Von Pater Paolo M. Siano*
Fortsetzung von Teil 1.
Fortsetzung von Teil 2.
In den bisherigen Teilen habe ich die wesentlichen Etappen im Leben von Giuseppe Cambareri nachgezeichnet: Er war Rosenkreuzer, Freimaurer, Magier, operativer Geheimagent zuerst in Militärkreisen des Faschismus, deren Leidenschaft der Esoterik galt, dann für die Alliierten, Förderer der europäischen Einigung und des Globalismus – und schließlich widmete er sich ganz seiner gnostischen Utopie der Universellen Weißen Bruderschaft des Erzengels Michael, in der sein autoritärer Ton mehr dem eines (faschistischen) Regimes als einer (europäischen oder anglo-amerikanischen) Demokratie ähnelte.
Nun untersuche ich einige von Cambareris Schriften, aus denen sein esoterisches Denken, seine gnostische und rosenkreuzerische Formung deutlich hervorgehen, die im wesentlichen mit der initiatischen Kultur esoterischer Kreise der Freimaurerei übereinstimmen.
7. Einheit der Welt durch eine Weltwirtschaftsregierung (1944)
1944 veröffentlichte der Verlag Mithras in Rom das Buch von Giuseppe Cambareri „L’Unità del Mondo attraverso le Federazioni Continentali e il Governo Economico Mondiale“ („Die Einheit der Welt durch Kontinentalföderationen und eine Weltwirtschaftsregierung“, 235 Seiten mit Tabellen zur Veranschaulichung). Der Name des Verlags, Mithras, läßt das esoterische Denken des Autors erahnen. Auf dem Frontispiz ist Mithras dargestellt, der Gott der Sonne und des Lichts, ein indo-persischer Mysteriengott, der auch im kaiserlichen Rom verehrt wurde und mit einem Dolch den heiligen Stier tötet.
Im Buch Cambareris finden wir Zitate aus Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“, Zitate aus dem Evangelium (vgl. S. 29, 184), Lob für Jesus, das Christentum, das Vaterunser (vgl. S. 90), den hl. Franz von Assisi, die missionarische „schutzlose Ordensfrau der Nächstenliebe“ (vgl. S. 15, 30), eine Glaubenserklärung an Gott, den Vater und Schöpfer der Welt und der Menschheit (vgl. S. 30, 42, 77, 182). Trotz dieser theistischen, christlichen und katholischen Referenzen nimmt man im Buch eine esoterische Mentalität war, die der Autor sich in der Schule der Rosenkreuzer und der Freimaurerei erworben hat.
7.1 Ewigkeit und Einheit der Welt
Cambareri spricht von:
- „Erde“, „Unendlichkeit der Schöpfung“, „Gesetz, das alle Systeme aufrechterhält“, „Atom“… „ihr seid die ewigen Symbole der Kontinuität und Einheit des Ganzen“ (S. 7).
- „Ewiges Fließen des Raumes, in dieser harmonischen und endlosen Kontinuität des kreativen Handelns […] ewig, sich von Sonnen- und Sternensystemen, von Welten und Monden zu erneuern […] das weise Reich des Gesetzes, das ewig und allwissend ist, alles erschaffen hat […]“ (S. 7).
- „Ewigkeit der Ursprünge und Wiedergewinnung“ (S. 8), „andere und einzigartige Substanz“ (S. 8), „ewiges Phänomen der Veränderung“ (S. 8), „ehernes Gesetz“ (S. 8) der „Einheit“ (S. 9)
- „Vom Endlichen zum Unendlichen, vom Mikrokosmos zum Makrokosmos, einzigartig ist das Wort und das Gesetz; unzertrennbare Einheit, unbesiegbare Einheit“ (S. 9), Einheit der Welt, also auch unter den Nationen, im Einklang mit „dem kreativen Fiat“ (vgl. S. 10).
- Grundlage der ganzen Schöpfung ist „die Einheit“, „unüberwindbares Gesetz“, „schöpferischer Willen der höchsten Intelligenz“ (S. 25); „nichts wird in der unendlichen kreativen Bewegung zerstört“; Welten werden zerstört und regenerieren sich, „der Kosmos erneuert sich im ständigen Austausch, in ständiger expansiver und rekonstruktiver Vernunft“ (vgl. S. 25).
- Es gibt eine kontinuierliche Analogie zwischen Kosmos-Mensch-Familien-Nation-Kontinent; „ein einziger Wille […] der gleiche energetische und einheitliche Impuls“ (vgl. S. 26); „Veränderung und Stillstand […] Anziehung und Abstoßung sind nur der phänomenische Ausdruck ihrer Unveränderlichkeit“ (S. 26); all dies ist „ewige Essenz“ (S. 26), ist „ewiger und unauslöschlicher Appell an den Rückfluß in sie, dessen, was sie selbst ausstrahlt“ (S. 26).
- „Das Gesetz selbst, das alles regelt und das in ständiger Manifestation von Bewegung, Transformation, Expansion offenbart wird“ (S. 41).
- Im Schoß der Erde gibt es „mysteriöse Alchemien“ (S. 41), „alles Unendliche ist in Bewegung, denn ohne Bewegung gibt es kein Gleichgewicht und es gäbe kein Leben“ (S. 41).
7.2 Gleichheit, Bruderschaft, Krieg & Utopie gegen alle Barrieren…
Cambareri spricht von Gleichheit, Brüderlichkeit und Zivilisation gegen „Obskurantismus“ (vgl. S. 15). Er hält Krieg für „ein notwendiges Übel“ (S. 17, kursiv im Original).
Cambareri prangert soziale Übel, soziale Ungerechtigkeiten und Diktaturen an (vgl. S. 18–21, 65), hofft auf eine „Herrschaft der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Brüderlichkeit“ (S. 22), hofft auf eine neue Menschheit, eine neue Zivilisation, die aus Lateinamerika kommt (vgl. S. 24).
Die Einheit der Nationen bedeutet die Abschaffung der Zollschranken, der Reisepässe (vgl. S. 31) des „Polizeiregimes“ und der Armee (vgl. S. 32); den Schutz der Glaubensfreiheit, des Kultes, der Regierung, des Denkens (vgl. S. 38f).
Cambareri prangert die Diktatur des Faschismus und Nationalsozialismus an (vgl. S. 58) und den Staatskapitalismus (vgl. S. 98); er verteidigt die „christlichen Ideale der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ (S. 58). Man muß „die neue Menschheit, die Menschen des Neuen Zeitalters, wieder aufbauen“ (S. 58).
„Solides und reales Wirtschaftswohl; Genuß natürlicher Güter in genau dem Maße, wie es vom Obersten Gesetz gewährt ist; […]“ (S. 59).
7.3 Illuminaten (wie Garibaldi) gegen Dogmen und Klerikalismus
Cambareri lobt Giuseppe Garibaldi (1807–1882, Patriot, Freimaurer, Antiklerikaler) als „den Ritter der Menschheit“ (S. 62)… Cambareri offenbart seinen Antiklerikalismus gegen „Dogmen“ und „kirchliche Interessen“ (vgl. S. 124). Er bekräftigt, daß es notwendig ist, Zoll‑, Rasse- und Religionsschranken niederzureißen (vgl. S. 165).
7.4 Die Rettung der Menschheit: die Weltwirtschaftsregierung
Cambareri fordert „eine Weltwirtschaftsregierung“ (S. 169) weil dies der „Einheit des Ganzen“, dem „Großen Gesetz“ entspricht (vgl. S. 170). Cambareri lobt die „Liebe der Heiligen und der Erleuchteten“ (S. 181f) Ja, „von den Illuminaten“ (p. 182)! Dann erklärt er: „Vergessen wir nicht, daß alle Menschen der Erde gleich Kinder eines einzigen himmlischen Vaters sind und daß die Menschheit ein untrennbares Ganzes darstellt, weshalb das zu lösende Problem eines, total und unteilbar ist, das der Welt in ihrer Ganzheit und nicht das der verschiedenen Nationen. Nur so wird das Problem des Friedens, der Sicherheit, der Freiheit und der Zivilisation gelöst“ (S. 182).
Der Hinweis auf die Vaterschaft Gottes (aber auf einen Gott, den jeder nach seinem eigenen Glauben interpretiert) und zur Menschlichen Bruderschaft ist auch typisch für das anglo-amerikanische Freimaurermilieu, vgl. J. D. Carter 33° – B. Clarke 33°: „Do we want planned mediocrity or planned excellence for our Country?“ („Wollen wir geplantes Mittelmaß oder geplante Spitzenleistung für unser Land?“, in The New Age, Offizielles Organ des Obersten Rates des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus der Freimaurerei der Südlichen Jurisdiktion, Washington D. C., USA, Nr. 1, Januar 1971, S. 23–25)
In dem Buch „L’Unità del Mondo“ („Die Einheit der Welt“) hofft Cambareri auf: „die sofortige Konstituierung einer Weltwirtschaftsregierung, die allein, über die Wechselfälle und inneren Gegensätze der Staaten hinaus, dieses Werk der Erlösung, der Blutauffrischung, der Regeneration der Menschheit umsetzen kann, ohne die es nutzlos ist, von einer Zukunft der Gleichheit und der Brüderlichkeit zu sprechen“ (Cambareri, op. cit. S. 185).
Die Weltwirtschaftsregierung ist notwendig, damit die Menschheit aus der„Abhängigkeit“ herauskommt, in die sie „der blinde Imperialismus der Diktatoren und der Egoismus der reichen Völker“ geworfen hat (vgl. 185).
Cambareri hat kein Vertrauen in die Atlantik-Charta (vgl. 188; diplomatischer Akt zwischen den USA und England 1941. Man beachte, daß Cambareri 1941 noch im Dienst des Faschismus stand, dann nach dem 8. September 1943 zu den Alliierten überging…
Cambareri bekräftigt, daß die Weltwirtschaftsregierung („G.E.M.“) „den Wiederaufbau der Welt und das wirtschaftliche und soziale Heil der Menschheit“ ermögliche (S. 189). Die G.E.M. werde „brüderliche Solidarität“, ein „perfektes Regime der Gerechtigkeit und des Gleichgewichts“ sowie „Wohlstand“ und „Freiheit“ sichern (vgl. S. 213).
„So wird wirklich Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, verschmolzen in der unzerbrechlichen Einheit aller Dinge, in der Welt umgesetzt, und das Motto einer für alle und alle für einen, wird das der neuen Menschheit sein“ (S. 213).
7.5 Alles in Einheit: Gott, Bewegung, Gesetz, Welt…
Schauen wir uns das letzte Kapitel an: „Das Gesetz der Zukunft: die Einheit der Welt“ (S. 215–223).
Einzig ist der Schöpfer, einzig die Kreatur, einzig die Bewegung, einzig das Leben leben, einzig das universelle Gesetz der Einheit (vgl. S. 215), deshalb müssen Nationen und Kontinente in Einheit zusammengeführt werden (vgl. . 216)… Stattdessen führt das Gegenteil von Einheit, die Trennung, zum Tod (vgl. S. 216).
„Das Gesetz ist unbesiegbar“, es will „Liebe, Leben, Zusammenhalt“, es ist „Einheit“ (vgl. S. 221).
Cambareri weiter: „Im Wesen Gottes, das in euch ist und das Licht, Harmonie, Leben ist, hoffen wir, daß ihr in diesen die Worte der Wahrheit erkennen werdet. Einheit, Liebe, Harmonie, das sind die Worte Gottes, das sind die Worte des Lebens und des Gesetzes. […] Die Rekonstruktion der Menschheit erwartet uns, die Erneuerung der neuen Zivilisation, der Beginn der neuen Ära“ (S. 221).
Cambareri sagt: „Wir alle haben uns geirrt, manche aus Stolz, manche aus Selbstsucht, manche aus Geiz, andere aus Machtstreben, alle haben wir Fehler gemacht“ (S. 221). Aber jetzt müssen wir auf „die herrische Stimme des Lebensgesetzes hören, die uns mit unwiderstehlichem Impuls zur Vereinigung aller Menschen in einer universalen Bruderschaft drängt“ (S. 221).
„Ein unzerstörbares Oberstes Gesetz führt alle Staaten zur Welteinheit; denn eine göttliche und unüberwindliche Kraft, gegen die Widerstand irrsinnig und sich ihr in den Weg zu stellen fatal wäre, wird alle großen und kleinen Länder einbinden; denn aus dieser Einheit, wie wir aufgezeigt haben, wird nichts anderes entstehen als Wohlergehen, Harmonie, Frieden, eine höhere Ebene des Lebens und eine höhere Zivilisation. Warum sollte sich also jemand widersetzen?“ (S. 222).
Cambareri will glauben machen, daß „dieses einheitliche Konzept, das die Staaten der Erde in einer einzigen Weltwirtschaftsregierung bindet“ (S. 222), nichts von der politischen Freiheit der einzelnen Staaten wegnehme (vgl. S. 222)… Er wiederholt, daß „Weltwirtschaftsregierung“, „Welteinheit“ „das zukünftige Gesetz von morgen“ sei (vgl. S. 222); „niemand kann den Weg der Evolution stoppen, weil das Licht immer über die Finsternis siegt“ (S. 222).
„Alles lädt uns zur Einheit, Gott und Natur, Himmel und Erde, Geist und Körper. Einheit ist Gott, Einheit ist das Ganze, Einheit ist Harmonie, Frieden, Wohlbefinden, Liebe. Seien wir dabei, niemand fehle bei dieser Erneuerung des Liebesfestes. Unter der Ägide der Weltwirtschaftsregierung, in der Union aller Staaten in einer einzigen Weltföderation, über den politischen Regimen, die jeder sich selbst geben will, werden alle Zollschranken zerschlagen, öffnen sich jedem Volk die gemeinsamen Ressourcen des Bodens und wird den Migrationsströmen neuer Eifer gegeben, in einem neuen Konzept des Gleichgewichts, der Gerechtigkeit, hin zu einem gemeinsamen Ziel der Harmonie und der Brüderlichkeit, mit einem neuen Maßstab von Macht und Produktion, der der Menschheit sein königliches Licht – den Wert des Menschseins – zurückgeben wird. Die Menschen werden mit ruhigem und vertrauensvollem Herzen einer Zukunft entgegengehen, auf dem neuen Weg, der sie erwartet unter dem strahlenden Stern der Quelle der neuen Zeit“ (S. 223).
Cambareri beschließt seine gnostische und globalistische Utopie poetisch mit einem Zitat von Dante, indem er die Hoffnung äußert, daß die Liebe die Menschen erleuchten möge:
„Möge die Liebe, die die Sonne und die anderen Sterne bewegt, sie erleuchten, sie stärken, sie leiten, und möge die Liebe, die die hohen Sterne am Himmel umschmeichelt, die Blumen an den Stengeln zum Blühen bringt und in den Stimmen der reinen Herzen singt, in ihrem Geist, in ihren Häusern, in ihren Familien sein, möge sie, segnende Führerin, auf die ganze Menschheit herabkommen. Für alle Menschen guten Willens möge Liebe, Frieden und Harmonie herrschen, möge das gesegnete Ziel der Welteinheit in den Herzen aller leuchten“ (S. 223).
Am Ende dieses Buches von Cambareri fragt man sich:
Wer entscheidet und wer leitet die Einheit der Welt und die Weltwirtschaftsregierung? Ein Kollegium von Eingeweihten, wie Cambareri?
Wie läßt sich die echte Freiheit und Demokratie der einzelnen Staaten mit dem von Giuseppe Cambareri, Rosenkreuzer und Freimaurer, vorgeschlagenen globalistischen Unitarismus vereinbaren?
Ist für Eingeweihte wie Cambareri Gott ein Gesetz?
7.6 Gemeinsame Elemente zwischen dem Text von Cambareri und der Freimaurerei (AASR)
Cambareris (vorgeblich christliche) Bezugnahme auf die Höchste Intelligenz, den Schöpfergott und Vater und die Universelle Menschenbruderschaft kann sehr gut mit dem esoterischen und gnostischen Gedankengut in Einklang gebracht werden. Exoterisch (oder äußerlich) bekennt man sich zu einer Lehre, die der des christlichen und katholischen „gemeinen“ (Volkes) ähnlich oder gleich ist, aber esoterisch (innerlich, oder unter Eingeweihten) wird dieselbe Lehre anders verstanden. Das ist die Dualität Exoterik/Esoterik, die typisch für die Gnosis ist, also auch für das Rosenkreuzertum und die Freimaurerei.
7.6.1 Unendlichkeit der Welt, Notwendigkeit der Gegensätze
Am 21. Januar 2017 fand in Rom die Konferenz „Vita oltre la morte“ („Leben nach dem Tod“ statt, die von der Freimaurerei des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus – Palazzo Giustiniani (AASR) organisiert wurde. Der Giustiniani-AASR ist den Freimaurermeistern des Großorients von Italien (GOI) vorbehalten.
Zu den Rednern gehörten Corrado Balacco Gabrieli 33° (gewesener Souveräner Großkomtur des AASR), Leo Taroni 33° (Souveräner Großkomtur), Don Luigi Berzano (Universität Turin), Stefano Bisi (Großmeister des Großorients von Italien), Roberto Giacobbo (Journalist, stellvertretender Intendant Rai 2), Ginella Tabacco (Schriftstellerin und Hellseherin).
Das vollständige Video der Konferenz ist auf Radio Radicale in zwei Teile aufgeteilt zu sehen. In der Einleitung erklärt Prof. Corrado Balacco Gabrieli 33°, daß der Alte und Angenommene Schottische Ritus „sicherlich die Speerspitze und die Universität der Institution“ darstellt (Datei 1/2, Min. 4:30–4:37), d. h. der Freimaurerei.
Am Ende der Rede der Hellseherin Ginella Tabacco sagt eine Frau aus dem Publikum (Akte 2/2, Min. 54:26), die anscheinend Hellseherin ist oder jedenfalls paranormale Erfahrungen hat, zu Tabacco: „Natürlich hat [das Böse] einen Sinn, denn in dem Moment, in dem das Böse existiert, weiß ich, daß auch das Gute existiert. Wenn es das Böse nicht gäbe, wüßte ich nicht, was das Gute ist“ (58:26–58:29). Tabacco antwortet: „Zweifellos“ (Min. 58:29).
(Hier haben wir die esoterische Theorie von der Notwendigkeit der Gegensätze, von Gut und Böse, der Notwendigkeit des Bösen, um das Gute zu erkennen…)
Tabacco glaubt an die Reinkarnation (1:01:25ff), fragt dann, ob sie die richtigen Dinge gesagt habe, und Balacco Gabrieli 33° antwortet „Ja“ (1:01:27). Zum Schluß erklärt Balacco Gabrieli 33°, daß wir aus Energie bestehen und daß ein Teil von uns unteilbare und ewige Energie ist (Min. 1:02:00–1:02:53). Balacco Gabrieli erklärt:
„Das Universum, das in seinem Ursprung und seiner wesentlichen Grundlage aus reiner Energie besteht, ist ewig, hat nie begonnen und wird nie enden“ (1:03:00–1:03:12), „wir sind ewig und werden es für alle Zeit sein, die wir vor uns haben, und das ist die Ewigkeit von uns allen“ (Min. 1:03:59–1:04:15).
7.6.2 Eine Weltregierung…
Vom 23. bis 27. Mai 2001 fand in Istanbul die 44. Europäische Konferenz der Souveränen Großkomture (SS.GG.CC.) der Obersten Räte des AASR unter dem Thema „Die Mission des AASR im dynamischen Kontext der Zukunft“ statt. Der damalige SGC des Obersten Rates des AASR für Italien, Corrado Balacco Gabrieli 33° (1938–2017), sagte:
„Die Bevölkerung wächst ständig. In fünfzig Jahren wird es, wenn nichts unternommen wird, 15 Milliarden Menschen auf der Erde geben. Es wird keinen Platz mehr für alle geben, keine Energieressourcen, keine ausreichende Nahrung und kein Wasser“ [C. Balacco Gabrieli 33°: Die Aufgabe des AASR im dynamischen Kontext der Zukunft. 44. Europäische Konferenz der Souveränen Großkomture, in: Logos, Nr. 2, 2001, Regionalinspektion Latium AASR, Rom, S. 34 (33f)].
Balacco Gabrieli 33°, SGC 2001–2009, weiter:
„Auch bei diesem großen Thema, das uns alle betrifft, muß der AASR seine Stimme erheben und eingreifen. Die traditionellen Religionen sind alle, ohne Ausnahme, gegen eine echte Geburtenkontrolle, aus Glaubensgründen und aus Respekt vor den dogmatischen Prinzipien, die sie alle durchdringen. Die Freimaurer im allgemeinen und die schottischen Freimaurer im besonderen sind Priester der Vernunft und der universellen Liebe, der Freiheit und der Brüderlichkeit und können auch in diesem Fall Staaten und Gesellschaften praktikable Lösungen anbieten, um dieses schreckliche Problem anzugehen und innerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens zu lösen und diesen beängstigenden Abgrund zu vermeiden, auf den die Menschheit unbewußt zuzusteuern scheint. Es ist notwendig, mit äußerster Entschlossenheit alle Verhütungsmittel zu verbreiten, die uns Wissenschaft und Medizin heute zur Verfügung stellen. Es ist notwendig, Informationskampagnen in den Entwicklungsländern Afrikas, Asiens und Südamerikas zu finanzieren. Es ist notwendig, daß der AASR auf europäischer und weltweiter Ebene an dieser Wissens- und Verbreitungsarbeit mitarbeitet. Der AASR hat große Aufgaben und eine enorme Verantwortung vor sich. Die Zukunft der Menschheit, ihr Wohlergehen, ihre Integration, ihr Wachstum liegen auch in unseren Händen“ (S. 34).
Am 21. September 2001 fand in der Aula Magna der Universität „La Sapienza“ in Rom eine Konferenz zum Thema „Überbevölkerung – Globalisierung – Integration“ statt, die vom Obersten Rat des AASR-Palazzo Giustiniani organisiert wurde. Corrado Balacco Gabrieli 33° leitete die Veranstaltung ein; Prof. Giuseppe D’Ascenzo (Rektor der Sapienza) und Gustavo Raffi (Großmeister des Großorients von Italien) begrüßten die Redner der Konferenz und das Publikum, das die Universitätsaula füllte (vgl. Incontro culturale tra università e RSAA, in Logos: Nr. 2 – 2001, Regionales AASR-Inspektorat Latium, Rom, S. 35f). Am Ende der Veranstaltung sagte Balacco Gabrieli 33°:
„Es ist unabdingbar, daß innerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens eine Weltregierung gebildet wird, die über wirksame Eingriffs‑, Lenkungs- und Kontrollbefugnisse gegenüber der demografischen und sozioökonomischen Politik der Nationalstaaten verfügt. Ich glaube, daß ein Teil dieser Aufgabe auch von der internationalen Freimaurerei wahrgenommen werden muß. Meiner Meinung nach finden sich in unserer Institution viele der besten Köpfe und der gesündesten Gewissen, die die Menschheit besitzt. […] Eine Institution wie die unsere, die in ihrem Schoß Männer von Kultur, Spiritualität und überlegener Ehrlichkeit versammelt, mag vielleicht einige Leute erschrecken, aber ich glaube, daß sich unsere Institution heute als ein wesentlicher Bezugspunkt für alle Menschen guten Willens anbieten muß, die an die Zukunft der Menschheit glauben. Wir sind davon überzeugt, daß die Freimaurerei und der AASR auch diese Aufgabe übernehmen können und müssen. Denn so ist es auf subtile Weise immer gewesen und so wird es immer sein. Zum Wohle der Menschheit und zum Ruhme von GADU“ [Großer Baumeister des Universums] (S. 36).
* * *
Schon allein aus den obigen Angaben geht hervor, daß sowohl der Fall Cambareri als auch die esoterisch-gnostische Identität und die Operationen der Freimaurerei, insbesondere des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus, eindeutig die Falschheit der folgenden Theorie zeigen (die sich in jüngster Zeit sogar im katholischen Lager verbreitet hat): nach 1945 habe die Freimaurerei ihre Funktion erschöpft, sie sei für das Werk der Revolution nutzlos geworden, da sie ihre Ziele erreicht habe und durch andere „Agenturen“ ersetzt worden sei… Aber das ist eine Theorie, die nicht der Realität entspricht.
(Fortsetzung folgt.)
*Pater Paolo Maria Siano gehört dem Orden der Franziskaner der Immakulata (FFI) an; der promovierte Kirchenhistoriker gilt als einer der besten katholischen Kenner der Freimaurerei, der er mehrere Standardwerke und zahlreiche Aufsätze gewidmet hat. In seiner jüngsten Veröffentlichung geht es ihm darum, den Nachweis zu erbringen, daß die Freimaurerei von Anfang an esoterische und gnostische Elemente enthielt, die bis heute ihre Unvereinbarkeit mit der kirchlichen Glaubenslehre begründen.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: FRA/GOI/ritoscozzese.it (Screenshots)