Der US-amerikanische Philosoph, Liturgiker, Publizist und Komponist Peter Kwasniewski wird seit Jahren auch in Europa einem immer größeren, interessierten katholischen Publikum bekannt. Soeben ist sein jüngstes Buch mit dem Titel „True Obedience in the Church“ („Wahrer Gehorsam in der Kirche“) bei Sophia Press erschienen. „Darin zeigt er die Grundlagen und die Grenzen des Gehorsams gegenüber den kirchlichen Autoritäten auf und macht deutlich, daß die Kirche kein Recht hat, die überlieferte katholische Messe und die dazugehörigen liturgischen Bücher abzuschaffen“, schreibt Maike Hickson in ihrer gestern bei LifeSiteNews veröffentlichten Besprechung des Buches. Der Anlaß für Kwasniewskis Buch ist aktuell und steht in direktem Zusammenhang mit dem derzeitigen Pontifikat, insbesondere dem Motu proprio Traditionis custodes.
Der Autor zeigt auf, daß kirchliche Autoritäten einen Priester nicht suspendieren oder bestrafen dürfen, nur weil er an der überlieferten Liturgie festhält. Kwasniewski geht sogar soweit zu sagen, daß solche Strafen „null und nichtig“ sind und betroffene Priester daher „weiterhin die Sakramente verwalten können wie bisher“.
Im ersten Teil seines 128-Seiten-Buches zeigt Kwasniewski, wie Hickson beschreibt, die Grundlagen für die Bedeutung des Gehorsams sowohl gegenüber der Kirche als auch gegenüber dem Staat auf, „da beide Autoritäten uns von Gott gegeben sind und der Gehorsam ihnen gegenüber dem Gemeinwohl dient. Wenn wir unseren Autoritäten gehorchen, gehorchen wir letztlich Gott“. Der Zweck dieses Gehorsams sei dabei klar und zentral. Kwasniewski schreibt zum Grund und Ursprung der Autorität:
„(…) um dem gemeinsamen Wohl vieler zu dienen und es zu fördern“.
Gleichzeitig schränkt das Konzept des Gemeinwohls diese Autorität aber auch ein. Die Macht der Autorität, Menschen zu binden, „liegt im Gemeinwohl begründet“.
„Wenn also die Autorität ihr Amt offenkundig gegen das Gemeinwohl einsetzt, dann fehlt diesem Befehl von Natur aus die moralische Bindekraft.“
Der Autor zeigt dies am Beispiel der Kindererziehung auf, um dann zur Frage überzuleiten, was denn das Gemeinwohl in der Kirche ist. Es ist, wie Kwasniewski ausführt, „das Leben Jesu Christi, ihres souveränen Hauptes – die überreiche Gnade Seiner vergöttlichten Seele, die mit Seinen Gliedern geteilt wird durch die Erleuchtung des Verstandes durch die Offenbarung und die Entzündung des Herzens durch die übernatürliche Liebe Seines Herzens – und die Vergöttlichung der Seelen durch das sakramentale Leben und das Gebet“. Der letzte Teil, das Gebet, ist vor allem „der feierliche, formale, öffentliche Gottesdienst, den wir die heilige Liturgie nennen“.
Hier wird deutlich, so Hickson, daß Kwasniewskis Buch „eindeutig als Antwort auf das päpstliche Dokument Traditionis custodes vom vergangenen Juli geschrieben ist, das darauf abzielt, die traditionelle Form der Liturgie ein für allemal auszulöschen. Papst Franziskus sagt darin, daß die liturgischen Bücher des Novus Ordo, also der neuen Ordnung der Messe, ‚der einzige Ausdruck der lex orandi des Römischen Ritus sind‘, und erklärt damit den überlieferten Ritus, der sich über Jahrhunderte entwickelt hat, für obsolet“. Für Kwasniewski ist diese Haltung, wie sie in Traditionis custodes zum Ausdruck kommt, „eine zutiefst unkatholische, ja antikatholische Sichtweise“, so Hickson weiter.
Da die Liturgie wahrhaftig die „Quelle und der Höhepunkt des christlichen Lebens“ ist, folgt daraus, daß die Abschaffung oder das Verbot oder irgendeine Art und Weise, gegen den ehrwürdigen Römischen Ritus zu arbeiten, „der Jahrhundert um Jahrhundert demütig empfangen, dankbar geliebt und überschwenglich gepriesen wurde und geistliches Wachstum brachte, der berüchtigtste und schädlichste Angriff auf das Gemeinwohl ist, der möglich oder vorstellbar ist“, so Hickson in der Wiedergabe von Kwasniewskis Ausführungen.
Daraus ergibt sich die Frage nach dem Gehorsam. Wenn der Angriff auf den überlieferten Ritus dem Gemeinwohl der Kirche zuwiderläuft, und Kwasniewski läßt keinen Zweifel daran, daß dem so ist, dann sollte ihm nicht gehorcht werden. Der US-amerikanische Liturgiker zitiert an dieser Stelle die Priesterbruderschaft St. Pius X., die bekräftigt, daß die traditionelle Messe „zum innersten Teil des Gemeinwohls der Kirche gehört“. Sie einzuschränken, so deren Erklärung weiter, „kann keine Legitimation haben“.
„Dieses Gesetz ist kein Gesetz der Kirche, denn, wie der heilige Thomas sagt, ist ein Gesetz gegen das Gemeinwohl kein gültiges Gesetz.“
Anhand der Aussagen zahlreicher maßgeblicher Theologen und Kirchenmänner stützt Kwasniewski diese These, um dann zu verdeutlichen, daß es die Pflicht eines jeden römischen Papstes ist, die Liturgie der Kirche zu bewahren und nicht sie drastisch zu verändern.
Der bekannte Theologe und Kirchenrechtler Francisco Suárez SJ (1548–1617), dem der Ehrenname Doctor Eximius, „hervorragender Lehrer“, zugesprochen wurde, sagte: „Wenn der Papst eine Anweisung gibt, die den rechten Sitten widerspricht, muß man ihm nicht gehorchen“. Vielmehr fügte er hinzu, daß „es erlaubt wäre, sich ihm zu widersetzen“, wenn der Papst etwas anordnet, was gegen die Gerechtigkeit oder das Gemeinwohl verstößt.
„Kwasniewski geht noch weiter“, so Hickson, „und sagt, daß ‚wir verpflichtet sind, [ungerechte Befehle] aus Liebe zu unserem Herrn zu verweigern‘.“
Daraus leitet Kwasniewski ab, daß Priester, die suspendiert – oder sogar exkommuniziert oder laisiert – werden, weil sie sich weigern, den überlieferten Ritus aufzugeben, ihren priesterlichen Dienst fortsetzen können:
„Wenn eine Strafe auf falschen theologischen oder kanonischen Grundlagen verhängt wird, ist sie null und nichtig, so wie der kanonische Prozeß und die Exkommunikation von Jeanne d’Arc später als illegitim anerkannt wurden. (…) Der Priester kann weiterhin die Sakramente spenden wie bisher; seine Fähigkeiten bleiben unbeeinträchtigt.“
Laut Kwasniewski befinden wir uns in außergewöhnlichen Zeiten, in einem Ausnahmezustand, „in dem sich die kirchliche Autorität durch ihren Angriff auf die liturgische und theologische Tradition gegen das Gemeinwohl der Kirche gewandt hat“. Er weist auf Athanasius, den Patriarchen von Alexandria, hin, der exkommuniziert wurde, aber „nicht zögerte, sein Werk dennoch fortzusetzen“, und dennoch später heiliggesprochen, zum Kirchenvater erhoben und mit den Ehrentiteln „der Große“, „der Unsterbliche“ ausgezeichnet wurde.
Hickson resümiert:
„Dieses kleine Buch ist ein Schatz für katholische Traditionalisten. Es gibt uns alle Argumente an die Hand, die wir brauchen, um in diesen wichtigen Fragen ein gut geformtes Gewissen zu haben, um des Seelenheils willen.“
Zugleich verweist sie auf das Interview, das sie im Herbst 2021 mit dem deutschen Schriftsteller Martin Mosebach führte, der mit Blick auf Traditionis custodes „in die gleiche Richtung wie Kwasniewski argumentierte“ und ausführte, daß jene, die den überlieferten Ritus lieben, auch bereit sein müßten, für eine kurze Zeit im Zustand der „legitimierten Illegalität“ zu leben.
Schließlich verweist Hickson auf Bischof Athanasius Schneider, der das Kwasniewski-Buch befürwortet, indem er darüber schreibt, daß es „eine wertvolle und zeitgemäße theologische Klärung über die authentische Bedeutung des Gehorsams bietet“ und „vielen verwirrten Seelen Gewissensfrieden bringen und ihre Treue zur immerwährenden lehrmäßigen und liturgischen Tradition der Heiligen Mutter Kirche bestätigen wird“.
Peter Kwasniewski: True Obedience in the Church: A Guide to Discernment in Challenging Times. Sophia Institute Press, Manchester (New Hamphire) 2021, 126 Seiten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Sophia Press (Screenshot)
Solange die Kirche und ihre Vertreter die wahre, konzilsfreie Lehre der Tradition verkünden und darauf den Gehorsam ableiten haben wir zu folgen.
Zb. bei den Dogmen, da gibt es nur ein bedingungsloses ja, sonst ist man nicht mehr Katholisch.
Oder bei der Liturgie, wer den NOM feiert kann unter Bedingungen gültig zelebrieren, aber es ist und bleibt illegal und nicht gottgefallig da es krass Quo Primum und auch dem Konzil von Trient widerspricht.
Die Feier der Messe aller Zeiten ist Ausdruck des Gehorsams gegen Gott, die Konzilskirche ist bald Geschichte und damit auch ihr gottfernes Treiben.