
Gestern veröffentlichte VaticanNews einen Bericht über die täglichen Anrufe von Papst Franziskus in der einzigen katholischen Gemeinde im Gazastreifen. Seit einiger Zeit ruft Franziskus, so der Bericht, jeden Abend die Pfarrei zur heiligen Familie in Gaza an. Es war Franziskus selbst, der gestern am Ende der Generalaudienz auf seinen Anruf vom Vortag anspielte.
Die von VaticanNews veröffentlichte Notiz wird von einem Video begleitet, das aufgenommen wurde, während Franziskus den Anruf oder Videoanruf tätigte. Wie man sehen kann, tätigte er den Anruf aus seiner Wohnung in Santa Marta. Dabei wird erkennbar, dass Franziskus nach wie vor ein Werk des Mißbrauchstäters Marko Ivan Rupnik an der Wand hängen hat, gegen den er, offiziell, ausdrücklich Ermittlungen einleiten ließ.
Bereits in der Vergangenheit waren von vatikanischen Medien Fotos des Raumes der päpstlichen Wohnung veröffentlicht worden, die darin den Papst zu verschiedenen Anlässen zeigen. Ein Beispiel war im August 2024 der Empfang für die Enkelin eines Opfers der argentinischen Militärdiktatur.

Oder ein Jahr zuvor, im August 2023, als Franziskus Msgr. Cyril Vasil empfing, den Päpstlichen Sondergesandten für die Erzdiözese Ernakulam-Angamaly in Indien, der ernannt worden war, um einen liturgischen Streit zu beenden.
Die Beispiele werden angeführt, weil sie in die Zeit fallen, als der Rupnik-Skandal bereits öffentlich bekannt war. Was in Santa Marta aber nicht weiter anzurühren scheint.

Rupniks Werk an der Wand ist ein Detail aus der Apsisgestaltung der Kapelle eines Frauenordens in Kroatien, die vom Zentrum Aletti ausgeführt wurde, das von Rupnik in den 90er Jahren in Rom gegründet wurde.
Wegen der päpstlichen Vorliebe für das Werk illustrierte VaticanNews damit den liturgischen Kalender zum Fest des heiligen Joseph am 19. März.
Franziskus besitzt nicht nur dieses Werk von Rupnik, sondern weitere. In seiner Weihnachtsbotschaft an die Römische Kurie 2024 sinnierte Franziskus über ein anderes Rupnik-Werk, das sich in seinem Besitz befindet. Ein weiteres Werk ließ er in den Vatikanischen Gärten anbringen.
Kritiker sprechen davon, daß diese ungewöhnliche Situation eines Papstes, der selbst gegen einen Mißbrauchstäter ermitteln läßt, dessen Werk aber zugleich soviel Raum einräumt, nur zwei Möglichkeiten zulasse: Entweder differenziert Franziskus mit hoher Präzision und trennt das künstlerische Werk von der Person, trotz der Aktualität eines offenen Strafverfahrens, oder Franziskus läßt es an Distanz zum Täter vermissen. Seit Ende 2022 steht die Frage im Raum, wie es Franziskus mit dem Fall Rupnik hält.
Letztere Hypothese wird gestützt durch die Tatsache, daß Franziskus Rupnik vor der Exkommunikation bewahrte, als diese von der Glaubenskongregation in einem ersten Verfahren festgestellt worden war. Erst aufgrund von öffentlichem Druck forderte derselbe Franziskus später von der Glaubenskongregation, heute Glaubensdikasterium, neue Ermittlungen gegen Rupnik aufzunehmen, was lautstark über die Medien der Öffentlichkeit bekanntgegeben wurde. Tatsache ist jedoch, daß dieses Ermittlungsverfahren seither nicht vom Fleck zu kommen scheint und manche Stimmen davon sprechen, daß Franziskus unverändert seine schützende Hand über Rupnik hält und das Verfahren in die Länge gezogen wird, um irgendwann im Sand zu verlaufen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanNews (Screenshots)
„Sage mir, wer Deine Freunde sind, und ich sage Dir, wer Du bist.“ – Damit hat sich eigentlich jede Nachfrage erübrigt.