Wie sich der Petersdom auf Homo-Segnungen vorbereitet

Die "Einsamkeit" von Papst Franziskus


Homo-Segnungen werden im Petersdom vorbereitet. Wie man sie sich vorstellen muß, zeigte die anglikanische Kirche (s. Bild)
Homo-Segnungen werden im Petersdom vorbereitet. Wie man sie sich vorstellen muß, zeigte die anglikanische Kirche (s. Bild)

(Rom) Vor weni­gen Tagen noch demen­tiert, sind die Vor­be­rei­tun­gen im Peters­dom für die Seg­nung von Homo-Paa­ren bereits in vol­lem Gan­ge. Wäh­rend­des­sen sieht sich Papst Fran­zis­kus als „Opfer“ not­wen­di­ger Ent­schei­dun­gen wie der Homo-Seg­nung und „erlebt Ein­sam­keit“. Was bedeu­tet das konkret?

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Am Don­ners­tag der ver­gan­ge­nen Woche kon­fron­tier­te Fran­ca Gian­sol­da­ti, die Vati­ka­ni­stin der römi­schen Tages­zei­tung Il Mess­ag­ge­ro, Kar­di­nal Mau­ro Gam­bet­ti, den Erz­prie­ster des Peters­doms, bei einer Pres­se­kon­fe­renz mit der Fra­ge, ob es dem­nächst auch in der bedeu­tend­sten Kir­che der Chri­sten­heit Homo-Seg­nun­gen geben wer­de. Sol­che sind von der umstrit­te­nen Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans vor­ge­se­hen, die am ver­gan­ge­nen 18. Dezem­ber von Kar­di­nal Vic­tor Manu­el Fernán­dez, dem Prä­fek­ten des Glau­bens­dik­aste­ri­ums, mit aus­drück­li­cher Bil­li­gung von Papst Fran­zis­kus ver­öf­fent­licht wur­de. Seit­her gibt es, für kirch­li­che Ver­hält­nis­se, einen regel­rech­ten Auf­stand dagegen.

Rom zeigt sich davon aber bis­her unbe­ein­druckt. Der sicht­lich erhei­ter­te Mino­rit Gam­bet­ti, den Papst Fran­zis­kus als Erz­prie­ster des Peters­doms nach Rom geholt und zum Kar­di­nal kre­iert hat­te, erklär­te ohne Zögern, daß es der­zeit noch kei­ne Anwei­sun­gen gebe, daß man aber, sobald es sol­che geben wird, kei­ne Pro­ble­me haben wer­de, Homo-Seg­nun­gen durchzuführen.

Die­se Anwei­sun­gen wur­den anschlie­ßend sofort gelie­fert, denn bereits am Sonn­tag­mor­gen wur­den im Kapi­tel­saal der Dom­her­ren von Sankt Peter erste Instruk­tio­nen an Prie­ster erteilt, die im Peters­dom ihren Dienst tun.

Fran­ca Gian­sol­da­ti ver­öf­fent­lich­te nun, wie man sich im Peters­dom bereits auf Homo-Seg­nun­gen vorbereitet:

„Gene­ral­pro­be im Peters­dom, um zu ler­nen, wie man homo­se­xu­el­le Paa­re seg­net. Der Prie­ster, der vor dem Bitt­stel­ler steht, soll mit lei­ser Stim­me einen Segens­spruch auf­sa­gen, der natür­lich sehr kurz sein muß, um die vom Prä­fek­ten des Glau­bens­dik­aste­ri­ums vor­ge­schla­ge­ne Zeit nicht zu über­schrei­ten, wäh­rend er mit dem Fin­ger ein klei­nes Kreuz auf die Stirn des Gläu­bi­gen zeichnet.“

Wegen der welt­wei­ten Pro­te­ste geht Kar­di­nal Tucho Fernán­dez in sei­nen Anwei­sun­gen so weit, daß Homo-Seg­nun­gen auf maxi­mal 15 Sekun­den beschränkt sein soll­ten. In sei­nen Richt­li­ni­en wird die Zeit­gren­ze, die nicht über­schrit­ten wer­den soll, aus­drück­lich genannt. Gian­sol­da­ti gibt die erteil­ten Instruk­tio­nen wie folgt wieder:

„Die Geste, die sym­bo­lisch und ein­fach zugleich ist, muß sehr schnell sein.“

Doch, ob lang oder kurz, die Fra­ge der Homo-Seg­nung ist nicht eine Fra­ge der Sekun­den, son­dern prin­zi­pi­el­ler Natur. Das weiß man auch in San­ta Mar­ta und im Palaz­zo del Sant’Uffizio, dem Sitz des Glau­bens­dik­aste­ri­ums. Dort geht es offen­bar dar­um, den revo­lu­tio­nä­ren Vor­stoß Wirk­lich­keit wer­den zu las­sen, egal wie „beschei­den“ die Geste anfangs auch umge­setzt wer­den muß, wie Gian­sol­da­ti anklin­gen läßt:

„Denn Gesten sind wich­tig, eine Art, mit allen Situa­tio­nen umzu­ge­hen und eine Pra­xis zu nor­ma­li­sie­ren, die im Moment ein ech­tes Novum für den Vati­kan darstellt.“

Das Ziel ist die „Nor­ma­li­sie­rung“ des Para­dig­men­wech­sels durch die Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät. Dar­um noch ein­mal die mit der neu­en Maß­nah­me sym­pa­thi­sie­ren­de Gian­sol­da­ti:

„Der Papst hat die Maß­nah­me trotz der hoch­ge­zo­ge­nen Schil­de und des hef­ti­gen Wider­stands zahl­rei­cher Epi­sko­pa­te mit gezück­tem Schwert ver­tei­digt, und gestern abend, wäh­rend des Fern­seh­in­ter­views mit Fabio Fazio, tat er dies mit offe­nem Herzen.“

Die „Offen­her­zig­keit“, wel­che die Mess­ag­ge­ro-Jour­na­li­stin atte­stiert, bezieht sich dar­auf, daß Fran­zis­kus sich am Sonn­tag im Fern­seh­sen­der Nove als Opfer prä­sen­tier­te. Er sehe die Not­wen­dig­keit bestimm­ter Ent­schei­dun­gen, erle­be dabei aber „immer eine gewis­se Ein­sam­keit“, weil er sich unver­stan­den füh­le. Dabei gehe es ihm dar­um, „daß die Kir­che alle umar­men müs­se, nie­man­den zurück­las­sen dür­fe und alle seg­nen muß“, eben „alle, alle, alle“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Church Times (Screen­shot)

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