
Im Dezember veröffentlichte das römische Glaubensdikasterium unter der Leitung von Glaubenspräfekt Victor Manuel Fernández die Erklärung Fiducia supplicans, die Segnungen von Homo-Paaren und anderen irregulären Paaren möglich macht. Mit ihr wurde ein Konflikt in die Kirche hineingetragen, der nicht mehr verstummen will. Erst im März 2021 hatte dasselbe Dikasterium, damals noch unter der Bezeichnung Glaubenskongregation und unter der Leitung von Glaubenspräfekt Luis Ladaria, ein Responsum veröffentlicht, welches das genaue Gegenteil von Fiducia supplicans besagt. Damit steht seither nicht nur eine Neuerung im Raum, sondern auch die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Autorität auf dem Spiel. Kann die gleiche Autorität in derselben Frage innerhalb von zweieinhalb Jahren einmal ja und einmal nein sagen?
Dazu führte die besonders verdiente Vatikanistin Diane Montagna ein Gespräch mit dem New Yorker Priester und Kirchenrechtler Gerald E. Murray. Montagna wurde unter anderem durch ein sehr empfehlenswertes Gesprächsbuch mit Bischof Athanasius Schneider und im Herbst 2019 durch ihre hartnäckigen Fragen bei den Pressekonferenzen der Amazonassynode zur Pachamama bekannt. Konsequent und systematisch legte sie auch das umfrangreiche Gespräch mit Father Murray an, das in einem Auszug bei First Things veröffentlicht wurde. Hier jener Abschnitt, der Fiducia supplicans betrifft:

Diane Montagna: Pater Murray, was ist ein Segen? Welche Beziehung hat ein priesterlicher Segen zum Priestertum Christi? Und kann ein priesterlicher Segen jemals „außerliturgisch“ sein, d. h. keine Beziehung zur Liturgie haben?
Gerald E. Murray: Im Responsum 2021 wird das Römische Rituale zitiert und festgestellt, daß die Gottesdienste zur Kategorie der Sakramentalien gehören, mit denen die Kirche „uns zum Lob Gottes aufruft, uns ermutigt, seinen Schutz zu erflehen, und uns ermahnt, Seine Barmherzigkeit durch unser heiliges Leben zu suchen“. Im Responsum heißt es weiter, daß Segnungen zur „Gattung der Sakramentalien“ gehören und „liturgische Handlungen der Kirche“ bedeuten. Segnungen sind also ihrem Wesen nach liturgische Handlungen. Die Kategorie der „pastoralen Segnungen“ ist in der Kirche unbekannt. Diese Kategorie wird in Fiducia supplicans als „innovativer Beitrag“ und als „echte Weiterentwicklung dessen, was im Lehramt und in den offiziellen Texten der Kirche über Segnungen gesagt wurde“, beschrieben. Fiducia supplicans behauptet, daß pastorale Segnungen in die Kategorie der „Volksfrömmigkeit“ passen, wie sie im Direktorium für Volksfrömmigkeit und Liturgie der Kongregation für den Gottesdienst von 2002 beschrieben wird. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, daß die Kirche jemals priesterliche Segnungen als Akte der Volksfrömmigkeit betrachtet hat.
Das Responsum zitiert ferner das Römische Rituale, in dem es heißt, daß die Sakramentalien „als eine Art Nachahmung der Sakramente eingeführt worden sind“. Segnungen „sind vor allem Zeichen der geistlichen Wirkungen, die durch die Fürsprache der Kirche erzielt werden“. Ein priesterlicher Segen ist eine Amtshandlung, bei der ein von Gott geweihter Vertreter die göttliche Gunst für das zu Segnende erbittet und damit mitteilt, daß das zu Segnende würdig ist, einen solchen Segen zu empfangen. Jede Beziehung, die gesegnet werden soll, muß daher zunächst in den Augen Gottes als würdig beurteilt werden, um Gottes Gunst zu erhalten. Sündige Beziehungen sind in den Augen Gottes nicht würdig und können nicht gesegnet werden. Das Responsum erinnert uns daran, daß Gott „die Sünde nicht segnen will und kann“.
Diane Montagna: Menschen werden gesegnet, Öl und Wasser werden gesegnet, Felder und Häuser werden gesegnet, aber Verbrechersyndikate, Foltergeräte und Verhütungsmittel nicht. Warum können manche Dinge gesegnet werden und andere nicht?
Gerald E. Murray: Segnungen können unbelebten Gegenständen, Tieren (wie die Segnung von Lämmern am Fest der Heiligen Agnes), Menschen und ihren Beziehungen erteilt werden. Der Priester als geweihter Diener Christi bittet Gott, wohlwollend auf das zu schauen, was gesegnet wird, was bedeutet, daß er entschieden hat, daß das, was gesegnet wird, Gottes Gunst verdient. Das Responsum ist eindeutig, was die Segnung menschlicher Beziehungen betrifft:
„Daraus folgt, eine Segnung einer menschlichen Beziehung erfordert, daß sie darauf hingeordnet ist, das Gute, das ihr zugesagt und verliehen wird, zu empfangen und auszudrücken. […] Die Ordnung, die befähigt, die Gabe zu empfangen, ist durch die ‚Pläne Gottes, die in die Schöpfung eingeschrieben und von Christus dem Herrn vollständig offenbart sind‘, gegeben. […] Aus den oben genannten Gründen kann ‚die Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen nicht als zulässig angesehen werden‘.“
Diane Montagna: Die Kirche hat einen besonderen Segen für Paare. Durch den Ritus der Verlobung wird die Verlobung eines Mannes und einer Frau, d. h. eines Paares, von der Kirche gesegnet. Und der Segen, den der Pfarrer einem Ehepaar bei der Trauung erteilt, wird erteilt, „um ihre Verbindung im Namen der Kirche zu sanktionieren und den Segen Gottes noch stärker auf sie herabzurufen“. Die zentrale Aussage von Fiducia supplicans ist, daß es möglich ist, mit einem „pastoralen“ Segen „Paare in irregulären Situationen und gleichgeschlechtliche Paare“ zu segnen. Wie ist es möglich, ein „Paar“ zu segnen, ohne seine „Beziehung“ zu segnen?

Gerald E. Murray: Es ist unmöglich, ein Paar zu segnen, ohne die Beziehung zu segnen, die die beiden Personen zu einem Paar macht. Etwas anderes zu behaupten, ist eine Übung in Doppelzüngigkeit.
„Paar“ ist ein Wort, das die Kirche bisher nur auf einen Mann und eine Frau angewandt hat, die verheiratet sind oder die Ehe in Erwägung ziehen. So bezieht sich das Wort „Paar“ im Katechismus der Katholischen Kirche siebzehnmal auf ein verheiratetes Paar. Die Vernachlässigung dieser Spezifikation ist ein grundlegender Fehler von Fiducia supplicans. Sexuelle Unmoral, sei sie beabsichtigt oder verwirklicht, kann zwei Personen nicht zu einem Paar machen. Zwei Ehebrecher und zwei zusammenlebende Homosexuelle sind keine Paare, weil sie nicht heiraten können. Zumindest eine Person in einer ehebrecherischen Verbindung ist bereits Teil eines Paares und kann daher keine neue Paarbeziehung eingehen.
Die Wörter „Paar“ [„couple“] und „Kopulation“ leiten sich von derselben lateinischen Wurzel ab – „copulare“ – und bedeuten „sich vereinigen“, „sich zusammenschließen“. Ein Mann und eine Frau werden ein Paar, wenn sie durch ihre Handlungen zeigen, daß sie eine Beziehung aufgebaut haben, die wahrscheinlich auf den Austausch des Ehegelübdes hinausläuft, dessen Ziel es ist, ihre Ehe durch die körperliche Vereinigung der Kopulation zu vollziehen. Sodomie ist eine entwürdigende Simulation der Kopulation. Es handelt sich nicht um eine vom Schöpfer gewollte sexuelle Vereinigung, die auf Einheit und Fortpflanzung ausgerichtet ist. Vielmehr handelt es sich um einen unnatürlichen Mißbrauch des Körpers. Ehebruch ist eine verbotene, nichteheliche Form der Kopulation, die gegen die bestehende(n) eheliche(n) Bindung(en) verstößt. In der Logik von Fiducia supplicans wird die sexuelle Unmoral des Ehebruchs und der Sodomie so dargestellt, daß sie das menschliche Gut zweier Menschen, die ein Paar bilden, hervorbringt. Dieser Gedanke ist häretisch.
Fiducia supplicans verwendet das Wort „Paar“ in einem rein soziologischen Sinn, um von zwei Menschen zu sprechen, die zwar nicht miteinander verheiratet, aber in einer Art sexueller Beziehung vereint sind, die eine Untergruppe der allgemeinen Kategorie von Beziehungen darstellt, die sexuelle Handlungen beinhalten. Der Archetyp dieser allgemeinen soziologischen Kategorie ist, zumindest traditionell, die eheliche Gemeinschaft von Mann und Frau. Die Kirche lehrt, daß andere sexuelle Partnerschaften unmoralische Parodien der Ehe sind. Dazu gehören ehebrecherische Verbindungen, homosexuelle Verbindungen, inzestuöse Verbindungen, polygame Verbindungen und polyamore Verbindungen.
Die Kirche kann nicht eine rein soziologische Beschreibung des menschlichen Sexualverhaltens verwenden, geschweige denn gutheißen, und gleichzeitig der Lehre Christi treu bleiben. Fiducia supplicans begeht einen schwerwiegenden Fehler, indem sie diejenigen, die Ehebruch oder Sodomie begehen, als Paare bezeichnet. Dieser Fehler bildet die Grundlage für die häretische Behauptung von Fiducia supplicans, daß die Kirche ehebrecherische und homosexuelle „Paare“ segnen kann und sollte.
Diane Montagna: Kardinal Fernández hat darauf bestanden, daß Fiducia supplicans die Lehre der Kirche über die Ehe nicht ändert.
Gerald E. Murray: Dieses Beharren ist merkwürdig und aufschlußreich. Warum sollte er befürchten, daß irgendjemand denken könnte, die Segnung eines gleichgeschlechtlichen „Paares“ würde „in irgendeiner Weise die immerwährende Lehre der Kirche über die Ehe ändern“? Vielleicht, weil viele gleichgeschlechtliche „Paare“ behaupten, sie seien verheiratet, sich dort, wo dies legal ist, einer zivilen Trauung unterziehen und wollen, daß ihre verbindliche Beziehung von der Kirche einer katholischen Ehe gleichgestellt wird. Deshalb wollen sie ihre „Ehe“ von einem Priester segnen lassen. Einfach ausgedrückt: Die Segnung eines gleichgeschlechtlichen „Paares“, das standesamtlich verheiratet ist, ähnelt der Segnung eines heterosexuellen Paares, das kirchlich heiratet. Was wie eine Ehesegnung aussieht, wird von vielen als eine Lockerung des Widerstandes der Kirche gegen die gleichgeschlechtliche Ehe oder zumindest als eine Lockerung des kirchlichen Verbots der Sodomie, wenn nicht gar als eine offene Befürwortung der Sodomie als etwas Gutes angesehen werden.
Diane Montagna: Viele haben argumentiert, daß Fiducia supplicans vorschlägt, „Einzelpersonen“ und nicht „Paare“ zu segnen. Wie stehen Sie zu dieser Debatte, und wie lesen Sie das Dokument?
Gerald E. Murray: Die Behauptung, daß zwei Personen in einer ehebrecherischen oder homosexuellen Beziehung als Einzelpersonen und nicht als Paar gesegnet werden, kann angesichts des Titels von Teil III von Fiducia supplicans nicht logisch aufrechterhalten werden: „Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und von Paaren des gleichen Geschlechts“. Wie Sie in einem Posting auf X (ehemals Twitter) hervorgehoben haben, wird in der englischen Übersetzung fälschlicherweise das Wort „individuals“ für das italienische costoro verwendet, was „sie/diese“ bedeutet („In einem kurzen Gebet, das diesem spontanen Segen vorausgeht, könnte der geweihte Amtsträger darum bitten, daß die einzelnen Frieden haben“, Fiducia supplicans, 38). Die anderen vom Heiligen Stuhl veröffentlichten Sprachfassungen übersetzen costoro korrekt. Der Segen wird für sie erteilt, nicht für die einzelnen Personen. Was auch immer der Grund für diesen Fehler sein mag, diese Falschübersetzung kann nicht die Grundlage für eine plausible Behauptung sein, daß der Autor von Fiducia supplicans nicht die Absicht hatte, die Segnung von Paaren, sondern nur von Einzelpersonen zu erlauben.
Diane Montagna: Das Responsum erklärte, daß seine eigene „negative“ Antwort „die Segnung einzelner Personen mit homosexuellen Neigungen nicht ausschließt, die den Willen bekunden, in Treue zu den geoffenbarten Plänen Gottes zu leben, wie sie von der kirchlichen Lehre vorgeschlagen werden“. Kardinal Fernández schrieb in seiner Einleitung zu Fiducia supplicans, das Dokument sei eine Reaktion der „brüderlichen Liebe“ auf diejenigen, die die „negative Antwort“ des Responsums von 2021 „nicht teilen“. Wenn Fiducia supplicans nur die Segnung von Einzelpersonen vorschlagen und nicht die Segnung homosexueller „Paare“ genehmigen würde, warum wäre dann das Dokument überhaupt notwendig, und warum sollten jene, die die Antwort des Responsums nicht „teilen“, diese Erklärung als einen Akt „brüderlicher Nächstenliebe“ betrachten?
Gerald E. Murray: Kardinal Fernández erklärt, daß Fiducia supplicans ein Akt „brüderlicher Nächstenliebe“ gegenüber denjenigen ist, die „die negative Antwort des Responsums nicht teilen“ oder die „Formulierung seiner Antwort … nicht klar genug fanden“. Der Ausdruck „nicht teilen“ ist ein Euphemismus für „nicht akzeptieren“. Diejenigen, die die Antwort nicht akzeptieren, halten sie für falsch, was bedeutet, daß sie keinen Zweifel an ihrer Bedeutung haben. Die Behauptung, andere hielten die Antwort und die dazugehörige Erklärung für nicht klar genug, ist schwerlich ernst zu nehmen. Es geht nicht um die angebliche Unklarheit des Responsums, sondern um die Ablehnung der Antwort und ihrer Erläuterung.
Kardinal Fernández schreibt in seiner Einleitung, daß „einige die Klarheit des Dokuments und seine Übereinstimmung mit der immerwährenden Lehre der Kirche begrüßten“. Er bezieht sich nicht auf die „angebliche“ Klarheit des Dokuments und auch nicht auf das, „was einige für die Klarheit des Dokuments hielten“. Laut Kardinal Fernández ist das Responsum klar und steht im Einklang mit der katholischen Lehre.
Warum gibt Kardinal Fernández dann eine Erklärung ab, die im Widerspruch zum Responsum steht, und behauptet, es gäbe keinen Widerspruch, sondern nur eine innovative Entwicklung der Lehre, wenn es doch die Aufgabe des Glaubensdikasteriums ist, die ewige Lehre der Kirche zu verteidigen? Fiducia supplicans wiederholt zunächst das Verbot, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, um dann später das Verbotene zu genehmigen und zu behaupten, dies sei möglich, weil ein Paar und seine Verbindung zwei getrennte Dinge seien. Die Vereinigung werde nicht gesegnet, nur das Paar.
Das ist ein irreführendes Wortspiel, das darauf abzielt, die Beschwerden jener zu befriedigen, die die Ablehnung solcher Segnungen durch das Responsum „nicht teilen“. Ehebrecherische und homosexuelle „Paare“ glauben nicht, daß ihre Verbindung nicht gesegnet wird, wenn sie als Paar gesegnet werden.
Mit diesem gescheiterten Versuch der Verbaltechnik wird versucht, eine Änderung der Lehre und Praxis der Kirche durchzusetzen, ohne daß dies den Anschein hat. Es ist eine Taktik, die sich auf die Neigung gläubiger Katholiken stützt, alles zu akzeptieren, was von einem römischen Dikasterium kommt. In diesem Fall muß eine solche Neigung durch die vorrangige Pflicht ersetzt werden, alles abzulehnen, was dem von den Aposteln überlieferten Glauben widerspricht.
Fiducia supplicans behauptet fälschlicherweise, es handle sich um einen „Akt brüderlicher Nächstenliebe“ gegenüber jenen, die die Segnung ihrer Vereinigung als gleichgeschlechtliches „Paar“ wünschen. In Wirklichkeit wird keine christliche Nächstenliebe gezeigt, wenn zwei Menschen, die in eine schwer unmoralische Beziehung verwickelt sind, nicht aufgefordert werden, diese Beziehung zu beenden, sondern vielmehr angewiesen werden, nach vorne zu kommen, um sich als „Paar“ von einem Priester segnen zu lassen.
Diane Montagna: In Fiducia supplicans 31 heißt es: „In dem hier umrissenen Horizont liegt die Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen Paaren… In diesen Fällen wird ein Segen gespendet, … der die Anrufung eines herabsteigenden Segens von Gott selbst für diejenigen ist, die sich als mittellos und seiner Hilfe bedürftig erkennen und nicht die Legitimation ihres eigenen Status beanspruchen, sondern darum bitten, daß alles, was in ihrem Leben und ihren Beziehungen wahr, gut und menschlich gültig ist, durch die Gegenwart des Heiligen Geistes bereichert, geheilt und erhöht wird.“ Was sagen Sie dazu?
Gerald E. Murray: Eine Beziehung, die auf dem gegenseitigen Versprechen beruht, Sodomie zu begehen, ist nicht in der Lage, „bereichert“ zu werden. Die tödliche Wunde in den Seelen der beiden Personen, die miteinander Sodomie begehen, kann nur dadurch „geheilt“ werden, daß die Beziehung beendet wird. Das Verbleiben in einer solchen Beziehung ist ein Beinahe-Anlaß zur Todsünde. Sie kann nicht „durch die Gegenwart des Heiligen Geistes erhöht werden“, da der Heilige Geist eine solche Beziehung verurteilt und verbietet. „Menschliche Beziehungen“, die auf Sodomie beruhen, können nicht „in der Treue zum Evangelium reifen und wachsen“, wie es in diesem Abschnitt weiter heißt, und können nicht „von ihren Unvollkommenheiten und Schwächen befreit werden“. Nur wenn die Beziehung aufhört zu existieren, erhalten die beiden Menschen, die zuvor in ein solch schwerwiegend unmoralisches Verhalten verwickelt waren, die Möglichkeit, durch Gottes Gnade „in der Treue zum Evangelium zu reifen und zu wachsen“ und „von ihren Unvollkommenheiten und Schwächen befreit zu werden“ als Personen, die Vergebung für ihre Sünden suchen.
Diane Montagna: Fiducia supplicans 39 stellt fest, daß, wenn „Paare“ in – wie es euphemistisch heißt – „irregulären Situationen“ und „gleichgeschlechtliche Paare“ um eine Segnung bitten, es zu „Verwirrung oder Skandal“ kommen könnte, wenn die Segnung „im direkten Zusammenhang mit einer standesamtlichen Feier oder sonst in irgendeiner Verbindung damit erteilt“ würde.
Gerald E. Murray: Das Problem ist nicht in erster Linie der Zeitpunkt der Segnung. Verwirrung und Skandal werden gerade deshalb entstehen, weil Menschen, die eine ehebrecherische zivile Ehe oder eine gleichgeschlechtliche zivile Ehe eingegangen sind, sich für verheiratet halten und wollen, daß die Kirche sie als verheiratet behandelt. Insbesondere wollen sie, daß die Kirche die durch ihre zivilen Ehen geschlossene Verbindung segnet, so wie die Kirche diejenigen segnet, die in einer kirchlichen Trauung den Bund der Ehe eingehen. Interessengruppen und verschiedene Aktivisten wollen, daß die Kirche ihre Lehre ändert und Zweitehen und gleichgeschlechtliche Ehen anerkennt. Vorerst sind sie weitgehend zufrieden mit dem, was als ein erstes Zugeständnis angesehen wird, wie diese Zusammenstellung von Reaktionen der Catholic League for Religious and Civil Rights zeigt.
Diane Montagna: In Fiducia supplicans 40 heißt es, daß „mit diesen Segnungen … in der Tat nichts legitimiert, sondern vielmehr das eigene Leben für Gott geöffnet werden soll, um seine Hilfe für ein besseres Leben zu erbitten und auch den Heiligen Geist anzurufen, damit die Werte des Evangeliums mit größerer Treue gelebt werden können.“
Gerald E. Murray: Ein Priester kann nicht mit Sicherheit wissen, daß das „Paar“ nicht die Absicht hat, „irgendetwas zu legitimieren“, da, wie es in dem Dokument heißt, „eine umfassende moralische Analyse keine Vorbedingung für die Erteilung des Segens“ sein darf (Fiducia supplicans, 25).
Das Wort „legitimieren“ bedeutet, legitim zu machen. „Legitim“ bedeutet rechtmäßig im engeren Sinne. Im weiteren Sinne bedeutet es sanktioniert, genehmigt, zulässig oder erlaubt. Die eindeutige Absicht des Heiligen Stuhls in dieser Erklärung ist es, etwas zu legitimieren, nämlich die Erteilung des Segens an ehebrecherische „Paare“ und homosexuelle „Paare“, die öffentlich die Lehre der Kirche über den richtigen Gebrauch des sexuellen Vermögens innerhalb eines lebenslangen, dauerhaften Ehebandes ablehnen, das nur durch die Ehe geschlossen werden kann.
Ich frage mich, wie Kardinal Fernández im Lichte von Fiducia supplicans auf folgende Frage antworten würde: „Ist es so, daß die Kirche ihre Priester nur anweist, Paare in Beziehungen zu segnen, die die Kirche für rechtmäßig segensfähig hält, weil sie gut sind?“ Wenn er zustimmt, dann muß er glauben, daß ehebrecherische und sodomitische Beziehungen Gott nicht beleidigen. Wenn er nicht zustimmt, muß er glauben, daß die Sünde seligmachend ist. Beide Antworten stehen im Widerspruch zur Glaubenslehre.
Fiducia supplicans ist eine offensichtliche Katastrophe, die vom Heiligen Stuhl widerrufen und zurückgenommen werden sollte. Bis das geschieht, sollte es von allen Bischöfen, Priestern und Diakonen nicht beachtet werden.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: First Things/MiL/X (Screenshots)
„Mit diesem gescheiterten Versuch der Verbaltechnik wird versucht, eine Änderung der Lehre und Praxis der Kirche durchzusetzen, ohne daß dies den Anschein hat.“
Eine gute und wichtige Klarstellung, die hilft, das Unbehagen ob Fernandez Wortakrobatik genauer zu fassen und sich nicht aufs Glatteis führen zu lassen.
Einen „pastoralen“ Segen gab es bisher und gibt es nicht.
Ein Priester kann nicht nicht-liturgisch segnen.
Paare definieren sich durch ihre Beziehung, ein Segen des „Paares“ schließt die Beziehung ein.
Das Ziel ist durchsichtig: Änderung der Praxis, dann der Lehre. (In dieser Reihenfolge!)
Bringen wir die Sache doch endlich klar auf den Punkt: „Fiducia supplicans“ führt direkt in die Häresie (Kardinal Müller). Das ist aber nur möglich, weil das Dokument selbst häretisch und keineswegs „orthodox“ ist. Mit anderen Worten: Der Papst hat ein häretisches Dokument approbiert und das Glaubensdikasterium propagiert eine „Segnung“, die de facto einen häretischen und blasphemischen Akt darstellt. Hinzu kommt: Der Papst selbst gibt an, derartige Segnungen selbst schon gespendet zu haben. Wenn ich eins und eins richtig zusammenzähle, kommt hier immer nur zwei heraus und nichts anderes! Es geht nicht um ein abstraktes Dokument. Es geht um konkrete Personen an der Spitze der Kirche, die die Doktrin gezielt und mit sophistischen Winkelzügen zu unterwandern versuchen – und das auch noch ziemlich dilettantisch, was mich im Hinblick auf Fernandez am wenigsten wundert. – Es hilft nicht weiter, dies immer nur schönzureden und es ist sehr verdienstvoll, dass Pater Murray hier klare Worte findet. In meinem aktuellen Essay auf „Stilum curiae“, der morgen auch auf „LifeSiteNews“ zu lesen sein wird, habe ich genau das auch versucht. Es wäre zu wünschen, wenn sich mehr Mitbrüder hier aus der Deckung wagen und für ihren Glauben einstehen würden. Die Zeiten sind vorbei, indem alles mit einem „Vergelt’s Gott“ und „ist schon recht“ quittiert wird, was aus Rom kommt. Leider! Rom ist im Begriffe, vom wahren Glauben immer stärker abzurücken und das fällt immer mehr Gläubigen immer deutlicher auf. Die Konsequenzen sind im Moment noch nicht abzuschätzen, wenn das so weitergeht! Aber sie werden fatal sein. Wenn wir ehrlich sind: Die Einheit der Kirche ist doch schon jetzt vorbei und „Fiducia supplicans“ war noch das Tüpfelchen auf dem „i“! Diesen erbärmlichen Kniefall vor der Homo-Häresie und der allgemeinen moralischen Verwahrlosung mag unterstützen, wer will. Ich werde einen solchen Segen niemals spenden – und gottlob: Ich kenne niemand, der es bei klarem Verstande tun würde.