Ist die anhaltende Kirchenkrise nur ein schiefgegangenes Zufallsprodukt wohlmeinender Kirchenmänner? Oder wurde sie geplant und bewußt herbeigeführt? Wenn ja, von wem, wann und warum? Der Priester Don Curzio Nitoglia ist überzeugt, daß es in der Kirche eine freimaurerische Sekte gibt, die als „Fünfte Kolonne“ agiert. Dazu zitiert er ein Dokument aus dem Jahr 1961, laut dem es einen freimaurerischen Plan gab: „Das Zweite Vatikanische Konzil ist die Gelegenheit, die große Gelegenheit, auf die wir gewartet haben, für den Triumph unserer Ideen, denn die Freimaurer sind bereits in allen Rängen der kirchlichen Hierarchie am Werk…“ (Auszug aus dem Dokument von 1961, zu dessen Provenienz allerdings nichts gesagt wird). Gibt es also eine Verschwörung gegen die Kirche und gegen Jesus Christus, die vergiftete Früchte hervorgebracht hat mit dem Ziel, daß die Kirche mit der Welt, die der Feind Christi ist, paktiert?
Ein Interview mit Don Curzio Nitoglia soll etwas Klarheit schaffen. Don Nitoglia, Jahrgang 1957, studierte zunächst Philosophie bei Augusto Del Noce an der römischen Universität La Sapienza und trat dann in das Priesterseminar von Erzbischof Marcel Lefebvre in Écône ein, von dem er 1984 zum Priester geweiht wurde. Es kam für einige Jahre zum Bruch, bis Nitoglia seine sedisprivationistische Position mit dem Motu proprio Summorum Pontificum von Benedikt XVI. aufgab und zur Bruderschaft zurückkehrte. Er ist heute in Velletri bei Rom Kaplan des Frauenklosters der Discepoli del Cenacolo (Jüngerinnen des Coenaculums), die von einem geistlichen Sohn des heiligen Pater Pio von Pietrelcina gegründet wurden und die der Piusbruderschaft nahestehen. Zudem ist er auch geistlicher Assistent der Ritterschaft Mariens. Für unfreundliche Schlagzeilen sorgte, daß er in dessen letzten Lebensjahren der Beichtvater von Erich Priebke war. Der geopolitische Analyst General Piero Laporta erklärte jüngst, wann immer es ihm möglich sei, die Heilige Messe bei Don Nitoglia zu besuchen. Don Nitoglia wurde auch durch seine Theorien zum christlich-jüdischen Verhältnis bekannt, die der offiziellen nachkonziliaren Linie der Kirche, auch jener von Benedikt XVI., widersprechen. Daß die vatikanische Linie, die in der Kritik steht, sich mehr an politisch korrekten als an theologischen Kriterien zu orientieren, defizitär ist, zeigte sich 2015 in der von Kardinal Kurt Koch verantworteten Erklärung „Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt“ der Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum (die Teil des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, heute Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen ist).
Das Interview mit Don Curzio Nitoglia wurde von der katholischen Journalistin Cinzia Notaro geführt.
Ob die vor allem für deutsche Ohren ungewohnten Antworten von Don Nitoglia, die wahrscheinlich unterschiedliche und möglicherweise heftige Reaktionen auslösen werden, mehr Klarheit schaffen können? Nur die Auseinandersetzung damit kann dies klären. Bei der Lektüre des Interviews drängen sich weitere Fragen auf. Don Nitoglia veröffentlichte zahlreiche Bücher zum Thema, u. a.: „Roma Antica, Giusdaismo e Cristianesimo“ („Antikes Rom, rabbinisches Judentum und Christentum“, 2020), „Non abbiamo fratelli maggiori“ („Wir haben keine älteren Brüder, 2019); „Per Padre il diavolo“ („Den Vater zum Teufel“, 2016), „Le forze occulte della sovversione“ („Die geheimen Kräfte der Subversion“, 2014), „Gnosi e Gnosticismo, Paganesimo e Giudaismo“ („Gnosis und Gnostizismus, Heidentum und Judentum“, 2006), „Dalla Sinagoga alle Chiesa“ („Von der Synagoge zur Kirche“, 1998). Wir wollen die Überlegungen der Leserschaft nicht vorenthalten und dokumentieren das Interview, um die Auseinandersetzung mit den Thesen möglich zu machen. Diesem Interview schickt Don Nitoglia eine Grundprämisse voraus, indem er auf die Heilige Schrift und eine dort beschriebene Verschwörung gegen Jesus Christus und die Apostel verweist:
„Daß es eine göttlich enthüllte Verschwörung gibt, wird im Johannesevangelium 9,22 angekündigt: ‚Die Juden verschworen sich, um jeden aus der Synagoge zu vertreiben, der erkannte, daß Jesus der Christus war.‘ Auch an anderen Stellen in der Heiligen Schrift finden wir die Theorie von der Verschwörung des nachbiblischen Judentums gegen das Christentum in der Apostelgeschichte (13,12–15): ‚Einige der Juden versammelten sich und schworen, weder Essen noch Trinken anzurühren, bis sie Paulus getötet hätten, und es waren mehr als vierzig, die diese Verschwörung gemacht hatten.‘
Fast überall in den vier Evangelien lesen wir von der Verschwörung des pharisäischen und rabbinischen Judentums gegen Jesus: ‚Die Pharisäer… berieten sich gegen Jesus, wie sie ihn töten könnten‘ (Mt 12,14); ‚Die Juden waren versammelt…‘ (Mt 12,14). ‚Die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes versammelten sich im Palast des… Kaiphas und hielten einen Rat, wie sie Jesus durch Betrug fassen und töten könnten‘ (26,3–5); ‚Die Pharisäer… hielten einen Rat… gegen Jesus, wie sie ihn töten könnten‘ (Mk 3,6); ‚Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten trachteten danach, Jesus durch Betrug zu ergreifen und ihn zu töten‘ (14,1); ‚Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten trachteten danach, Jesus zu töten‘ (Lk 22,2); ‚Die Juden verfolgten Jesus…immer mehr trachteten sie danach, ihn zu töten‘ (Joh 5, 6–18); ‚Von dem Tag an beschlossen sie, ihn zu töten‘ (Joh 15,53).
In der Apostelgeschichte wird auch der Plan, Paulus zu töten, wiederholt hervorgehoben: ‚Die Juden trafen sich im Rat und beschlossen, ihn zu töten‘ (9,23); ‚Die Juden hetzten die führenden Männer der Stadt auf und schürten eine Verfolgung gegen Paulus‘ (13,50); ‚Die Juden legten ihm auf der Seereise Fallen‘ (20,3); ‚Sie legten ihm Fallen, um ihn auf der Reise zu töten‘ (25,1).
Cinzia Notaro: Hat sich eine „Fünfte Kolonne“, wie Sie sie nennen, eingeschlichen, um die Kirche von innen heraus zu zerstören?
Don Curzio Nitoglia: Die Gegenkirche will nicht alle ihre Anhänger in den offen heterodoxen Reihen unterbringen, im Gegenteil, sie hat immer nach einem Weg gesucht, ihre Elemente in großer Zahl in der katholischen Kirche zu plazieren mit dem Ziel, sie von innen heraus zu ruinieren. Diese Art von „Fünfter Kolonne“ infiltrierte die Kirche und zielte darauf ab, ihren Gegnern, die sich offen von ihr getrennt hatten und sie von außen bekämpften, in die Hände zu spielen. Das heißt, sie hatte die Aufgabe, Schlüsselpositionen zu infiltrieren, vor allem Bischofssitze. Auf diese Weise versuchte die Häresie, so tief wie möglich in das Innerste der Kirche einzudringen, um eines Tages mit Duldung dieser Kirchenmänner die von der Kirche dogmatisch verurteilten Irrtümer pastoral zu lehren. Dieses Infiltrieren durch eine verdeckte „Fünfte Kolonne“ in die Reihen der Katholiken hat ihre größte Entwicklung vom Jansenismus (17. Jahrhundert) bis zur Modernisten-Krise (erste Hälfte des 20. Jahrhunderts) und dem Neomodernismus (zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts) erlebt. Der heilige Pius X. erklärte in seiner Enzyklika Pascendi (8. September 1907), die von Pius XII. 1950 mit der Enzyklika Humani generis (12. August) aufgegriffen wurde, daß der Modernist im Gegensatz zu allen anderen Häretikern die Kirche nicht verlassen, sondern in ihr bleiben will, um sie von innen heraus zu verändern.
In Antonio Fogazzaros Roman „Il Santo“ („Der Heilige“, der unter dem Vorwurf des Modernismus auf den Index gesetzt wurde) werden die Absichten der Modernisten, innerhalb der Kirche einen Geheimbund zu gründen, um die wichtigsten Posten in der Hierarchie zu besetzen und die Kirche in eine Art philanthropische Gesellschaft zu verwandeln, ausführlich beschrieben. Pius X. verurteilte den Modernismus als „geheime Sekte / foedus clandestinum“ (Motu proprio Sacrorum Antistitum, 1. September 1910). Fogazzaros Traum oder besser gesagt seine Intrige wurde – trotz der Verurteilungen durch Pius X. und XII. – dank der modernistischen und neomodernistischen Verschwörung auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil, der wahren „Fünften Kolonne“ innerhalb der römischen Kirche, leider verwirklicht.
Cinzia Notaro: Von wem wird diese „Fünfte Kolonne“ gelenkt?
Don Curzio Nitoglia: Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil fand die perverseste Verschwörung gegen die heilige Kirche statt. Gewisse antichristliche Kräfte verfügten innerhalb der kirchlichen Hierarchie tatsächlich über eine regelrechte „Fünfte Kolonne“ von Agenten, die von der Freimaurerei der Bené Berìth [B’nai B’rith], dem Kommunismus und der sie beherrschenden okkulten Macht kontrolliert wurden. Diese Agenten waren unter den Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen zu suchen, die eine Art progressiven Flügel innerhalb des Konzils bildeten.
Cinzia Notaro: Auf welche Weise hatte diese „Fünfte Kolonne“ freien Zugang?
Don Curzio Nitoglia: Eine der bevorzugten Waffen der Verschwörung des historisch größten Feindes des Christentums, des nachbiblischen Judentums, war zweifellos die Unterwanderung der Kirche durch falsche Konvertiten, die sogenannten „Marranen“, um sie irgendwie – wenn das möglich wäre – der Synagoge dienstbar zu machen. Die gesamte Christenheit wurde dadurch mit dem Tod bedroht, wenn sie nicht energisch auf diese geheime und abscheuliche Unterwanderung reagiert hätte. Einer der Gründe für den momentanen Sieg der Verschwörung und der Gegenkirche über die Kräfte des Guten ist, daß nur gegen die Tentakel der Krake gekämpft wird, aber nicht gegen ihr Haupt. Mit Tentakeln meine ich den Kommunismus und die Freimaurerei, mit Haupt das antichristliche Judentum und den esoterischen kabbalistischen Okkultismus. Es ist erstaunlich, wie es der „Fünften Kolonne“ gelungen ist, die Kirche unter Johannes XXIII. zu unterwandern (man denke an de Lubac, Congar, Küng, die von Pius XII. in den 50er Jahren verurteilt und von Roncalli ab 1959/1960 als „Experten“ auf das Konzil berufen wurden). Sie hat die Zügel des Konzils fest in die Hand genommen, um es nach eigenem Gutdünken zu lenken und es dazu zu bringen, pastoral und nicht dogmatisch den Pantheismus, den Kult des Menschen, die transzendente Einheit aller Religionen und das Recht auf Freiheit des Irrtums zu verkünden.
Cinzia Notaro: Von wem wird diese „Fünfte Kolonne“ gebildet?
Don Curzio Nitoglia: [Maurice] Pinay1 antwortet: „Sie wird auch von den Nachkommen jener Juden gebildet, die im Laufe der Jahrhunderte zum Christentum übergetreten sind, aber die Religion Christi nur in einer scheinbaren Form praktiziert haben“, d. h. diese falschen Konvertiten hielten im Innersten ihres Herzens an ihrem talmudischen Glauben fest und zelebrierten ihre Riten, indem sie sich in sehr geheimen Synagogen und Logen organisierten, die im Laufe der Jahrhunderte im Verborgenen wirkten. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Weisungen, die der Oberste Diasporarat mit Sitz in Jerusalem 1489 den Juden von Arles gab: „Liebe Brüder in Moses, ihr sagt uns, daß der König von Frankreich will, daß ihr Christen werdet; tut dies, aber haltet immer das mosaische Gesetz in euren Herzen (mit mosaisch ist talmudisch gemeint, Anm. Cinzia Notaro), sorgt dafür, daß eure Kinder Kleriker und Kanoniker werden, denn auf diese Weise werden sie die Kirche ruinieren.“ Es ist daher offensichtlich, daß eine der größten Anstrengungen der Gegenkirche darin bestand, „falsche Bekehrte“ in die Seminare einzuführen, damit sie, nachdem sie Priester geworden waren, alle Stufen der kirchlichen Hierarchie erklimmen konnten, möglicherweise bis zum päpstlichen Thron – wie es die berühmte Figur der Carboneria, bekannt als Nubius, hoffte – und so die Revolution für die erstaunten, desorientierten, verängstigten, ohnmächtigen Katholiken selbst herbeiführen konnten, wie es – in der Tat – mit dem Zweiten Vaticanum geschah.
Cinzia Notaro: Um den teuflischen Plan auszuführen, braucht man einen Papst, der ihn unterstützt?
Don Curzio Nitoglia: Im Jahr 1824 schrieb Nubius, der Führer der Alta Vendita [sieh auch hier]: „Wir müssen durch einen Papst mit kleinen und allmählichen Mitteln den Triumph der revolutionären Idee erreichen.“ Was die Sekte wollte, war nicht ein widerspenstiger Papst. Was wollte sie dann? Die Instruktionen sagen: „Ein Papst nach unseren Bedürfnissen“. Was genau bedeutet der Ausdruck „ein Papst nach unseren Bedürfnissen“? Ganz einfach: Ein Papst, der nicht der Forma nach, aber den Ideen nach der Freimaurerei angehört, die er initiatisch in seinen Geist aufgenommen hat, nämlich Pantheismus, Naturalismus, Rationalismus, Liberalismus, Pluralismus, prinzipielle Toleranz, Nichtexklusivismus, Menschenkult: kurz gesagt, der Ideenkomplex, der von der öffentlichen oder esoterischen Philosophie der Freimaurerei ausgeht. Ein solcher Papst würde nicht durch seine Mitgliedschaft der Freimaurerei gehören, sondern durch seine Einweihung Teil ihrer Seele sein. Denn so wie man in der Kirche Christi zwischen Leib und Seele unterscheidet, und man bekanntlich dem Leib angehören kann, ohne der Seele anzugehören, und umgekehrt, so ist es auch mit der Freimaurerei: Der Leib sind die Logen, und die, die in sie eingeschrieben sind, gehören zu ihm; die Seele hingegen besteht in der lehrmäßigen Einweihung, den Ideen, dem Liberalismus und der Toleranz. Alle, die sich zu ihnen bekennen, gehören zur Seele dieser Sekte. Ein solcher Papst wird den Klerus dazu bringen, unter der freimaurerischen Fahne zu wandeln, in dem Glauben, daß sie unter der des Stellvertreters Christi wandeln, und die Sekte wird auf diese Weise ihren Traum von einer Revolution „in Capa und Tiara“ verwirklicht sehen.
Cinzia Notaro: Was sind die Ursprünge der „Fünften Kolonne“?
Don Curzio Nitoglia: Das nachchristliche Judentum, das sich nach dem Gottesmord (33 n. Chr.), der Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.) und dem Verbot, Jerusalem zu betreten (135 n. Chr.) in eine Art „Geheimsekte“ verwandeln mußte, ist also fast so alt wie das Christentum. „Wenn es diesem Judentum gelungen ist, die Zitadelle seines Feindes zu infiltrieren, arbeitet es unaufhörlich und gehorcht den Befehlen der jüdischen Organisationen, die darauf abzielen, die Herrschaft über das Volk von innen heraus zu erlangen, dessen Eroberung sie anstreben.“ [Hier handelt es sich um ein Zitat, das Don Nitoglia anführt, allerdings wird aus dem Interview nicht klar, wen oder was er zitiert.] Das talmudische Judentum wird also mit allen Mitteln versuchen, die Kontrolle über die feindlichen religiösen Organisationen auszuüben und sie dann aufzulösen; sobald es kirchliche Positionen erlangt hat, nutzt es diese, um seine eigenen Pläne für eine universelle Herrschaft zu entwickeln, wie es heute unter dem Namen der Neuen Weltordnung vor unseren Augen geschieht. Der heilige Paulus selbst hielt es für notwendig, die Bischöfe zu warnen, daß unter ihnen wilde Wölfe auftauchen würden, die die Herde Christi nicht verschonen würden, und daß selbst unter den Bischöfen Männer auftreten würden, die perverse Dinge sagen würden, um Proselyten zu machen.
Unser Herr Jesus Christus warnt uns im Evangelium vor „räuberischen Wölfen im Lammfell“, vor „Söldnern“ oder „schlechten Hirten“, mahnt uns zur ständigen Wachsamkeit gegenüber „inneren Gefahren“ und warnt uns: „Skandale müssen passieren“.
Leider wurde mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil den Wölfen im Lammfell erlaubt, in den hohen Klerus einzudringen und ihre rechtliche Autorität zu nutzen, um die Verteidiger der Kirche, sowohl Kleriker als auch Laien, zu vernichten. Man sollte sich nicht über diese Unterwanderung wundern, die Christus in der Kirche zugelassen hat und auch heute noch duldet.
Das Evangelium gibt uns ein klassisches Beispiel, nämlich das des Judas, eines der zwölf Apostel, der Christus für dreißig Silberlinge verriet. Hat Jesus vielleicht einen Fehler gemacht, als er Judas auswählte? Nein! Jesus wollte uns ein Beispiel geben und eine Warnung aussprechen. Er wollte uns vor Augen führen, daß die größte Gefahr für die Kirche darin besteht, von ihren eigenen hohen Prälaten für dreißig Silberlinge an den Feind verkauft zu werden: In der Tat sind im Laufe der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche weitere „Judasse“ aufgetaucht, und weitere werden noch auftauchen.
Die Kirche hat es in der Vergangenheit immer geschafft, die größte Gefahr, die der „Fünften Kolonne“, zu überwinden, dank eines tugendhaften und kämpferischen Klerus und einer Laienschaft, die sich ihr treu unterordnete. Leider haben mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Agenten der Gegenkirche, die der heilige Johannes die „Synagoge Satans“ nennt (Offb 2,9; 3,9), die Schaltstellen besetzt und diese Revolution durchgeführt, die unter dem katholischen Klerus und den Laien Verwüstung angerichtet hat.
Es ist daher unsere Pflicht, mit Gottes Hilfe die zersetzende Wirkung der „Fünften Kolonne“ zu bekämpfen, die in die Kirche Christi eingedrungen ist, und zwar durch einen geheimnisvollen Plan des Erlösers, der während der Passion seine Menschlichkeit schrecklich leiden und seine Göttlichkeit völlig verborgen und verdunkelt sehen wollte, so ließ er es zu, daß – nach zweitausend Jahren – sein mystischer Leib eine ähnliche und schreckliche Passion erleidet, in der sein göttliches Element verdunkelt wird und nur das menschliche Element erscheint, völlig gequält, fast unerkennbar und in seiner unschönsten Form.
Cinzia Notaro: Wie sind die falschen Christen hineingekommen?
Don Curzio Nitoglia: In der Kirche Christi gibt es, wie der heilige Paulus lehrt, „nicht mehr Jude noch Grieche, nicht Sklave noch Freier, sondern alle sind eins in Christus Jesus“ (Gal 3,28), aber gleichzeitig ist sie wachsam, daß sich keine falschen Bekehrten in sie einschleichen.
Jeder Ausschluß von einem Amt wurde von der Kirche immer aus rein religiösen Gründen festgelegt, niemals aus rassischen oder ethnischen Gründen, wie auch der jüdische Historiker Paul Johnson betont: „Im Spanien des 15. Jahrhunderts konnte ein Jude nicht verfolgt werden, weil er als Jude geboren war oder weil seine Eltern als Juden geboren waren; es mußte bewiesen werden, daß er, obwohl getauft, dennoch das Judentum in irgendeiner Form heimlich praktizierte.“
Cinzia Notaro: Verhindern „jüdisch-christliche Freundschaften“ die Verteidigung des christlichen Glaubens?
Don Curzio Nitoglia: Unter den wirksamsten Mitteln, die das Judentum heute einsetzt, um die christliche Selbstverteidigung zu verhindern, ist die Bildung von Bruderschaften, die als „jüdisch-christliche Freundschaften“ bekannt sind, besonders hervorzuheben, die während und nach dem Konzil einen großen Aufschwung und eine große Entwicklung erfahren haben, in den Vorarbeiten zu Nostra Aetate (28. Oktober 1965) bis hin zur Umarmung zwischen Johannes Paul II. und dem Oberrabbiner Elio Toaff am 13. April 1986 in der Synagoge in Rom, in der Papst Wojtyla in der Rede von den „Juden als den älteren Brüdern der Christen“ sprach, um dann später, am 31. Dezember 1986, beim gesungenen Te Deum in der römischen Jesuitenkirche Il Gesù zu ergänzen: „Im Glauben Abrahams“, und der Anerkennung des Staates Israel durch den Vatikan im Jahr 1993: eine Anerkennung, die, wie der Osservatore Romano einräumt (1. Januar 1994, S. 1), „vom Geist des Zweiten Vatikanums durchdrungen ist“.
Außerdem empfing Johannes XXIII. am 20. April 1959 den italienischen Rotary Club, nur sechs Monate nach seiner Wahl, und ein zweites Mal am 20. März 1963. Paul VI. empfing ihn am 28. September 1963, drei Monate nach seiner Wahl, am 20. März 1965 und am 14. November 1970. Johannes Paul II. tat dasselbe am 14. Juni 1979 und am 14. Februar 1984. Noch schwerwiegender ist, daß Paul VI. die jüdische Freimaurerloge Bené Berith [B’nai B’rith] am 3. Juni 1971 empfing (siehe Osservatore Romano, 3. Juni 1971) und Johannes Paul II. 1984 (siehe Documentation Catholique, Nr. 1874, S. 509). Es ist nicht bekannt, wie oft die Bené Berith [B’nai B’rith] von Benedikt XVI. und Franziskus empfangen wurden.
Am 25. Mai 1928 verkündete das Heilige Offizium ein Dokument, in dem es den Verein Freunde Israels verurteilte, über den [die römische Jesuitenrzeitschrift] La Civiltà Cattolica berichtete und der veröffentlicht wurde: „Die Gesellschaft ‚Freunde Israels‘, die unter ausgezeichneten Vorzeichen und mit aufrichtigen apostolischen Absichten begonnen wurde, hat sich leider fast unmerklich von ihren ursprünglichen Absichten entfernt und ist in verschiedene Übertreibungen oder Abweichungen verfallen. Der Gedanke einer besonderen Institution für die schwierige Bekehrung der Juden mit dem partiellen Titel ‚Freunde Israels‘ gab Anlaß zu einer gewissen Beunruhigung oder Unsicherheit und daher auch zu einer berechtigten Zurückhaltung unsererseits; andererseits muß aber die ausdrückliche und öffentliche Zustimmung auch nicht weniger Bischöfe und Kardinäle ausgereicht haben, um uns von aller Furcht zu befreien.“
Die Civiltà Cattolica schrieb damals dazu: „Die jüdische Gefahr bedroht die ganze Welt durch ihre bösartige Unterwanderung oder schändliche Einmischung, vor allem in den christlichen Völkern und besonders in den Katholiken und Lateinern, wo die Blindheit des alten Liberalismus die Juden am meisten begünstigt hat, während sie die Kleriker und vor allem die Katholiken verfolgten. Sie (die Freimaurer) waren es, die mit der Generation der Söhne des Judas gegen die Katholiken und den Klerus die religiöse Verfolgung und den antichristlichen Kampf vorbereiteten, die den traurigen Hintergrund der gesamten liberalen und freimaurerischen Bewegung bilden.“
Cinzia Notaro: Was geschah mit der pastoralen Erklärung Nostra Aetate (28. Oktober 1965)?
Don Curzio Nitoglia: Pinay schrieb kurz vor dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils: „Es ist nicht auszuschließen, daß jüdische Agenten, die sich in die Hierarchie der Kirche eingeschlichen haben, dem Zweiten Vatikanischen Konzil einen Konventionsentwurf zur Prüfung vorlegen, mit dem sie hoffen, eine Aura der Sympathie und des Verständnisses zu schaffen.“
Leider ist genau das mit der pastoralen und daher nicht unfehlbaren Erklärung Nostra Aetate (28. Oktober 1965) geschehen, die von Johannes Paul II. während seines langen Pontifikats von 1979 bis 2005 als Steckenpferd aufgegriffen wurde.
Nun wissen wir, daß die Kirche, gerade weil sie göttlich ist, sich selbst nicht dogmatisch widersprechen kann, während ihre Mitglieder, selbst die wichtigsten (die Bischöfe), weil sie Menschen sind, der Lehre Christi pastoral widersprechen können (wie Judas es getan hat), und wir haben mit Bestürzung beobachtet, wie der Plan, den die Modernisten sich ausgedacht haben, während des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Pontifikats von Johannes Paul II. in die Tat umgesetzt wurde. Die Revolution in der Kirche begann jedoch mit Johannes XXIII. und Paul VI., und zwar auf eine manchmal hinterhältige und verdeckte Weise.
Man fragt sich, wie Paul VI. dort Erfolg hatte, wo alle Feinde der Kirche scheiterten. Die Erklärung ist einfach: Sie griffen die Kirche von außen an, während sie mit Montini nach und nach von innen zersetzt wurde. Aber wie kommt es, daß uns angesichts eines solchen Ergebnisses („die Selbstzerstörung der Kirche“, wie Paul VI. es selbst nannte) nicht die Augen geöffnet wurden? Auch hier ist die Erklärung einfach: Das raffinierte Doppelspiel von Paul VI. hat alle geblendet. Zum Beispiel ging Paul VI. zur UNO, um seinen Glauben an die Charta der Menschenrechte zu bekennen, während er sich sonst zu seinem Glauben an Gott gemäß dem katholischen Glaubensbekenntnis bekannte. Manche behaupten, Paul VI. habe die Kirche nicht regiert (sondern sei von einer Mafia von schlechten Beratern um ihn herum geleitet worden). Das ist falsch. Er regierte mit fester Hand, wenn es darum ging, mit der Tradition zu brechen, während er sie nach Worten verteidigte. Kein Papst hat die Kühnheit besessen, das Heilige Offizium zu unterdrücken. Kein Papst hat mit solcher Wucht eine Reform des Konklaves durchgesetzt, die alle Kardinäle über achtzig Jahre ausschließt! Kein Papst hat die außerordentliche Kühnheit besessen, eine revolutionäre „Messe“ zu erzwingen.
Warum, so fragt man sich, verliert auch der Papst der Motuproprien [gemeint ist Papst Franziskus], der so energisch die Tradition zertrümmert, plötzlich seine Autorität, wenn es um die Verurteilung von Häresien geht? Niemals eine Maßnahme zur Verteidigung der Kirche gegen jene, die sie angreifen. Der fortschrittliche oder modernistische Plan war schon lange vorher sorgfältig vorbereitet worden.
Cinzia Notaro: Hatte Paul VI. die modernistische Revolution so weit vorangetrieben, daß er sie nicht mehr aufhalten konnte?
Don Curzio Nitoglia: Kurz gesagt, wir befinden uns in der Gegenwart eines buchstäblich dämonischen Plans, der die Welt im tiefsten Sinne des Wortes untergräbt. Dieser Plan wurde von Paul VI. bis ins kleinste Detail genauestens umgesetzt, und zwar in strikter Übereinstimmung mit dem Plan der Modernisten, den der heilige Pius X. in Pascendi dargelegt hatte, und er hat ihn in beschleunigtem Tempo umgesetzt, um uns unwiderruflich vor vollendete Tatsachen zu stellen, bevor irgendein Widerstand organisiert werden konnte. Das Zweite Vatikanische Konzil markiert den Punkt des Übergangs von der Tradition zur Moderne. Mit dem Zweiten Vaticanum gingen wir von einer traditionellen christlichen Religion zu einer humanitären Pseudoreligion über, die mit freimaurerischen Konzepten angefüllt ist.
Einleitung/Fußnote: Giuseppe Nardi
1 Maurice Pinay: Complotto contro la Chiesa, 2 Bd., Rom 1962; dt. Ausgabe: Verschwörung gegen die Kirche, 2 Bd., Madrid 1963; weitere Übersetzungen, darunter eine spanische, französische und englische, folgten in jener Zeit. „Maurice Pinay“ gilt als Pseudonym für eine Autorengruppe, über deren Zusammensetzung es sehr unterschiedliche Spekulationen gab, von einer Gruppe italienischer Prälaten in Zusammenarbeit mit englischen Katholiken bis zu einer Gruppe höherer mexikanischer Geistlicher, darunter der Theologe Joaquín Sáenz Amaga.
Es wäre noch zu ergänzen, daß eine Neuausgabe des Werkes von „M. Pinay“ in französischer Sprache erhältlich ist, z. B. über die ausgezeichnete traditionalistische Buchhandlung Chiré (ich bekomme keine Prozente ☺)
Mir ist der Standpunkt etwas zu weltlich.
Epheser 6,12: „Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs.“