(Rom/Buenos Aires) Die Dämme, ob institutionelle oder selbstgewählte, werden an der kirchlichen Homo-Front immer öfter durchbrochen. Dem Zeitgeist folgend, kommt das „Outing“ schwuler Priester in Mode. Die Homosexualität ist ihnen wichtiger als ihr Priestertum, in den Niederlanden wie in Argentinien.
Seit Papst Franziskus regiert, wurden zahlreiche Signale in Richtung Homosexuelle ausgesendet. Homosexuelle Priester registrieren die Signale aufmerksam. Die Botschaft: Wer sich nicht an Minderjährigen vergreift, hat nichts zu befürchten. So wie AIDS zum Türöffner für die gesellschaftliche Anerkennung der Homosexualität wurden, so scheint der Kampf gegen die Pädophilie zum Türöffner für die kirchliche Anerkennung der Homosexualität. Daß Pädophilie ein marginales Problem im Mißbrauchsskandal durch Kleriker ist, macht das Unternehmen vollends zum Paradox.
Die erste Tür öffnete Papst Franziskus auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Buenos Aires, Ende Juli 2013, indem er den berühmt-berüchtigtsten Satz seines Pontifikatssagte: „Wer bin ich, um zu urteilen?“ Zudem zeigte Franziskus seither wenig Eifer bei der Verfolgung sexuellen Fehlverhaltens.
Den massivsten Eingriff nahm Franziskus mit dem umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia vor, ohne daß dieser Punkt besonders thematisiert worden wäre. Seine Formulierung, mit er wiederverheirateten Geschiedenen die Zulassung zur Kommunion ermöglichte, betrifft nicht nur diese Gruppe, sondern alle irregulären Situationen, zu denen auch die Homosexualität gehört.
Der französische Soziologe Frederic Martel, Autor des Buches Sodoma und selbst homosexuell, gehört zu jenen, die die Kirche zur Anerkennung der Homosexualität drängen wollen. Er wirft der Kirche „Heuchelei“ vor, weil sie Homosexualität verurteilt, aber von homosexuellen Klerikern durchsetzt sei.
Das von Martel beklagte Doppelleben, das im vergangenen Jahr Kardinal Theodore McCarrick seine Kardinalswürde und Juan Jose Pineda sein Amt als Weihbischof von Tegucigalpa kostete, wird Priestern zunehmend lästig. Papst Franziskus vermied es bisher aber die Homosexualität als Ursache des Fehlverhaltens zu thematisieren. Der Eindruck, den er befördert, bleibt auf den Mißbrauch von Minderjährigen konzentriert. Die Sünde der Homosexualität scheint nicht zu existieren, obwohl sie von der Heiligen Schrift „himmelschreienden Sünden“ gezählt wird, die nach der Rache Gottes zum Himmel schreien.
Am 29. März wurde erstmals in der Kirchengeschichte eine Delegation der internationalen Homo-Lobby vom Kardinalstaatssekretär im Vatikan als Gesprächspartner empfangen worden.
Kurz vor der Familiensynode 2015 gab der im Vatikan beschäftigte, polnische Priester Krzysztof Olaf Charamsa sein Priestertum auf. Die praktizierte Homosexualität war ihm wichtiger als sein Priestertum.
Am vergangenen 31. März verkündete der niederländische Priester Pierre Valkering in der Sonntagsmesse nicht die Frohe Botschaft, sondern seine Homosexualität. Valkering sprach von der Kirche als „großem rosa Elefanten“, einer fiktiven Chiffre, mit der Homo-Kreise ihr Milieu beschreiben.
Der Rest seiner Ausführungen war die gewohnte Strategie der Homosexuellen, sich selbst als „Opfer“ von „sexueller Repression“ darzustellen. Dazu verbreitete er die unreflektierte „Love is Love“-These kirchenferner Kreise. Das Bistum Haarlem suspendierte den 57-jährigen Valkering als Pfarrer der Friedenskirche von Amsterdam. Seine Homosexualität dürfte aber schon zuvor bekannt gewesen sein, denn 2016 wollte er mit einem „Boot der Weltreligion“ an der europäischen Gay Pride in Amsterdam teilnehmen (siehe auch EU-Kommission erstmals bei Euro Pride).
Am 5. April sendete der argentinische Fernsehsender Canal 13 in der Sendung Telenoche ein Interview mit dem 42 Jahre alten Pablo Garcia. Garcia berichtete, wie er sein Priestertum für die Homosexualität aufgab. Die Schlagzeile:
„Ich hatte Sex im Vatikan.“
Pablo Garcia ist ein Landsmann von Papst Franziskus. „Meine Tanten sind sehr katholisch. Sie waren es, die mich auf den Weg der kirchlichen Karriere brachten.“
Homosexuell korrumpiert wurde er laut eigener Schilderung im Priesterseminar.
„Im zweiten Jahr kam ein Seminarist aus Kolumbien und in dieser Woche ist es geschehen. Ich fühlte mich sehr schlecht, weil ich wußte, daß das nicht mit dem übereinstimmte, was von einem Priester verlangt wird.“
Später habe er Angst gehabt, dem zum Priester geweihten Kolumbianer erneut zu begegnen, aus Sorge, was dann passieren könnte. Es kam dann tatsächlich zu einer Begegnung, und zwar in Rom, nur wenige Meter vom Vatikan entfernt.
„Wir hatten eine sexuelle Beziehung. Das Haus lag in der Nähe des Vatikans, wir waren Nachbarn des Papstes.“
In der Kirche werde „nicht über Sexualität gesprochen, schon gar nicht über sexuelle Beziehungen zwischen Männern“. Es habe zahlreiche Beziehungen zu anderen Männern gegeben. Der Kolumbianer habe Homo-Chats frequentiert, „um möglichst viele Adepten“ anzuziehen.
Auch Garcia beklagt, unter dem kirchlichen Zölibat und der „Homophobie“ der Kirche gelitten zu haben. Nachdem er zehn Jahre als Priester gewirkt hatte, entschied er sich mit 40, eine „Homo-Ehe“ einzugehen. Dafür gab er das Priestertum auf und „heiratete“ Oscar, einen anderen Argentinier, mit dem er seit zwei Jahren zusammenlebt.
Heute führt Pablo Garcia ein finanziell sorgenloses Leben, arbeitet als Koch in der argentinischen Provinz „und träumt davon, ein eigenes Restaurant zu haben“, so Radio Mitre von der Verlagsgruppe Clarin.
„Das Leben führt dich auf Wege, die du dir gar nicht vorstellen kannst, und mich trifft es nun hier in der Villa Mercedes zu sein mit Oscar, der mein Mann ist.“
In Wirklichkeit handelt es sich wohl mehr um Entscheidungen, die von Pablo Garcia getroffen wurden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Radio Mitre/Nos/Youtube (Screenshots)