Erzbischof Carlo Maria Viganò hielt am vergangenen Samstag einen geistlichen Vortrag zum Palmsonntag und dem Beginn der Karwoche. Der Bogen, den er dabei spannt, wirft auch einen Blick auf die heutigen Verhältnisse und Ereignisse. Dabei tritt er mit gewohnter Deutlichkeit als Kritiker des derzeitigen Pontifikats auf, aber auch der Versuche bestimmter Kreise, die er identifiziert, die politische Macht an sich zu reißen. Manchen geht die Kritik des ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA zu weit, bedenkenswert sollte sie aber allemal sein. Dem Hören sollte man sich nicht verweigern, sondern hören und abwägen.
QUIS EST ISTE REX GLORIÆ?
Exsulta satis, filia Sion, jubila filia Jerusalem.
Ecce Rex tuus venit tibi.
Sach 9, 9
Die feierlichen Zelebrationen der Karwoche beginnen mit dem triumphalen Einzug unseres Herrn in Jerusalem, der als König Israels begrüßt wird. Die heilige Kirche, das Volk des neuen und ewigen Bundes, macht sich die öffentliche Ehrung ihres Herrn zu eigen:
Hi placuere tibi, placeat devotio nostra: Rex bone, Rex clemens, cui bona cuncta placent.
Doch um zu verdeutlichen, wie wankelmütig und manipulierbar die Menge ist, sehen wir am Palmsonntag die Menge, die mit Palmen und Olivenzweigen feiert, und einige Tage später hören wir, wie sie das Crucifige ruft und denselben König auf dem für Sklaven reservierten Schafott in den Tod schickt.
Wir wissen nicht, ob diejenigen, die dem Herrn vor den Toren der Heiligen Stadt zujubelten, dieselben waren, die sich vor dem Prätorium versammelten und von den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten des Volkes aufgehetzt wurden. Es ist aber nicht schwer zu vermuten – auch aufgrund anderer ähnlicher Episoden im Laufe der Geschichte –, daß viele unter beiden Umständen anwesend waren, aus dem einfachen Vergnügen heraus, einem Ereignis beizuwohnen, den Massen zu folgen, ein „Selfie“ zu machen, wie wir heute sagen würden. Andererseits: Waren es nicht dieselben Juden, die sich in der Wüste ein goldenes Kalb bauten, während Moses auf dem Sinai die Gesetzestafeln empfing? Und wie oft haben dieselben Juden, die den Gott Israels bejubelt hatten, am Ende „ökumenisch“ die Priester des Baal willkommen geheißen und sich mit Götzendienerei verunreinigt, die von den Propheten angekündigten Strafen verdient und dann ihre Untreue bereut, nur um kurz darauf wieder damit anzufangen? Das ist die Masse, liebe Brüder; die Masse, die die Vermehrung der Brote und Fische, die Heilung der Aussätzigen, der Krüppel, des Knechtes des Hauptmanns und die Auferstehung des Lazarus miterlebt, sich dann aber auf dem Weg nach Golgatha drängt, um unseren Herrn zu beschimpfen und zu bespucken, oder auch nur, um zuzuschauen, ut videret finem (Mt 26,57), um zu sehen, wie es ausgehen würde.
Wer war beim königlichen Einzug des Herrn in Jerusalem nicht anwesend? Die zivile und religiöse Obrigkeit, ebenso wie die Mächtigen bei der Geburt des Heilands in jener abgelegenen Grotte in Bethlehem in der Nacht auf den 25. Dezember vor zweitausendvierundzwanzig Jahren abwesend waren. Weder die Hohenpriester, noch die Schriftgelehrten, noch Herodes waren anwesend, die eigentlich nicht einmal als wirkliche Autoritäten zu betrachten waren, da sowohl die Hohenpriester Hannas und Kaiphas als auch König Herodes durch Betrug und manipulierte Ernennungen – nihil sub sole novi – an die Macht gelangt waren und somit keine legitime Macht darstellten. Insbesondere Kaiphas stammte nicht aus dem Haus Aaron – dem priesterlichen Stamm der Juden –, sondern war 25 n. Chr. von Valerius Gratus zum Hohenpriester ernannt worden und blieb bis 36 n. Chr. im Amt, als er vom Statthalter von Syrien Lucius Vitellius abgesetzt wurde. Es handelte sich also um eine kaiserliche Ernennung und nicht um ein erbliches Recht, wie es von Gott festgelegt und bis zur Zeit der Makkabäer (1 Makk 10,20) durchgehend ausgeübt wurde, als Jonathan das Hohepriestertum übernahm.
Auch der König von Galiläa war nicht legitim, denn seine Ernennung wurde zwar von seinem Vater Herodes dem Großen beschlossen, der das Reich zwischen seinen Söhnen Archelaus (dem Judäa, Idumäa und das südliche Samaria gehörten), Herodes Philippus (dem die nordöstliche Region des Tiberiassees gehörte) und Herodes Antipas (der zum Tetrarchen von Galiläa und Peräa ernannt wurde) aufteilte. Herodes Antipas regierte von 4 v. Chr. bis 39 n. Chr. jedoch auf Geheiß der kaiserlichen Autorität und konnte daher eher als Marionette im Dienste Roms denn als echter Herrscher betrachtet werden. Er dürfte sich nicht wesentlich von einem modernen Trudeau oder Macron unterschieden haben, die vom World Economic Forum herangezüchtet und vom Deep State eingesetzt wurden, um den Interessen der Elite in Kanada oder Frankreich zu dienen. Andererseits war Herodes auch am kaiserlichen Hof in Rom gewesen, wo er eine Affäre mit Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, begonnen und sie später – entgegen dem Gesetz des Moses – geheiratet hatte, was die Verurteilung durch den Täufer zur Folge hatte, der dafür verhaftet und hingerichtet wurde. Die Tatsache, daß unser Herr dem Herodes nicht antworten wollte – als Pontius Pilatus ihn diesem vorführen ließ, damit er über ihn richte, da er als Galiläer seiner Jurisdiktion unterstand –, bestätigt, daß Christus seine Autorität als unrechtmäßig ansah.
In Israel gab es also zur Zeit Christi keine wirkliche religiöse oder zivile Autorität. Warum dieser Spielraum, diese vacatio? Dennoch erkannten die Juden die Hohenpriester und Herodes an, so wie Bergoglio und die Regierungschefs der Nationen sich heute selbst anerkennen, obwohl sie sich eindeutig der von Gott gewollten Autorität entfremdet haben. Die Antwort, die wir geben können, ist, daß die Vorsehung wollte, daß das Kommen unseres Herrn secundum carnem zeigt, daß Er der wahre König und Hohepriester ist, nicht nur als Urheber und Garant der irdischen Autorität, sondern auch als legitimer Inhaber dieser Autorität durch göttliches Recht, durch Geburt und – kurz danach – durch Sieg. Deshalb sind die jüdischen Könige, die Hohenpriester und Schriftgelehrten abwesend sowohl bei Christi Geburt als auch bei Seiner Epiphanie und Seinem Einzug in Jerusalem.
Versuchen wir nun, liebe Brüder, die Szene zu betrachten, die sich uns zeigt. Es ist der 10. Tag des Monats Nisan, sechs Tage vor dem Pessachfest, an dem das Gesetz von den Juden verlangt, das Osterlamm zu beschaffen. Hier sehen wir also – nach den Worten des Täufers (Joh 1,29) – das Agnus Dei, das fünf Tage später, zur neunten Stunde des Karfreitags – der Parasceve – am Kreuz sein Leben aushauchen sollte, zur gleichen Zeit, als die Juden das Lamm auf zwei Spieße aufspießten, um es zu braten, in Erinnerung an die Flucht aus Ägypten und die Durchquerung des Roten Meeres in das gelobte Land. Den Augen des gläubigen Volkes konnte diese Symbolik nicht entgehen.
Auf einem Esel sitzend, wie König Salomo bei seiner Krönung (1. Könige 1,38–40); bei seinem Vorübergehen mit Palmwedeln und auf dem Boden ausgebreiteten Umhängen geehrt (2. Könige 9–13), faßt Christus alle irdische, zeitliche und geistliche Macht in sich zusammen, zeigt sich in plenitudo potestatis und wird vom Volk bejubelt: Benedictus qui venit in nomine Domini, rufen die pueri Hebræorum. Hosanna filio David, d. h. dem Nachkommen des einstigen Herrscherhauses, dem verheißenen Messias, dem, den der Prophet Sacharja vorausgesagt hat (Sach 9,9):
Freue dich sehr, Tochter Zion!
freu dich, Tochter Jerusalem!
Siehe, dein König kommt zu dir.
Er ist rechtschaffen und siegreich,
demütig, er reitet auf einem Esel,
dem Fohlen einer Eselin.
Wie die Schilderung des Evangeliums zeigt, findet die Krönung des Herrn auf dem Ölberg statt, weniger als drei Kilometer von der Heiligen Stadt entfernt, und der königliche Zug bewegt sich in Richtung des Tempels, was an Psalm 23 erinnert:
O Tore, hebt eure Giebel empor!
und ihr ewigen Tore, steht auf;
Laßt den König der Herrlichkeit eintreten.
Wer ist dieser König der Herrlichkeit?
Er ist der Herr, stark und mächtig,
der Herr, mächtig im Kampf.
O Tore, hebt eure Giebel empor;
erhebt euch, ihr ewigen Tore,
lasst den König der Herrlichkeit eintreten.
Wer ist dieser König der Herrlichkeit?
Er ist der Herr der Heerscharen;
er ist der König der Herrlichkeit.
Die Darbringung eines Opfers auf dem Altar, das in der Abenddämmerung dargebracht wird (Mk 11,11), weist auf die bevorstehende Passion unseres Herrn hin. Wir können uns vorstellen, welche Besorgnis eine solch imposante Erscheinung bei den Behörden auslöste. Und es ist kein Zufall: Dieser zivile und religiöse Ritus – gekennzeichnet durch die Wiederholung eines präzisen Zeremoniells, das den Priestern und Schriftgelehrten wohlbekannt war – sollte in gewisser Weise die Wiederherstellung des jüdischen Reiches im Hinblick auf die Passion darstellen, so daß es der König und Hohepriester Israels sein würde, der den Altar von Golgatha besteigen würde, um sich der Majestät des Vaters als Lösegeld für die Sünden seines Volkes anzubieten. Wir werden den Herrn wieder in königliche Gewänder gekleidet sehen – den scharlachroten Mantel und die Krone, wenn auch mit Dornen –, wie er sich auf der Loggia des Prätoriums präsentiert. Ecce rex vester (Joh 19,13), sagt Pilatus zu den Juden. Diese antworten, indem sie bekennen, daß der Thron Davids unbesetzt ist: Non habemus regem, nisi Cæsarem (ebd., 14). Und auch im Titulus crucis wird dieselbe Wahrheit bekräftigt: Iesus Nazarenus, Rex Iudæorum (ebd., 19). Denn wäre Christus im höchsten Akt des Opfers nicht als König und Hoherpriester anerkannt worden, hätte er weder die Menschen noch die Völker, die Gegenstand der Erlösung waren, vor dem Vater vertreten können.
Wenn wir eine Parallele zwischen diesen Ereignissen und den heutigen ziehen, könnten wir eine beunruhigende Analogie zwischen den Handlungen des Sanhedrins und jener katholischen Hierarchie erkennen, die die Macht in Rom an sich reißt. Wir erahnen, welche heute die große Besorgnis einiger Prälaten – und von Bergoglio selbst – sein könnte angesichts der Gefahr, daß sie bei ihrem Betrug von Christus selbst aufgedeckt werden, der kommt, um sich die usurpierte Autorität, die nicht dazu dient, den Gläubigen die Heilige Schrift zu eröffnen, sondern sie in Unwissenheit zu halten und sich selbst die Macht zu erhalten, zurückzuholen. Glauben Sie, die Reaktion würde so anders ausfallen als die des Sanhedrins, der durch den Ansturm des Volkes in Jerusalem aufgeschreckt wurde, um einen unbekannten Propheten aus Galiläa zum König auszurufen? Was würde der neue Kaiphas wohl sagen, wenn er sein Ansehen als Hoherpriester bedroht und den Betrug aufgedeckt sähe, der ihn an die Macht gebracht hat? Wenn er daran erinnert würde, daß er der Stellvertreter einer Autorität ist, die nicht seine eigene ist, und nicht ihr Eigentümer? Glauben Sie, er wäre bereit, auf das Papsttum zu verzichten, das er an sich gerissen hat, um den Herrn, in dessen Namen er die Kirche regieren sollte, auf den Thron steigen zu lassen? Oder würde er sich nicht eher an die weltlichen Behörden wenden und den korrupten Beamten und Politikern, die ihn als Papst anerkennen, klar machen, daß dieser Galiläer auch ihre ebenfalls usurpierte Macht bedroht? Würde er nicht das Eingreifen der Armee fordern, um den Aufstand niederzuschlagen und ihn wegen Aufruhrs und Hochverrats zum Tode zu verurteilen? Vielmehr: Erscheint es Ihnen nicht so, daß der Grund für die Verurteilung gerade darin liegt, daß Er es gewagt hat, sich als König und Sohn Gottes zu bezeichnen – quia Filium Dei se fecit (Joh 19,7) – in einer Welt, die sich demokratisch nennt und die keinen König außer dem Cäsar – also der heidnischen Macht eines Eindringlings – und keinen Gott außer dem Menschen anerkennt? Und wie würden die Mainstream-Medien in diesem nicht allzu hypothetischen Rahmen über die Nachrichten berichten, vorausgesetzt, die Zensur oder irgendein Gesetz gegen Hate speech würde nicht verhindern, daß darüber berichtet wird, und dazu zwingen, daß man so tut, als sei nichts geschehen?
Einigen Kirchenvätern zufolge besteht der Triumphzug Christi in Jerusalem aus zwei Gruppen: Im allegorischen Sinn der Heiligen Schrift wären diejenigen, die dem Herrn vorangehen, die Israeliten, und diejenigen, die ihm folgen, die bekehrten Heiden. Und vielleicht gab es unter den Juden auch Eiferer, die auf einen Volksaufstand gegen den römischen Eindringling hofften und den Herrn dann im Stich ließen, als ihnen klar wurde, daß er sich nicht politisch instrumentalisieren lassen würde: Sie werden es sein, die dann, enttäuscht von ihren eigenen revolutionären Erwartungen, das Crucifige rufen werden.
Wir haben also drei Kategorien von Menschen: diejenigen, die Christus bejubelt haben; diejenigen, die das Crucifige geschrien haben; und diejenigen, die beides getan haben. Die ersten sind treu, die zweiten treulos und perfide, die dritten einfach nur Mittelmaß. Fragen wir uns also: In welcher Kategorie wäre ich gewesen?Vielleicht nicht beim Pöbel, den der Sanhedrin aufgewiegelt hat, um das Todesurteil über Christus von Pilatus zu erpressen: Sie sind erklärte Feinde Gottes und zögern nicht, im Rausch ihrer Verblendung sein Blut auf sich herabzurufen. Wir hätten besser zu denen gehören sollen, die den Herrn priesen und während der Passion mit Johannes, Maria und den frommen Frauen am Fuß des Kreuzes standen. Aber oft müssen wir schmerzlich erkennen, daß unsere Untreue – wie die des Volkes, das einst das auserwählte war – uns dazu verleitet, uns auf die Seite Christi zu stellen, wenn er triumphiert, und gegen Ihn zu schreien oder Ihn – wie Petrus – zu verleugnen, wenn Er verhaftet, verurteilt, blutig geschlagen, mit Dornen gekrönt, wie ein Verrückter gekleidet und mit Schande bedeckt wird: engagierte Katholiken unter Pius XII. und laue Modernisten mit dem Konzil; heldenhafte Verteidiger des Glaubens in Zeiten des Friedens in einer katholischen Nation und stumme Vollstrecker der weltlichen Mentalität in Zeiten der Verfolgung in in einem antikatholischen Staat; fromme Verehrer der überlieferten Messe, wenn Benedikt XVI. sie erlaubt, und gewissenhafte Vollstrecker von Traditionis custodes, wenn der Jesuit von Santa Marta deren Zelebration einschränkt oder untersagt.
Aber warum – so frage ich mich – gibt es diese Unduldsamkeit gegenüber dem Transzendenten? Warum diese Abneigung gegen das Heilige und damit auch gegen die Heiligkeit der Autorität Christi, des Königs und Hohenpriesters, die in unser Menschsein einbricht? Was stört so sehr die Macht der Hohenpriester zur Zeit unseres Herrn? Was stört so sehr seit über zweihundert Jahren die Macht der weltlichen Institutionen und seit sechzig Jahren die des modernistischen Sanhedrins? Ich glaube, die Antwort liegt im Stolz von uns armen, elenden Sterblichen, die die Macht Christi nicht anerkennen und sich ihr nicht unterwerfen wollen, weil wir wissen, daß dann kein Platz mehr für unser Particulare, für unsere schäbigen Interessen und unsere Machtgelüste wäre. Letztlich ist es Luzifers Non serviam, das sich in der Geschichte fortsetzt, in dem tragischen Versuch, die göttliche Ordnung zu untergraben, und in der noch tragischeren Illusion, daß wir uns selbst genügen, daß wir die Welt als Ziel und nicht als Durchgangsort betrachten, daß wir uns ein Paradies auf Erden schaffen könnten, in dem Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit das menschliche Gegenstück zu Glaube, Hoffnung und Liebe ist. Wir haben Angst davor, daß Christus regiert, weil wir wissen, daß wir dort, wo die Autorität Christus gehört und Seinem Gesetz entspricht, nicht mehr das Sagen haben, und daß die Macht, die wir als Stellvertreter Christi verwalten, nicht mehr als Vorwand dienen kann, hinter dem wir unsere törichte Anmaßung, sicut dii zu sein, verstecken können. Das gilt sowohl für den zivilen als auch für den kirchlichen Bereich. Doch Stellvertreter Christi in weltlichen oder geistlichen Dingen zu sein sollte eine Ehre und keine Demütigung sein. Deshalb, liebe Brüder, ist es furchtbar, daß derjenige, der auf dem Thron Petri sitzt, es für „unbequem“ hält, den Titel „Diener der Diener Gottes“ zu tragen, und den Titel „Stellvertreter Christi“ gestrichen hat. Indem er auf diese Weise die notwendige Unterordnung unter Christus abgeschüttelt hat, hat er die volle und totale Verantwortung für seine eigenen Irrtümer, Irrlehren und Skandale übernommen; und gleichzeitig verweigert er stolz jene staatlichen Gnaden, die der Herr sonst seinem Vikar auf Erden gewährt hätte. Diese Anmaßung schneidet die Legitimität der Autorität an der Wurzel selbst ab, die entweder von Gott kommt oder eine haßerfüllte und unrechtmäßige Tyrannei ist.
Liebe Brüder, diese Zeiten der Apostasie unterscheiden sich nicht von den Zeiten der Passion, denn die Passio Christi von damals muß sich notwendigerweise in der Passio Ecclesiæ von heute und am Ende der Zeit erfüllen: Was das Haupt durchgemacht hat, muß auch der Mystische Leib durchmachen. Aber Vorsicht: Ein anderer wird versuchen, als König und Papst aufzutreten, und er wird der Antichrist sein, eine höllische Fälschung und teuflische Umkehrung des Friedensfürsten. Selbst in jenen Tagen der Finsternis – die laut dem Propheten Daniel dreieinhalb Jahre dauern werden – wird es Scharen von Menschen geben, die diesen Mann preisen, indem sie ihn als Gott anbeten, und andere, die ihn als Hochstapler und Diener des Satans erkennen werden. Die Täuschungen und Wundertaten des Sohnes des Verderbens werden uns glauben machen, daß er die Macht erobert hat, daß die Kirche endgültig ausgelöscht ist, daß die zivile und religiöse Autorität vakant ist. Dann wird der heilige Michael den Antichristen töten, dann wird die Jungfrau der Schlange den Kopf zertreten, dann wird der Herr in Herrlichkeit kommen, um die Lebenden und die Toten zu richten, indem er wiederkommt als Sohn Gottes, König und Hoherpriester. Laßt uns dafür sorgen, daß wir uns in der Zahl des Pusillus grex, der kleinen Herde, wiederfinden, die sich nicht verführen ließ und treu blieb. Freue dich sehr, Tochter Zion, freue dich, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir (Sach 9,9). So sei es.
+ Carlo Maria Viganò, Erzbischof
24. März 2024
Dominica II Passionis seu in Palmis
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Ach Herr, erhalte uns diesen wunderbaren, unvergleichlichen Hirten in diesen Tagen. Der „schlau ist wie die Schlange, aber wie die Taube ohne falsch“ (Matthäus 10, 16) stärke ihn mehr als alle anderen, beschütze ihn wie den heiligen Johannes, welcher der Treueste von allen Jüngern war, und dem selbst das siedende Öl nicht nur im unsichtbaren, überirdischen, sondern sogar im irdischen, für jeden Heiden sichtbaren Sinne, zur lindernden Kühlung seiner Wunden wurde, und der eines natürlichen Todes gestorben ist!
Lass nie die Heiden sprechen: Wo ist denn die Macht seines Gottes (Joel 2, Psalm 115, 79)
Herr Jesus Christus, der Du auferstanden bist von den Toten, lass mich auch zu den Treuen gehören, wie Johannes und Maria!