Bischof Álvarez in plumpem Bericht vorgeführt

Show im Gefängnis


Bischof Rolando Álvarez wurde im sandinistischen Staatsfunk gezeigt, wie er im Gefängnis Besuch von seinen Geschwistern bekommt.
Bischof Rolando Álvarez wurde im sandinistischen Staatsfunk gezeigt, wie er im Gefängnis Besuch von seinen Geschwistern bekommt.

(Mana­gua) Das sozia­li­sti­sche Regime von Nica­ra­gua mach­te Msgr. Rolan­do Álva­rez, den zu 26 Jah­ren Haft ver­ur­teil­ten Bischof von Matag­al­pa, zum Pro­pa­gan­da­ge­gen­stand. Wie im Zoo wur­de der Bischof der Öffent­lich­keit zur Schau gestellt.

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Der regi­me­na­he staat­li­che Fern­seh­sen­der Canal 4 strahl­te in der Nacht auf den 25. März einen plum­pen Bericht über den inhaf­tier­ten Bischof aus. Bischof Álva­rez war im August 2022 wegen sei­ner Kri­tik am san­di­ni­sti­schen Regime von Dani­el Orte­ga ver­haf­tet und im ver­gan­ge­nen Febru­ar wegen „Ver­schwö­rung“ zu 26 Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt wur­de. Offi­zi­ell heißt es, er habe „die natio­na­le Inte­gri­tät zum Scha­den des Staa­tes und der nica­ra­gua­ni­schen Gesell­schaft untergraben“.

Bis zur Ver­ur­tei­lung am 10. Febru­ar befand sich der Bischof im Haus­ar­rest, seit­her sitzt er im Gefäng­nis. Das Urteil erging in einer Nacht-und-Nebel-Akti­on einen Monat frü­her als von der Gerichts­be­hör­de ange­setzt. Am Bischof wur­de ein Exem­pel sta­tu­iert, weil er sich am Tag zuvor gewei­gert hat­te, ein Flug­zeug mit 222 ande­ren poli­ti­schen Gefan­ge­nen zu bestei­gen, das sie ins Exil in die USA brachte.

Nach dem Urteil ver­schwand Bischof Álva­rez hin­ter Gefäng­nis­mau­ern. Nie­mand hat­te ihn seit­her mehr gese­hen. Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen for­der­ten einen Nach­weis, daß der Bischof noch am Leben ist. Des­halb strahl­te der Staats­sen­der nun ein „Lebens­zei­chen“ aus.

Kri­ti­ker spre­chen davon, daß das san­di­ni­sti­sche Regime sich wie Ent­füh­rer ver­hält, die „Lebens­zei­chen“ vom Ent­führ­ten schicken. Der Bericht zeigt Bil­der des Bischofs in Gefäng­nis­klei­dung, der Besuch sei­ner zwei Geschwi­ster Vil­ma und Manu­el Álva­rez emp­fan­gen durf­te. Dafür wur­de ein Raum eigens prä­pa­riert, wo die drei Geschwi­ster für die Kame­ras zusam­men früh­stücken konn­ten. Ein Sekt­kü­bel für eine Pla­stik­fla­sche Mine­ral­was­ser, ein Tisch mit wei­ßem Tisch­tuch: eine rei­ne Propagandafarce.

Auf die Fra­ge, wie es ihm gehe, sag­te der Bischof:

„Gott sei Dank geht es mir gut, ich habe viel inne­re Kraft und viel Frie­den im Herrn und der Hei­li­gen Jungfrau.“

Der Bischof wur­de auch gefragt, ob er im Gefäng­nis eine wür­di­ge Behand­lung erfah­ren habe, wor­auf er nick­te und den Behör­den des Natio­na­len Straf­voll­zugs­sy­stems dankte.

Men­schen­rechts­ak­ti­vi­sten wie Bian­ca Jag­ger zeig­ten sich erfreut, ein Lebens­zei­chen des Bischofs zu erhal­ten und rie­fen dazu auf, „wei­ter­zu­kämp­fen, bis er frei­ge­las­sen wird“.

Das Cen­tro di Asisten­cia Legal Inter­ame­ri­ca­no en Derechos Huma­nos (Calidh, Inter­ame­ri­ka­ni­sches Rechts­hil­fe­zen­trum für Men­schen­rech­te) begrüß­te eben­falls die Tat­sa­che, daß Msgr. Álva­rez sei­ne Fami­lie tref­fen konn­te, erin­ner­te jedoch dar­an, daß es „die Pflicht des Staa­tes ist, sei­ne Unver­sehrt­heit sicher­zu­stel­len, das unge­rech­te Urteil auf­zu­he­ben, den Unschul­di­gen frei­zu­las­sen und den ent­stan­de­nen Scha­den wiedergutzumachen“.

Mit der Ver­ur­tei­lung zu 26 Jah­ren Haft wur­de Bischof Álva­rez auch die nica­ra­gua­ni­sche Staats­bür­ger­schaft ent­zo­gen und ihm auf Lebens­zeit unter­sagt, öffent­li­che Ämter zu bekleiden.

Auch einem ande­ren Bischof, der sich im Exil in den USA befin­det, wur­de die Staats­bür­ger­schaft ent­zo­gen. Kurz vor Bischof Álva­rez waren meh­re­re Prie­ster und Lai­en zu zehn Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt worden.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Canal 4 (Screen­shots)

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