(Tegucigalpa) Es brauchte einige Zeit, doch nun erfolgte die Absetzung von Msgr. Juan Jose Pineda Fasquelle als Weihbischof von Tegucigalpa. Gegen den Vertrauten von Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga waren in den vergangenen Monaten schwerwiegende Vorwürfe erhoben worden.
Das Presseamt des Vatikans veröffentlichte am vergangenen Samstag, dem 21. Juli, eine knappe Erklärung:
„Rücktritt des Weihbischofs von Tegucigalpa (Honduras).
Der Papst hat den Rücktritt vom Amt des Weihbischofs des Erzbistums Tegucigalpa (Honduras) angenommen, die von S.Ex. Msgr. Juan Jose Pineda Fasquelle CMF präsentiert wurde.“
Finanzgebarung und Doppelleben
Zu internationaler Aufmerksamkeit gelangte der Weihbischof wegen der Weihnachtsbotschaft 2017 von Papst Franziskus an die Römische Kurie. Dabei gab es zwischen ihm und der Weihnachtsansprache keinen direkten Zusammenhang. Am selben Tag , als Franziskus seinen Mitarbeitern an der Kurie eine erneute Kopfwäsche erteilte, veröffentlichte jedoch das italienische Wochenmagazin L’Espresso ein Dossier über Kardinal Maradiaga, einem der engsten Vertrauten des Papstes unter den Purpurträgern.
Das Magazin schrieb es nicht explizit, stellte jedoch den Vorwurf der Heuchelei in den Raum. Der Papst kritisiere seine Mitarbeiter an der Kurie, während seine engsten Vertrauten ein zweifelhaftes Verhalten an den Tag legen würden. Zugleich wurde enthüllt, daß Kardinal Maradiaga, der zu den Kirchenvertretern gehört, die am lautesten von einer „armen Kirche der Armen“ sprechen, sich neben seinem Gehalt als Erzbischof von Tegucigalpa von der Katholischen Universität des Landes zusätzlich 600.000 Dollar im Jahr überweisen ließ.
Auch in anderem Zusammenhang wurden kritische Stimmen zur Finanzgebarung im Erzbistum Tegucigalpa laut. Als Papst Franziskus nicht auf die Kritik einging, sondern Kardinal Maradiaga verteidigte, legten L’Espresso, aber auch andere Medien, wie der National Catholic Register in den USA nach. Es wurde weiteres, belastendes Material gegen Maradiaga veröffentlicht. In diesem Zusammenhang geriet auch sein Weihbischof Pineda ins Visier wegen der Finanzgebarung und wegen seines Lebenswandels. Die Kritik galt dabei weiterhin primär Kardinal Maradiaga, dem vorgehalten wurde, Pineda freie Hand gelassen und dessen „skandalöses“ Verhalten geduldet zu haben.
Maradiaga selbst, sah sich nur deshalb im Visier, weil seine Kritiker in Wirklichkeit Papst Franziskus treffen wollten, dies aber nicht direkt konnten.
Im Klartext: Es wurde behauptet, Kardinal Maradiaga habe von den zweifelhaften bis skandalösen Verfehlungen Pinedas gewußt, diesem aber freie Hand gelassen, weil der Weihbischof dem Kardinal in seinem Bistum den Rücken freihielt.
Reicht Pinedas Rücktritt, um Kardinal Maradiaga zu retten?
Es wurden daher bereits Stimmen laut, daß die nun erfolgte Emeritierung Pinedas „zu wenig“ sei, weil sein Vorgesetzter unberührt bleibt.
Kardinal Maradiaga reagierte auf die Emeritierung mit einem Dankschreiben an Pineda, das allerdings generisch mit „Erzbischöfliche Kurie Tegucigalpa“ unterzeichnet ist. Mit Datum vom 20. Juli heißt es in der Erklärung, daß Pineda „für die ganze apostolische Arbeit in 13 Jahren als Weihbischof“ gedankt wird und seine „Neue Aufgabe“ (großgeschrieben) dem Schutz des Herrn anvertraut werde.
Pineda selbst gab am selben Tag eine eigene Erklärung ab. Darin heißt es, er habe um die Entbindung ersucht, die vom Heiligen Stuhl akzeptiert wurde. Dabei handelt es sich allerdings nur um eine floskelhafte kirchliche Gepflogenheit. Interessanter ist, daß Pineda sagt, sein Rücktrittsgesuch habe sich bereits „seit einigen Monaten“ in den Händen des Papstes befunden.
Zu den Gründen des Rücktritts sagte er nur:
„Die Gründe und Motive kennen Gott und meine Vorgesetzten [Pineda gehört dem Orden der Claretiner an].
[…] Mein Rücktritt gibt mir Zeit zum Gebet, zur Meditation, zur persönlichen Fortbildung“.
Über eine „Neue Aufgabe“ findet sich in der Erklärung nichts, nur soviel: „Ich stehe meinen Oberen zur Verfügung“.
Weder der Heilige Stuhl noch das Erzbistum Tegucigalpa noch Pineda selbst erwähnen irgendwelche Sanktionen, die gegen ihn verhängt wurden. Er wurde als Weihbischof seines Amtes enthoben und Punkt. Es ist keine Rede von einem Verbot, öffentlich die Messe zelebrieren oder die Beichte hören zu dürfen. Es ist auch keine Rede davon, daß er sich in ein Kloster zurückziehen muß, um ein Leben des Gebets und des Schweigens zu führen.
Der Rücktritt von Msgr. Pineda läßt erkennen, daß Kardinal Maradiaga, der sich bereits selbst als möglicher Nachfolger von Papst Franziskus ins Gespräch brachte, den Druck in der Sache spürte. Pineda war unhaltbar geworden, wenn der Kardinal nicht seine eigene Position gefährden wollte. Das Dankesschreiben läßt erkennen, daß es sich um eine Notbremse handelte, aber nicht um eine Bestrafung.
Siehe dazu die Artikel:
- „Erzbistum Tegucigalpa vom Terror regiert“ – Weitere Vorwürfe gegen Kardinal Maradiaga
- „Du bleibst dort“ – Kardinal Maradiaga
- Über Kardinal Maradiaga braut sich ein Sturm zusammen – Finanzen und Doppelleben der „rechten Hand“
- „Kardinal Maradiaga, die rechte Hand von Papst Franziskus, hat uns betrogen“ – Witwe von Botschafter Alejandro Valladares
- Kardinal Maradiaga: „Es ist nicht die Reform von Franziskus, sondern des Heiligen Geistes“
- Die dunkle Seite von Kardinal Maradiaga
- Papst-Vertrauter kassiert 600.000 Dollar Extra ohne Gegenleistung
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Cholsatsur/Erzbistum Tegucigalpa (Screenshots)