Der Hermetische Orden der Goldenen Morgenröte, Freimaurerei und Freimaurer (Teil 2)


Der Okkultist Aleister Crowley im Orden der Goldenen Morgenröte
Der Okkultist Aleister Crowley im Orden der Goldenen Morgenröte

Von P. Pao­lo M. Siano*

2. Aus den Ritualen des Golden Dawn

Anzei­ge

Wie ich im ersten Teil über die Ritua­le des Gol­den Dawn geschrie­ben habe, bezie­hen sich zwei renom­mier­te Gelehr­te und Frei­mau­rer­mei­ster der Ver­ei­nig­ten Groß­lo­ge von Eng­land (UGLE), Ellic Howe und Robert Gil­bert, auf die Arbeit von Isra­el Regar­die (1907–1985).

Regar­die war ein bri­ti­scher Schrift­stel­ler und Okkul­tist jüdi­scher Her­kunft, Sekre­tär und Freund des Okkul­ti­sten und Frei­mau­rers Alei­ster Crow­ley (1875–1947). Dank der Schrift­stel­le­rin, Theo­so­phin und Eso­te­ri­ke­rin Dion For­tu­ne (Pseud­onym von Vio­leth Mary Firth, 1890–1946) schloß sich Regar­die 1933 der Stel­la Matu­ti­na (einer Abspal­tung des Gol­den Dawn) an, wo er bis Dezem­ber 1934 blieb. Im Jahr 1937 begann Regar­die mit der Ver­öf­fent­li­chung von Ritua­len und Leh­ren des Ordens der Gol­de­nen Mor­gen­rö­te und der Stel­la Matu­ti­na. Isra­el Regar­die ist nach wie vor ein Bezugs­punkt für Anhän­ger und Gelehr­te der Magie und der Kab­ba­la des Gol­den Dawn (sie­he hier).

Sehen wir uns eini­ge Punk­te aus Regar­dies Werk über die Ritua­le des Gol­den Dawn an: „The Gol­den Dawn. An Account of the Tea­chings, Rites and Cere­mo­nies of the Order of the Gol­den Dawn“, 4 Bän­de, The Aries Press, Chi­ca­go 1937–1940.

2.1. Aus Band 1 (1937): Einweihung, Kabbala, Magie …

Regar­die stellt fest, daß der Gol­den Dawn Men­schen aus ver­schie­de­nen Gesell­schafts­schich­ten rekru­tier­te, die nach „Wis­sen“ (Gno­sis) streb­ten: Ärz­te, Psy­cho­lo­gen, Geist­li­che („cler­gy­men“), Künst­ler, Phi­lo­so­phen, sogar Män­ner und Frau­en der unte­ren Mit­tel­schicht (vgl. Band I, S. 17).

Eso­te­ri­ke­rin Dion Fortune

Regar­die weist dar­auf hin, daß das System des Gol­den Dawn in erster Linie auf der jüdi­schen Kab­ba­la basiert: „Einer der wich­tig­sten Hin­ter­grün­de des Systems ist das Sche­ma der Qaba­lah, ein jüdi­sches System, das in mei­nem Baum des Lebens und den dar­in ent­hal­te­nen Wis­sens­vor­trä­gen aus­führ­lich beschrie­ben wird“ („one of the most important back­grounds of the system is the sche­me of the Qaba­lah, a Jewish system descri­bed at length in my Tree of Life and the know­ledge lec­tures her­ein“, S. 23).

Jeder der 10 Gra­de des Gol­den Dawn ist mit einem der 10 Sephi­r­ot (gött­li­che Emana­tio­nen) der jüdi­schen Kab­ba­la ver­bun­den. Regar­die weist dar­auf hin, daß er die Gra­de vom „Zela­tor“ (1°=10°) bis zum „Adep­tus Minor“ (5°=6°) bespre­chen wird, und nicht wei­ter, weil das gewöhn­li­che Indi­vi­du­um nicht begrei­fen kön­ne, was in den höhe­ren Gra­den ist … (vgl. S. 30).

Regar­die erklärt, daß die Initia­ti­on die Öff­nung des Gei­stes für ein Bewußt­sein höhe­rer Bewußt­seins­zu­stän­de ist (vgl. S. 33), und zwar durch zere­mo­ni­el­le Tech­ni­ken und einen Initia­tor („the initia­tor“, vgl. S. 34). Magie und Alche­mie zie­len dar­auf ab, den natür­li­chen Men­schen zu läu­tern, um ihm die spi­ri­tu­el­le Ver­wirk­li­chung zu ermög­li­chen. Dies ist die Ein­wei­hung („This is initia­ti­on“, vgl. S. 35).

Vom Grad des Neo­phyten, 0°=0° („the Neo­phyte Gra­de“), bis zum Adep­tus Minor ist das System des Gol­den Dawn auf das Licht („Light“) aus­ge­rich­tet: zum Licht brin­gen, das Licht her­ab­brin­gen („brin­ging down of the Light“: vgl. S. 35f). Im 0°=0° bil­den die drei Amts­trä­ger mit ihren Instru­men­ten ein Drei­eck, indem sie sie auf den Kopf des Kan­di­da­ten legen und das Licht auf ihn her­ab­ru­fen… Beim 5°=6° wird der Kan­di­dat sym­bo­lisch getö­tet („by the des­truc­ti­ve force of his lower self“), dann wird er begra­ben und ersteht mit dem Her­ab­stei­gen des Lichts des Gei­stes aus dem Grab des Osi­ris wie­der auf (vgl. S. 36)…

Das Gro­ße Werk ist die Auf­nah­me des Initi­ier­ten in die Gött­lich­keit, der gött­li­che Geist steigt in die Mensch­heit her­ab (vgl. S. 37f)… Die Initia­ti­ons­ma­gie des Gol­den Dawn zielt auf die Erhö­hung des Bewußt­seins des Ein­ge­weih­ten vom natür­li­chen Zustand zur gött­li­chen Erleuch­tung, die Wie­der­ent­deckung und Ver­ei­ni­gung mit dem eige­nen inne­ren Selbst, „der Bud­dha-Natur“ („the Bud­dha-natu­re“ vgl. S. 41), dem gött­li­chen Selbst, dem ver­herr­lich­ten Osi­ris, dem höhe­ren Geni­us (vgl. S. 45–46).

Der Grad 0°=0° besteht auf der Läu­te­rung des Kan­di­da­ten („the puri­fi­ca­ti­on of per­so­na­li­ty“, „Puri­fi­ca­ti­on and con­se­cra­ti­on“). Zwi­schen den zwei Säu­len beginnt der Kan­di­dat, mit sei­nem gött­li­chen Geni­us in Kon­takt zu tre­ten („with his hig­her and divi­ne Geni­us“: vgl. S. 47). Der Anwär­ter auf den Rang des Adep­tus Minor, 5°= 6°, erfährt einen mysti­schen Tod und eine mysti­sche Auf­er­ste­hung („mysti­cal death“, „mysti­cal resur­rec­tion“, S. 67), wird mit dem ster­ben­den Gott assi­mi­liert („Dying God“, S. 67). Die Ein­ge­weih­ten ler­nen, daß sie im Grun­de Göt­ter mit gro­ßen Kräf­ten sind, die mystisch ster­ben und in die Unter­welt hin­ab­stei­gen… Sie ver­ei­nen sich mit ihrem gött­li­chen Geni­us, der ihnen gro­ße Macht ver­leiht (vgl. S. 68)… Beim Kan­di­da­ten des 5°= 6° wird der Engel HUA, der Rächer, ange­ru­fen, der über die Treue zum Ein­wei­hungs­eid wachen wird (vgl. S. 68).

Auf dem Boden der Kryp­ta des Adep­tus-Minor-Gra­des ist der Rote Dra­che („the Red Dra­gon“) abge­bil­det, die Kräf­te der pri­mi­ti­ven Arche­ty­pen, die der Kan­di­dat als Zei­chen der Erobe­rung nie­der­tram­pelt. In der Mit­te der Kryp­ta befin­det sich das Grab von Chri­sti­an Rosen­kreuz, das auch als Grab des Osi­ris bezeich­net wird („the Pastos of Rosen­kreutz – though the Pastos is also refer­red to as the Tomb of Osi­ris the Justi­fi­ed One“). Rosen­kreutz (oder Rosen­kreuz) und Osi­ris sind Typ und Sym­bol des höhe­ren und gött­li­chen Geni­us („the type and the sym­bol of the hig­her and divi­ne Geni­us“, vgl. S. 70).

Die Magie des Gol­den Dawn beinhal­tet die Anru­fung oder Evo­ka­ti­on von Engeln (vgl. S. 83f). Das Gro­ße Werk („the Gre­at Work“) des Gol­den Dawn ist „the know­ledge and con­ver­sa­ti­on of the Hig­her and Divi­ne Geni­us“, vgl. S. 89).

2.2. Aus Band 2 (1938): Rote Rose, Mystischer Tod, Teufel/​Luzifer…

Band 2 ent­hält die Ritua­le des Äuße­ren Ordens und des Inne­ren Ordens des Gol­den Dawn, letz­te­rer genannt Rote Rose und Gol­de­nes Kreuz („Ritu­als of the Inner Order, The Roseae Rubeae et Aureae Cru­cis“, Band 2, S. 153–289). Es gibt auch einen Anhang (S. 290–300) mit einem Text von Isra­el Regar­die („Fra­ter A.M.A.G.“, S. 300) über die Drei Häup­ter des Gol­den Dawn.

Isra­el Regar­dies vier­bän­di­ges Ritenbuch

Der Adept des Gol­den Dawn betritt, um das Licht zu fin­den, den Abgrund der Dun­kel­heit („an Abyss of Dark­ness“: vgl. S. 25).

Im 1°=10° heißt es, daß zwi­schen Metat­ron, dem Erz­engel des Guten, und Sama­el, dem Erz­engel des Bösen, der schma­le Weg liegt, der vom Erz­engel San­dal­phon bewacht wird… Ein „Logen“-Offizier ver­kör­pert Sama­el (vgl. S. 52f).

Auf dem 2°=9° ver­kör­pert der „Hiereus“-Offizier Osi­ris (vgl. S. 75).

Beim 3°=8° („Prac­ti­cus“) wird der Rote Dra­che erwähnt, der in der Kab­ba­la ein Sym­bol für das „Reich der Muscheln“ (das Reich des Bösen) ist, das unter der 10. Sephi­ra Mal­kuth steht. Der Dra­che hat 7 Köp­fe, Sym­bol der 7 Höl­len­pa­lä­ste, und 10 Hör­ner, Sym­bol der 10 Sephi­r­ot des Bösen (vgl. S. 114).

Im Tem­pel des 5°=6°, dem Inne­ren Orden oder der Roten Rose und dem Gol­de­nen Kreuz, wer­den Pan, der Tod, der Teu­fel und Typhon (böser Gott, Bru­der des Osi­ris) dar­ge­stellt. Das Kreuz wird als Sym­bol der Kor­rup­ti­on und des Zer­falls dar­ge­stellt (vgl. S. 155, S. 158).

Auf S. 162 des 2. Ban­des fin­det sich das Bild des Christus/​Initiaten am Kreuz, an das der Rote Dra­che mit 7 Köp­fen geklam­mert ist [So wird der not­wen­di­ge Kon­takt mit dem Dra­chen symbolisiert…].

Im Ritus des Pen­ta­gramms und der fünf Pfa­de der Roten Rose und des Gol­de­nen Kreu­zes wird erklärt, daß das 13. Arka­num des Tarots, der Tod („a Ske­le­ton“, „Death“: S. 178), den ewi­gen Wech­sel vom Leben in den Tod und vom Tod ins Leben lehrt („The eter­nal chan­ge from life into death through death into life“, S. 179).

Das Ritu­al erklärt, daß der Tod die Wir­kung des Höl­len­feu­ers („the infer­nal Fire“) des Dra­chen oder Typhon, der Schlan­ge des Bösen, ist, die Kraft, die alle Din­ge rege­ne­riert, die Trans­mu­ta­ti­on des Lebens, der Erneue­rer des Lebens („the Rene­wer of life“, vgl. S. 179f).

Das Ritu­al erklärt auch das 15. Arka­num des Tarot, den Teu­fel: Er ist die bru­ta­le Kraft der Natur, die sexu­el­le Kraft der Zeu­gung („the gross gene­ra­ti­ve powers of natu­re on the mate­ri­al pla­ne“, „the bru­tal forces of natu­re“, „the sexu­al powers of natu­ral gene­ra­ti­on“, vgl. Über­ein­stim­mung mit dem Gesetz des All­mäch­ti­gen, einem Gesetz, das durch das Pen­ta­gramm des Lichts sym­bo­li­siert wird: „He is the eter­nal rene­wer of all the chan­gings forms of Crea­ti­on in con­for­mi­ty with the Law of the All-Powerful One (Bles­sed be He) which con­trol­ling law is typi­fi­ed by the con­trol­ling Pen­ta­gram of Light sur­moun­ting the who­le“ (S. 183).

Der Ritus des Pen­ta­gramms erklärt, daß der Teu­fel des Tarots die erneu­ern­de Intel­li­genz ist, durch die Gott alle Din­ge erneu­ert: „the Reno­vat­ing Intel­li­gence, becau­se, by it, God the Holy One rene­weth all the chan­ging forms which are rene­wed by the Crea­ti­on of the World“ (S. 184).

Ich wen­de mich nun eini­gen Punk­ten der Zere­mo­nie des 5°=6°, Adep­tus Minor, zu.

Das Grab der Kryp­ta ist das Grab von Chri­sti­an Rosen­kreuz, dem Grün­der der Rosen­kreu­zer, es ist auch das Grab von Osi­ris… Es ist das Zen­trum des Uni­ver­sums, das Zen­trum als Punkt des Gleich­ge­wichts der kos­mi­schen Kräf­te… Das Grab hat die Form eines Hep­ta­gons, sie­ben Sei­ten. Die Zahl 7 spielt auf die 7 unte­ren Sephi­r­ot an, die 7 Palä­ste (vgl. S. 201f)… Der Schlüs­sel zum Grab­mal ist die Rose und das Kreuz, die das Leben der Natur zusam­men­fas­sen (vgl. S. 202). Das Wort des 5°=6° ist IAO: Isis-Apophis-Osi­ris. Apophis ist der Zer­stö­rer, Typhon (vgl. S. 204).

In der Kryp­ta oder Gruft der Adep­ten der Roten Rose und des Gol­de­nen Kreu­zes wird der Kan­di­dat an das Kreuz und den Rache­en­gel HUA gebun­den und der Name IAO auf ihn ange­ru­fen (vgl. S. 211f)… Im Eid nennt sich der Kan­di­dat Chri­sti­an Rosen­kreuz und Mit­glied des mysti­schen Lei­bes Chri­sti. Der Kan­di­dat erklärt, daß er sich, wie er an das Kreuz gebun­den ist, auch an den Inne­ren Orden (Rote Rose und Gol­de­nes Kreuz) bin­det, schwört, die Ver­ei­ni­gung mit sei­nem höhe­ren Geni­us [Engel] anzu­stre­ben, und beschwört auf sich die Züch­ti­gung des HUA-Engels im Fal­le der Ver­let­zung des Eides (vgl. S. 212–214). Dem Christus/​Adepten am Kreuz ist der Rote Dra­che ange­klam­mert (S. 229).

Prak­ti­sche Anlei­tun­gen für magi­sche Riten

Die Krypta/​Grabkammer des 5°=6° Gra­des beinhal­tet: Licht und Dun­kel­heit; die „Kelip­poth“, oder Sephi­r­ot des Bösen, und die Sephi­r­ot des Guten; und auch den Roten Dra­chen… In der Krypta/​Grabkammer fin­det der höl­li­sche Abstieg statt, um die höl­li­schen Mäch­te zu über­win­den (vgl. S. 238–240)…

Der Haupt-Adept der Kryp­ta des 5°-6°, sym­bo­lisch im Zen­trum der Erde pla­ziert (vgl. S. 271), läßt sich an das Schwur­kreuz bin­den, wo er sich noch mehr an den Inne­ren Orden der Roten Rose und des Gol­de­nen Kreu­zes bin­det (vgl. S. 275) und den Engel HRU und die Mäch­te der Höl­le („ye Forces of evil“) beschwört, damit sie sich dem Adep­ten, der den Schwur bricht, offen­ba­ren (vgl. S. 276)…

Der Ober­ste Adept wird auch mit den ägyp­ti­schen Gott­hei­ten Amoun und Osi­ris iden­ti­fi­ziert (vgl. S. 278).

Es folgt Regar­dies Bericht über die drei Häup­ter der Gol­de­nen Mor­gen­rö­te. Hier sind eini­ge Punk­te zusam­men­ge­faßt. Der erste Tem­pel des Gol­den Dawn, der 1887–1888 in Eng­land gegrün­det wur­de, trägt den Namen „Isis-Ura­nia“ zu Ehren der ägyp­ti­schen Göt­tin Isis, die – nach Ansicht der Chiefs of the Gol­den Dawn (UGLE- und SRIA-Frei­mau­rer) [SRIA = Socie­tas Rosi­cru­cia­na in Anglia] – Venus, der Mor­gen­stern, die „She­ki­nah“, die gött­li­che Gegen­wart, der Hei­li­ge Geist ist (vgl. S. 290)… Regar­die stellt fest, daß, wie Madame Blava­ts­ky auch in „Die Geheim­leh­re“ schreibt, die Venus auch Luzi­fer, Licht­trä­ger, im phy­si­schen und mysti­schen Sin­ne genannt wird (vgl. S. 290–291). Regar­die lobt Madame Blava­ts­kys Werk „The Secret Doc­tri­ne“ und stellt fest, daß es ein wich­ti­ges Werk für den Gol­den Dawn ist (vgl. S. 293), da es von den Urmen­schen vol­ler gött­li­cher Weis­heit spricht, den Hütern der Alten Myste­ri­en, dem Keim einer unsterb­li­chen Hier­ar­chie… Zu einer sol­chen Hier­ar­chie gehö­ren nach Regar­die die Drei Häup­ter des Gol­den Dawn (vgl. S. 293), die [Chief Adept, Second Adept, Third Adept] sowohl die drei höhe­ren Sephi­r­oth, Kether-Binah-Chok­mah, als auch die drei alche­mi­sti­schen Prin­zi­pi­en, Queck­sil­ber-Salz-Schwe­fel, reprä­sen­tie­ren (vgl. S. 295f).

Regar­die erklärt, daß nach der Gema­tria der Kab­ba­la das Wort „Mes­si­as“ („the Rede­emer or Mes­siah“) im Hebräi­schen den Zah­len­wert 358 hat, was dem Wort „Schlan­ge“ im Hebräi­schen ent­spricht. Im kab­ba­li­sti­schen Lebens­baum, der sich aus den 10 Sephi­r­oth zusam­men­setzt, ver­läuft die Schlan­ge der Weis­heit, die den Weg zur Kro­ne dar­stellt, die drei­köp­fi­ge Macht des Gol­den Dawn (vgl. S. 298). Regar­die stellt fest, daß die Schlan­ge auch der Ver­su­cher ist, also Luzi­fer, und Luzi­fer ist auch Venus, die Erlöserin:

„Inter­es­san­ter­wei­se ist in allen alten Syste­men die Schlan­ge auch der Ver­su­cher, Luzi­fer – und wie­der­um ist Luzi­fer die Venus, die Erlö­se­rin“ („Inte­re­st­ingly enough, in all anci­ent systems, the Ser­pent is also the Temp­ter, Luci­fer — and once again, Luci­fer is Venus, the Rede­emer“ S. 298).

2.3. Aus Band 3 (1939): Beschwörung von Engeln…

Noch im Rang des Adep­tus Minor (Inne­rer Orden, Rote Rose und Gol­de­nes Kreuz) wen­det man sich an den Herrn des Lichts und der Fin­ster­nis („Herr des Lichts und der Fin­ster­nis“: Bd. 3, S. 259). Der Adept ruft die Gei­ster des Him­mels, der Erde, der Luft und des Feu­ers her­bei und befiehlt ihnen, ihm zu gehor­chen (vgl. S. 260f)… Der Adept ver­kör­pert den Geni­us, Chri­stus, die Auf­er­ste­hung und das Leben, den­je­ni­gen, der die Schlüs­sel der Unter­welt und des Todes hält, Osi­ris, den Ver­söh­ner (vgl. S. 264)…

2.4. Aus dem 4. Band (1940): Tarot, Tod, Teufel, henochische Magie…

Auch das Tarot ist Gegen­stand des Stu­di­ums im Gol­den Dawn (vgl. Band 4, S. 217).

Isra­el Regar­die war Alei­ster Crow­leys Sekretär

In der Schrift „The Tarot Trumps“ über die Gro­ßen Arka­na des Tarot erklärt der Adept G. H. Sor­or Q. L. (Initia­ti­ons­na­me), die Arka­na XII, XIII, XV, XVII.

  • Arka­num XII, der Gehäng­te, stellt dar: das Opfer des Gei­stes, der in die Mate­rie hin­ab­steigt, die Inkar­na­ti­on des Gött­li­chen im Men­schen, um die Mate­rie umzuwandeln…
  • Arka­num XIII, der Tod, steht für die Ver­wand­lung, die stän­di­ge Evo­lu­ti­on der Natur (vgl. S. 213).
  • Arka­num XV, der Teu­fel, steht in Ver­bin­dung mit Arka­num XIII: Sie sind die bei­den gro­ßen Kräf­te des Uni­ver­sums, die destruk­ti­ve und die repro­duk­ti­ve. Die Zer­stö­rung ist not­wen­dig für das Leben: „XV. Der Teu­fel. Die­se Kar­te soll­te in Ver­bin­dung mit Nr. 13 stu­diert wer­den. Sie sind die bei­den gro­ßen kon­trol­lie­ren­den Kräf­te des Uni­ver­sums, die zen­tri­fu­ga­le und die zen­tri­pe­ta­le, zer­stö­ren­de und repro­duk­ti­ve, dyna­mi­sche und sta­ti­sche. Die nie­de­re Natur des Men­schen fürch­tet und haßt den Umwand­lungs­pro­zeß; daher die Ket­ten, die die nie­de­ren Figu­ren und die bestia­li­schen For­men ihrer unte­ren Glied­ma­ßen bin­den. Doch gera­de die­se Angst vor Ver­än­de­rung und Zer­fall ist not­wen­dig, um die Lebens­kraft zu sta­bi­li­sie­ren und die Kon­ti­nui­tät zu bewah­ren. Die Far­ben sind Indi­go, leuch­ten­des Braun, Gold­braun und Grau“ („XV. The Devil. This card should be stu­di­ed in con­junc­tion with No. 13. They are the two gre­at con­trol­ling forces of the Uni­ver­se, the cen­tri­fu­gal and the cen­tri­pe­tal, des­truc­ti­ve and repro­duc­ti­ve, dyna­mic and sta­tic. The lower natu­re of man fears and hates the trans­mu­ting pro­cess; hence the chains bin­ding the les­ser figu­res and the besti­al forms of their lower lim­bs. Yet this very fear of chan­ge and dis­in­te­gra­ti­on is neces­sa­ry to sta­bi­li­se the life-force and pre­ser­ve con­ti­nui­ty. The colours are indi­go, livid brown, gol­den brown and grey“, S. 214).
  • Arka­num XVII, der sie­ben­zacki­ge Stern, ist der Stern der Venus („Venus“), der Mor­gen­rö­te und des Mor­gen­sterns („dawn and the mor­ning Star“, vgl. S. 214f).

In einem ande­ren Bericht („Intro­duc­tion to the Eno­chi­an System“) erklärt Regar­die, daß es im Inne­ren Orden Rote Rose und Gol­de­nes Kreuz das Stu­di­um der Engels­ta­feln („the Ange­lic Tablets or Watch Towers“) und die Metho­de der heno­chi­schen Anru­fun­gen („the Eno­chi­an invo­ca­ti­ons“, S. 260) gibt.

Regar­die erklärt, daß das Heno­chi­sche System die erschöp­fen­de Syn­the­se des gesam­ten magi­schen Systems des Gol­den Dawn dar­stellt: „Es ist eines der erstaun­lich­sten magi­schen Sche­ma­ta, das mir je begeg­net ist, da es eine gründ­li­che und umfas­sen­de Syn­the­se des gesam­ten magi­schen Systems des Gol­den Dawn dar­stellt. Jedes wich­ti­ge Ele­ment des Wis­sens und der Pra­xis fand sich im Rah­men die­ser Engels­ta­feln wie­der“ („It is one of the most ama­zing magi­cal sche­mes that I have ever encoun­te­red, sin­ce it pro­vi­des a tho­rough-going and com­pre­hen­si­ve syn­the­sis of the enti­re magi­cal system of the Gol­den Dawn. Every important item of know­ledge and prac­ti­ce found its­elf incor­po­ra­ted within the scope of the­se Ange­lic Tablets“, S. 261). Das Heno­chi­sche System oder die Heno­chi­sche Magie ist die Astral- und Engels­ma­gie (sie macht die inne­ren Plä­ne sicht­bar…) die mit den eng­li­schen Magi­ern der Renais­sance­zeit John Dee und Edward Kel­ly ver­bun­den ist, (vgl. S. 262f). Im Gol­den Dawn gibt es engel­haf­te oder heno­chi­sche Magie, Beschwö­run­gen(„invo­ca­ti­ons“) von Engeln: „the Ange­li­cal lan­guage“, „the Ange­lic Secret Lan­guage“ oder „the Eno­chi­an Alpha­bet“, S. 264; „die heno­chi­sche oder engel­haf­te Spra­che“ (S. 267).

(Fort­set­zung folgt.)

*Pater Pao­lo Maria Sia­no gehört dem Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta (FFI) an; der pro­mo­vier­te Kir­chen­hi­sto­ri­ker gilt als einer der besten katho­li­schen Ken­ner der Frei­mau­re­rei, der er meh­re­re Stan­dard­wer­ke und zahl­rei­che Auf­sät­ze gewid­met hat. In sei­ner jüng­sten Ver­öf­fent­li­chung geht es ihm dar­um, den Nach­weis zu erbrin­gen, daß die Frei­mau­re­rei von Anfang an eso­te­ri­sche und gno­sti­sche Ele­men­te ent­hielt, die bis heu­te ihre Unver­ein­bar­keit mit der kirch­li­chen Glau­bens­leh­re begründen.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons


Bis­her in der Rei­he erschienen:

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