Das Bild an der Wand

Die schützende Hand und der Mißbrauchstäter


Papst Franziskus beim Videoanruf in den Gazastreifen. Im Hintergrund an der Wand das Werk des Mißbrauchstäters Marko Ivan Rupnik
Papst Franziskus beim Videoanruf in den Gazastreifen. Im Hintergrund an der Wand das Werk des Mißbrauchstäters Marko Ivan Rupnik

Gestern ver­öf­fent­lich­te Vati­can­News einen Bericht über die täg­li­chen Anru­fe von Papst Fran­zis­kus in der ein­zi­gen katho­li­schen Gemein­de im Gaza­strei­fen. Seit eini­ger Zeit ruft Fran­zis­kus, so der Bericht, jeden Abend die Pfar­rei zur hei­li­gen Fami­lie in Gaza an. Es war Fran­zis­kus selbst, der gestern am Ende der Gene­ral­au­di­enz auf sei­nen Anruf vom Vor­tag anspielte.

Die von Vati­can­News ver­öf­fent­lich­te Notiz wird von einem Video beglei­tet, das auf­ge­nom­men wur­de, wäh­rend Fran­zis­kus den Anruf oder Video­an­ruf tätig­te. Wie man sehen kann, tätig­te er den Anruf aus sei­ner Woh­nung in San­ta Mar­ta. Dabei wird erkenn­bar, dass Fran­zis­kus nach wie vor ein Werk des Miß­brauchs­tä­ters Mar­ko Ivan Rup­nik an der Wand hän­gen hat, gegen den er, offi­zi­ell, aus­drück­lich Ermitt­lun­gen ein­lei­ten ließ.

Bereits in der Ver­gan­gen­heit waren von vati­ka­ni­schen Medi­en Fotos des Rau­mes der päpst­li­chen Woh­nung ver­öf­fent­licht wor­den, die dar­in den Papst zu ver­schie­de­nen Anläs­sen zei­gen. Ein Bei­spiel war im August 2024 der Emp­fang für die Enke­lin eines Opfers der argen­ti­ni­schen Militärdiktatur.

Die Enke­lin eines Opfers der argen­ti­ni­schen Mili­tär­dik­ta­tur bei Fran­zis­kus (August 2024), im Hin­ter­grund links das Rupnik-Werk

Oder ein Jahr zuvor, im August 2023, als Fran­zis­kus Msgr. Cyril Vasil emp­fing, den Päpst­li­chen Son­der­ge­sand­ten für die Erz­diö­ze­se Erna­ku­lam-Angam­a­ly in Indi­en, der ernannt wor­den war, um einen lit­ur­gi­schen Streit zu beenden.

Die Bei­spie­le wer­den ange­führt, weil sie in die Zeit fal­len, als der Rup­nik-Skan­dal bereits öffent­lich bekannt war. Was in San­ta Mar­ta aber nicht wei­ter anzu­rüh­ren scheint.

Msgr. Cyril Vasil bei Fran­zis­kus (August 2023), im Hin­ter­grund das Rupnik-Mosaik

Rup­niks Werk an der Wand ist ein Detail aus der Apsis­ge­stal­tung der Kapel­le eines Frau­en­or­dens in Kroa­ti­en, die vom Zen­trum Alet­ti aus­ge­führt wur­de, das von Rup­nik in den 90er Jah­ren in Rom gegrün­det wurde.

Wegen der päpst­li­chen Vor­lie­be für das Werk illu­strier­te Vati­can­News damit den lit­ur­gi­schen Kalen­der zum Fest des hei­li­gen Joseph am 19. März.

Fran­zis­kus besitzt nicht nur die­ses Werk von Rup­nik, son­dern wei­te­re. In sei­ner Weih­nachts­bot­schaft an die Römi­sche Kurie 2024 sin­nier­te Fran­zis­kus über ein ande­res Rup­nik-Werk, das sich in sei­nem Besitz befin­det. Ein wei­te­res Werk ließ er in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten anbringen.

Kri­ti­ker spre­chen davon, daß die­se unge­wöhn­li­che Situa­ti­on eines Pap­stes, der selbst gegen einen Miß­brauchs­tä­ter ermit­teln läßt, des­sen Werk aber zugleich soviel Raum ein­räumt, nur zwei Mög­lich­kei­ten zulas­se: Ent­we­der dif­fe­ren­ziert Fran­zis­kus mit hoher Prä­zi­si­on und trennt das künst­le­ri­sche Werk von der Per­son, trotz der Aktua­li­tät eines offe­nen Straf­ver­fah­rens, oder Fran­zis­kus läßt es an Distanz zum Täter ver­mis­sen. Seit Ende 2022 steht die Fra­ge im Raum, wie es Fran­zis­kus mit dem Fall Rup­nik hält.

Letz­te­re Hypo­the­se wird gestützt durch die Tat­sa­che, daß Fran­zis­kus Rup­nik vor der Exkom­mu­ni­ka­ti­on bewahr­te, als die­se von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on in einem ersten Ver­fah­ren fest­ge­stellt wor­den war. Erst auf­grund von öffent­li­chem Druck for­der­te der­sel­be Fran­zis­kus spä­ter von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, heu­te Glau­bens­dik­aste­ri­um, neue Ermitt­lun­gen gegen Rup­nik auf­zu­neh­men, was laut­stark über die Medi­en der Öffent­lich­keit bekannt­ge­ge­ben wur­de. Tat­sa­che ist jedoch, daß die­ses Ermitt­lungs­ver­fah­ren seit­her nicht vom Fleck zu kom­men scheint und man­che Stim­men davon spre­chen, daß Fran­zis­kus unver­än­dert sei­ne schüt­zen­de Hand über Rup­nik hält und das Ver­fah­ren in die Län­ge gezo­gen wird, um irgend­wann im Sand zu verlaufen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­News (Screen­shots)

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1 Kommentar

  1. „Sage mir, wer Dei­ne Freun­de sind, und ich sage Dir, wer Du bist.“ – Damit hat sich eigent­lich jede Nach­fra­ge erübrigt.

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