(New York) Der bekannteste homophile Jesuit wird erstmals mit eigenen Aktivitäten für „Homosexuelle und ihre Familien“ beim Weltfamilientreffen der katholischen Kirche dabeisein.
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin nahm in einem von Vatican News am vergangenen 11. Januar veröffentlichten Interview zum bevorstehenden Weltfamilientreffen in Dublin Stellung. Der nach Papst Franziskus ranghöchste Vertreter des Kirchenstaates und oberste Chefdiplomat des Heiligen Stuhls sprach darin von einem „neuen Paradigma“.
Der Kardinalstaatssekretär betonte im Zusammenhang mir dem umstrittene, nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia, daß Papst Franziskus von den Gläubigen einen „Paradigmenwechsel“ fordere.
Zu diesem „Paradigmenwechsel“ scheint auch die Anerkennung der Homosexualität zu gehören. Beim erwähnten Weltfamilientreffen, das vom 21.–26. August in der irischen Hauptstadt Dublin stattfindet, werden laut Associated Press, einer der Big Three der globalen Presseagenturen, auch „heikle Themen“ diskutiert werden. Die AP-Journalistin Nicole Winfield nennt
„den Schutz der Kinder vor sexuellem Mißbrauch, die Art, wie mit der Scheidung umgehen und wie Lesben und Schwule integrieren“.
Papst Franziskus wird persönlich an den letzten beiden Tagen, dem 25./26. August, am Weltfamilientreffen teilnehmen und die Abschlußmesse in Dublin zelebrieren.
Am Montag wurde von den Organisatoren das Programm bekanntgegeben „und enthält einige Überraschungen“, so AP.
Zu den „Überraschungen“ gehört die Teilnahme des umstrittenen, homophilen US-Jesuiten James Martin. Er wird mit eigenen Aktivitäten am Weltfamilientreffen mitwirken, um den Katholiken „zu erklären“, wie „Katholiken der LGBT-Gemeinschaft und ihre Familien in den Pfarreien willkommen“ zu heißen sind.
P. James Martin steht im Mittelpunkt eines in den USA, aber auch international tobenden Konfliktes um das Verhältnis der katholischen Kirche zur Homosexualität. Der Dekan der Theologischen Fakultät der Jesuitenuniversität Fordham in den USA ist bekennender Homosexueller und lebt mit einem schwulen Partner zusammen. Vom Jesuitenorden gab es keine Konsequenzen. Im vergangene Dezember „outete“ sich ein Priester des Erzbistums Milwaukee: „Ich bin Priester und ich bin schwul“. Vom Erzbistum gab es keine Konsequenzen. Im Gegenteil: Sein Erzbischof, Jerome Listecki, erklärte: „Wir unterstützen“ ihn. Auch die Tatsache, daß der schwule Pfarrer Kritik an der kirchlichen Lehre zur Homosexualität übte und seither behauptet, Gott mache die Menschen „homosexuell“ oder „transgender“, störte den Erzbischof nicht. Der Jesuit James Martin war gleich zur Stelle und erklärte seine „Bewunderung“ für das Bekenntnis des schwulen Pfarrers. Mit anderen Worten, innerhalb der Kirche existiert eine Homo-Lobby, und sie und ihr Wirken sind nur zum Teil erkennbar.
Der Jesuit machte mit seinen Aktivitäten in den USA und einem Buch deutlich, daß nicht nur für die Annahme von Menschen mit homosexuellen Neigungen ist, sondern für die Anerkennung der Homosexualität.
Das wäre in der Tat ein Paradigmenwechsel in der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche und in der vieltausendjährigen Geschichte, wenn das Alte Testament mitgerechnet wird. Die kirchliche Tradition und die Heilige Schrift zählen Homosexualität zu den schweren Sünden, sogar zu den „himmelschreienden Sünden“.
Im homophilen Gesamtklima des Westens, aber auch anderer nicht-christlicher Kulturen wollen einige Kirchenvertreter nichts mehr davon wissen. Nach ihrer Vorstellung habe sich die Kirche den aktuellen, weltlichen Gegebenheiten anzupassen.
James Martin polarisiert in den USA, und das massiv. Das hat mit seinem ausgeprägten Kommunikationstalent zu tun, aber auch mit dem Umstand, daß er mit seiner Position zum Medienliebling avancierte. Das bereitet dem Episkopat nicht geringes Kopfzerbrechen.
Papst Franziskus hat bereits persönlich in diesen US-Konflikt eingegriffen, und das auf die ihm eigene Art: Es gab vom Papst keine direkte Stellungnahme, dafür ernannte er Martin aber zum Consultor des von ihm neuerrichteten Kommunikationssekretariats. Die Ernennung steht in keinem direkten Zusammenhang mit der Homo-Frage, soll aber signalisieren, was Papst Franziskus von seinem Ordensmitbruder hält.
Das Eingreifen von Franziskus hat noch eine weitere Seite. Die von ihm für die USA ernannten Bischöfe unterscheiden sich von jenen, die sein Vorgänger Benedikt XVI. ernannte – allerdings mit einigen nachträglichen Enttäuschungen. Zu diesen gehört auch Erzbischof Jerome Listecki von Milwaukee, der seit dem unerwarteten Rücktritt von Benedikt XVI. einige Positionen „korrigierte“. Franziskus selbst versucht mit der Suche nach progressiven Außenseitern den US-Episkopat aufzubrechen und umzubauen.
Dazu gehört Joseph Tobin, den Franziskus zum Erzbischof von Newark machte und im November 2016 zum Kardinal kreierte. Tobin wurde nicht nur für seine Unterstützung ultraprogressiver Ordensfrauen bekannt. Im April 2017 konnte mit seiner ausdrücklichen Zustimmung eine „LGBT-Wallfahrt“ in seiner Kathedrale stattfinden. Zelebrant der damals gefeierten Messe war P. Francis Gargani, ein Redemptorist wie Kardinal Tobin selbst. Gargani erregte mit der Unterstützung der blasphemischen These eines anglikanischen Pastors Aufsehen, der behauptete: „Jesus war schwul“. Für den Kardinal von Franziskus Gnaden offensichtlich kein Problem.
Das Ziel des „Paradigmenwechsels“, der unter Franziskus an verschiedenen Fronten ins Rollen kommt, ist im konkreten Fall, die Homosexualität von einem himmelschreienden Unrecht zu einem anerkannten und akzeptierten Lebensstil zu machen.
Diesem Ziel fühlt sich der Jesuit James Martin verpflichtet. Dessen Durchsetzung dient auch sein Auftritt beim Weltfamilientreffen in Dublin.
Am 11. Juni twitterte er:
„Liebe Freunde: Ich freue mich, die Einladung des Vatikans und der Erzdiözese von Dublin anzunehmen, im August vor dem Besuch des Papstes auf dem Weltfamilientreffen #WMOF2018 darüber zu sprechen, wie die Kirche Familien mit LGBT-Angehörigen willkommen heißen kann“.
James Martin hat sich nicht selbst eingeladen, sondern wurde vom Vatikan eingeladen. Die Fronten sind klar abgesteckt. Die Gay friendly Policy wird von höchster Stelle gesponsert.
Seine Einladung kommentierte der Jesuit am selben Tag auf Twitter mit den Worten:
„Sie sendet eine klare und kraftvolle Botschaft aus dem Vatikan an #LGBT-Katholiken, ihre Eltern und ihre Familien: Sie gehören dazu und sind willkommen“.
Das Problem: Zwischen dem, was zur Homosexualität im Katechismus der Katholischen Kirche steht, und dem, was der Jesuit James Martin vertritt, liegen Welten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Twitter/James Martin (Screenshots)
Alle homosexuell-tätige Priester müssen laiisiert werden.