(Managua) Das sandinistische Regime von Diktator Daniel Ortega entzog 94 Regimekritikern die nicaraguanische Staatsbürgerschaft, darunter auch dem Weihbischof von Managua, Msgr. Silvio Báez Ortega OCD.
Nach den Bürgerprotesten von 2018, die vom sozialistischen Regime mit roher Gewalt niedergeschlagen wurden, geriet Msgr. Báez wegen seiner mahnenden Worte gegenüber der Regierung ins Visier der Sandinisten. Er wurde darauf von Papst Franziskus nach Rom berufen, um ihn aus Nicaragua zu entfernen und „in Sicherheit“ zu bringen, wie es inoffiziell in Rom hieß. Eine neue Aufgabe erhielt er dort aber nicht. Darauf wurde dem Karmeliten eine Jesuitengemeinschaft in Florida als Aufenthaltsort zugewiesen. Dort lehrt er an einem Priesterseminar.
Dem seit mehr als drei Jahren im Exil lebenden Weihbischof wurde am Mittwoch vom sandinistischen Regime die Staatsbürgerschaft aberkannt. Nur wenige Tage zuvor war ein anderer Bischof des Landes, der Diözesanbischof von Matagalpa Msgr. Rolando Álvarez, zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Msgr. Álvarez hatte sich geweigert, das Land zu verlassen und ins Exil zu gehen.
Álvarez ist seit 2021 auch Apostolischer Administrator der Diözese Estelí. Der Bischof von Estelí, Msgr. Juan Abelardo Mata Guevara SDB, Generalsekretär der Nicaraguanischen Bischofskonferenz und Salesianer, war von Papst Franziskus emeritiert worden, als auch er wegen seiner Kritik am Regime in das Fadenkreuz der Sandinisten geriet.
Diktator Ortega beschuldigt die Kirche, hinter den Unruhen von 2018 zu stehen, um das sandinistische Regime zu stürzen. Jüngst bezeichnete er die Bischöfe des Landes als „Terroristen“.
In Nicaragua gibt es neun Diözesen, die zusammen die Kirchenprovinz Managua bilden. Die beiden Diözese Estelí und Matagalpa sind bischofslos. Bischof Mata wurde emeritiert und Bischof Álvarez sitzt seit August 2022 im Gefängnis. Vier weitere Diözesen wurden von Papst Franziskus nach den Unruhen von 2018 neu besetzt. Die Bischöfe seien, wie es in Rom heißt, auch unter dem Gesichtspunkt ausgewählt worden, gegenüber dem sozialistischen Regime umgänglicher zu sein.
Bischof Álvarez wurde am vergangenen Freitag, Bischof Báez am Mittwoch die Staatsbürgerschaft entzogen. Selbst wenn der eine aus dem Exil und der andere aus dem Gefängnis zurückkehren könnten, wäre es ihnen nicht mehr möglich, ihre bisherigen Aufgaben zu übernehmen.
Die katholische Hierarchie wird vom Regime ausgedünnt.
Auf die Nachricht seiner Ausbürgerung reagierte Bischof Báez mit einem Tweet:
„Gott des Lebens und der Befreiung! Ich danke Dir, daß ich Nicaraguaner bin, ein Stolz, den mir niemand nehmen kann. Ich bitte Dich, uns auf dem Weg zur Befreiung unseres Landes zu führen, wo das Volk unterdrückt und Deine heilige Kirche verfolgt wird. Durch Christus, unseren Herrn.“
Dazu veröffentlichte er ein Bild, das eine Hand zeigt, die eine Fahne Nicaraguas hält.
Insgesamt wurde in den vergangenen acht Tagen 317 Regimekritikern die Staatsbürgerschaft entzogen. Hinzu kommen die 222 politischen Gefangenen, die am 9. Februar exiliert und in die USA ausgeflogen wurden, darunter elf Priester wie Edwin Román, Großneffe des Nationalhelden Augusto Sandino, Harving Padilla und Uriel Vallejos.
Auf der am Mittwoch veröffentlichten Liste der 94 Personen, die zu Staatenlosen erklärt wurden, finden sich neben Bischof Báez auch die Schriftsteller Sergio Ramírez und Gioconda Belli.
Am 12. Februar reagierte Bischof Báez in einer Predigt auf das brutale Willkürurteil gegen Bischof Álvarez. Báez nannte jene „Verbrecher“, die „die Freiheit unschuldiger Menschen angreifen, ihre Würde mit Unwahrheiten verunglimpfen, alles tun, um sie zu demütigen, sie grausam behandeln und ungerecht verurteilen“. Wörtlich sagte der Bischof:
„Jene, die rechtschaffene Menschen ins Gefängnis bringen, und jene, die Bürger ihres eigenen Landes verbannen, sind Verbrecher.“
Dem Sandinisten Daniel Ortega gelang durch eine Bestimmung des nicaraguanischen Wahlrechts 2006 mit 36 Prozent der Stimmen die Rückkehr an die Macht. Seither baut er das sandinistische Regime aus, fest entschlossen, die Macht dieses Mal nicht mehr abzugeben. Bei den jüngsten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2021 hatte er alle wichtigen Konkurrenten im Vorfeld verhaften lassen.
Wie lange wird Papst Franziskus, den Diktator Ortega seinen „Freund“ nennt, noch dazu schweigen?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Prensa (Montage)