
Von Carlos Esteban*
Das jüngste Apostolische Schreiben Laudate Deum, das als zweiter Teil der Öko-Enzyklika Laudato sì’ angekündigt wurde, weckt zumindest beim Unterfertigten gewisse Zweifel, die ich im Folgenden erläutern möchte.
Dubia, wie sie dem Papst kürzlich von fünf Kardinälen zur Synodalitätssynode vorgelegt wurden, sind ein formell vorgesehenes, wenn auch außergewöhnliches Verfahren, mit dem Klarstellungen zu einem päpstlichen Text erbeten werden. Die handelnden Personen sind in der Regel Prälaten, aber Papst Franziskus selbst hat bei unzähligen Gelegenheiten und insbesondere mit Blick auf die jetzige Synode seinen Wunsch zum Ausdruck gebracht, daß auch wir Laien unsere Sorgen und Anregungen vorbringen, was mich dazu ermutigt, folgende „Dubia“ vorzulegen.
Primum dubium
Selbst wenn sich herausstellen sollte, daß die Theorie des menschengemachten Klimawandels nicht nur wahr wäre, sondern sogar eine Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes für den gesamten Planeten darstellen würde, fällt sie dann in die Zuständigkeit des Heiligen Vaters? Die strikte Mission des Nachfolgers Petri besteht laut Schrift und Überlieferung darin, als Hüter der hinterlegten Offenbarung „die Brüder im Glauben zu stärken“. Gehören der Klimawandel und seine Folgen zur Offenbarung?
Lassen Sie uns einmal von der mehr als umstrittenen Hypothese ausgehen, daß menschliche Aktivitäten tatsächlich zu einer dramatischen Veränderung des Klimas unseres Planeten beitragen. Welche Autorität hat das Oberhaupt der katholischen Kirche, darüber zu sprechen und die Annahme bestimmter Maßnahmen zu fordern, für die er kein Experte ist? Selbst die frömmsten Katholiken werden, wenn sie die Prämissen dieser Theorie akzeptieren, den Botschaften führender Forscher und wissenschaftlicher Autoritäten natürlich mehr Aufmerksamkeit schenken.
Eine Sache ist es, vom Stuhl Petri aus die Verpflichtung aller Menschen, nicht nur der Christen, zur Bewahrung der Schöpfung zu betonen – ein Aspekt der Moraltheologie, dem in gewisser Hinsicht allerdings weder das Evangelium noch die Kirchenväter besondere Aufmerksamkeit geschenkt haben –, aber etwas ganz anderes ist es, sich eine bestimmte wissenschaftliche Hypothese zu eigen zu machen und sie zu lehren, die keinen Bezug zum Glauben hat.
Und das führt mich direkt zum zweiten Zweifel:
Secundum dubium
Mit unserer ersten Frage sind wir ex hypothesi davon ausgegangen, daß Gewißheit darüber herrscht, daß die Theorie des anthropogenen Klimawandels nicht nur eine Theorie, sondern Wirklichkeit ist. Das ist aber alles andere als wahr. Ist es für den Heiligen Vater klug, zumindest das Ansehen der Cathedra Petri zu gefährden, indem er sich autoritär einer wissenschaftlichen Hypothese zuwendet, die sich ganz oder teilweise als falsch erweisen könnte? Ist es sinnvoll, den Anschein einer fast dogmatischen Unterstützung wissenschaftlicher Hypothesen zu erwecken, egal wie klar diese für das menschliche Auge erscheinen?
Bevor wir fortfahren, lohnt es sich zu klären, was die heute auf der internationalen Bühne vorherrschende Theorie des menschengemachten Klimawandels beinhaltet. Um nicht als „Klimaleugner“ gebrandmarkt und in die äußerste Finsternis geworfen zu werden, ist es notwendig, sich zu jeder einzelnen der folgenden Aussagen mit festem Glauben zu bekennen:
1. Es reicht nicht, festzustellen, daß es einen Klimawandel gibt, was eine Offensichtlichkeit ist, als würde man sagen, daß Wasser naß ist und Feuer brennt, denn die Natur des Klimas ist der Wandel. Nein: Wir müssen an eine signifikante und dauerhafte Veränderung des globalen Klimas glauben, die sich vor allem in einem Anstieg der Durchschnittstemperatur zeigt, der durch Treibhausgasemissionen, insbesondere Kohlendioxid, verursacht wird.
2. Ebenso müssen wir glauben, daß dieser Klimaparadigmenwechsel auf menschliche Aktivitäten, insbesondere die Industrie, zurückzuführen ist.
3. Es ist auch notwendig zu glauben, daß die Folgen dieser Veränderung ein kategorisches Übel ohne geringste Beimengung von Gutem ist. Es ist nicht akzeptabel, daran zu erinnern, daß der Planet in der Vergangenheit bereits Perioden erlebt hat, die viel wärmer waren als die jetzige, und daß die Auswirkungen dieser Wärmephasen sehr positiv waren wie im mittelalterlichen Optimum, oder daß die Erde in jüngster Zeit eine Erwärmung erlebt, weil es zuvor eine Abkühlung gegeben hat, die Jahrhunderte andauerte, weshalb man – laut verlangtem Klimaglauben fälschlicherweise – davon ausgehen könnte, daß das zur Normalität gehört.
4. Schließlich müssen wir glauben, daß das Phänomen reversibel, also umkehrbar ist. Dieser letzte Punkt ist einer der heikelsten, aber auch einer der entscheidendsten. Seit dieser Prozeß in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts angekündigt wurde, wurden wir regelmäßig alarmiert, daß uns „nur noch X Jahre“ blieben, bis es kein Zurück mehr gäbe, aber jedesmal, wenn das Datum erreicht war, ist keine Katastrophe eingetreten. Doch wie für chiliastische Sekten typisch wurde das Datum der Apokalypse jedesmal einfach nach hinten verschoben. Jene, die die Behauptung einer menschengemachten Erderwärmung bestreiten, folgern logisch, daß das ganze Gebäude der Klimareligion mit einem Schlag zusammenbricht und ihre Existenzberechtigung verliert, wenn deren Propheten einmal für ein bestimmtes Datum die Unumkehrbarkeit behaupten würden.
Aber obwohl der Papst erklärt, daß der wissenschaftliche Konsens nahezu absolut sei, daß Dissidenten eine winzige und, wie er meint, irrelevante Minderheit seien, ist es offensichtlich, daß das nicht der Fall zu sein scheint.
Naturwissenschaft ist Wissen, das durch physische Bestätigung voranschreitet. Wenn die auf einer Hypothese basierenden Vorhersagen nicht zutreffen, ist die Hypothese zumindest teilweise falsch. Und viele der Klima-Prophezeiungen haben sich nicht erfüllt; um genau zu sein, keine.
Stattdessen wurde kürzlich eine von mehr als tausend Wissenschaftlern unterzeichnete Erklärung veröffentlicht, die versichern, daß wir nicht vor einem Klimanotstand stehen. Wir sprechen hier nicht von Meinungsmachern oder Amateuren, sondern hochqualifizierten Wissenschaftlern und Forschern, darunter zwei Nobelpreisträger.
Könnten sie falsch liegen? Natürlich. Aber der Papst kann das nicht wissen, denn mit seiner Exhortatio (Ermahnung) riskiert er, das Ansehen des Apostolischen Stuhls zu gefährden.
Erinnern wir uns an die wiederholte päpstliche Botschaft zur Anti-Covid-Impfung, die er zur „moralischen Pflicht“ erklärte und als „Akt der Liebe“ bezeichnete. Die Absichten und sogar die Logik dieser Botschaft wären einwandfrei, aber nur unter der Bedingung, daß die empfohlene Behandlung genau so funktioniert, wie sie kategorisch und wiederholt beworben wurde. Das aber war nicht der Fall. Die Hersteller selbst gaben schließlich zu, daß der „Impfstoff“ gar nicht dazu gedacht war, die Übertragung der Krankheit zu stoppen – das aber war die Hauptbegründung für die undifferenzierte Massenimpfung – und bestritten damit, was ihn theoretisch zu einem „Akt der Liebe“ machen hätte können. Die Daten zu den Nebenwirkungen, die bei einer Minderheit der Probanden auftraten, sind erst noch zu analysieren und könnten die allgemeine Impfkampagne, wie sie stattfand, generell in Frage stellen.
Und schlußendlich:
Tertium dubium
Die Kirche erlebt objektiv einen Moment der Krise und der Verwirrung. Die Krise läßt sich anhand von Parametern, wie sie für jede menschliche Realität Anwendung finden, perfekt messen: Anzahl der Katholiken im Westen, Abfall vom Glauben, Priester- und Ordensberufungen, Sakramentenempfang, Meinungsverschiedenheiten in der Lehre. Wie auch immer man sie beurteilt, alle Faktoren deuten nicht nur auf eine Verkleinerung der Kirche hin, sondern auch auf ihre Bedeutungslosigkeit als „Salz“ der Gesellschaften, in denen Christen leben.
Zugleich stehen die Grundsätze unseres Glaubens ständig und lautstark zur Diskussion, und das Wort „Schisma“ taucht immer häufiger im Mund von Kommentatoren und sogar des Heiligen Vaters selbst auf.
Ist es angesichts dieser Sachlage sinnvoll, daß der Papst in diesem Szenario zwei lehramtliche Dokumente der „Besorgnis um den Erhalt unseres gemeinsamen (materiellen) Hauses“ widmet und dabei offenbar die Not so vieler Seelen ignoriert?
Letztendlich ist das ultimative Ziel der gesamten kirchlichen Struktur, der Grund für die Existenz eines jeden ihrer Elemente, die Rettung der Seelen und nicht das Überleben des Planeten.
*Carlos Esteban, Chefredakteur des spanischen Internetmediums InfoVaticana
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL