und des Zio­nis­mus Isra­el an den Punkt gebracht hat, an dem es kein Zurück mehr zu geben scheint. Isra­els Regie­rung ist über­zeugt und ent­schlos­sen, Rafah zu stür­men, die Hamas aus­zu­lö­schen und auch den Süd­li­ba­non zu bom­bar­die­ren, um, mit den USA und der EU im Rücken, der His­bol­lah und dem Iran, hin­ter dem Ruß­land und Chi­na ste­hen, ein unmiß­ver­ständ­li­ches Signal zu sen­den. Und dann?

Eines steht jedoch schon fest: Wie auch immer der Krieg in der Ukrai­ne oder in Gaza aus­ge­hen wird, Chi­nas Staats­füh­rer Xi Jin­ping hat bereits gewon­nen. Das ist die Tat­sa­che, die es im Auge zu behal­ten gilt.

Wäh­rend ich die­se Zei­len schrei­be, wird von Demon­stra­tio­nen in Ham­burg berich­tet, die ein „Ende der Islam­feind­lich­keit“ und die Errich­tung des Kali­fats for­dern. Ist das ein Zufall? Mit­ten in Deutsch­land wird zu die­ser Zeit das Kali­fat gefor­dert? Ein Ende der Islam­feind­lich­keit? Obwohl die Kir­chen die­ses einst christ­li­chen Lan­des, durch tau­send Jah­re die Füh­rungs­macht Euro­pas, sich lee­ren und die Mus­li­me, die nie zu die­sem Land gehör­ten, in Mas­sen vor den lee­ren Kir­chen beten?

Aber nicht alles läuft schlecht. Die Zer­schla­gung der Davo­ser und der anti­christ­li­chen Front ist wich­tig und im Gan­ge. Netan­ja­hu, ein Zio­nist und Davo­ser, steht gegen Biden, einen Radi­ka­len und Davo­ser, und bei­de ste­hen gegen die Mus­li­me, denen Davos in offe­nem Wider­spruch gegen die Chri­sten seit Jahr­zehn­ten zuzwin­kert. Ein Cha­os, das aus­nahms­wei­se tröst­lich wirkt.

Und noch ein Wort zu Isra­el: Isra­el ist ein Boll­werk im Nahen Osten, nicht der Zio­nis­mus, dar­an soll­ten wir uns jeden Tag erin­nern. Eine ande­re Sache ist der Zio­nis­mus, der desta­bi­li­siert und zu Isra­el gehört wie der Blind­darm zum mensch­li­chen Kör­per. Isra­el muß sich vom Zio­nis­mus befrei­en, und dabei soll­ten wir es unter­stüt­zen. Wenn Isra­el den Krieg ver­liert, wür­de es sein Exi­stenz­recht ver­lie­ren. Damit Isra­el den Krieg ver­liert, muß man sich dafür eine geball­te Mili­tär­macht vor­stel­len. Und dann? Dann wären wir an der Reihe.

Dar­um: Schau­en wir zu, wäh­rend die ande­ren, die es nicht las­sen kön­nen, sich zer­flei­schen, und behal­ten wir unse­re natio­na­len Inter­es­sen im Auge: wirt­schaft­li­che Sicher­heit, ter­ri­to­ria­le Sicher­heit und sozia­le Sicher­heit. Kei­nes der heu­ti­gen vier Impe­ri­en garan­tiert uns die­se Sicher­hei­ten. Bau­en wir viel­mehr, wo immer mög­lich, den christ­li­chen Staat wie­der auf, den ein­zi­gen ech­ten Garan­ten wah­rer Zivi­li­sa­ti­on und Pro­spe­ri­tät. Blei­ben wir klu­ge und vor­sich­ti­ge Beob­ach­ter der Krie­ge der ande­ren, auf daß sie nicht unse­re wer­den, und tun wir das ohne fal­sche Sen­ti­men­ta­li­tät, den stum­men Bru­der des Has­ses, denn Chri­stus siegt trotz des Krieges.

*Pie­ro Lapor­ta, Gene­ral­ma­jor (Divi­si­ons­ge­ne­ral) der Reser­ve, lei­te­te im akti­ven Dienst zuletzt das Amt für Wehr­po­li­tik des ita­lie­ni­schen Gene­ral­stabs, Katho­lik, ver­hei­ra­tet und Vater von zwei Kindern.

Der Reichs­ap­fel, Aus­druck des Hei­li­gen Römi­schen Rei­ches, des christ­li­chen Gegen­mo­dells zum Imperialismus

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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