Giuseppe Cambareri (1901–1972), Rosenkreuzer, Freimaurer, Spion und Magier (Teil 2)

Zwischen Gnosis, Faschismus, Alliierten, Europäismus und der Utopie


Giuseppe Cambareri und die "heilige Stadt" der Rosenkreuzer
Giuseppe Cambareri und die "heilige Stadt" der Rosenkreuzer

Von Pater Pao­lo M. Siano*

Anzei­ge

Fort­set­zung von Teil 1.

4. Vom Fall des Faschismus bis zur Nachkriegszeit (1943–1948)

Nach dem 8. Sep­tem­ber 1943 (dem Tag, an dem Ita­li­en unter Mar­schall Bado­glio den Waf­fen­still­stand mit den Alli­ier­ten schloß) wur­de Giu­sep­pe Cam­bare­ri, ein Zivi­list, aber Agent des Mili­tä­ri­schen Nach­rich­ten­dien­stes (SIM), zu einem wich­ti­gen Bezugs­punkt für den bri­ti­schen Geheim­dienst SIS und noch mehr für das ame­ri­ka­ni­sche Office of Stra­te­gic Ser­vices (OSS). Die Bri­ten und die Ame­ri­ka­ner nutz­ten Cam­bare­ri, um ihr eige­nes Geheim­dienst­netz in Ita­li­en auf­zu­bau­en (sie­he Cor­vi­sie­ri, op. cit., S. 147).

Inner­halb des in Ita­li­en ope­rie­ren­den OSS wer­den zwei Grup­pen gebildet:

(a) die Grup­pe von Peter Tomp­kins (1919–2007), einem jun­gen pro­gres­si­ven Demo­kra­ten, der es vor­zieht, Ele­men­te aus dem Kreis der Sozia­li­sten und lin­ken Anti­fa­schi­sten zu rekrutieren.

b) die Grup­pe von SIM-Agen­ten, die fak­tisch von Cam­bare­ri ange­führt wird. Letz­te­re kämpft zusam­men mit den lin­ken Kräf­ten gegen die Faschi­sten und die deut­schen Besatzungstruppen.

Am Ende gewinnt im OSS die „rech­te“ Rich­tung, die bereit ist, bekann­te Faschi­sten (und in der Nach­kriegs­zeit sogar extre­mi­sti­sche Faschi­sten aus der Ita­lie­ni­schen Sozi­al­re­pu­blik von Salò) für „Spe­zi­al­ope­ra­tio­nen“ ein­zu­set­zen (vgl. S. 149f)… Cam­bare­ri steht im Dienst der „rech­ten“ Rich­tung im OSS (vgl. S. 150f).

Cam­bare­ri zieht das OSS dem bri­ti­schen Geheim­dienst (der sich auf das Königs­haus der Savoy­er und Gene­ral Bado­glio kon­zen­triert) vor, da er erkennt, daß die Ame­ri­ka­ner gro­ßen Ein­fluß auf das post­fa­schi­sti­sche Ita­li­en haben wer­den. Cam­bare­ri ist bereit, mit jenen Tei­len des OSS zusam­men­zu­ar­bei­ten, die der ita­lie­ni­schen Lin­ken den Weg ver­sper­ren und Appa­rat des mon­ar­chisch-faschi­sti­schen Regimes von 1922 bis 1943 recy­clen wol­len (vgl. S. 153).

Geschick­ter­wei­se bricht Cam­bare­ri nicht mit den bri­ti­schen Dien­sten, son­dern betont nach der Befrei­ung Roms (1944) sei­ne guten Bezie­hun­gen zum bri­ti­schen Geheim­dienst (vgl. S. 154).

Der Frei­mau­rer Gene­ral Bencivenga

Vie­le OSS-Füh­rer, von James Angle­ton (1917–1987) bis André Bour­go­in, sabo­tie­ren die als pro-sozia­li­stisch gel­ten­de OSS-Grup­pe von Peter Tomp­kins, um Struk­tu­ren zu begün­sti­gen, die der Lin­ken, die damals aus Kom­mu­ni­sten, Sozia­li­sten und der links­li­be­ra­len Akti­ons­par­tei bestan­den, ableh­nend gegen­über­ste­hen (vgl. S. 160f).

Am 5. Juni 1945 erhält Cam­bare­ri von Gene­ral Rober­to Ben­ci­ven­ga (1872–1949) die Sil­ber­ne Tap­fer­keits­me­dail­le als Beloh­nung für sei­ne anti­fa­schi­sti­schen Akti­vi­tä­ten seit 1942… Nach eini­gen Mona­ten bekommt Cam­bare­ri auch eine Dan­ke­sur­kun­de von Wil­liam Dono­van (1883–1959), dem OSS-Gene­ral­di­rek­tor, für sei­ne Unter­stüt­zung der USA bei der Befrei­ung Ita­li­ens vom Nazi­fa­schis­mus (vgl. S. 201)… Cor­vi­sie­ri schreibt zu Recht, daß Cam­bare­ri einen gro­ßen Beweis „cha­mä­leon­ar­ti­ger Mei­ster­schaft“ lie­fer­te (S. 204).

Im Sommer/​Herbst 1944 grün­det Giu­sep­pe Cam­bare­ri, in Ita­li­en bereits Anfüh­rer der Fra­ter­ni­tas Rosi­cru­cia­na Anti­qua (FRA) des deut­schen Krumm-Hel­ler, 33. Grad der Frei­mau­re­rei, Vor­sit­zen­der der Demo­kra­ti­schen Uni­on, Agent des ita­lie­ni­schen SIM und des ame­ri­ka­ni­schen OSS, die Bewe­gung für die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Euro­pa, eine anti­bol­sche­wi­sti­sche Bewe­gung, die eine euro­päi­sche Kon­fö­de­ra­ti­on anstrebt, in der die Mit­glieds­staa­ten unter Wah­rung ihrer poli­ti­schen Unab­hän­gig­keit die Zoll­schran­ken unter­ein­an­der abschaf­fen wür­den (vgl. S. 204).

Im Sep­tem­ber 1945 wird dank der Finan­zie­rung und des Enga­ge­ments von Cam­bare­ri die Zeit­schrift „Uma­ne­si­mo“ („Huma­nis­mus“) ins Leben geru­fen, die sich als eine „Zeit­schrift des uni­ver­sel­len Den­kens“ prä­sen­tiert… Zu den Autoren gehö­ren die Frei­mau­rer Dunst­ano Can­cel­lie­ri [Groß­ori­ent von Ita­li­en], Umber­to Gorel Por­ciat­ti [Groß­lo­ge von Ita­li­en] und Giu­sep­pe Cam­bare­ri selbst, der mit „Caglio­stro“ unter­zeich­net. Zu den The­men der Zeit­schrift gehö­ren auch die Bezie­hun­gen zwi­schen Giu­sep­pe Mazzini und der Car­bon­e­ria, die Magie (vgl. S. 211)…

Seit 1945 ist Dunst­ano Can­cel­lie­ri in der sich reor­ga­ni­sie­ren­den ita­lie­ni­schen Frei­mau­re­rei eine pro­mi­nen­te Figur, die sogar von den Füh­rern der US-Frei­mau­re­rei des Schot­ti­schen Ritus geschätzt wird. Die­se Tat­sa­che scheint Cam­bare­ri nicht zu gefal­len, der, zumin­dest anschei­nend, sei­ne Fra­ter­ni­tas Rosi­cru­cia­na Anti­qua als die ein­zi­ge wah­re Rosen­kreu­zer-Bru­der­schaft bezeich­net, die in der Lage ist, sogar die Frei­mau­re­rei zu beein­flus­sen (vgl. S. 223).

1946 erkennt Cam­bare­ri, daß im Nach­kriegs­ita­li­en die poli­ti­sche Rech­te kei­nen rele­van­ten Platz haben wird und daß die Zukunft christ­de­mo­kra­tisch sein wird (die christ­de­mo­kra­ti­sche Par­tei DC wird sowohl vom Vati­kan als auch von den Ame­ri­ka­nern geschätzt). Cam­bare­ri hat gro­ße Ambi­tio­nen, die kei­nes­wegs demo­kra­tisch sind: Er will der Anfüh­rer einer gro­ßen spi­ri­tu­el­len Bewe­gung und einer hei­li­gen Stadt sein… Also sucht er nach fer­nen Län­dern, wo er sei­ne Uto­pie ver­wirk­li­chen kann. Im Jahr 1946 beginnt er eine Rei­he von Rei­sen nach Afri­ka, Asi­en und nach Ame­ri­ka, Rei­sen, die er manch­mal in wirt­schaft­lich-diplo­ma­ti­scher Mis­si­on oder für die ita­lie­ni­schen oder ame­ri­ka­ni­schen Geheim­dien­ste unter­nimmt, oder direkt um den Ort zu suchen, an dem er sei­ne hei­li­ge Stadt für die Uni­ver­sel­le Wei­ße Bru­der­schaft des Erz­engels Micha­el grün­den kann (vgl. S. 224).

Das Ehe­paar Cam­bare­ri (Iole Fab­bri war das Medi­um, durch das „Mei­ster Ergos“ sprach), rechts das Abzei­chen des US-ame­ri­ka­ni­schen Geheim­dien­stes OSS, des­sen Agent Cam­bare­ri war.

Im April 1946 erhält er vom Außen­mi­ni­ste­ri­um einen Dienst­paß und kann sich so der Quä­stur von Rom (Innen­mi­ni­ste­ri­um) ent­zie­hen und in die Schweiz, nach Eng­land, Frank­reich, Spa­ni­en, Por­tu­gal, Bra­si­li­en, Argen­ti­ni­en, Chi­le, Mexi­ko, San­to Dom­in­go, in die USA, nach Ägyp­ten, Austra­li­en und Neu­see­land rei­sen, um eine Mis­si­on zu erfül­len, die ihm vom Außen­mi­ni­ste­ri­um anver­traut wor­den war, kon­kret, um eini­ge ita­lie­ni­sche Indu­strien zu finan­zie­ren und Bezie­hun­gen für die Waren- und Roh­stoff­lie­fe­rung auf­zu­bau­en (vgl. S. 224f).

Im Sep­tem­ber 1946 reist Cam­bare­ri im Auf­trag des ita­lie­ni­schen Außen­mi­ni­ste­ri­ums auch nach Kuba und Kana­da. Er will bis nach Washing­ton, um mit US-Prä­si­dent Har­ry Tru­man zu spre­chen, aber (laut Aus­sa­ge von Vin­cen­zo Lan­zo­ne, einem Mit­glied von Cam­bare­ris Michae­li­scher Bru­der­schaft) erlaubt ihm das FBI nicht, in die USA ein­zu­rei­sen. Am Ende die­ser Rei­sen beschließt Cam­bare­ri 1948 nach Bra­si­li­en zurück­zu­keh­ren, von wo er 14 Jah­re zuvor auf­ge­bro­chen war (vgl. S. 225).

5. Zurück nach Brasilien

1948 reist Giu­sep­pe Cam­bare­ri nach Bra­si­li­en und wur­de inner­halb von zwei Jah­ren, dank der Unter­stüt­zung von Rosen­kreu­zer­brü­dern und ande­ren ein­fluß­rei­chen Freun­den, zu einem:

  • gro­ßen und rei­chen Fazen­dei­ro, der viel Geld investiert;
  • Haupt­be­ra­ter (d. h. Magi­er, „Psy­cho­lo­ge“) des Gou­ver­neurs des Staa­tes São Pau­lo, des wich­tig­sten Staa­tes der bra­si­lia­ni­schen Föderation;
  • Zahl­stel­le eines Netz­werks von „Schmier­geld­jä­gern“;
  • Lei­ter einer klei­nen, aber ein­fluß­rei­chen Sek­te, der Uni­ver­sel­len Wei­ßen Bru­der­schaft des Erz­engels Micha­el (vgl. S. 227–236).

1949 wird Cam­bare­ri aus der bra­si­lia­ni­schen Fra­ter­ni­tas Rosi­cru­cia­na Anti­qua (FRA) aus­ge­schlos­sen, weil die Rosen­kreu­zer zwar die Ent­wick­lung des inne­ren Poten­ti­als beja­hen, Cam­bare­ri und sei­ne Anhän­ger (die Fra­tern­ida­de Bran­ca Uni­ver­sal do Arcan­jo Mick­a­el) die sich um sei­ne Fazen­da scha­ren, aber das „neue Jeru­sa­lem“ oder die „hei­li­ge Stadt“ errich­ten wol­len und behaup­ten, einer spi­ri­tu­el­len Enti­tät namens Mei­ster Ergos zu fol­gen, der durch den Mund von Cam­bare­ris Frau Iole Fab­bri spricht… Die­se beherrscht alle Mit­glie­der der Michae­li­schen Sek­te, sogar ihren Mann Giu­sep­pe (vgl. S. 235–237). Die Reli­gio­si­tät von Cam­bare­ris Fra­tern­ida­de ist eine Mischung aus christ­li­chen, gno­sti­schen, bud­dhi­sti­schen und ägyp­ti­schen Ele­men­ten… Vie­le Kin­der der Jün­ger emp­fan­gen die Sakra­men­te von katho­li­schen Prie­stern. Doch par­al­lel ent­wickelt Cam­bare­ri einen „eige­nen“ Ritus etwa für die Ehe­schlie­ßung. Ergos offen­bart sich Iole, die in Trance den Betrieb der Fazen­da und auch das Pri­vat­le­ben der Fami­li­en und der ein­zel­nen Bru­der­schafts­mit­glie­der regelt, indem sie zum Bei­spiel Ehe­schlie­ßun­gen vor­schreibt oder unter­sagt (vgl. S. 240).

Sym­bol der Stadt Micha­els vom Hei­li­gen Geist

Im Jahr 1950 schrei­ben die unter­neh­me­ri­schen Akti­vi­tä­ten Cam­bare­ri rote Zah­len. Eine wirt­schaft­li­che Kata­stro­phe bahnt sich an. Ende 1958 sind alle Fazen­das von Cam­bare­ri mit Hypo­the­ken bela­stet. Zu spät erken­nen sei­ne Schü­ler, daß Ergos/​Iole mit sei­nen schlech­ten Rat­schlä­gen die Kata­stro­phe ver­ur­sacht hat. Auch Cam­bare­ri war Ergos/​Iole in sei­nen Inve­sti­tio­nen und Plä­nen blind gefolgt (vgl. S. 240–243). Um 1964 schrei­ben ehe­ma­li­ge Schü­ler der Fra­tern­ida­de (u. a. Vin­cen­zo Lan­zo­ne), daß das Ehe­paar Cam­bare­ri-Fab­bri/Er­gos kei­ne erleuch­te­ten Per­sön­lich­kei­ten waren, son­dern ledig­lich Aben­teu­rer, die sich hin­ter ihrem Rücken und an ihrer Leicht­gläu­big­keit berei­cher­ten (vgl. S. 244f). Die Akti­vi­tä­ten des Fazen­dei­ro schei­tern nicht nur: 1958 kur­sie­ren in der bra­si­lia­ni­schen Pres­se Gerüch­te, die „hei­li­ge Stadt“ Cam­bare­ris sei in Waf­fen­ge­schäf­te ver­wickelt und stecke mit Kri­mi­nel­len und pero­ni­sti­schen Agen­ten unter einer Decke, die in Bra­si­li­en und Latein­ame­ri­ka eine Miliz orga­ni­sie­ren woll­ten, um Pérons Rück­kehr an die Macht in Argen­ti­ni­en zu begün­sti­gen. Die­se Nach­richt stammt von Anto­nio Oso­rio Pin­hei­ro, einem Agen­ten der Spio­na­ge­ab­wehr der bra­si­lia­ni­schen Mari­ne, der die Sek­te von Cam­bare­ri infil­triert hat und sogar ihr Son­der­se­kre­tär wur­de. Oso­rio schickt meh­re­re Berich­te an sei­ne Vor­ge­setz­ten, aber die Ermitt­lun­gen wer­den von zwei Admi­rä­len, die mit Cam­bare­ri befreun­det sind, blockiert (sie­he S. 246–249).

Grund­stein­le­gung des Rosen­kreu­zer-Tem­pels in der Fazen­da São Roque in Bra­si­li­en (Cam­bare­ris Stadt Micha­els vom Hei­li­gen Geist) 

6. Wie Lopez-Rega und Licio Gelli?

Der Autor Sil­ve­r­io Cor­vi­sie­ri sieht eini­ge Ähn­lich­kei­ten zwi­schen Cam­bare­ri und dem Argen­ti­ni­er José Lopez Rega (1916–1989), der als „bru­jo“ (Hexer) bekannt war.

Sowohl Lopez Rega als auch Cam­bare­ri ver­brach­ten ihre Kind­heit und Jugend in den Armen­vier­teln von Bue­nos Aires; sie hat­ten eine Lei­den­schaft für das Thea­ter (Cam­bare­ri als Impre­sa­rio, Lopez Rega als Ama­teur-Opern­sän­ger) und für Eso­te­rik, Astro­lo­gie, Frei­mau­re­rei und poli­ti­sche Ver­schwö­run­gen (vgl. S. 250).

Lopez Rega tritt in den Poli­zei­dienst ein. Er besucht die Schu­le einer spi­ri­ti­sti­schen Sek­te, hat enge Kon­tak­te zu einer Rosen­kreu­zer-Ver­ei­ni­gung, ist Mit­glied einer „Ana­el-Loge“, die sich dem Okkul­tis­mus ver­schrie­ben hat, und unter­hält Kon­tak­te zur extre­men Rech­ten. Gian­car­lo Elia Valo­ri (Frei­mau­rer) berich­tet, daß Lopez Rega nach der Ent­mach­tung Pérons häu­fig nach Bra­si­li­en reist, um an den Riten einer reli­giö­sen Sek­te teil­zu­neh­men. Es ist Valo­ri, der Lopez Rega bei Licio Gel­li vor­stellt. So tritt Lopez Rega der Loge P2 (Pro­pa­gan­da 2) von Gel­li bei (vgl. S. 250). In Anbe­tracht sei­ner Ver­gan­gen­heit bei der argen­ti­ni­schen Poli­zei und sei­ner spä­te­ren Rol­le in der Todes­schwa­dron AAA (Argen­ti­ni­sche Anti­kom­mu­ni­sti­sche Alli­anz) ist es wahr­schein­lich, daß Lopez Rega in Bra­si­li­en tätig war, um eine pero­ni­sti­sche Miliz zu orga­ni­sie­ren. In sei­nem Buch „Eso­te­ri­sche Astro­lo­gie“ (1962) schreibt Lopez Rega, er wol­le sich auf das neue Zeit­al­ter vor­be­rei­ten… Lopez Rega ist wie Cam­bare­ri (und Krumm-Hel­ler) auch ein Lieb­ha­ber magi­scher Düf­te. Lopez Rega kauft Land in Bra­si­li­en, um es spä­ter tou­ri­stisch zu erschlie­ßen. Magie, poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Ange­le­gen­hei­ten: Das sind die gemein­sa­men Lei­den­schaf­ten von Cam­bare­ri und Lopez Rega. Cor­vi­sie­ri berich­tet über die Anwe­sen­heit von Licio Gel­li in Bra­si­li­en, in São Pau­lo, im Jahr 1950, als Gel­li der Ver­tre­ter des Ban­co Finance­i­ro in Ita­li­en ist (vgl. S. 250f). Ich zitie­re Corvisieri:

Juan Dom­in­go Péron mit sei­ner zwei­ten Frau Isa­bel und Lopez Rega (rechts)

„Zwei Jahr­zehn­te lang ope­rier­ten Cam­bare­ri, Lopez Rega und Licio Gel­li oft in den­sel­ben Umge­bun­gen und an den­sel­ben Orten, mit sehr ähn­li­chen Moda­li­tä­ten und Zie­len. All dies reicht nicht aus, um zu dem Schluß zu kom­men, daß die drei zur sel­ben Orga­ni­sa­ti­on gehör­ten, aber es bil­det einen eso­te­risch-sek­tie­re­risch-poli­ti­schen Hin­ter­grund, der die Ent­hül­lun­gen des Dia­rio de Noti­cia und von Ono­rio Pin­hei­ro über Cam­bare­ris Betei­li­gung an der Rekru­tie­rung, Bewaff­nung und Finan­zie­rung der klan­de­sti­nen pero­ni­sti­schen Mili­zen in Bra­si­li­en in den 1950er Jah­ren zumin­dest teil­wei­se glaub­wür­dig macht“ (S. 252).

Im Okto­ber 1972 stirbt Cam­bare­ri in einem Kran­ken­haus in São Pau­lo an einem Herz­in­farkt. Am 17. Novem­ber 1972 trans­por­tiert ein Son­der­flug der Alita­lia den Cau­dil­lo Péron, des­sen Frau Isa­bel, Lopez Rega, Licio Gel­li und 150 Freun­de nach Argen­ti­ni­en (vgl. S. 252).

(Fort­set­zung folgt.)

*Pater Pao­lo Maria Sia­no gehört dem Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta (FFI) an; der pro­mo­vier­te Kir­chen­hi­sto­ri­ker gilt als einer der besten katho­li­schen Ken­ner der Frei­mau­re­rei, der er meh­re­re Stan­dard­wer­ke und zahl­rei­che Auf­sät­ze gewid­met hat. In sei­ner jüng­sten Ver­öf­fent­li­chung geht es ihm dar­um, den Nach­weis zu erbrin­gen, daß die Frei­mau­re­rei von Anfang an eso­te­ri­sche und gno­sti­sche Ele­men­te ent­hielt, die bis heu­te ihre Unver­ein­bar­keit mit der kirch­li­chen Glau­bens­leh­re begründen.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​MiL/​Facebook/​HRCB (Screen­shots)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!