(Rom) Zunächst wurden Gerüchte gestreut, daß Papst Franziskus an der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai teilnehmen könnte. Ähnliches war bereits vor der COP26 in Glasgow der Fall gewesen. Damals machten die selbst errichteten Corona-Hürden einen Strich durch die Rechnung. Dieses Mal scheint es nun so weit zu sein.
Schon im Sommer 2021 war von einer „Premiere“ die Rede. Erstmals werde ein Kirchenoberhaupt an dem seit 1995 jährlich stattfindenden Klimagipfel der UNO teilnehmen, einer der wahrscheinlich unnötigsten, derzeit aber lukrativsten Veranstaltungen der Vereinten Nationen.
Franziskus sucht und gewinnt seit 2015 die Rolle eines „geistlichen Assistenten“ der UNO, indem er deren politischer Agenda seine moralische Autorität zur Verfügung stellt. 2015 geschah es für die Agenda 2030, von 2020 bis 2022 im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen und der Impf-Kampagne. Jeweils wurde dem politischen Aspekt Vorrang vor dem religiösen eingeräumt.
Gestern berichtete Philip Pullella von Reuters über die Möglichkeit einer päpstlichen Teilnahme am 28. Klimagipfel in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dorthin unterhält Franziskus bereits seit einigen Jahren sehr enge Kontakte, insbesondere zum führenden Emirat Abu Dhabi.
Das päpstliche Anliegen, dem auch Pullella verpflichtet scheint, ist es, seinem „jüngsten Aufruf zu Maßnahmen zur Eindämmerung der globalen Erwärmung Nachdruck zu verleihen“. Gemeint ist das Apostolische Schreiben Laudate Deum, das Franziskus am 4. Oktober vorlegte und das eine Fortsetzung und Ergänzung seiner Öko-Enzyklika Laudato si’ von 2015 ist.
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bestätigte gestern am Rande einer katholisch-jüdischen Veranstaltung gegenüber Reuters, daß Franziskus die Absicht habe, nach Dubai zu reisen, aber noch „keine endgültige Entscheidung“ getroffen worden sei.
Die COP28 der UNO wird vom 30. November bis 12. Dezember stattfinden und dem herbeigeredeten Problem zur besten Sendezeit viel Raum in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und Titelseiten der Tages- und Wochenzeitungen sichern.
Pullella gibt wieder, daß die Reise von Franziskus an den Persischen Golf „zu 90 Prozent“ feststehe:
„Der 86jährige Franziskus hat den Umweltschutz zu einem der Markenzeichen seines Pontifikats gemacht und sich letzte Woche mit dem COP28-Präsidenten Sultan al-Jaber getroffen“.
Mit Laudato si’ vollzog Franziskus, trotz intensiver Warnung unzähliger Wissenschaftler, den Anschluß der Kirche an das Klima-Narrativ der UNO von der menschengemachten Erderwärmung. Seither berief er namhafte Exponenten dieses Narrativs in vatikanische Gremien, während Kritiker der Behauptung vom anthropogenen Klimawandel kategorisch ausgeschlossen wurden.
Mit Laudate Deum ging Franziskus noch weiter und kanzelte die Kritiker der UNO-Agenda (Pullella nennt sie demagogisch „Klimawandelleugner“) ab. Im Klartext: Es gebe nur eine Meinung, das sei die des UNO-Klimarats, Kritiker seien „Leugner“ und sollten sich bekehren. Der Planet nähere sich schließlich „einem Kippunkt“, so Franziskus, ohne dafür einen Beweis vorzulegen. Es sei einfach so, man habe blindlings „zu glauben“. Dadurch sei eine peinliche Situation entstanden, wie kritische Stimmen meinen, wenn ein Papst ohne fachliche Kompetenz im Namen der Naturwissenschaft ökologische „Glaubenswahrheiten“ verkündet, die mit dem Glauben nichts zu tun haben. Der Papst sei das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und nicht einer Öko-Sekte.
Keine der zahlreichen apokalyptischen Öko-Vorhersagen, die seit Ende der 60er Jahre getroffen wurden und von denen die meisten längst eintreffen hätten sollen, hat sich bewahrheitet. Daraus wird aber von deren Verbreitern kein logischer, vernünftiger Schluß gezogen, sondern das Narrativ in leicht abgeänderter Form immer neu, mit immer mehr Eifer und Fanatismus vorgebracht.
Franziskus selbst begründete die Veröffentlichung von Laudate Deum, einer Ergänzung zur Enzyklika Laudato si’, obwohl diese erst 2015 vorgelegt worden war, damit, daß ihn die „jüngsten extremen Wetterereignisse“ dazu bewogen hätten. Wo diese genau stattgefunden haben und inwiefern sie sich von bisherigen Wetterereignissen unterschieden haben, um eine solche Reaktion des Papstes auszulösen, sagte Franziskus nicht.
Vielmehr setzt Franziskus den erhobenen moralischen Zeigefinger ein, denn ein „Scheitern“ in Dubai „wäre eine große Enttäuschung und würde alles bisher Erreichte in Frage stellen“. Auch hier wieder die apodiktische und maximalistische Sprache.
Die Endzeitprophetie hat sich zeitgeistig auf eine nicht christliche Ebene verlagert. Sie spricht nicht mehr von den Letzten Dingen, mahnt nicht mehr zur Bekehrung vor dem nahenden Gericht, behält aber alle formalen Elemente bei: die Warnung, das Schüren von Ängsten und den Aufruf zur Umkehr, „bevor es zu spät ist“.
Das bestärkt die These jener, die den Ökologismus als Öko-Religion bezeichnen mit allen negativen Erscheinungsformen einer vom wahren Glauben abgewandten Sekte.
Was aber hat Papst Franziskus darin verloren?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: COP28 (Screenshots)